• Hallo und vielen Dank für die wirklich freundliche Aufnahme - allein das hilft mir schon.

    Ich habe heute meinen +4. Tag ohne Alkohol.
    der -1. war schlimm.

    Ich bin 38 Jahre, lebe mit meiner wundervollen, 6-jährigen Tochter und meinem Mann.

    Als mein Mann die Flasche Korn entdeckte, legte er sie auf's Bett; aus einer Art Trotz trank ich sie leer.
    In der Folge stürzte ich.
    Meine Tochter sagte gestern, sie dachte zuerst, ich sei tot. Sie hat geweint.
    Wenn ich so weitermache, werde ich tot sein. Vielleicht nicht heute, auch nicht morgen, aber ich werde am Alkohol sterben.

    Mein Mädchen hat wunderschöne Augen.
    Ich will diese Augen nicht mehr verschleiert sehen, ich will sie nicht traurig sehen.

    Meine Scham ist unendlich.

    Ich liebe das Leben, das Leben mit und in meiner Familie. Ich lache gern, liebe Ausflüge; v.a. die, die nichts mit Alkohol zu tun haben!
    Schwimmbad, Schlittenfahren, Theater, samstags auf den Markt zu gehen, Waldspaziergänge, Kochen, riechen, schmecken und all das: Kneipen, das kenne ich schon, das ewig gleiche Gelaber von Leuten, die früher oder später mehr getrunken haben, als ok ist; das will ich nimmer!

    Ich denke, ich die richtige Abzweigung habe ich erstmal genommen, nur gehen muss ich den Weg; und mich immer achtsam dabei umsehen, ob da ein Stein liegt - und die Gänseblümchen sehen, die da überall wachsen...

    Danke...

  • Herzlich willkommen.

    Zitat von Haussperling

    Ich liebe das Leben, das Leben mit und in meiner Familie. Ich lache gern, liebe Ausflüge; v.a. die, die nichts mit Alkohol zu tun haben!
    Schwimmbad, Schlittenfahren, Theater, samstags auf den Markt zu gehen, Waldspaziergänge, Kochen, riechen, schmecken und all das ...

    Dafür lohnt sichs doch. :D

    Erst mal ist es der richtige Weg. Glückwunsch zu der Erkenntnis. Die Leier mit der Entgiftung spar ich mir, hast du bestimmt schon gelesen.

    Geh den Weg für dich und gucke, warum du trotz deiner Tochter und all dem Schönen in deinem Leben gesoffen hast.

  • Herzlich Willkommen Haussperling,
    es ist gut, dass Du den Abzweig genommen hast.

    Du hast völlig Recht, der Weg dahinter hält Steine und auch Löcher bereit. Aber es ist möglich ihn unbeschadet zu begehen ... mit Achtsamkeit halt.

    Dein Erlebnis mit der entdeckten Kornflasche kann ich voll nachempfinden. Diese Scham ist unbeschreiblich! (Und auch das Trotztrinken ist mir bekannt.:( )
    Ich hatte ein ähnliches Erlebnis und halte mir die Erinnnerung daran als Abschreckung lebendig. Sie ist ein Teil meines sogenannten "Notfallkoffers", ich möchte sie jederzeit hervorziehen können, falls ich mal unsicher werde.

    Ich freue mich mehr von Dir zu lesen.

    Gruß
    step

  • Genau so ist es; mein Mann und meine Tochter haben ganz arg offene, ehrliche Augen; ganz klare, wie so kleine Bergsee.

    Die hab ich in meinen gedanklichen Notfallkoffer gepackt; auch: 'ich dachte, du bist tot, Mama!'

    'Noch Eimal', hat er gesagt, 'dann sind WIR weg!'

    Neiiiin!

    Und, nur damit es nicht falsch verstanden wird: es geht um mich, das ist mir klar; aber ich will MEIN Leben mit Meiner Familie leben...

  • Hallo Karsten,

    ja, ich denke das mache ich; allerdings ist es ja auch so, dass das Eine das andere bedingt.

    Ich habe ja auch kein Glück in meiner Sauferei gefunden, das war ja immer mit Scham, Wut auf mich und Traurigkeit verbunden; das hatte nichts mit Spass oder 'ich lasse es mir gutgehen' zu tun.

    Ich habe mich (innerlich) fatal vernachlässigt und bin dabei, mich freizuschwimmen und versuche zu entdecken, was mir gut tut.

    Nur als Beispiel:

    Ich mache den Haushalt nicht, weil es schmutzig ist, sondern weil ich es schön haben möchte;
    ich schminke mich nicht, damit ich nicht scheel angekuckt werde, sondern damit ich gerne in den Spiegel sehe und mich wohl fühle.

