Ich fürchte, ich bin hier richtig...

  • Hallo,

    nachdem ich seit heute hier freigeschalten bin, kopiere ich mal den Text aus dem Vorstellungsbereich in etwas gekürzter Form hier rein:


    Hallo,


    ich habe jetzt seit gestern viele Beiträge hier im Forum gelesen und mich entschlossen, selbst hier zu schreiben.

    Kurz zu mir - ich bin 29 Jahre alt, habe einen guten Beruf und studiere in diesem Beruf gerade.

    Zur Geschichte:

    Vorab - ich denke, dass ich schon durch meine Gene absolut vorbelastet bin. Mein Opa (väterlicherseits) hatte selbst nie ein Problem mit Alkohol, er hat mal am Abend 1-2 Bier getrunken, aber nie mehr. Ich habe ihn auch nie betrunken gesehen.

    Von seinen männlichen Nachkommen haben oder hatten aber quasi alle mehr oder weniger ein Problem mit Alkohol. Weiter möchte bzw. sollte ich dies hier im öffentlichen Bereich wohl nicht ausführen...

    Ein Zufall wird das wohl kaum sein, dass quasi alle männlichen Nachkommen meines Opas ein Problem mit Alkohol haben. Denke da ist doch einiges genetisch bedingt.

    Nun zu mir. Mit dem Alkohol begann es mit 15/16 Jahren, als man eben die Wochenenden mit Kumpels auf Parties / im Bauwagen verbracht hat. Da ich zu der Zeit noch keinen Führerschein hatte und immer ältere Freunde in der Clique dabei waren, musste man natürlich nie fahren, wodurch man ja jedes WE trinken konnte.

    Mit Ende 16 begann dann meine Ausbildung, bei der ich unter der Woche in einem Wohnheim mit Kollegen untergebracht war. So kam es, dass man auch hier Abends oft sehr lange zusammensaß und reichlich Alkohol trank. Am Wochenende dann heim zu den Kumpels und es ging weiter.

    Mir war zu der Zeit natürlich noch nicht bewusst, dass mit mir irgendwas nicht stimmt, schließlich habe ich nie zu Hause und nie alleine getrunken. Wenn ich aber mit anderen unterwegs war, war ich oft der Vollste von allen. Die anderen waren betrunken, ich war richtig voll... Im Nachhinein betrachtet war das wohl schon ein deutliches Warnsignal, dass bei mir da irgendwas nicht stimmt.

    Irgendwann wurde es dann immer weniger mit dem Weg gehen mit zunehmendem Alter. Mein Bier habe ich dennoch weiterhin sehr gerne getrunken, irgendwann dann auch zu Hause vor dem Fernseher.

    Vor gut 5 Jahren mit 24 habe ich dann meine Freundin kennen gelernt, eine bildhübsche Frau, ich weiß bis heute nicht, wie ich an sie ran kam. Anfangs habe ich in der Folge auch deutlich weniger getrunken, es wurde dann aber auch immer mehr. Natürlich führte das Thema Alkohol auch desöfteren zum Streit mit ihr. Letztlich habe ich oft versucht, dann zu trinken, wenn wir uns nicht sahen (was aufgrund beruflicher Situation / Schichtarbeit / Schule bzw. Studium an unterschiedlichen Orten) häufig der Fall war.

    Zwischendurch, insbesondere, wenn ich Diät machen wollte (wenn ich nicht sehr auf mein Ess- und Trinkverhalten achte, nehme ich relativ schnell zu) habe ich mal 2-3 Monate keinerlei Alkohol zu mir genommen, irgendwann aber wieder damit angefangen (es war zu der Zeit auch nie mein Ziel, komplett aufzuhören, obwohl ich mich in der Phase eigentlich immer viel besser fühlte und viel besser schlafen konnte).

    Jedenfalls hat mich meine Freundin vor fast genau 4 Wochen nun verlassen. Als Grund nannte sie zwar nicht den Alkohol sondern diverse Dinge, ich bin mir aber sehr sicher, dass der Alkohol eine tragende Rolle dabei gespielt hat.

    In einem Gespräch 2 Wochen später habe ich ihr gesagt, was ich alles ändern würde und ihr auch gesagt, dass ich für sie gänzlich mit dem Trinken aufhören würde, woraufhin ich als Antwort allerdings nur erhielt: "Das wird sich eh nie ändern".

    Ich habe die erste Woche nach der Trennung nichts getrunken, dann aus Frust heraus wieder eine Kiste Bier gekauft und seither zwischen 2 und 7 Bier am Tag getrunken, letztmalig am Dienstag.

    Nun bin ich den 3. Tag ohne Alkohol, wobei es mir am Mittwoch zum allerersten Mal wirklich schlecht ging (zittrige Hände, sehr komisches Gefühl im Magen, irgendwie neben der Spur). Nehme allerdings auch seit Dienstag Anti Depressiva und weiß nicht, inwieweit diese dazu beitragen. Habe ja schon öfters mal mehrere Tage oder Wochen nix getrunken, bis auf das Zittern hatte ich das Gefühl aber noch nie...

    Jedenfalls ging und geht es mir psychisch aufgrund der Trennung von meiner Freundin, dem Besten was mir je passiert ist, enorm schlecht. Ich kann sie aber verstehen, wer hat schon Lust darauf, mit 22 einen Freund zu haben, der ständig trinkt?

