Beiträge von Haussperling

    Hallo zusammen,

    und Danke für Eure Rückmeldungen.

    Vorgestern hatte ich sozusagen meinen ersten Test; ich war auf einem Geburtstag eingeladen, und freilich gab es auch Alkohol.

    Danach kann ich sagen, dass es mir ohne Alkohol einfach besser geht...
    Ich empfinde das (zumindest vorläufig) als legitim; ich muss ja nicht jedem auf die Nase binden, was mit mir los ist - oder?!

    Mein Mann allerdings gibt mir momentan das Gefühl, als sei alles ganz selbstverständlich; als müsse man einfach nicht trinken, und schon ist alles paletti.
    Ganz so easy ist es für mich leider nicht.
    Natürlich merke ich, dass es mir besser geht, körperlich und seelisch; aber ich sehe das Alkoholika-Regal im Supermarkt - wenn ich daran vorbei bin und es bis zur Kasse geschafft habe, bin ich froh und glücklich und Stolz.

    Viele Grüße
    Sperling

    Hallo zusammen,

    na, da bin ich aber froh, dass nicht ich diejenige bin, die sich vertan hat; ich dachte schon, meine Wahrnehmung sei ganz ohne Alkohol schon getrübt... ;)

    Yo, Karsten und auch den anderen, die sich auf mich beziehen, danke der Nachfrage!
    Man hat ein bisschen das Gefühl, dadurch umsorgt zu sein.

    Grundsätzlich geht es mir deutlich besser.
    Es gibt gute, sehr gute, aber natürlich auch schlechtere Tage. Vermutlich war das auch vorher so, aber da ich ja ständig versuchte, mich einigermaßen im Nebel zurechtzufinden, hab' ich das gar nicht so intensiv wahrgenommen.
    Es gibt einige Aufgaben, die ich vernachlässigt habe, besser und v.a. gewissenhafter hätte machen müssen.
    Denen widme ich mich nun, getreu dem Motto, zuerst das Nötige...

    Es sind kleine Dinge, die mich freuen, auch wenn sie eigentlich eine Enttäuschung sein könnten, z.B.
    hatte mein Mann einen Drachen gekauft. Der Plan war, dass ich die beiden an einem windschnittigen Hang absetze, sie den Drachen schonmal testen, während ich kurz einkaufe, ich danach dazustosse und wir dort ein bisschen Zeit verbringen.
    Pläne sind zum ändern da...
    Als ich zurückkam, war der Drachen lt. Photobeweis ganz wunderbar gestiegen - diesen eleganten Flug brach er allerdings just ab, als ihn meine Tochter in einen Baum lenkte - unrettbar...

    Früher hätte ich mich gefreut, eher nach Hause zu kommen, um heimlich zu trinken.
    Aber ich war ehrlich enttäuscht, dass ich's nicht auch mal versuchen konnte, dass ich sie nicht beobachten konnte.
    Find ich gut.
    Klingt strange? Find ich nicht.
    Schon seltsam, was das Alles mit einem macht...

    Ich werde mir gegenüber aufrichtiger.
    Ich habe einen Film gesehen, in dem es um Vertrauen ging und die Tränen flossen; keine selbstmitleidige Heulerei, eher ein stilles Anerkennen von Vertrauen, Schwäche, Respekt und Stärke.


    Heute habe ich schon etwas ziemlich anstrengendes geschafft und bin tierisch müde. Aber ich bin froh, dass ich deshalb müde bin, nicht, weil ich gestern getrunken hätte.

    Vorläufig empfinde ich meinen Weg als gut, erweist er sich als negativ, werde ich einen anderen nehmen müssen.
    Sicher ist, dass ich in's Ziel kommen will, was für mich heisst, trocken sein zu wollen und zu bleiben.

    Manchmal steckt sich das Ziel noch von Minute zu Minute, manchmal ist's über Tage ganz leicht.
    Ich sehe auch äusserliche Veränderungen, ich habe abgenommen, aber auch mein Gesicht und v.a. die Augen haben sich verändert.Gut so! ;)


    Mal was Angrenzendes:
    Denkt Ihr, Alkis erkennen Alkis eher?
    (Auch ohne Betriebsfeier oder Flasche im Schlafsack unter der Brücke?)
    Oft, erschreckend oft sehe ich jemanden mir völlig unbekanntes und denke 'Oh... Du also auch...', total unabhängig von bspw. Kleidung oder Autofabrikat.
    Ganz kleine Hinweise, von denen ich vermute, dass jemand anders sie gar nicht wahrnehmen würde...

