Beiträge von Grünes Kistchen

    Hallo Ada,

    meine Mutter wird nächstes Jahr 70 und ist seit über 30 Jahren Alkoholikerin.
    Da ist nichts mehr zu wollen. Ich habe keinen Kontakt mehr zu ihr.
    Wenn Du mehr erfahren möchtest, lies in meinem Fädchen "Hallo, ich bin auch neu hier".
    Deine Eltern? Hast Du das Gespräch mit ihnen gesucht? Kannst Du Dir anderweitig Hilfe holen, Dich informieren?
    Ich wünsche Dir alles Gute!

    Viele Grüße!

    Hallo Ada,

    Alkohol ist gefüllt immer präsent, Fernsehen, Werbung, etc. Auf jeder Feier gibt es Alkohol, er gehört zum guten Ton. Trinkt man nicht mit, wird man schräg angeschaut. Sich bewusst gegen Alkohol zu entscheiden, ist manchmal nicht so einfach. Es fühlt sich für Deine Eltern nicht falsch an, alle trinken doch.
    Du kannst Deine Eltern nicht davon überzeugen, etwas gegen Ihren Alkoholkonsum zu tun. Sie müssen selber erkennen, dass sie zu viel trinken. Sie sind erwachsen und für sich selber verantwortlich. Du kannst Deinen Standpunkt vor ihnen vertreten, dich klar klar positionieren. Ich habe auch jahrelang versucht meine Mutter davon zu überzeugen, sich behandeln zu lassen. Erfolglos. Deine beschriebenen Verhaltensweisen sind mir nur zu gut bekannt. Ich habe auch so reagiert, ob am Telefon oder bei Besuchen. Es ist Selbstschutz, weil man nicht wirklich wahrhaben will, was man sieht und hört.
    Du kannst Dich beraten lassen, beim Gesundheitsamt geht das zum Beispiel.
    Ich drücke Dir und Deinem Eltern die Daumen.

    Viele Grüße!

    Liebe Mulle,
    ich habe großen Respekt vor Dir. Missbrauch, ein Vater, der Alkoholiker ist. Du hast 3 Kinder und bist eine liebe und verantwortungsbewusste Mutter, dass lese ich in Deinen Berichten. Du machst Dir große Vorwürfe und viele Gedanken.
    Trauer und Wut sind normal, man muß sie zulassen. Ich habe beides im Zusammenhang mit meiner Mutter oft erlebt. Sie ist schon lange Alkoholikerin und auch bei ihr hat sich die Sucht langsam aufgebaut. Was bei ihr der Auslöser war, darüber kann man nur spekulieren. Aber das führt zu nichts. Ich habe als Kind auch diese feinen Antennen (Anmerkung Aurora) entwickelt, habe sie immer noch. Heute höre ich manchmal " das Gras wachsen", früher habe ich oft versucht, den Zustand meiner Mutter anderen gegenüber zu vertuschen. Am schlimmsten waren die Haushaltstage ( ein freier Tag im Monat für werktätige Mütter in der DDR), da war sie oft schon betrunken, wenn ich aus der Schule kam. Ich habe die Sucht meiner Mutter angenommen als das was es ist. Eine Krankheit. Und ich weiß, das es keine 10 Jahre mehr braucht, dass auch sie sich tot säuft.
    Es ist ihr Leben und ihre Entscheidung, so wie Dein Vater sich dafür entschieden hat.
    Ich gebe Aurora vollkommen Recht, wenn sie Dich fragt, ob Du wirklich wieder Kontakt hättest haben wollen. Du darfst trauern und zweifeln, aber sie sollen Dir nicht die Sicht verschleiern. Schau nach vorn, sprich mit Deinen Kindern über den Alkohol, was er mit Menschen macht. Vertraue Deinen Kindern, gib ihnen Halt und Geborgenheit. Ich habe auch 3, wenn auch schon fast alle erwachsen sind. Ich habe ihnen auch viel über meine Mutter erzählt und meinen Standpunkt zum Alkohol verdeutlicht.
    Ich wünsche Dir alles Gute!

    Viele Grüße!

    Hallo und Guten Morgen!