    Ich habe nun zum ersten Mal den Schluss gefasst, mit dem Trinken aufzuhören. Ich weiß, dass dies verdammt schwer ist, weiß aber auch, dass es mit einem eisernen Willen möglich ist. Und vielleicht habe ich bei meinerFreundin, wenn sie sieht, dass es mich auch ohne Alkohol gibt, doch noch eine Chance...

    Vielen Dank fürs Lesen meines langen ersten Beitrages!

  • Hey und willkommen,

    da auch ich selbst Neuling bin, kann ich deine Geschichte bei mir in Teilen wiedererkennen, das Trinken in der Clique, dann das Trinken zuhause, schließlich das bewusste Zulaufenlassen ohne Sinn und Verstand, was früher zwar passierte, aber immer mehr Normalität wurde.

    Das "Neben der Spur sein" und die zitternden Hände sind zwar typische Entzugserscheinungen, aber können natürlich auch Nebenwirkungen des Antidepressivum sein, letzteres kannst du ergänzend online nachschauen, da hat man neben dem Beipackzettel meist weitergehende Infos zu Nebenwirkungen.

    Zitternde Hände hatte ich oft, komisches Gefühl im Magen ebenso, das "Neben der Spur sein" war bei mir tatsächlich auch entzugsbedingt, wobei das bei mir meist mit Überempfindlichkeit und Ängstlichkeit einherging.

    Schön dass du geschrieben hast, jede Mittelung über eigene Probleme - so finde ich - ist wie wenn man Ballast von der Seele nimmt.

    Was deine Freundin sagte, das sagte auch meine Ex zu mir, nur angeblich auch nicht auf Alk bezogen, "Nein, Menschen ändern sich nicht".

    Klar ist das Quatsch, aber wichtig ist, dass man sich erstmal um sich selbst kümmert!

    Ich selbst trinke sei ca. 5 Wochen nichts, meine längste Pause waren 8 Wochen, mein Ziel ist aber nun, nicht mehr nur einfach "Pausen" zu machen sondern schlicht ohne Alk zu leben, auch wenn ich mir das momentan sehr schwer vorstellen kann.

    Zwar versteht sich dieses Forum als eigene Selbsthilfegruppe, weshalb externe Themen unerwünscht sind, aber empfehlen kann ich dir NEBEN dieser Kontaktaufnahme hier auch schlicht die häufig gut erreichbaren Suchtberatungszentren, die einen dann an eine reale Selbsthilfegruppe oder sonstige Hilfen verweisen, ich selbst etwa bin über meinen Arzt zum Psychiater - und über diesen zu AA gekommen. Dabei belasse ich es erstmal, bevor Forumsteilnehmer wütend aufheulen.

    Je weniger vom Klaren, desto klarer der Tag ;(

  • Hallo Estadox,

    nun tauge ich nicht viel zum Begrüssungsäffchen ;-), aber schön, dass Du hier aufgeschlagen bist.
    Ein kalter Entzug kann bei Alkoholikern zum Tod führen. Du wirst die Anti Depressiva ja nicht ohne ärztliche Aufsicht einschmeißen, was sagt denn Dein Doc zu Deinem körperlichen Befinden? Weiß er, dass Du bis Dienstag noch getrunken hast und jetzt abstinent leben willst?

    Mir wird ein bisschen mulmig, wenn ich lese, dass Du mit der Sauferei aufhören willst, um bei Deiner Freundin noch eine Chance zu bekommen. Es ist bestimmt leichter, wenn wir so ein Ziel haben, aber nach meiner Erfahrung und dem, was ich bisher gesehen habe, können wir auf Dauer nur zufrieden trocken leben, wenn wir für uns selbst aufhören.
    Ich habe es in erster Linie wegen meiner Kinder geschafft und bin nach Jahren wieder umgefallen, als sie erwachsen waren. Da habe ich bemerkt, dass mir da so eine Art Grundsubstanz fehlt, von der ich zehren kann, wenn´s mal wieder richtig düster ausschaut.
    Ich wünsche Dir jedenfalls, dass Du den Dreh bekommst und nicht wieder aufgibst, wenn Deine Freundin Dich evtl. auch trocken nicht zurück haben möchte, denn Du hast ja selbst schon bemerkt, wie viel besser man sich fühlt, wenn man sich das Gift nicht reinlitern muss.

    Hallo Bob,

    kaum ein Alkoholiker konnte sich auf Anhieb ein Leben ohne Alkohol vorstellen, damit bist Du nicht allein. Mir hat es geholfen, mich nicht gleich mit der Ewigkeit auseinander zu setzen, sondern erst einmal Tag für Tag, manchmal auch Stunde für Stunde, bis die Abstinenz immer alltäglicher wurde. Plötzlich wird Dir dann bewusst, dass Du Tagelang bereits überhaupt nicht an Alkohol gedacht hast. Da Du eine reale SHG besuchst, wird Dir das auch Jemand bereits geraten haben.
    Ich hoffe ja nun nicht, dass hier Jemand aufheult :D, weil Du dir alle Hilfe holst, die Du benötigst. Jedes Mittel muss einfach legitim sein, wenn es uns hilft, aus der Sucht auszusteigen, denn das ist das einzig Entscheidende.

    Euch Beiden alles Gute auf Eurem Weg und ein entspanntes Wochenende.

