Beiträge von Thalia1913

    Hallo Hartmut,

    finde ich auch - in der Theorie - ne interessante Frage. In der Praxis ist’s bei mir so gewesen, dass ich meinen Tiefpunkt als etwa halbes Jahr meines Lebens beschreiben würde, innerhalb dessen ich an meinen persönlichen Wendepunkt gelangt bin.

    Das Wort Tiefpunkt legt ja nahe, dass es einem besonders schlecht geht („tief gesunken“, „ganz unten“, all solche Assoziationen). Wie genau das aber aussieht, ist ja sehr verschieden und kann sich auch ganz anders anfühlen. Daher heißt’s ja vollständig auch „persönlicher“ Tiefpunkt. Das englische „rock bottom“ enthält noch den Felsen, an dem einfach Schluss ist, weil es da lang beim besten Willen (trotz der Stärke der Sucht) nicht weiter geht.

    Ich kenne einen trockenen Alkoholiker, der wusste genau, als sein persönlicher Wendepunkt gekommen war. Er wusste, jetzt höre ich auf, und es führt kein Weg zurück. Bei mir war das nicht so, ich habe es erst in der Rückschau nach Monaten begriffen, dass da wirklich was klick gemacht hatte.

    Das würde ich vielleicht auch einem nassen Alkoholiker sagen, der argumentiert, dass sein Tiefpunkt noch nicht erreicht sei und er deshalb ja gar nicht aufhören könne. „Wenn du jetzt aufhörst, wird das vielleicht dein Tiefpunkt gewesen sein, nur dass du es erst hinterher merkst.“

    Bisschen paradox, ich weiß.

    Viele Grüße

    Thalia

    Hallo Thomas,

    schön, dass du dich hier am Austausch beteiligen willst.

    Ich bin Anfang fünfzig und jetzt seit ein paar Jahren trocken. Davor hatte ich auch schon einmal eine längere abstinente Phase, aber dann wieder zu trinken begonnen, ganz allmählich. Daher habe ich auch großen Respekt vor dem Suchtgedächtnis.

    Als ich dann glücklicherweise zum zweiten Mal trocken werden konnte 2013, hatte ich anfangs richtig Angst vor meinem suchtkranken Hirn. Da hat mir auch das viele Lesen über die Krankheit und später dann der Erfahrungsaustausch mit anderen, schon länger trockenen Alkoholikern geholfen.

    Jetzt habe ich keine Angst mehr, weil ich mich meinem Suchtgedächtnis nicht mehr wehrlos ausgeliefert fühle. Aber eben nur, weil ich es ernst nehme und nicht verdränge, dass es da ist, für immer.

    Du schreibst

    Zitat

    freue mich auf professionelle Unterstützung und Erfahrungsaustausch.

    Nur zur Klarstellung, hier schreiben nur selbst Betroffene, Alkoholiker und Angehörige, und keine Suchtberater oder Ähnliches.

    Gehst du zusätzlich auch noch in eine Selbsthilfegruppe vor Ort?

    Viele Grüße und weiterhin einen guten Austausch hier.

    Thalia

    Hallo LeaLux,

    ich schreibe dir als trockene Alkoholikerin.

    Ich konnte trocken werden, als ich mir meiner Eigenverantwortung wieder bewusst werden konnte.

    Du schriebst

    Zitat

    Derzeit habe ich so eine Überlegung im Kopf, dass ich mit ihm eine Beziehungspause vereinbare (3 Monate oder vielleicht sogar 6) und jeder schaut, in der Zeit auf eine gute Spur zu kommen. Ich würde u.a. in eine 12 Schritte Klinik und an meiner Liebes-/Beziehungssucht und Co Abhängigkeit arbeiten. Und er kann ja machen was er will, […]. Dann schaue wir danach, ob jeder in seinem Tempo mit seinen Themen weiter gekommen ist.

    Ist doch eine gute Idee. Es hilft dir vielleicht, den Schritt jetzt zu gehen, wenn du es erst einmal als Trennung auf Zeit begreifst. Und sechs Monate ohne dich - wenn er es dann nicht schafft, hast du in deiner eigenen Therapie für Co-Abhängigkeit, die du machen willst, genügend Stärke gewonnen, um dich endgültig für Neues zu öffnen und dich von dieser Beziehung zu verabschieden.

    Hab Mut und sei dir wichtig.

    Herzlichen Gruß

    Thalia

    Hallo Eismann,

    auch von mir noch ein spätes Hallo. Ich freu mich, dass du hier im Forum mitschrieben willst. Gratulation auch noch zu deiner mehrmonatigen Abstinenz!

