Hallo,
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Ich hab mir da eine kleine Strategie zur Bewertung zusammengebastelt, ob die jetzt therapeutisch wertvoll ist weiß ich nicht - also keine Garantie.
Ich frage mich bei den Erinnerungen: Würde ich das mit meinem (noch fiktiven) Kind machen / Würde ich das meinem Kind beibringen?
Bei deiner Erinnerung da oben: Ich würde das niemals mit meinem Kind machen. Ich finde das ganz traurig irgendwie.
(Natürlich ist das eigene Denken nicht das Non-Plus-Ultra, aber zur Sortierung hilft mir das... "Was du nicht willst was man dir tut,...")
Das ist ein sehr schöner Tipp, Zoi! Manchmal habe ich mir das auch schon so gedacht und ich möchte eigene Situationen von früher noch mehr so bewerten. Ich glaube, das hilft mir bei der Einschätzung.
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Wenn ich so "negativ" über meine Kindheit rede, dann fühl ich mich oft wie eine Verräterin, wie jemand dem man es nicht recht machen konnte. Mit zu hohen Ansprüchen an Eltern. Oder ich fühle mich, als würde ich maßlos übertreiben.
Genau so fühle ich mich dann auch immer. Und im Nachhinein, wenn ich mal was erzählt habe, denke ich dann: "Oh Gott, was denkt der andere jetzt bloß, dass ich vielleicht unnormal/ unrealistisch/ übersensibel was auch immer bin..."
Aber eine Situation vor kurzem hat mir dabei ein klein wenig die Augen geöffnet. Als ich meiner Freundin, mit der ich über so etwas reden kann, über meine Erinnerungen, meine Gefühle, Ängste und all das geredet habe, kamen ihr kurz die Tränen in die Augen. Das zeigt mir, dass das die Tränen sind, die ich selbst nie weinen konnte. Das Mitgefühl, der Schmerz, den ich selbst für mich nie empfinden konnte. So übersensibel oder anspruchsvoll kann ich dabei also wohl nicht sein...
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Du hast bei deiner Geburt ja keinen Schwur zur ewigen bedingungslosen Treue abgelegt. Der würde beinhalten: Egal, wie ihr mit mir umgeht - Ich bin da, ich schütze euch!
Ja, da hast du wieder einmal recht. Früher habe ich das lange Zeit allerdings genauso gelebt. Es ist schwer, da rauszukommen, aber ich habe mich immerhin schon auf den Weg begeben.
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Liebe Toru, ich bin immer wieder erstaunt, wie reflektiert du bist. Das finde ich wirklich toll! Sei stolz auf dich Winken
Danke, Zoi!
Ich hatte am Wochenende einen richtig schönen Tag mit meinen Freundinnen. Ich war so glücklich. Ich glaube, einen so tollen Tag mit Freundinnen, wo ich richtig unbeschwert sein konnte, hatte ich noch nie...
Mir ist noch was aufgefallen. Irgendwie habe ich es ja fast vermutet, aber doch nicht wirklich geglaubt. Ich habe wohl tatsächlich ein Trauma. Ich habe mich mehr oder weniger durch Zufall mit dem Thema beschäftigt und es trifft alles auf mich zu. Das hat mich dann doch irgendwie traurig gemacht. Meine Seele und meine Erinnerungen sind zum Teil zersprungen, ich hoffe, ich kann sie mit Hilfe wieder zusammen kleben.
Noch etwas. Ich habe mich zum ersten Mal richtig mit meiner Schwester über all das unterhalten und das hat gut getan. Sie fand es auch gut, dass ich ihr alles erzählt habe. Scheinbar ist sie nicht so "beschadet" aus unserer Familie heraus gegangen. Ich hoffe es so sehr für sie.
Liebe Grüße, Toru-Chan