    Im August habe ich nach einem Jahr meine Mutter wiedergetroffen. Ich war erschrocken, wie sie sich erneut verändert hat. Im letzten Sommer, auch wenn es nur ein Nachmittag und somit eine Momentaufnahme war, sah sie gesünder aus als letztens. Aufgeschwemtes Gesicht in dem die Augen wie Schlitze wirkten, nicht ungepflegt, aber gerade so, dass es nicht ungepflegt wirkte. Trotz der Distanz tut es mir weh und ich muss immer wieder daran denken.
    Ich drücke es mal aus wie es ist und auch mein Bruder hat es ähnlich formuliert, sie säuft sich um den Rest ihrer Gesundheit. Ich muss es akzeptieren, dass es ihr Leben ist. Sie will nichts daran ändern, kann es wohl auch nicht, sie hat sich in ihrem Leben mit dem Alkohol eingerichtet. Nach mehr als 35 Jahren, in denen ich meine Mutter in allen möglichen Situationen erlebt habe, davon 12 Jahre im direkten Zusammenleben, wage ich zu sagen der Zug ist abgefahren. Sie wird kommendes Jahr 68!!!! Ich glaube nicht, dass sich da noch etwas ändert.
    Was mir bleibt, ist die Erkenntnis, das meine Entscheidung richtig war. Das Familienleben und der Zusammenhalt wie bei anderen, der fehlt mir trotzden.

    Grüße!

    Hallo Steinchen,

    alles Schlagworte, mit denen ich meine Erfahrungen mit meiner Mutter in Verbindung bringe.
    Ich habe mich in vielen Punkten wiedererkannt, das Gefühl sich ständig beweisen zu müssen, lieber eine Sache selbst machen, weil ich kann dass nur selbst am besten... Das bin/war ich.

    Vielleicht hast Du in meinem Thread schon gelesen, es ist gut, so wie es jetzt ist.
    Ich habe im Frühjahr auch mal kurz eine Therapie als Möglichkeit in Betracht gezogen.
    Das Gespräch mit meiner Schwester, Eltern und Familie kann man sich nicht aussuchen, hat mir sehr geholfen. Zu meiner Entscheidung stehen, Distanz waren, es hat mir geholfen.

    Du musst keine Verantwortung übernehmen, weder Deinem Vater noch Deiner Mutter gegenüber. Ich finde es nicht fair, dass sie Dich als Mittelsmann sieht. Sie ist in ihrer Co-Abhängigkeit gefangen, dafür kannst Du nichts!
    Wir waren Kinder und uns hat niemand gefragt, ob wir ein Leben mit Alkoholikern wollen. Nun sollten wir versuchen abzugeben, was wir nie wollten.
    Was einem nicht gut tut, dass soll man loslassen. Ursula Lambrou Familienkrankheit Alkoholismus, in dem Satz steckt ganz viel Wahrheit, ich versuche danach zu handeln.

    Liebe Grüße!

    Hallo,

    nach längerer Zeit möchte ich mich wieder zu Wort melden...
    Die Monate April und Mai sind berufsbedingt sehr arbeitsintensiv.
    Ich habe nun seit Januar keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter, einzige Ausnahme war eine SMS zum Geburtstag. Ich konnte das einfach nicht übergehen, schöne Grüße ans schlechte Gewissen.
    Sie hält sich auch daran, keine Versuche per Telefon, Post o.ä. Ich glaube, dass es ihr damit sogar ganz gut, war sie es doch immer, die den Kontakt zu mir aufrecht erhalten hat. Nur so ein Gefühl, vielleicht irre ich mich auch.
    Mir geht es gut damit, vorallem nach dem Gespräch mit meiner Schwester zu Ostern. Im Laufe des Sommers stehen noch Familienfeiern an, ich weiß noch nicht so richtig, wie ich mich da verhalten soll. Am besten auf mich zukommen lassen, wenn da nicht schon im Vorfeld das Überlegen und Nachdenken einstzen würde...

    In puncto Selbstvertrauen bin ich noch keinen großen Schritt vorangekommen, auch das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen/wollen, kann ich schlecht ablegen. Wahrscheinlich wird es mich immer begleiten.
    Aber alles in allem bin ich momentan zufrieden, ich weiß, dass der Schritt richtig und wichtig war. Ich habe keine Angst mehr, wenn ich ihre Nummer auf dem Display gelesen habe bzw., wenn jetzt das Telefon klingelt. Wenn doch, Geburtstag meiner Tochter, gibt's ja den AB. Zum Verhältnis meiner Kinder zu ihrer Oma habe ich schon geschrieben, insofern verwunderlich, dass sie überhaupt angerufen hat.

    Liebe Grüße an alle!

    Ich habe in den letzten 48 Stunden eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle erlebt. Immer wieder haben mich meine Erinnerungen eingeholt und ich habe alle für mich getroffenen Entscheidungen in Frage gestellt. Nun habe ich mit meinem Mann gesprochen. Ich habe mit meiner Schwester gesprochen. Meinen innigen Dank an sie, sie hat ganz anders reagiert, als ich erwartet habe. Ich sehe meine Mutter als meine Mutter an, ohne Zuneigung, ohne jegliche Gefühle. Sie ist meine Mutter, mehr nicht. So habe ich es meinem Mann und meiner Schwester dargestellt. Ich brauche den Abstand, ich will für mich da sein, mich um mich kümmern. Das kleine Mädchen in den Arm nehmen.
    Ich will einfach so mal was machen, ohne schlechtes Gewissen, ohne Kontrolle. Sei es nur teure Schuhe kaufen..
    Ich werde mich auf eine neue Arbeitsstelle bewerben, dass mache ich nur für mich. Für mein Selbstvertrauen, gegen meine innere Zerrissenheit.
    Ich wünsche Euch allen noch ein schönes Osterfest!