    Neulich schriebst du dies hier:

    Zitat

    Zu guter Letzt habe ich ja lange heimlich getrunken. In der Vergangenheit habe ich eigene Fehler auch gerne vertuscht. Da ist die Sorge nicht weit hergeholt, bei einem Rückfall auch wieder in diese Heimlichtuerei zu verfallen.

    Das hat mich angesprochen, denn auch ich war heimliche Trinkerin, und genau diese Angst hatte ich auch, dass ich wieder in die (innere!) Lügerei verfallen könnte. Und dann auch in die äußere, natürlich.

    Für mich war es / ist es daher eine meiner wichtigsten „Trockenübungen“ (im Sinne der Trockenarbeit, du verstehst), ehrlich zu sein. Möglichst auch keine Notlügen mehr zu gebrauchen. Auch wenn es unbequem ist, im Zweifel lieber immer bei der Wahrheit bleiben, auch wenn es sozial aneckt.

    Ich wollte nicht mehr lügen. Und ich wollte mich nicht mehr als Lügnerin fühlen.

    Ich bin nach wie vor (bin seit Ende 2013 trocken) innerlich davon unangenehm berührt, wenn ich das Gefühl habe, nicht 100% ehrlich sein zu können. Solche Situationen gibt es ja nun einmal. Aber ich bin dankbar für diesen inneren Kompass, den ich inzwischen spüre und dem ich inzwischen auch vertraue. Eine Restunsicherheit bleibt, aber Angst ist es nicht mehr.

    Komm weiterhin gut in deinem neuen trockenen Alltag an, und ich freue mich, wenn du hier weiter berichtest, wie es dir ergeht.

    Viele Grüße

    Thalia, 52, trockene Alkoholikerin

    Hallo Seeblick,

    find ich ja gut, was du über deine Entscheidung schreibst, das Fußballspiel nicht zusammen mit biertrinkenden Menschen zu schauen.

    Ist für mich heute noch wichtig, immer mal meine Prioritäten zu überprüfen, ob ich weiterhin gut für mich sorge („Brauch ich das, oder kann das weg?“ sozusagen).

    Was du über dein nicht alkoholfreies Zuhause schreibst, ist nun einmal ein gewisses Risiko. Ich war damals glücklicherweise (ja, wirklich) alleine, als ich aufhörte, so dass ich nicht dieses Dilemma hatte. Ich hätte es nicht geschafft, trocken zu werden, wenn Alkohol im Haus gewesen oder ein alkoholtrinkender Mensch mit mir zusammen gewohnt hätte. Ich weiß, „hätte...“, aber ich habe meine Erfahrungen mit mir gemacht und bin mir sehr sicher, dass ich es nicht geschafft hätte.

    Das Doofe ist doch, dass es schon zu spät sein kann, wenn du den Suchtdruck erst spürst. Denn dann „willst“ du plötzlich wieder trinken und kannst eben nicht mehr dir Reißleine ziehen oder deinen Mann bitten, heute mal keinen Wein zu trinken.

    Viele Grüße

    Thalia

    Hallo Tellerrand,

    schön, dass du dich hier austauschen willst. Das Freischalten erfolgt durch ein Moderatorenteam.

    Inzwischen will ich dich aber schon mal willkommen heißen. Ich freue mich auf den Austausch mit dir. Ich bin w, Anfang 50, trocken seit einigen Jahren und sowohl in einer „offline“ als auch in dieser virtuellen Selbsthilfegruppe. Ich finde den Austausch mit anderen Alkoholikern und auch Angehörigen sehr hilfreich, nach wie vor.

    Vielleicht probierst du auch noch eine oder zwei andere „analoge“ Gruppen zusätzlich aus. Vielleicht passt eine andere besser für dich.

    Jetzt aber erstmal willkommen hier - wenn du gerne schreibst, dann passt diese Gruppe hier bestimmt. :) .

    Grüße, Thalia

    Hallo Cayenne,

    ich habe dir noch nicht geschrieben - schreibe eher bei den Alkoholikerinnen, da ich selbst trockene Alkoholikerin bin. Aber ich finde mich auch oft wieder bei dem, was Angehörige schreiben, da ich auch aus einer emotional lädierten Familie mit coabhängigen Strukturen stamme. Ich habe bei dir mitgelesen und „muss“ dir jetzt einfach mal schreiben, wie stark ich das von dir finde, was du jetzt gerade geschildert hast. Wie du bei dir geblieben bist und dich nicht von deiner Wahrnehmung hast abbringen lassen.

