Zitat von KatharsisAlles anzeigenHallo Bob,
„wegen des zu erwartenden Rückfalls“ – das klingt so passiv, als würde er zwangsläufig über Dich hereinbrechen wie schlechtes Wetter und Du wärst dem Ganzen hilflos ausgeliefert.
Das bist Du nicht ;-).
Ich habe schon öfter erwähnt, dass ich früher Leute ohne Suchtproblem gefragt habe, ob sie sich ein Leben komplett ohne Alkohol vorstellen könnten und allen wurde dabei der Kragen eng. „Für immer“, das ist die Zeitspanne, die uns anscheinend Beklemmungen macht.
Bei mir waren Appelle an die Eigenverantwortlichkeit und Vernunft leider völlig vergebens. Geholfen hat mir dann letztendlich nur das Schreiben, tägliche kurze Notizen, um mich im Visier zu behalten. Was ich geschrieben hatte, konnte ich nicht mehr verdrängen, mich selbst nicht mehr belügen, es hat sich quasi in meinem Kopf manifestiert.Einen Rückfall habe ich notiert:
Drei Wochen abstinent. Nur ein Bier mit dem Nachbarn getrunken. Super, geht doch, danach eine ganze Woche Ruhe. Freitag mit dem Nachbarn richtig zugeschlagen. Samstag Kopfaua, Gartenarbeit und absolut keine Lust, Alkohol zu trinken. Na, wenn das nicht mal eine gesunde Einstellung ist, gar nichts los.
Nächstes Wochenende Freitag und Samstag getrunken. Tja nun, kann ja mal vorkommen.
Am dritten Wochenende von Freitag bis Mittwoch durchgetrunken, habe mir den Alkohol vom Imbiss bringen lassen müssen. Vorstellungsgespräch abgesagt mit der Begründung, dass ich offensichtlich Alkoholikerin bin und mich erst einmal um mich kümmern müsste. Schnappatmung beim Gesprächspartner, dann Erleichterung. Maßnahme: Entzugsklinik.Das waren die Dinge, an denen ich nicht vorbei kam, denn da stand es schwarz auf weiß.
So habe ich mich von Tag zu Tag gehangelt und immer wieder nachgelesen.
Alte Weisheit ist auch: Jeden Tag is Watt :-), denn das bedeutet Leben. Wenn´s danach gehen würde, gibt es den richtigen Tag zum Aufhören nicht…Viele Grüße
Katha
Vielen Dank für die ermunternden Worte und das Teilen deiner Erfahrungen.
Ja, mir ist klar, dass ich mich passiv verhalte, vermutlich, weil ich trotz all der schlimmen Erfahrungen nicht einsehen will, auf die vermeintlich bequeme Art anstrengende oder langweilige Etappen zu überwinden.
Trotz allgemeiner Antriebsarmut geht es mir nicht einmal ernsthaft schlecht, ich versuche den Tag zu ordnen und bin viel draußen, zudem bin ich hier und auch real in SHG aktiv.
Ich habe oft von anderen Betroffenen gehört, die länger trocken sind, dass sie das Thema Suchtdruck nicht kennen, da sie ja so dankbar sind, gefühlsmäßig als eine Art Erleuchtung nicht mehr saufen zu "brauchen".
Dummerweise ist dieser Cut bei mir nicht eingetreten, trotz wirklich beängstigender Erfahrungen während einer Alk-Psychose.
Vermutlich mache ich es mir aber auch zu einfach, indem ich erwarte, dass ich quasi ohne Alk glücklicher sein müsste....das bin ich nämlich, wenn ich an die "netten" Räusche denke, nicht.
WOHL ABER bin ich glücklicher im Verhältnis zu den ständigen Entzugserscheinungen nebst peinlicher Auffälligkeiten gegenüber Chef, Freunden und Familie, von der Optik (rotes, schwitziges Gesicht) und dem Schlafentzug ganz zu schweigen.
Daher:
Eventuell provozier ich gerade in meinem Kopf als eine Art Rechtfertigung, dass ich mir irgendwann wieder selbst bewusst wider besserem Wissen die Kante gebe...aber meine Hoffnung ist zum Einen, dass ich nicht so dumm sein werde, und zum anderen, dass es nicht so wird wie vorher....also Leugnung des Problems im Ganzen...und letzteres scheint wohl immernoch irgendwie in meinem Kopf herumzuspuken.