    Viele Grüße
    Katha

  • Hallo ihr Beiden,


    also das kam jetzt wohl etwas falsch raus... Ich habe zwar auch zu meiner Freundin bzw. Ex-Freundin (es fällt mir nach der langen Zeit noch immer verdammt schwer, sie als solche zu bezeichnen, da ich sie über alles liebe...) gesagt, dass ich für sie das Trinken aufhören würde, der jetzige Entschluss hat aber weniger mit ihr zu tun bzw. damit, dass ich glaube, sie dadurch zurückzugewinnen.

    Ich bin bislang trotz der ganzen Trinkerei immer gut durchgekommen. Hatte nie Probleme am Arbeitsplatz, den Führerschein weg oder dergleichen. Nun habe ich aber zum ersten Mal eine schlimme Konsequenz (zumindest teilweise alkoholbedingt) erleben müssen mit der Trennung von meiner Freundin... Und dies hat mir nun die Augen geöffnet - hoffe ich...

    Inzwischen ist Tag 4 bald vorbei, mir gehts soweit gut, lediglich noch ein wenig zitternde Hände sind vorhanden, aber das ist auch schon viel besser geworden...


    Auch mir geht es wie dir Bob (wenn ich deinen Namen richtig deute bist du ja in meinem Alter bzw. gerade mal 2 Jahre älter als ich), ich kann es mir ebenfalls noch schwer vorstellen, von nun an nie mehr etwas zu trinken, aber ich versuche, darüber gar nicht großartig nachzudenken im Moment sondern von Tag zu Tag zu schauen. Und momentan fehlt mir nichts.

    Natürlich ist es aber schade, dass wir durch den missbräuchlichen Gebrauch des Alkohols den normalen Gebrauch im Rahmen einer Feierlichkeit o.ä. unmöglich gemacht haben, aber damit müssen wir wohl leben...

    Katharsis - meine komplette Verwandtschaft arbeitet quasi im ärztlichen- oder Pflegebereich - die AntiDepressiva habe ich auf diesem Wege erhalten, also ohne offizielle ärztliche Aufsicht. Ich hoffe, ich werde jetzt nicht gleich zerrissen hier...

    Und nochmal zum Thema mit meiner Freundin - ich sehe, selbst wenn ich jetzt komplett aufhöre zu trinken, nur minimalste Chancen diese zurück zu gewinnen, so brutal das auch für mich ist. Letztlich war zwar die Trennung der Anstoß meines Umdenkens, aber der Grund ist wie gesagt nicht der Wunsch, sie zurückzuerhalten, da die Chance gen 0 geht...

    Liebe Grüße

  • Guten Morgen Estadox,

    das klingt ja schon ganz anders :-). Manche von uns müssen wirklich immer wieder sämtliche Grenzen überschreiten, bis sie endlich von Anderen ausgezählt werden. Es ist kein Leben mehr, wenn wir abhängig trinken müssen, weder für uns noch für unsere Partner oder Angehörigen.

    Ich denke, Du kannst aufhören zu hoffen. Du hast das Ruder in der Hand, Du bestimmst, wo es lang geht – vertraue Dir selbst und lass Dich nicht weiter beherrschen.
    Wir haben immer mindestens zwei Möglichkeiten: Wir können uns in den Ecken herumdrücken, verschämt Menschen unseres Vertrauens eingestehen, dass wir Alkoholiker sind und uns den Rest unseres Lebens bedauern, weil wir uns quasi selbst eine Fluchtmöglichkeit genommen haben und nun nicht mehr trinken „dürfen“. Davon halte ich persönlich ja gar nichts ;-).
    Wir können uns aber auch gerade machen, etwas für uns tun, für den Kopf, die Seele und den Körper und uns all die Vorteile bewusst machen, die es hat, wenn wir nicht abhängig trinken müssen.
    Ich erinnere mich z.B. mit Schaudern an stundenlange Diskussionen an Wochenenden, wo krampfhaft überlegt wurde, wer nun mit Kutschieren dran ist, damit der Rest sich volllaufen lassen kann. Das artete teilweise direkt in Zickereien und Streit aus. Heute setze ich mich in mein Auto, fahre, wohin ich will und kann vor allem jederzeit wieder fahren, wenn es mir nicht mehr gefällt. Das ist für mich ein Stück Freiheit.
    Hat man keine körperlichen Schäden davongetragen, fühlt man sich nach spätestens 14 Tagen um ein Vielfaches besser. Dies wirkt sich natürlich auch auf das Selbstbewusstsein aus – das hast Du bei Deiner Trinkpause sicherlich selbst bereits bemerkt.

    Ein Freund moserte neulich herum wegen all der trockenen Alkoholiker, die dauernd davon faseln, was für ein schönes Leben sie jetzt hätten, nur weil sie mit dem Trinken aufhören konnten. Ich musste zwar schmunzeln, weil er teilweise recht hat: Ein schönes Leben bekommst Du nicht automatisch serviert, wenn Du abstinent lebst, dafür muss jeder Mensch etwas tun, ob er suchtkrank ist oder nicht, aber ich habe ihn auch gefragt, ob er sich nicht bereits besser fühlt, wenn das Zittern der Hände, der glasige Blick, das aufgedunsene Gesicht, das Trockenkot*en, etc. wegfällt und er sich nicht mehr notfallmäßig ins Krankenhaus einliefern lassen muss, weil ihm seine Bauchspeicheldrüse um die Ohren fliegt.
    Als Antwort kam: „Na ja, schon…, aber…“
    Da lehne ich mich zurück und warte geduldig weiter, bis er sich vielleicht doch noch mal für das Leben entscheidet, aber ich spare mir die Puste und zähle ihm nicht weiterhin die Vorteile auf.