    Ich kenne es aus einer vergangenen Beziehung, wie schwer es ist, wenn „Gegenwind“ vom Partner kommt, dann nicht ins Zweifeln und in die Unsicherheit zurückzufallen.

    Sehr stark finde ich das gerade.

    Herzlichen Gruß und alles Gute und einen weiterhin hilfreichen Austausch hier.

    Thalia

    Hallo Seeblick,

    willkommen auch von mir. Schön, dass du hier mit dabei bist. Ich habe auch erst hier im Forum angefangen, mich auszutauschen, als ich schon eine Weile trocken war, und das hat mir noch eine ganze Menge Erkenntnisse über mich gebracht. (Und tut es weiterhin. :))

    Wie ist denn eigentlich deine Situation zu Hause? Gestaltest du dein Heim und dein Umfeld alkoholfrei? Und wie offen gehst du mit dem Thema in deinem Umfeld, d.h. Freundes- und Familienkreis um?

    Ich habe übrigens auch schon einmal nach einer langen trockenen Phase wieder angefangen zu trinken. Im Unterschied zu jetzt war ich damals aber innerlich noch nicht bereit zu akzeptieren, dass ich tatsächlich alkoholkrank bin.

    Das klingt bei dir jetzt schon ziemlich klar und stark, finde ich.

    Viele Grüße, und einen guten Austausch,

    Thalia

    Hallo México,

    ich könnte und wollte das auch nicht machen.

    Zitat

    aber das Leben, neben dem als Alkoholicker,

    Sehe ich anders. Mein Leben ist nun einmal das Leben als Alkoholiker*in, das kann ich nicht ne Woche an der Garderobe abgeben (sorry, etwas flapsig, ich weiß).

    Ich hoffe, du kommst klar. Dein Freund hätte ja auch nichts davon, wenn du rückfällig würdest, oder vielleicht doch?

    Gruß, Thalia

    Hallo Mexico,

    ich bin ebenfalls Alkoholikerin. Ist mir aber auch lange schwer gefallen, das zu erkennen und zu benennen. Habe ich auch erst einige Zeit trocken sein müssen, bevor ich es so richtig innerlich zulassen konnte und dann auch aussprechen und mir selber glauben.

    Ist ja zunächst mal sehr mit Scham verknüpft. Aber je mehr Menschen offen mit dieser Krankheit umgehen, umso leichter wird es für andere. Und ich denke ja auch, dieses Verschweigen oder „Drumherumreden“ begünstigt geradezu, dass mehr Menschen das Suchtpotential beim Alkoholkonsum unterschätzen.

    Zitat von „Carl F.“

    Alkoholiker bin ich erst, wenn ich wieder Alk konsumiere

    Ich verstehe etwas anderes darunter. „Nass“ bin ich dann wieder (ich weiß, Carl F., den Ausdruck magst du auch nicht), oder rückfällig, oder so was. Aber auch nicht trinkend bin ich alkoholkrank, das ist nach meinem Kenntnisstand und auch meinem Selbstverständnis bei stoffgebundenen Süchten nun mal so. Und es macht mich nur „kleiner“, wenn ich das irgendwie vor mir selbst verharmlose.

    Gruß

    Thalia

    P.S. deinen letzten Satz, Mexico, habe ich nicht ganz verstanden.

    Hallo Peter,

    herzlichen Glückwunsch! Du schreibst das so, dass man sich (ich mich!) sehr mitfreuen kann.

    Und dankeschön: u.a. deine Geschichte hier im Forum hat wiederum mir geholfen vor einigen Jahren, als ich hier meinen trockenen Weg suchte und fand.

    Alles Gute dir auch weiterhin.

    Herzliche Grüße,

    Thalia

    Hallo Mari,

    ich freue mich, von dir zu lesen. Und darüber, was du schreibst. :)

    Ich bin ähnlich gestrickt wie du, scheint mir. Auch ich bin viel alleine in der Natur unterwegs, und wenn ich nicht regelmäßige längere Zeiten mit mir selber habe, geht es mir nicht gut. Ich hab ziemlich lange gebraucht, um das an mir zu akzeptieren, (arbeite immer noch dran), weil ich schnell dabei bin, Vergleiche zu ziehen mit anderen, die (vermeintlich!) anders ticken.

    Ich wünsch dir heute einen schönen Sonntag mit der für dich genau richtigen Mischung aus Distanz und Nähe, Rückzug und Austausch.

    Viele Grüße

    Thalia

    Hallo Twizzler,

    ich kann mich auch noch an dich erinnern, und ich freue mich, wieder von dir zu lesen, und dass du trocken bist.