    Viele Grüße

    Haussperling

    Hallo Wuezli,

    ich bin ja auch neu hier; aber vielleicht kann ich Dir deshalb ( ich würde es mir wünschen) Dir helfen;

    Warum willst Du trocken sein?
    Ging es Dir schlecht (ja! das ging es Dir) wenn Du Alkohol getrunken hast?
    (Und Morgen wird es Dir noch viel schlechter gehen!)
    Welche Erlebnisse sind schöner und wertvoller, wenn man sie nüchtern erlebt?
    Sind diese Erlebnisse wichtiger, als sich am Morgen danach fragen zu müssen, was man am Abend zuvor getan hat?

    Sei Du, nicht der Alkoholgesteute! Gehört wohl zu Dir (wie auch zu mir), aber Du bist der Chef!

    Ich drücke alle Däumchen.

    LG

    Danke Karsten, ich hab' schon ein bisschen gekuckt, da finde ich ganz sicher etwas, das mir weiterhilft!

    Hallo Max,

    Danke zunächst, dass Du mir Respekt zollst; ich bemühe mich, dem gerecht zu werden ;)
    (Kortison ist wie Silikon - das hilft immer:)(Na ja, fast)

    Es ist schon verrückt, meine Eltern haben überhaupt kein ungesundes Verhältnis zu Alkohol, meine Mutter trinkt vielleicht an Weihnachten ein halbes Glas Rotwein, an schönen Sommerabenden mit der Nachbarin einenwirklich kleinen Campari-Orange (und sagt dann, sie mag den Rest nimmer, sonst sei sie besoffen); bei mir scheint das mit der 'Erbtheorie' also mal gar nicht hinzuhauen (auch weitergradig gibt es keine Verwandten meinerseits mit Alkoholproblem).

    Ich hoffe, ich kann diese Selbstreflektion weiter ehrlich beibehalten; zumindest mir, meinem Mann und im Ergebnis meiner Tochter gegenüber.
    Zumindest im Moment, ich weiß, Ihr heißt das nicht gut, kann ich mich meinen Freunden noch nicht öffnen; wenn ich auch stark davon ausgehe, dass sie verständnisvoller wären, als ich es mir selbst gegenüber bin...
    Ich habe aber bspw. einer Freundin vorgeschlagen, gemeinsam mit meiner Tochter Schwimmen zu gehen, anstatt uns zu 2t in der Kneipe zu treffen (gut, das fiel flach, meine Tochter ist krank), aber ich habe einen Kuchen gebacken und sie kommt morgen Nachmittag.

    Ich denke, dass mir diese ganz praktischen Änderungen helfen.
    Die 'Bekannten', die ich in der Kneipe traf, die brauch' und will ich nicht mehr, wie gesagt, das gleiche Geschwätz seit Jahren (wenn ich denn mal dort war), immer die gleiche Leier, die gleichen Witze, oberflächlicher mit jedem Bier.

    Ich habe wahrscheinlich 2 wirklich gute Freundinnen und 1 richtig guten Freund (der leider auf einem anderen Kontinent lebt, ich sehe ihn nur etwa alle 2 Jahre).


    Aber HEY!

    +7! Mein Mann unterstützt mich, ich werde ausgeglichener und habe keine wirklichen Entzugserscheinungen (mehr).
    Mein Gesicht ist nicht mehr geschwollen, die Nase tut noch weh, aber das ist auch gut so.
    Wenn sie nimmer schmerzt, werde ich mir mein Bild im Spiegel hervorrufen, all, das, was der Alkohol mir, innerlich, äusserlich, anderen gegenüber verursacht hat (oder ich?).
    Das werde ich, wenn mich die Füße zu den Alkoholika im Supermarkt ziehen, wenn ich zu Hause unruhig werde und nach Gründen suche, das Haus zu verlassen.
    Diese Momente habe ich, aber ich merke auch, dass sie schneller vorübergehen und ich stärker werde.
    Mein Mann hat nicht nur gesagt, dass er mich (mitsamt meiner geliebten Kleinen!) verlassen wird, aber er hat auch gesagt, dass wir alles schaffen, wenn ich das Saufen aufhöre, er mich unterstützt, wo er kann und ich ihm sage, wo, wie und wann das ist.

    Ich finde, das sind ziemlich starke Worte. Und ich schätze das sehr.

    In einem ganz anderen Zusammenhang hat mal jemand zu mir gesagt: 'Ehrlicher (im Sinne von nicht dummer, Übermut) Mut wird nicht bestraft'.

    Daran glaube ich.


    In diesem Sinne herzliche Grüße...

    Hallo Karsten, ich meine das eher so, dass ich mir die Zeit mit meiner neu gekauften Zeitung gönnen möchte und damit so viel gewinne - klar, für nicht-Alkoholiker ist's selbstverständlich, morgens zum Briefkasten zu gehen, die Zeitung zu holen, einen Kaffee zu trinken und zu lesen, um dann das Tagwerk zu beginnen.
    Für mich ist es wieder neu und genussvoll.