    Genauso wenig würde ich Dich „zerreißen“ wollen wegen Deiner Eigenmedikation, denn ich bin nicht für Dich verantwortlich.
    Ich kann nur für mich sprechen: Ich weiß, was Alkohol in Verbindung mit Psychopharmaka anrichten kann, denn ich habe es oft genug bei Anderen gesehen.
    Mir ist bewusst, dass selbst Ärzte und Fachkräfte oft erstaunlich wenig wissen über die Alkoholkrankheit und die Gefahren des kalten Entzuges und würde da gar nichts riskieren, auch wenn Jemand sagt, dass er das Ganze bereits 27 Mal erfolgreich durchgezogen hat. Beim 28. Mal setzt vielleicht seine Atmung aus und er stirbt. In meinen Augen ein lächerlicher Tod, der vermeidbar wäre. Ich mache den kontrollierten Entzug ja schließlich, um zu leben, für die Alternative müsste ich mich vorher nicht so quälen.
    Für mich war es zudem unglaublich wichtig, anderen Menschen im realen Leben mitzuteilen (mitteilen, nicht bekennen, zugeben, gestehen, sich outen, etc.), dass ich Alkoholikerin bin, damit ich mir selbst diese Tatsache bewusst machen kann. Das war für mich der schwierigste Schritt, da ich mich zunächst geschämt habe, weil ich nicht allein aus der Sucht aussteigen konnte.
    Vom Arzt benötigte ich medizinische Hilfe, Freunden wollte ich mich anvertrauen und in den SHG´s habe ich erfahren dürfen, dass viele Menschen betroffen sind, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Beruf. Ich war mit meinem Problem nicht allein und konnte mich dann an die Arbeit machen, anstatt mich mit irgendwelchen Ängsten oder dem Schamgefühl herumschlagen zu müssen. Dieser Schritt hat mir mehr weitergeholfen als alles Andere, denn versteckt hatte ich mich vorher zur Genüge mit meinem Problem.

    Ich sehe den Alkohol auch nicht als Feind an. Zuverlässig und immer griffbereit hat er mich auf meinen eigenen Planeten gebeamt. Nur habe ich ihn letztendlich missbraucht und dafür forderte er Teile meines Körpers, meines Geistes und meiner Seele, meine Würde und mein Selbst-Bewusstsein wollte er ganz. Ich bin nicht mehr bereit, diesen Preis zu zahlen und mich zu einem selbstmitleidigen Jammerlappen degradieren zu lassen.
    Nun muss man wieder mit mir rechnen, kann aber auf mich auch zählen und handzahmes Schäfchen, das aus lauter Schuldbewusstsein brav hinterher trabt und sich auf platteste Art manipulieren lässt, war gestern.
    Abstinenz ist nur der Anfang, dann kommt erst der Brocken Arbeit, aber es lohnt sich, versprochen ;-). Das einzig Schöne an unserer Krankheit ist ja, dass wir sie selbst stoppen können.

    Dir einen schönen Sonntag.

    Liebe Grüße
    Katha

  • Hallo Katha,

    danke für deinen ausführlichen Beitrag :)

    Ja, die Sache mit der Streiterei, wer denn nun fährt, kenne ich selbst auch nur zu gut von früher :) In letzter Zeit kam es eigentlich kaum noch dazu, da ich nicht mehr viel weggegangen bin, sondern meist zu Hause vorm Fernseher meine Biere getrunken habe, was eigentlich ja schlimm genug ist...

    Zum Thema bzgl. Alkohol und Psychopharmaka - ich habe seit gestern nun auch keine Anti Depressiva mehr genommen, da es bei mir inzwischen auch psychisch schon wieder ganz langsam aufwärts geht (was nicht an den Anti Depressiva liegen kann, da diese wohl erst nach ca. 10 Tagen ihre Wirkung entfalten). Ich denke, nach der Trennung vermehrt zu trinken, war wohl das Falscheste, was ich tun konnte und hat mich nur noch depressiver gemacht. Aber in dem Moment war mir eben wirklich alles egal, da sie meine große Liebe war / ist und ich mit dem Verlust nur sehr schwer umgehen konnte und noch immer kann.

    Bezüglich des Themas kalter Entzug - wie gesagt, ich will hier in keinster Form etwas verharmlosen und habe mich bewusst hier angemeldet - habe ich mich auf diversen Seiten (von denen ich denke, dass diese durchaus seriös erscheinen) eingelesen. Hierbei war darüber zu lesen, dass insbesondere Spiegeltrinker, was ich definitiv nie war (ich habe jeden Tag meine 0,00 Promille erreicht), den Gefahren des kalten Entzuges ausgesetzt sind. Ich habe wie gesagt, fast nie harten Alkohol zu mir genommen. Dass dennoch ein Restrisiko bleibt, bestreite ich in keinster Weise. Weiterhin habe ich gelesen, dass diese Gefahren in den ersten 5 Tage besonders drohen, heute bin ich ja schon bei Tag 5 und es geht mir körperlich sehr gut, psychisch wie gesagt auch schon ein wenig besser.