    So ist das mit dem Trinken auch...

    Danke und viele Grüße!

  • Zitat von Haussperling

    Ich mache den Haushalt nicht, weil es schmutzig ist, sondern weil ich es schön haben möchte;
    ich schminke mich nicht, damit ich nicht scheel angekuckt werde, sondern damit ich gerne in den Spiegel sehe und mich wohl fühle.

    So ist das mit dem Trinken auch...

    Das versteh ich jetzt nicht.

    Du trinkst nicht weil ..., sondern ...

    Danke für die Ergänzung.

  • Ich wollte damit sagen, dass ich das (das Aufhören) nicht für jemand anderen mache, sondern für mich selbst, damit ich wieder glücklich werden kann.
    So wie ich auch andere Dinge für mich mache, nicht, weil sie eben sein müssen, sondern damit ich mich wohl fühle.

  • Hallo Hs,

    Willkommen im Forum.

    Mal was zur Eigen-Akzeptanz der Krankheit Alkohollismus:
    Der Gang zum Hausarzt der eigenen Wahl, der sich auch insbesondere mit Suchterkrankungen auskennt, kann dabei sehr hilfreich sein.
    Ich war jedenfalls NICHT auf der Intentivstation und später auf der normalen Station, weil ich ne Willensschwäche habe.
    Und auch die spätere Betreuung durch meine Hausärztin geschah nicht aufgrund der Diagnose "Willensschwäche", sondern weil ich alkohokrank bin.
    Und ich bleibe das jetzt auch und zwar lebenslang.
    Es handelt sich auch dabei um keinen Schnupfen, sondern um eine unheilbare Krankheit, die ich aber stoppen kann !!


    Zitat

    Ich mache den Haushalt nicht, weil es schmutzig ist, sondern weil ich es schön haben möchte;
    ich schminke mich nicht, damit ich nicht scheel angekuckt werde, sondern damit ich gerne in den Spiegel sehe und mich wohl fühle.

    So ist das mit dem Trinken auch...

    Verstehe ich jetzt zwar auch nicht so recht... meinst Du damit, Du fühlst Dich besoffen besser, ja?
    Warum denn, falls es so gemeint war?

    Wohin die Sauferei geführt hat, siehst Du ja bereits.
    Wenn Du jetzt nicht handelst, dann geht es weiter bergab.
    Bei manch einem muss es erst noch viel weiter bergab gehen, dann ist das einfach so.
    Ich hoffe aber für jeden, möglichst früh aussteigen zu können, ehe Körper und Seele noch mehr Schaden nehmen.
    Denn das geht nicht ungestraft an jemanden vorbei, kannste mir glauben.

    Zitat

    Meine Tochter sagte gestern, sie dachte zuerst, ich sei tot. Sie hat geweint.
    Wenn ich so weitermache, werde ich tot sein. Vielleicht nicht heute, auch nicht morgen, aber ich werde am Alkohol sterben.


    Eine harte, aber realistische Erkenntnis und Einschätzung.
    So sieht es mal aus.

    Haussperling, ich erinnere, das meine Mutter auch mal stürzte, das war am Anfang der Schwangerschaft mit meinem Bruder,
    und der Hausarzt kam und sie mußte erstmal im Bette bleiben.
    Mich hat das damals zutiefst geschockt, obwohl der Grund nicht schlimm, sondern erfreulich war und auch schnell Hilfe kam.
    Ich war damals 5 Jahre alt und ich sehe die Situation noch heute vor mir.
    Ich habe damals Todesängste ausgestanden, das meine Mutter stirbt.

    Sieh zu, das Du das Deiner Tochter nie mehr antun musst aufgrund Deiner Sauferei.
    Und vor allem, tue es bitte Dir auch nicht mehr weiter an.

    Und höre bitte auf, Dich zu schämen.
    Es gibt keinen Grund.
    Würdest Du Dich auch schämen, wenn Du Diabetikerin wärest oder eine andere Krankheit hättest?
    Jeder, der regelmäßig Alkohol trinkt, kann alkoholabhängig werden.
    Uns hat es nun mal erwischt.
    Nun heißt es, diese Sucht zu stoppen und ein Leben ohne Alkohol zu führen.
    Wenn man weiter leben will... ansonsten wäre totsaufen die Alternative.

    Ein trockenes Leben kann wunderschön sein, das ist zumindest meine Erfahrung.
    Mach was draus !

