Hallo Hartmut,
finde ich auch - in der Theorie - ne interessante Frage. In der Praxis ist’s bei mir so gewesen, dass ich meinen Tiefpunkt als etwa halbes Jahr meines Lebens beschreiben würde, innerhalb dessen ich an meinen persönlichen Wendepunkt gelangt bin.
Das Wort Tiefpunkt legt ja nahe, dass es einem besonders schlecht geht („tief gesunken“, „ganz unten“, all solche Assoziationen). Wie genau das aber aussieht, ist ja sehr verschieden und kann sich auch ganz anders anfühlen. Daher heißt’s ja vollständig auch „persönlicher“ Tiefpunkt. Das englische „rock bottom“ enthält noch den Felsen, an dem einfach Schluss ist, weil es da lang beim besten Willen (trotz der Stärke der Sucht) nicht weiter geht.
Ich kenne einen trockenen Alkoholiker, der wusste genau, als sein persönlicher Wendepunkt gekommen war. Er wusste, jetzt höre ich auf, und es führt kein Weg zurück. Bei mir war das nicht so, ich habe es erst in der Rückschau nach Monaten begriffen, dass da wirklich was klick gemacht hatte.
Das würde ich vielleicht auch einem nassen Alkoholiker sagen, der argumentiert, dass sein Tiefpunkt noch nicht erreicht sei und er deshalb ja gar nicht aufhören könne. „Wenn du jetzt aufhörst, wird das vielleicht dein Tiefpunkt gewesen sein, nur dass du es erst hinterher merkst.“
Bisschen paradox, ich weiß.
Viele Grüße
Thalia