    Was du sonst so schreibst bzgl. Würde, Selbstbewusstsein etc. kann ich auch sehr gut nachvollziehen. Ich habe keine Lust mehr, nach 4 Bier zu erzählen, ich hätte nur eines getrunken und immer wieder entsprechende Ausreden zu finden. Weiterhin muss ich froh sein, dass ich noch im Besitz meines Führerscheines bin, da ich auch mehrmals mit einigen Bier gefahren bin und einige wenige Mal auch schon im stark betrunkenen Zustand. Einmal kam es sogar vor, dass ich am nächsten Tag von der Fahrt nichts mehr wusste und erst mal schauen musste, wo mein Auto steht... Das spricht ja dann auch deutlich für sich. Und ein Verlust des Führerscheins hätte bei mir beruflich fatalste Folgen. Und ich denke, letztlich wäre es nur eine Frage der Zeit, bis ich ihn irgendwann abgegeben hätte...

    So weit erstmal von mir, ich freue mich über jeden Beitrag.

    Auch dir / euch einen schönen Sonntag

    Liebe Grüße

  • Hallo estadox,

    das was es so im Internet zu lesen ist sollte nie einen Arzt ersetzen.

    Zitat

    Weiterhin habe ich gelesen, dass diese Gefahren in den ersten 5 Tage besonders drohen,

    Ich will dir keine Angst machen, das bedeutet aber nicht dass du nach 5 Tagen sicher bist.

    Im Krankenhaus wirst du auch nicht schon nach 5 Tagen entlassen, die gehen auf Nummer sicher.

    LG Martin
    ------------------------
    Wie kann ich das Forum unterstützen ?

  • Herzlich Willkommen,

    Wie geht es dir heute?

    Als ich die Überschrift deines Fädchens hier las: "Ich fürchte, ich bin hier richtig" musste ich etwas grinsen. Humor ist sicher eine gute Kraftquelle. Deine geäußerte Sorge, dass man dich hier zerreisst, weil ...."meine komplette Verwandtschaft arbeitet quasi im ärztlichen- oder Pflegebereich - die AntiDepressiva habe ich auf diesem Wege erhalten, also ohne offizielle ärztliche Aufsicht" ist sicherlich aus nachvollziehbaren Gründen auch nicht unberechtigt. Ich zerreisse dich jetzt nicht, doch ist manchmal Leben nicht schon eine Zerreißprobe? Nicht jeder Schmerz, nicht jede Trauer ist eine Depression und erfordert ein Antimittel, sondern leben halt.
    Ich selbst zähle nicht mehr meine unabhängigen Tage, es sind inzwischen Monate und Jahre geworden. Türen schließen sich, andere Türen öffnen sich....
    und langsam bin ich wieder in meinem Leben hineingewachsen. Was nicht heißt, dass jetzt alles gut ist ;) - doch kratze ich nicht mehr an geschlossene Türen.
    gruss Trek

  • Guten Morgen Trek,


    hmmmm heute bin ich eher wieder schlechter drauf und muss leider viel an meine Ex denken, nachdem es gestern genau 4 Wochen nach der Trennung waren... Habe noch immer extremst an der Sache zu knabbern und das wird wohl auch noch sehr lange der Fall sein...

    Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, was du mir sagen wolltest, aber wohl, dass Liebeskummer es nicht erfordert Anti Depressiva einzunehmen. Wie bereits geschrieben habe ich diese ja bereits wieder abgesetzt, nachdem ich nun wenigstens wieder ein klein wenig am Leben teilnehme. Die ersten Wochen nach der Trennung lag ich halt quasi ausschließlich im Bett, habe geheult und so gut wie nicht geschlafen und ein Ende hiervon war nicht in Sicht, daher habe ich das mit den Medikamenten mal ausprobiert.


    Wenn ich meine schlechte Stimmung, die auf oben ausgeführte Situation zurückzuführen ist, ausklammert, geht es mir soweit gut. Sowohl körperlich (es ist lediglich noch ein leichtes Zittern vorhanden, mein Schlaf wird so langsam auch besser, bin momentan immerhin bei 5 Stunden angekommen pro Nacht) als auch psychisch - ich verspüre derzeit keinerlei Drang oder Lust auf ein Bier. Morgen Abend ist dann schon mal die erste Woche geschafft.

    Achja - zur Überschrift - es ist ja nicht unbedingt etwas, worüber man froh ist oder worauf man stolz ist, wenn mein ein Problem mit Alkohol hat - daher die Überschrift ;)

    LG

    estadox

  • Hallo Karsten,

    ja mir ist es durchaus bekannt, ich habe in den letzten Tagen sowohl hier, als auch in anderen Foren und allgemein im Internet extremst viel über das Thema Alkoholsucht allgemein und natürlich auch über das Thema kalter Entzug gelesen.

    Ich weiß, dass ich mich mit dieser Aussage hier nicht unbedingt beliebt mache, aber ich glaube einfach nicht, dass mir diesbezüglich eine Gefahr droht. Wie schon beschrieben, habe ich auch in der Vergangenheit nicht jeden Tag getrunken (okay, in den Wochen nach der Trennung schon), und auch nie harten Alkohol. Weiterhin sind es ja wohl insbesondere die ersten 5 Tage, die diesbezüglich besonders gefährlich sind und diese sind ja bereits überstanden.