    LG Sunshine
    (Alkoholikerin)

  • Zitat

    Ich mache den Haushalt nicht, weil es schmutzig ist, sondern weil ich es schön haben möchte;
    ich schminke mich nicht, damit ich nicht scheel angekuckt werde, sondern damit ich gerne in den Spiegel sehe und mich wohl fühle.

    So ist das mit dem Trinken auch...

    Die Frage ist geklärt... unsere posts hatten sich überschnitten :wink:

  • Zitat von Haussperling

    Als mein Mann die Flasche Korn entdeckte, legte er sie auf's Bett;...

    Zitat von Haussperling

    'Noch Eimal', hat er gesagt, 'dann sind WIR weg!'

    Die wievielte war das, die er entdeckt hat, ungefähr.
    (nur mal interessehalber)

  • Hallo Sunshine, danke für Deine Antwort;
    ich hoffe, ich konnte das jetzt richtig erklären; sorry, ich neige manchmal dazu, mich unklar auszudrücken.

    Ich versuch das jetzt mal klar und deutlich:

    Nein, ich fand das Saufen schrecklich!
    Ich fand mich schrecklich, wie ich beobachtete, ob mein Mann auf's Klo oder in den Keller ging, damit ich einen Schluck -oder mehrere- nehmen konnte;

    die ersten paar Tage habe ich gut hinter mich gebracht und ich merke, dass ich ausgeglichener und dankbar werde. Auch der Nachtschweiß ist vorüber.
    Ich beobachte mich selbst sehr genau.
    Gestern konnte ich offen mit meinem Mann reden.
    Das war sehr schwer - und tat saumäßig gut.

    Mir ist vollkommen klar, dass es nicht einfach ist, und es nicht reicht, zu denken, dieses Glas lass ich stehen; es werden viele Gläser sein, die ich nicht trinken werde und ich habe tatsächlich begonnen, Gewohnheiten zu ändern, vieles mache ich jetzt schon anders, als vor einer Woche.

    Ich bin wachsam, ein bisschen ausser Atem, freilich ist es anstrengend.
    Aber Kondition will schließlich aufgebaut werden, richtig?

    Ich arbeite daran.
    Es ist mir unglaublich wichtig...

    Danke nochmal...

  • Hallo Rattenschwanz, wieviele er entdeckt hat, kann ich gar nicht sagen; angefangen hab ich ja mit Wein, da hat er schon viel gefunden.

    Korn trank ich 'erst' etwa die letzten 3 Monate, am Schluß fast die ganze Flasche.
    Davon hat er etwa 4 entdeckt, da ich etwa jeden 2. Tag entsorgt habe...

  • Zitat

    Gestern konnte ich offen mit meinem Mann reden.
    Das war sehr schwer - und tat saumäßig gut.

    Ja, das verstehe ich gut.
    Ging mir ebenso :wink:

    Bei mir fing es übrigens auch so an mit der Heimlichsauferei...
    Erst waren es versteckte Weinpullen, später dann Wodkapullen.
    Weils schneller ballert und man nicht so viel Altglas zu entsorgen hat.
    Fällt ja auch irgendwann auf.

    Ich kenne ebenfalls die Situationen, das man geradezu darauf wartet,
    das der Partner für ne Weile verschwindet, um Saufen zu können.
    Und wenn der nur mal in den Keller geht, schwupps schnell die Flasche an den Hals, weil man nicht weiß, wann man wieder Gelegenheit hat.
    Das ist einfach schlimm und beschämend, und zwar nicht nur für andere,
    sondern am allermeisten für sich selbt, nicht wahr?

    Aber es gibt ja ein Rauskommen aus dieser schlimmen Lügen-Heimlichkeiten-Scham-etc.pp-Spirale:
    Ein trockenes Leben.
    Wir haben ja dieses unheimliche Glück, unsere Krankheit stoppen zu können!

    Zitat

    Mir ist vollkommen klar, dass es nicht einfach ist, und es nicht reicht, zu denken, dieses Glas lass ich stehen; es werden viele Gläser sein, die ich nicht trinken werde und ich habe tatsächlich begonnen, Gewohnheiten zu ändern, vieles mache ich jetzt schon anders, als vor einer Woche.


    Das ist doch super!
    Nein, es ist nicht einfach, das sagt auch keiner.
    Aber... wenn ich von meinen eigenen Erfahrugen aussgehe... es ist auch nicht sooo schwer und zu schaffen.
    Wenn man es denn wirklich will.
    Wenn man aufhört, nach Hintertürchen zu schauen.
    Wenn man mit den Selbstlügen aufhört.
    Und wenn man sich vor allem HILFE sucht.
    Denn allein kommen nur die allerwenigsten aus diesem Teufelskreis wieder raus, ich kenne nur einen einzigen, der das ausschließlich mit Unterstützung der Familie schaffte.

