Hallo Aurora, hallo Ihr Lieben,
sorry, dass ich mich erst jetzt wieder melde. Es ist so viel passiert in letzter Zeit und ich war froh als ich nach Hause kam und für mich alleine sein konnte.
Mittlerweile bin ich wieder zurück in meinem Arbeitsleben, hat mir besser getan als ich dachte. Auch war ich auf Fortbildung und ich nenne es Schicksal, denn ich konnte dort mit einer Fachkraft in Bezug auf Suchterkrankungen sprechen.
In letzter Zeit habe ich soviel Dinge erfahren und zur Zeit bekomme ich immer wieder die Bestätigung dafür was ich über die Krankheit meines Mannes heraus gefunden habe. Ich habe viel mit Ärzten und Therapeuten gesprochen. Natürlich hat es mir den Boden unter den Füssen weggerissen bei dieser Diagnose, aber ich kann jetzt viel besser damit umgehen.
Letzten Dienstag habe ich allen Mut zusammen genommen und den ehemaligen Zimmerkollegen meines Mannes bei seiner LZT besucht.
Keine Ahnung warum ich so lange damit gewartet habe. Wahrscheinlich bin ich erst jetzt in der Lage die ganze schonungslose Wahrheit zu verkraften. Er ist ein ganz lieber und hat sich sehr einfühlsam mit mir unterhalten. Er hat nichts verheimlicht, mir keine Ratschläge gegeben was ich jetzt machen soll. Jedoch hat er mir seine Sicht der Dinge erzählt, seine Meinung dazu gesagt und mir auch bereitwillig aus seinem Leben als "nasser" und jetzt als "trockener" Alkoholabhängiger die Erfahrungen und die Gedanken erzählt.
Ja, ich fühle mich seitdem viel besser, denn es wird mir immer wieder bestätigt, dass ich keine Schuld daran habe, denn ich habe es ja nicht besser gewusst. Ich kann meinem Mann jetzt viel neutraler begegnen und weiß dass er die ganzen Dinge die in der Vergangenheit waren und jetzt noch auf mich zukommen nicht mit der Absicht mir wehzutun gemacht hat.
Natürlich will ich nicht behaupten dass es mir gut geht, es schmerzt nach wie vor, da gibt es nichts zu beschönigen und ja ich vermisse ihn unendlich. Und NEIN ich möchte ihn nicht verlieren. Dies ist die Aussage meines Herzens. Aber ich werde der Aussage meines Verstandes folgen, der mir sagt, dass eine Trennung unumgänglich ist. Das wir uns erstmal entfernen müssen um vielleicht eines Tages wieder zu einander zu finden . Das geht alles nur step by step. Es dauert halt ein bischen, bis Kopf und Herz wieder im Einklang sind.
Auch kann ich noch nicht unbeschwert nach draußen unter Leute gehen. Will ich auch gar nicht. Ganz fest habe ich mir vorgenommen bei jedem Schritt den ich mache zuerst in mich hinein zu hören ob ich dass überhaupt will, ob ich überhaupt Lust dazu habe. Und siehe da, es funktioniert. Vor 2 Wochen war ich sogar mit meiner Tochter in der Rockkneipe und wir beide waren am Ende überrascht wie viel Spaß wir hatten. Wir haben mit wildfremden Menschen gelacht und es hat so, sorry für das Wort, "UNFUCKINGBELIEVABLE" gut getan. An diesem Abend konnte ich alles Negative ausblenden.
Natürlich denke ich noch viel an meinen Mann, ich hasse ihn ja nicht, wünsche mir Zeit mit ihm zu verbringen, aber nicht mehr unter den Umständen die zu unserer Trennung führten. Er gehört immer noch zu meinem Leben, wir hatten wunderschöne Zeiten und wie bereits erwähnt, sein Verhalten gehört zum Krankheitsbild und ich muss nicht mehr damit umgehen. Aber ich kann ihm normal begegnen, denn ich muss ihn ja nicht mehr mit nach Hause nehmen. Und warum sollte ich keine Zeit mit ihm verbringen, wenn es mir gut tut. Aber davon sind wir noch weit entfernt und ich weiß ja nicht wie mein Mann darüber denkt.
Entschuldigt bitte diese lange Mitteilung, aber ich denke ich sehe ganz ganz weit entfernt ein ganz schwaches Lichtlein am Ende meines Tunnels
LG Sugarbubble