    Nur um das nochmal klarzustellen - ich will hier in keinester Weise etwas beschönigen, verharmlosen oder sonst etwas, ich habe hier immer die Wahrheit geschrieben (was würde es mir sonst auch bringen, hier zu schreiben, wenn ich lügen würde?), aber bzgl. des Kalten Entzuges und den Gefahren sehe ich bei mir jetzt kein Problem, da ich wohl (wenn ich mich mit anderen Vergleiche) noch ziemlich am Anfang der "Alkoholkarriere" stehe (wo ich hoffentlich auch bleiben werde..).

    Da ich jetzt schon mehrfach durch diverse Mitglieder hier auf das Risiko angesprochen wurde (was ich durchaus positiv auffasse, mir ist klar, dass es jeder hier gut meint), hätte ich auch eine Gegenfrage - - edit, keine Diskusionen über den kalten Entzug bitte, danke, Tina -

    LG

    estadox

  • Hallo Karsten,


    ich habe ja auch nur etwas dazu geschrieben, weil ich nun mehrfach gefragt wurde, ansonsten wäre ich da nicht näher darauf eingegangen. Und ich bin da ja grundsätzlich deiner / eurer Meinung, dass bei einer fortgeschrittenen Gewöhnung des Körpers an den Alkohol eine Entwöhnung ohne ärztliche Aufsicht wenig sinnvoll ist (mein Vater, der jeden Tag richtig prall war und die 0 Promille wohl wochenlang nicht erreicht hat, hatte damals nach 2-3 Tagen mehrere Krampfanfälle, wobei diese natürlich nicht auf den Alkohol zurückzuführen waren...).

    Ich nehme das Ganze mit Sicherheit nicht auf die leichte Schulter und es ist auch keinesfalls mein Ziel, irgendjemand zum kalten Entzug zu animieren, in keinster Weise.

    Ich hoffe, ich werde hier nicht missverstanden und für meine Einstellung verteufelt, aber ich denke, dass ich meine Situation (die durchaus nicht sonderlich positiv ist) schon realistisch einschätze.

    LG

    estadox

  • Hallo estadox

    ich spreche mal Klartext

    Zitat

    Ich nehme das Ganze mit Sicherheit nicht auf die leichte Schulter und es ist auch keinesfalls mein Ziel, irgendjemand zum kalten Entzug zu animieren, in keinster Weise.

    Du belügst dich selbst und es ist ein absoluter Blödsinn zu behaupten die Risiken zu kennen . Da nutzen auch keine seitenlange Rechtfertigungen .

    Jeder kann zum Arzt gehen und es abklären . Das dauert kürzer und beansprucht weniger Energie als die Zeit die du hier verwendest um es auszusitzen und schönzureden .

    Um was geht es denn dir genau ? Angst beim Arzt sich als Alkoholiker zu bekennen ? Scham, Alkoholiker zu sein ? Oder einfach mal das Risiko auskosten, anstatt einer lebenslange Abstinenz, einen nicht mehr zu reparierende Schaden von sich zu tragen ?

    Rausschleichen aus der Sucht, es verheimlichen ist jedenfalls nicht den Weg den wir hier vermitteln wollen . Es muss ja auch einen Grund gegeben haben, das du dich bei uns gemeldet hast . Weswegen eigentlich ?

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut,


    natürlich um mich mit anderen über die ganze Sache zu unterhalten und letztlich von dem Zeug wegzukommen, hatte ich ja aber auch schon geschrieben.

    Es gehtmir auch nicht darum, mich aus irgendwas rauszuschleichen und es zu verheimlichen. Ich bin aber einfach der Meinung, dass ein Entzug unter ärztlicher Aufsicht in meiner Situation nicht notwendig ist, wie bereits mehrfach beschrieben.

    Daher stelle ich auch gerne nochmal meine Frage, die ich oben bereits gestellt hatte, aber leider keine Antwort erhielt:

    - edit, wir diskutieren hier nicht über den kalten Entzug, bitte respektiere das, danke, Tina -

    LG

    estadox

  • Hallo estadox

    an kalten Entzügen wird verreckt und darüber gibt es auch keine Diskussion.
    Was du machst liegt in deiner Verantwortung . Deine ganze Argumentation ist nicht die erste die wir hier lesen und wird auch nicht die Letze sein .

    Zitat

    Es gehtmir auch nicht darum, mich aus irgendwas rauszuschleichen und es zu verheimlichen.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Gut, wie gesagt, ich bin nur darauf eingegangen, da ich mehrfach danach gefragt wurde und habe hierauf meine persönliche Meinung zu meinem persönlichen Fall gesagt. Wenn dies hier komplett unerwünscht ist, dann bin ich hier wohl falsch.

    Schade, fand es eigentlich durchaus interessant hier, aber ich finde, ein wenig tolerant anderen Meinungen gegenüber sollte man auch sein. Es ist nicht jede Sucht und jeder Fall genau gleich. Und ich ging davon aus, dass man hierüber eben auch sprechen kann in einem solchen Forum.

  • Hallo estadox,

    das Forum ist ja keine Unterhaltungsplattform wie was sein könnte .

    Zitat

    Es ist nicht jede Sucht und jeder Fall genau gleich

    die Sucht ist gleich nur der eigene Umgang damit ist verschieden .