    Und das muss ja auch nicht sein, es gibt doch hier in userem Land so gute Hilfsangebote.
    Eines hast Du ja schon gefunden, nämlich dieses Forum hier, was sich ja auch als SHG sieht, nur eben online anstatt reale Gruppe.

    LG und Dir weiterhin viel Erfolg ... wir begleiten Dich gerne auf Deinem weiteren Weg.
    Sunshine

  • Vielen Dank, Sunshine.
    Das hilft mir sehr.
    Ich weiß sehr genau, dass dieser eine, erste Schluck augenblicklich das Verlangen nach mehr auslösen wird - darum hüt' ich mich, Alkohol im Haus zu haben.

    Meine Schwierigkeit war weniger die, in Gesellschaft 'verträglich' zu trinken, mein größeres Problem ist mein heimliches Trinken - wobei ich natürlich zukünftig die Finger vom Alkohol lassen will, wo auch immer!- ich gehe sehr selten weg, vielleicht alle 3 Monate mal, da war die Trinkerei eher im Hintergrund, da ich mich nur noch mit meinen besten Freunden traf; ich ging nicht mehr 'einfach mal so auf'n Bier'(dabei nahm das Übel so seinen Anfang). Würde nicht das 'häusliche' Problem bestehen, könnte ich behaupten, kein Alkoholproblem zu haben.

    So isses aber nich.

    Ich habe dieses Problem und will mich dem stellen; ich habe begonnen.

    Ich freue mich sehr über Eure Unterstützung, es hilft mir sehr, mich mit Eurer Hilfe kritisch zu betrachten - v.a. aber auch, mich öffnen zu können, ohne verurteilt zu werden...

  • Hallo!

    Erst mal willkommen hier.

    Nichts für ungut, aber wer will Dich denn verurteilen? Weswegen? Weil Du ein zu ausgeprägtes Verhältnis zur Flasche hattest? Das hatten wir doch alle. Du triffst hier nur ausgewiesene Alkoholexperten. Aber solche, die was dagegen tun und zwar aus Überzeugung und mit Leidenschaft. Das Schöne an unserer Krankheit ist, wir können sie selbst in den Griff bekommen, dass sie uns nicht länger schadet. Wir brauchen dazu keine Bestrahlungen, Chemos oder Ops. Sämtliche Bemühungen in Form von Therapien, SHG incl. diesem Forum und Fachbüchern dienen als Unterstützung auf Deinem Weg, Dich selbst aus dem Würgegriff des Alkohols zu befreien. Das kannst Du nur allein, das kann Dir niemand abnehmen, aber auf dem Weg zu dem Ziel erfährst Du wichtige Hilfe zur Selbsthilfe, ohne die Du es wohl nicht schaffen würdest.

    In diesem Sinne wünsche Glück und Ausdauer.

    Gruß Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich,

    das war, glaube ich, das 1. Mal, dass ich im Zusammenhang 'Alkoholabhängig' schmunzeln durfte - ausgewiesene Alkoholexperten... Großartig (ich meine das nicht sarkastisch!).

    Nein ganz im Gegenteil, vielleicht komme ich so sogar dem Begriff Krankheit näher; den konnte ich nämlich bisher noch nicht für mich gebrauchen, wenn ich dies habe, funktioniert dies nicht, habe ich das, arbeitet jenes nicht richtig.
    Aber beim Alkohol bin ja ich diejenige, die die Flasche zum Mund führt - und die Hand, die das tun sollte, hat bisher hervorragend funktioniert, will sagen, es war immer meine bewusst geführte Hand, auch, wenn die kleine Seele sich vielleicht nach etwas ganz anderem sehnte.

    Ich glaube, ich gehe morgen mal ein bisschen Einkaufen...

    Bücher... Und so...

  • Zitat von Carl Friedrich

    ...Das Schöne an unserer Krankheit...


    :D:D:D
    Danke für diese Formulierung!

    Allerdings wird es nur dann schön, wenn man die Kurve kriegt.
    Für viele, die dies nicht schaffen, wirkt die Formulierung sarkastisch.
    Aber ich ... ich finde sie gut.

    Und vielleicht schaffen wir es ja mit unserer Gemeinschaft,
    dass immer mehr diese besagte Kurve kriegen.
    Mir wurde zu Beginn meiner Trockenkarriere viel geholfen.
    Und mittlerweile kann ich ab und an auch helfen.
    Gute Sache!

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!