Guten Morgen,
sei aber nicht enttäuscht, wenn es nicht so verläuft, wie Du es Dir vorstellst. Manchmal benötigt das auch etwas Zeit, bis es bei dem Kumpel gesackt ist, dass Du nun WIRKLICH nichts mehr trinken wirst.
Bei mir und meinem guten Freund war es so, dass er es erst wohl gar nicht so ernst genommen hat. Dann aber relativ zeitig schon, weil er es mir angemerkt hat. Er war erstmal eine Zeit lang nicht da (also ohne Ansage, sondern einfach so, weil es sich nicht ergeben hat oder er die Gelegenheit nicht mehr so gesucht hat). Dann kam er aber und als wir unser erstes Treffen ohne Alkohol hinter uns hatten, da ging es einfach ohne Worte so weiter. Er hat zwar mal gesagt, dass er Respekt vor mir hat, dass ich das durchziehe, aber ansonsten haben wir das gar nicht mehr großartig thematisiert. Das wäre auch gar nicht gegangen. Denn wir hätten uns im Grunde genommen nicht austauschen können, ohne dass er zugibt, selbst Alkoholiker zu sein. Welcher Alkoholiker will es durch die Geschichte eines trockenen Alkoholikers schon gern aufs Brot geschmiert bekommen, dass sein Problem größer ist, als er sich eingestehen möchte? Das macht keinen Sinn. Also bin ich mit ihm bei dem Thema nicht in die Tiefe gegangen. Das ist auch nicht nötig. Wir kennen uns über 20 Jahre, der weiß, was mein Problem war und er weiß auch genau, dass ich weiß, was SEIN Problem ist. Da er es aber nicht angehen will, muss ich ihn nicht überzeugen und ich mache es auch nicht ansatzweise.
Wir reden über alle anderen Dinge genau so wie vorher. Unsere Treffen haben sich wie gesagt immer schon so gestaltet, dass er mich besucht zum Klönen. Auf Feiern geht er eh nicht mehr so, da er Familie hat. Am Samstag war aber eine Ausnahme, da war hier ein Dorf weiter was los und ich bin auch seit langem mal wieder mitgefahren, eigentlich auch größtenteils, weil er mich gefragt hat, da er wirklich seit Jahren das erste Mal wieder abends mit los konnte. Da war es dann so, dass er einmal zwischendrin sagte "Und? Wie denkst Du so? Hast Du irgendwann schon einmal drüber nachgedacht, ob Du irgendwann doch wieder etwas trinken willst?" Ich hab einfach nur mit einem klaren "Nein" geantwortet, weil das alles aussagt, was ich in dem Moment dachte. Er meinte dann "Ich find das toll von Dir" und das wars. Thema zu Ende. Mehr muss man auch nicht dazu sagen. Ich bin meinen Weg gegangen, er geht seinen Weg weiter und wir akzeptieren das gegenseitig und konzentrieren uns auf die anderen Themen, die uns verbinden.
Das ist aber wirklich nur mit ihm möglich. Alle Anderen, die ein Alkoholproblem haben, zählen nicht mehr zu meinen Freunden. Weil uns da eben nur das Saufen verbunden hat.
Du wirst mit der Zeit feststellen, wie es bei Deinem Kumpel ist. Selbst wenn Euch mehr als das Saufen verbindet. Es kommt auch ganz entscheidend darauf an, ob er selbst die Größe hat, das zu akzeptieren, dass DU eben als Saufpartner wegfällst und ob er Dir gönnt, dass Du es schaffst, Deinen Weg zu gehen.
LG Cadda