    Hier werden Erfahrungen mitgeteilt und es liegt an dir wie weit du von deiner Selbsthilfe Gebrauch machst. Alkoholismus ist nun mal eine schwere Krankheit die wir hier auch nicht auf die leichte Schulter nehmen .

    Nochmals hier die Grundbausteine die aus jahrelange Erfahrungen zusammengetragen geworden sind .

    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…echternheit.php

    Estadox, ich kann dich sehr gut verstehen und dein Gedankengänge sind mir nicht fremd. Ich hatte diese am Anfang auch. Es sind die typischen nassen Gedanken . Es braucht Zeit und auch einen Vertrauensvorschuss um Erfahrungen anzunehmen die einem (erstmal) gegen den Strich gehen .

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo estadox,

    Zitat

    ein wenig tolerant anderen Meinungen gegenüber sollte man auch sein

    ich denke schon dass wir tolerant sind, ich gebe aber niemandem der sich erhängen will ein Seil.

    Du verteidigst dein Vorhaben und bedenkst dabei nicht dass es andere Leser nachmachen könnten und es nicht überleben.

    Zitat

    Ich hoffe, ich werde hier nicht missverstanden und für meine Einstellung verteufelt, aber ich denke, dass ich meine Situation (die durchaus nicht sonderlich positiv ist) schon realistisch einschätze.

    Aus Erfahrung weiss ich dass das nicht so ist, Alkoholiker sind ganz gut darin sich selbst zu belügen.

    Du glaubst also dass du das ohne Arzt schaffst, ich dachte nach einigen Tagen aus der Klinik wieder zu Hause zu sein.

    Hier kannst du lesen wie lange es dauerte und wie "easy" es war.

    LG Martin
    ------------------------
    Wie kann ich das Forum unterstützen ?

  • Hallo ihr Beiden,

    erstmal danke für eure Beiträge.

    Zunächst zu deinem Beitrag Hartmut:

    Selbstverständlich ist dieses Forum hier keine Unterhaltungsplattform, als solche habe ich es auch auch nicht verstanden.

    Die Sucht ist die selbige, das ist korrekt, da habe ich mich wohl etwas falsch ausgedrückt. Aber ich würde sagen, die Intensität und das Stadium der Fortschreitung sind dann zumindest mal individuell verschieden. Diese Formulierung trifft es eventuell besser.

    Auch nehme ich hier nichts auf die leichte Schulter, es war schon ein gewisser Schritt für mich, mich hier anzumelden, auch wenn es natürlich alles in der Anonymität des Internets abläuft.

    Ob meine Gedankengänge nun "nasse" Gedanken sind oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen. Dass etwas mit meinem Konsum nicht passt, war mir schon länger klar, nun habe ich aber zum ersten Mal den Vorsatz gefasst, wirklich dauerhaft aufzuhören. Und wie du selbst sagst, es braucht wohl tatsächlich Zeit, um Erfahrungen und Gedanken, mit denen ich mir schwer tue, sie so zu akzeptieren, anzunehmen.


    @ Martin


    Ich kann deine Hinweise bzw. deine Besorgnis über meine Vorgehensweise bzw. über meine diesbezüglichen Beiträge hier durchaus nachvollziehen. Wie schon beschrieben, ich hätte hier auch nichts bzgl. kaltem Entzug geschrieben, wenn ich nicht mehrfach bzgl. des Aufsuchens eines Arztes gefragt worden wäre. Ich gehe halt auf die Beiträge, die an mich gerichtet sind, ein und schreibe meine Meinung und die Wahrheit dazu (es wäre wohl nicht der richtige Weg gewesen, wenn ich dann einfach gesagt hätte, ja ich war bei nem Arzt und...). Ich will hier schon bei der Wahrheit bleiben.

    Und natürlich gebe ich dir vollkommen Recht, dass Alkoholiker (wobei sich das natürlich auf alle Süchtigen bezieht, egal ob Drogen, Spieler oder sonstiges) sich selbst und ihr Umfeld gerne belügen.

    Ich denke, dass ich in den letzten Tagen seit meinem Entschluss, aufzuhören, zum ersten Mal ehrlich zu mir selbst bin. Ich habe es inzwischen auch meiner Mutter mitgeteilt, wie meine Sicht der Dinge ist und dass ich komplett aufhören möchte.

    Deine Geschichte liest sich sehr heftig und wirkt extrem abschreckend. Und genau das ist so ein Beispiel (ich habe im privaten Umfeld ja selbst genügende gesehen) warum ich jetzt den Cut machen will und eben nicht so weit kommen möchte, bis irreparable Schäden an meinem Körper und in meinem Umfeld entstanden sind.
    Aber ich bin mir auch sehr sicher, dass deine Situation deutlich weiter fortgeschritten war, als die meinige derzeit zum Glück noch ist.

    Ich habe im Übrigen nicht vor, die ganze Geschichte komplett ohne Arzt und weitere (ggf psychologische) Hilfe durchzuziehen.

    Ich hoffe, ihr könnt meine Gedankengänge bzgl. meiner Vorgehensweise ein wenig nachvollziehen, bin aber ansonsten dennoch weiterhin über die Meinung der "alten Hasen" dankbar.