    Und yoooo. das stimmt schon:-) wenn ich jeden Tag 5€ in die Kasse werfe, hab ich'n echt hübsches Outfit :)

    Hallo Carl Friedrich,

    das war, glaube ich, das 1. Mal, dass ich im Zusammenhang 'Alkoholabhängig' schmunzeln durfte - ausgewiesene Alkoholexperten... Großartig (ich meine das nicht sarkastisch!).

    Nein ganz im Gegenteil, vielleicht komme ich so sogar dem Begriff Krankheit näher; den konnte ich nämlich bisher noch nicht für mich gebrauchen, wenn ich dies habe, funktioniert dies nicht, habe ich das, arbeitet jenes nicht richtig.
    Aber beim Alkohol bin ja ich diejenige, die die Flasche zum Mund führt - und die Hand, die das tun sollte, hat bisher hervorragend funktioniert, will sagen, es war immer meine bewusst geführte Hand, auch, wenn die kleine Seele sich vielleicht nach etwas ganz anderem sehnte.

    Ich glaube, ich gehe morgen mal ein bisschen Einkaufen...

    Bücher... Und so...

    Hallo Max,

    auch ich bin gerade dabei, mir ein trockenes Leben aufzubauen.
    In manchen Dingen bist Du deutlich weiter als ich: Du sprichst mit Deinen Freunden (ich 'nur' mit meinem Mann), Du warst beim Arzt (da war ich nicht, aus verschiedenen Gründen).

    Trotzdem (spricht da die Blinde von der Farbe?) habe ich das Gefühl (oder den Eindruck?), dass Dir das Loslassen, das wirklich Wollen nicht leichtfallen will - kann man verstehen, was ich meine?

    Es ist furchtbar, morgens verkatert und verschämt aufzuwachen und sich zu fragen, was man eigentlich den letzten Abend so getrieben hat (ich habe... angerufen??? Warum???)
    Und das sind die unangenehmen Dinge.

    Ich musste wortwörtlich auf die Fresse fliegen und dabei die Augen meiner Tochter und meines Mannes sehen.

    Mein blaues Auge werd' ich für immer behalten - und stets dafür arbeiten, dass ich die Augen meiner 2 Liebsten dafür für immer behalten kann, damit ich glücklich sein kann...

    Das klingt ein bisschen arg kitschig ich weiss.
    Aber vielleicht ist Liebe so... N büschn kitschig...

    Mir half es die letzten Tage sehr, meine Gewohnheiten zu ändern, auch, wenn sie direkt (vermintlich) gar nichts mit Alkohol zu tun haben.
    Statt dem Tablet nehme ich ein Buch mit zum Rauchen; statt Krimi zu gucken, gehe ich in die Badewanne.

    Ich 'gönne' mir statt Korn eine Zeitung und lese die in aller Seelenruhe..l

    Viele Grüße und alles Gute!

    Vielen Dank, Sunshine.
    Das hilft mir sehr.
    Ich weiß sehr genau, dass dieser eine, erste Schluck augenblicklich das Verlangen nach mehr auslösen wird - darum hüt' ich mich, Alkohol im Haus zu haben.

    Meine Schwierigkeit war weniger die, in Gesellschaft 'verträglich' zu trinken, mein größeres Problem ist mein heimliches Trinken - wobei ich natürlich zukünftig die Finger vom Alkohol lassen will, wo auch immer!- ich gehe sehr selten weg, vielleicht alle 3 Monate mal, da war die Trinkerei eher im Hintergrund, da ich mich nur noch mit meinen besten Freunden traf; ich ging nicht mehr 'einfach mal so auf'n Bier'(dabei nahm das Übel so seinen Anfang). Würde nicht das 'häusliche' Problem bestehen, könnte ich behaupten, kein Alkoholproblem zu haben.

    So isses aber nich.

    Ich habe dieses Problem und will mich dem stellen; ich habe begonnen.

    Ich freue mich sehr über Eure Unterstützung, es hilft mir sehr, mich mit Eurer Hilfe kritisch zu betrachten - v.a. aber auch, mich öffnen zu können, ohne verurteilt zu werden...

    Hallo Rattenschwanz, wieviele er entdeckt hat, kann ich gar nicht sagen; angefangen hab ich ja mit Wein, da hat er schon viel gefunden.

    Korn trank ich 'erst' etwa die letzten 3 Monate, am Schluß fast die ganze Flasche.
    Davon hat er etwa 4 entdeckt, da ich etwa jeden 2. Tag entsorgt habe...

    Hallo Sunshine, danke für Deine Antwort;
    ich hoffe, ich konnte das jetzt richtig erklären; sorry, ich neige manchmal dazu, mich unklar auszudrücken.