    Hallo Tabea,

    nein, Du mußt kein schlechtes Gewissen haben. Du brauchst Dich auch vor niemanden für Deine Entscheidungen zu rechtfertigen.
    Ich selbst kenne diese Gefühle zur Genüge, dass kann ich doch nicht machen, was soll XY von mir denken, etc. Seit ich für mich entschieden habe, dass ich keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter will, fühle ich mich besser. Dem Vorraus gingen einige Telefonate in denen sie nicht betrunken war und ich ins Schwanken geriet, vielleicht hat sie doch angefangen etwas zu ändern...
    Aber es wäre so gekommen, wie so oft, kaum hatte ich Hoffnung geschöpft, ging das ganze Theater von vorn los. Ich will es definitiv nicht mehr. Punkt.
    Ich mag mich nicht von ihr runterziehen lassen durch irgendwelche Vergleiche mit anderen, ach so viel besseren Töchtern, warum ich sie nicht "vorher frage", ob ich meinen Vater, meine Tante besuchen darf. Das ewige Jammern und baden im Selbstmitleid, das Leben ist so schlecht und überhaupt, es ist so.
    Ich habe für mich die Reißleine gezogen. Ich lese hier viel in den anderen Forenbereichen, um ein Verständnis für die Krankheit Alkoholmissbrauch zu entwickeln. Ebenso hat mir das Buch Familienkrankheit Alkoholismus von Ursula Lambrou geholfen.
    Das Wissen, was ist gut für mich, dass muß man sich erarbeiten.

    Vielen Grüße!

    Gerade , wenn die eigenen Ansprüche an sich selbst so hoch sind, fällt das "Fünfe gerade sein lassen" sehr schwer. Ich meine das in Bezug auf Erholung, Freude, Seele baumeln lassen. Es ist nicht selbstverständlich, wenn man es nicht gelernt hat bzw. nicht vorgelebt bekam. Auch wenn es bei meiner Mutter mal trinkfreie Zeiten gab, konnte ich nie sicher sein, wenn die nächste besch.... Situation eintritt.
    Meistens war es dann am darauffolgenden Tag soweit.
    Aber wie bereits angemerkt, es gelingt mir viel zu selten.

    Hallo Sabs,
    willkommen hier im Forum.
    Ich lese viel im Forum für Coabhängige, ebenso im Forum der Nassen/Trockenen Alkoholiker. Es hilft mir ein Verständnis für die Krankheit zu entwickeln, eigene Verhaltensmuster zu hinterfragen.
    Es ist nicht einfach jahrelange Verhaltensweisen abzulegen, es ist ein tägliches Üben (@Miss Daisy), sich einmal selbst zu betrachten und sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.
    Du schreibst im Thread Merkmale eines EKAs von Perfektionismus. Eben dieser ist auch ein großes Problem von mir. Ich habe zu Hause viele Arbeiten erledigt, meine Mutter hat es auch teilweise auch gewürdigt. Ich war ja die Große, für mich war es oft ein Gefühl nicht zu genügen. Warum trinkt sie denn, wenn ich doch soviel mache?
    Heute ist es auch oft noch so, dass ich meine nicht zu genügen. In der Arbeit, zu Hause. Ich habe hohe Ansprüche an mich selbst und fühle mich an manchen Tagen wie auf der Überholspur. Da ist diese Ich Muß Das Jetzt Noch Erledigen, Wer Weiß Was Dann Und Dann Und Dann ist.
    Ich denke, dass zeugt aus der Zeit heraus, als man nach der Schule nach Hause kam, und nie wußte, was einen erwartet.
    Wir sind für uns selbst verantwortlich, wir leben nicht mehr mit dem trinkenden Elternteil zusammen. Wir sollten gut zu uns selbst sein, in uns hineinhören. Oft genug überhöre ich die Signale, die mir mein Körper schickt. Mal " Alle Fünfe gerade sein lassen" und sich über den Moment freuen. Wir müssen nicht mehr ständig in Hab Acht Haltung leben. Das geht nicht von heute auf morgen, mal geht es leichter, am anderen Tag ist alles wieder Schnee von gestern. Dranbleiben und nicht aufgeben.
    Ich wünsche Dir einen guten Erfahrungsaustausch hier.
    Viele Grüße!