    Gratulation zu den sieben Monaten (morgen) und weiterhin alles Gute!
    Ich finde es auch ganz toll, wieviel Veränderung / Lebendigkeit möglich ist, seit ich trocken bin.

    Viele Grüße
    Thalia

    Hallo Mari,

    was du schreibst, kann ich gut nachvollziehen. Ich habe das Trinken in ähnlicher Funktion genutzt - gegen Stress und (eigene!) hohe Anforderungen. Auch ich bin in einem coabhöngigen Familiensystem groß geworden und habe auch von Anfang an gelernt, dass ich auf die Bedürfnisse der anderen immer achten muss und dass diese immer wichtiger sind als die eigenen. Das aufrecht zu erhalten half mir der Alkohol. Wenn ich trank, ließ die innere Anspannung nach. Und dieses extreme Gefühl, für alles verantwortlich zu sein.

    Nachdem ich den Alkohol weggelassen habe, hat mir geholfen, wenn ich mich in solchen Situationen quasi von außen beobachte: was macht mein Atem, mahlt mein Kiefer wieder; und ich habe mich an die ersten Worte einer Therapeutin bei der progressiven Muskelentspannung erinnert: „Einfach einmal fallen lassen.“ Die Schultern, die Hände, den Kopf sinken lassen und tief ausatmen.

    Ich hab jetzt nicht präsent, ob du eine Therapie machst oder beantragt hast.
    Nachdem ich trocken war, fand (und finde) ich ganz erstaunlich, welch positiven Entwicklungen jetzt auch durch eine Psychotherapie möglich sind. In all den Jahren zuvor verhinderte das Trinken, dass ich mit mir selbst weiterkam.

    Ja, und alles Gute für deine OP (Post-OP?) wünsche ich dir auch noch. Da sei mal ganz besonders gut zu dir!

    Viele Grüße
    Thalia

    Hallo Nala,

    Willkommen auch noch von mir und Glückwunsch zu deiner Entscheidung, ein trockenes Leben zu beginnen.

    Bei mir ist es einige Jahre her, und ich kann mich nicht mehr total genau daran erinnern, wie es mir in den ersten Wochen ging, außer, dass ich immer eine Flasche Sprudelwasser mit mir herumgeschleppt habe, weil ich gemerkt habe, dass das Wasser und die leichte Säure gut gegen Suchtdruck geholfen haben, oder eigentlich gegen die innere Unruhe, das Gefühl des Gehetztseins, das ich vorher immer mit Wein „wegmachen“ wollte. Innehalten, tief durchatmen, Wasser trinken.

    Und ganz wichtig war mir anfangs (und ist es noch), dass ich alles andere infrage stellen kann, nur nicht (mehr) meine Abstinenz. Das ist erstmal beängstigend, aber auch unglaublich befreiend. So eine klare erste Priorität zu haben hat sehr geholfen, gute Entscheidungen zu treffen. Wenn ich merkte, dass mich eine Situation so (über)forderte, dass ich glaubte, das nicht (ohne Wein) zu schaffen, dann habe ich mich dagegen entschieden, und somit für meine Abstinenz.

    Ich darf jetzt nicht nur (besser) auf mich achten, sondern ich mache es mir zur Pflicht. Ich verpflichte mich mir selbst gegenüber. Auch zur Ehrlichkeit, übrigens. Das war eine der größten Baustellen, mich selbst wieder achten zu lernen. Nach all den Lügen und der Scham. Aber das hat länger als ein paar Monate gedauert.

    Was ich aber feststellte war, dass Veränderung stattfand, dass „es“ besser wurde, und heute bezeichne ich mich als glücklichen Menschen, immer noch mit Baustellen, (auch noch in Therapie), aber auf eine Weise glücklich, wie ich es in den Jahren meiner Trinkzeit nie für möglich gehalten hätte.

    Ich wünsche dir Geduld mit dir und freue mich, hier weiter von dir zu lesen, wenn du den Austausch hier nutzen möchtest.

    Viele Grüße und ein schönes Wochenende.
    Thalia
    W, 51, trockene Alkoholikerin

    Hallo Mari,

    auch von mir herzlichen Glückwunsch. :) Und schön, dass du hier schreiben willst.

    Ich bin w, Anfang fünfzig und seit ein paar Jahren zufrieden trocken, und ich erinnere mich an eine ganz ähnliche Situation, als ich mich damals bei meiner Hausärztin „outete“. Sie beglückwünschte mich auch, stand richtig auf und gab mir die Hand, und das hat sich bei mir tief eingeprägt und war einer der kleinen Momente, die mich getragen haben.

    Dir weiterhin alles Gute, und einen schönen Start ins Wochenende.

    Thalia