    LG

    estadox

  • Zitat von Katharsis

    Hallo Bob,

    kaum ein Alkoholiker konnte sich auf Anhieb ein Leben ohne Alkohol vorstellen, damit bist Du nicht allein. Mir hat es geholfen, mich nicht gleich mit der Ewigkeit auseinander zu setzen, sondern erst einmal Tag für Tag, manchmal auch Stunde für Stunde, bis die Abstinenz immer alltäglicher wurde. Plötzlich wird Dir dann bewusst, dass Du Tagelang bereits überhaupt nicht an Alkohol gedacht hast. Da Du eine reale SHG besuchst, wird Dir das auch Jemand bereits geraten haben.

    Ja, das stimmt, dort "lebt man trocken" von Tag zu Tag, aber mir fällt das irgendwie schwer, aus folgendem Grund:
    Irgendwie habe ich - weil ich quasi schon jetzt präventiv ein schlechtes Gewissen wegen des zu erwartenden Rückfalls habe - an einem trockenen Tag kein besonders "stolzes" oder gutes Gefühl, eher mal nach einer Woche...und das mit dem schlechten Gewissen resultiert irgendwie daraus, dass ich mir ein alkfreies Leben nicht vorstellen kann und wohl auch deshalb schon Rechtfertigungen suche, dass ich evtl. doch kein Alki sein könnte...obwohl mir entgegen dieser eher unterbewussten Strömungen mein (jetzt ;) ) klarer Verstand eindeutig sagt:
    Entzugserscheinungen körperlicher Art hat man nicht vom Genusstrinken, das Schwitzen, das Zittern, die Unruhe, Ängstlichkeit,....sogar ein Delir..

    Will sagen: Ich WEIß dass ich ein Alki bin, will es aber anscheinend nicht wahrhaben oder glauben, sonst würde ich nicht auf oben genannte dumme Gedanken kommen....eine Art Widerstreit zwischen "Seh es doch endlich ein dass das Suizid bedeutet" und dem "ach, naja, das war nur letzte Zeit wegen dem und dem Ereignis so"....

    Ich denke aber, das geht - wie du schon sagtest - vielen so.

    Und ich habe mir gesagt, was einmal einer aus der AA zu mir sagte:
    "Wie du darfst nicht saufen? du darfst jederzeit, die Frage ist, willst du das wirklich"....und mit diesem Apell an die Eigenverantwortlichkeit versuche ich auch diese zerstreuten Gedanken zu ordnen, denn:

    Selbst wenn ich erst in 5 Jahren auch unterbewusst endlich anerkenne, was mein Verstand jetzt schon weiß...besser von Rückfall zu Rückfall gehangelt als so weiterzumachen, zumal meine jetztigen 5 Wochen wegen der SHG (ob nun real oder online) nicht das gleiche leere Gefühl hinterlassen haben wie meine damaligen Pausen.

    Ach ja: Mein Psychiater hatte mir die Entscheidung des "Alki ja oder nein" recht deutlich mit einem "ja" abgenommen, wohl kein Zufall, dass ich mich seitdem irgendwie befreiter fühle...trotz all der dummen Gedanken.

    Je weniger vom Klaren, desto klarer der Tag ;(

  • Hallo Bob,

    „wegen des zu erwartenden Rückfalls“ – das klingt so passiv, als würde er zwangsläufig über Dich hereinbrechen wie schlechtes Wetter und Du wärst dem Ganzen hilflos ausgeliefert.
    Das bist Du nicht ;-).
    Ich habe schon öfter erwähnt, dass ich früher Leute ohne Suchtproblem gefragt habe, ob sie sich ein Leben komplett ohne Alkohol vorstellen könnten und allen wurde dabei der Kragen eng. „Für immer“, das ist die Zeitspanne, die uns anscheinend Beklemmungen macht.
    Bei mir waren Appelle an die Eigenverantwortlichkeit und Vernunft leider völlig vergebens. Geholfen hat mir dann letztendlich nur das Schreiben, tägliche kurze Notizen, um mich im Visier zu behalten. Was ich geschrieben hatte, konnte ich nicht mehr verdrängen, mich selbst nicht mehr belügen, es hat sich quasi in meinem Kopf manifestiert.

    Einen Rückfall habe ich notiert:
    Drei Wochen abstinent. Nur ein Bier mit dem Nachbarn getrunken. Super, geht doch, danach eine ganze Woche Ruhe. Freitag mit dem Nachbarn richtig zugeschlagen. Samstag Kopfaua, Gartenarbeit und absolut keine Lust, Alkohol zu trinken. Na, wenn das nicht mal eine gesunde Einstellung ist, gar nichts los.
    Nächstes Wochenende Freitag und Samstag getrunken. Tja nun, kann ja mal vorkommen.
    Am dritten Wochenende von Freitag bis Mittwoch durchgetrunken, habe mir den Alkohol vom Imbiss bringen lassen müssen. Vorstellungsgespräch abgesagt mit der Begründung, dass ich offensichtlich Alkoholikerin bin und mich erst einmal um mich kümmern müsste. Schnappatmung beim Gesprächspartner, dann Erleichterung. Maßnahme: Entzugsklinik.

    Das waren die Dinge, an denen ich nicht vorbei kam, denn da stand es schwarz auf weiß.
    So habe ich mich von Tag zu Tag gehangelt und immer wieder nachgelesen.
    Alte Weisheit ist auch: Jeden Tag is Watt :-), denn das bedeutet Leben. Wenn´s danach gehen würde, gibt es den richtigen Tag zum Aufhören nicht…

    Viele Grüße
    Katha

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