    Ich versuch das jetzt mal klar und deutlich:

    Nein, ich fand das Saufen schrecklich!
    Ich fand mich schrecklich, wie ich beobachtete, ob mein Mann auf's Klo oder in den Keller ging, damit ich einen Schluck -oder mehrere- nehmen konnte;

    die ersten paar Tage habe ich gut hinter mich gebracht und ich merke, dass ich ausgeglichener und dankbar werde. Auch der Nachtschweiß ist vorüber.
    Ich beobachte mich selbst sehr genau.
    Gestern konnte ich offen mit meinem Mann reden.
    Das war sehr schwer - und tat saumäßig gut.

    Mir ist vollkommen klar, dass es nicht einfach ist, und es nicht reicht, zu denken, dieses Glas lass ich stehen; es werden viele Gläser sein, die ich nicht trinken werde und ich habe tatsächlich begonnen, Gewohnheiten zu ändern, vieles mache ich jetzt schon anders, als vor einer Woche.

    Ich bin wachsam, ein bisschen ausser Atem, freilich ist es anstrengend.
    Aber Kondition will schließlich aufgebaut werden, richtig?

    Ich arbeite daran.
    Es ist mir unglaublich wichtig...

    Danke nochmal...

    Ich wollte damit sagen, dass ich das (das Aufhören) nicht für jemand anderen mache, sondern für mich selbst, damit ich wieder glücklich werden kann.
    So wie ich auch andere Dinge für mich mache, nicht, weil sie eben sein müssen, sondern damit ich mich wohl fühle.

    Hallo Karsten,

    ja, ich denke das mache ich; allerdings ist es ja auch so, dass das Eine das andere bedingt.

    Ich habe ja auch kein Glück in meiner Sauferei gefunden, das war ja immer mit Scham, Wut auf mich und Traurigkeit verbunden; das hatte nichts mit Spass oder 'ich lasse es mir gutgehen' zu tun.

    Ich habe mich (innerlich) fatal vernachlässigt und bin dabei, mich freizuschwimmen und versuche zu entdecken, was mir gut tut.

    Nur als Beispiel:

    Ich mache den Haushalt nicht, weil es schmutzig ist, sondern weil ich es schön haben möchte;
    ich schminke mich nicht, damit ich nicht scheel angekuckt werde, sondern damit ich gerne in den Spiegel sehe und mich wohl fühle.

    So ist das mit dem Trinken auch...

    Danke und viele Grüße!

    Genau so ist es; mein Mann und meine Tochter haben ganz arg offene, ehrliche Augen; ganz klare, wie so kleine Bergsee.

    Die hab ich in meinen gedanklichen Notfallkoffer gepackt; auch: 'ich dachte, du bist tot, Mama!'

    'Noch Eimal', hat er gesagt, 'dann sind WIR weg!'

    Neiiiin!

    Und, nur damit es nicht falsch verstanden wird: es geht um mich, das ist mir klar; aber ich will MEIN Leben mit Meiner Familie leben...

    Hallo und vielen Dank für die wirklich freundliche Aufnahme - allein das hilft mir schon.

    Ich habe heute meinen +4. Tag ohne Alkohol.
    der -1. war schlimm.

    Ich bin 38 Jahre, lebe mit meiner wundervollen, 6-jährigen Tochter und meinem Mann.

    Als mein Mann die Flasche Korn entdeckte, legte er sie auf's Bett; aus einer Art Trotz trank ich sie leer.
    In der Folge stürzte ich.
    Meine Tochter sagte gestern, sie dachte zuerst, ich sei tot. Sie hat geweint.
    Wenn ich so weitermache, werde ich tot sein. Vielleicht nicht heute, auch nicht morgen, aber ich werde am Alkohol sterben.

    Mein Mädchen hat wunderschöne Augen.
    Ich will diese Augen nicht mehr verschleiert sehen, ich will sie nicht traurig sehen.

    Meine Scham ist unendlich.

    Ich liebe das Leben, das Leben mit und in meiner Familie. Ich lache gern, liebe Ausflüge; v.a. die, die nichts mit Alkohol zu tun haben!
    Schwimmbad, Schlittenfahren, Theater, samstags auf den Markt zu gehen, Waldspaziergänge, Kochen, riechen, schmecken und all das: Kneipen, das kenne ich schon, das ewig gleiche Gelaber von Leuten, die früher oder später mehr getrunken haben, als ok ist; das will ich nimmer!

    Ich denke, ich die richtige Abzweigung habe ich erstmal genommen, nur gehen muss ich den Weg; und mich immer achtsam dabei umsehen, ob da ein Stein liegt - und die Gänseblümchen sehen, die da überall wachsen...

    Danke...