    Ich trinke hin und wieder Alkohol, vorallem Wein. Ich kenne meine Grenzen, weiß wenn ich aufhören muß. Ich vertrage nicht viel und Kopfschmerzen habe ich auch ohne Alkohol ausreichend. Meine Mutter hat auch überwiegend Bier konsumiert, ich kann an dieses Gebräu nicht ran. Ich wollte nie werden wie meine Mutter. Ich habe einen ausgeglichenen Mann mit zeitaufwendigem Hobby, aber mit Halt und Stabilität in unserem Zusammenleben.
    Es geht mir aber ähnlich, dass ich mir beim Einkaufen o.ä. überlege, könnte die/der trinken? Auch in offensichtlichen Situationen fühle ich mich unwohl, überkommt mich ein beklemmendes Gefühl.
    Ich versuche bei Gesprächen zum Thema Alkohol meinen Standpunkt klarzustellen, ohne dabei ins Detail zu gehen. Wohl gemerkt, ich versuche es. Oftmals habe ich meine Emotionen noch nicht unter Kontrolle.
    Soweit von mir, Grüße an alle!

    Ich bin mit Anfang 20 von zu Hause ausgezogen. Nicht mal bloß um die Ecke, sondern schon ne kleine Ewigkeit weiter.
    Es war für mich wie ein Befreiungsschlag. Endlich weg von meiner trinkenden Mutter. Die ersten Jahre hatte ich nicht das Gefühl, dass da etwas "anders" ist. Beruflich Fuß gefasst, meinen Mann kennengelernt, Familie gegründet. Alles normal eben, wie bei anderen auch.
    Ich glaube , dieses Gespür dafür, hier ist etwas anders, habe ich erst entwickelt, als ich selbst Mutter wurde. UND ICH wollte nie wie meine Mutter werden! Das erste Gespräch hatte ich mit einem Mitarbeiter vom Gesundheitsamt unserer Kreisstadt. Sie zeigen typische Merkmale eines Kindes einer/s Alkoholikers. Woher er das wüßte, meinte er zu mir. Meine Mutter säuft selbst. Es hat noch ein paar Jahre und noch einige unschöne Telefonate und andere Dinge gebraucht, bis ich wußte, dass will ich nicht mehr. Ich habe mir das Buch Familienkrankheit Alkoholismus gekauft und auf der Suche auf das Forum aufmerksam geworden. Ein Satz, sowohl im Buch als auch hier im Forum hat mich beeindruckt. Was nicht guttut, dass soll man loslassen. Ich möchte erstmal keinen weiteren Kontakt zu meiner Mutter, ob für immer, weiß ich noch nicht. Besser geht es mir damit, auch wenn ich es meinem Mann/meinen Geschwistern noch nicht erzählt habe. Muß ich dass überhaupt? Ich bin niemanden Rechenschaft schuldig. Gerechtfertigt habe ich mich lang genug.
    Meine ersten Gedanken dazu, Linde.

    Hallo Miss Daisy,
    in meiner Verwandtschaft ist das Alkoholproblem meiner Mutter bekannt. Seit letztem Sommer wird darüber auch offener gesprochen, da meine Mutter in der Nähe meiner Geschwister wohnt. Meine Schwester und ihr Mann sind Anlaufstelle für alles. Sie kümmern sich und helfen, warum soll meine Mutter an ihrer Sucht etwas ändern?

    Als ich Kind war, lebten wir die erste Zeit mit meiner Oma und dem Bruder meines Stiefvaters in einem Haus. Nach und nach kam das Problem zum Vorschein, alle wussten davon. Manchmal sind meine Oma und der Bruder eingeschritten, wenn die Auseinandersetzungen meiner Eltern zu heftig wurden. Trost bekam ich von meiner Oma und der Freundin/jetzt Frau meines Onkels. Ich bin die älteste von uns Geschwistern. Ich hätte mich den beiden immer anvertrauen können, habe aber meistens nichts erzählt, weil ich mich wohl geschämt habe.
    Aber die beiden wussten auch so bescheid, ich musste nichts sagen.
    Sie haben mich aufgefangen, dort habe ich die Liebe und Zuneigung bekommen, die mir meiner Mutter nicht geben konnte. Noch heute vermisse ich meine Oma schmerzlich, obwohl sie schon seit vielen Jahren verstorben ist. Obwohl ich "nur" das mitgebrachte Kind war, hat meine Oma uns immer gleich behandelt.
    Meine Kinder sind mittlerweile fast erwachsen bzw. schon ausgezogen.
    Da wir sehr weit von meiner Mutter entfernt wohnen, vermissen sie ihre Oma nicht. Als die drei noch klein waren, ging meine Mutter noch arbeiten. Sie war hin und wieder zu Besuch bzw. wir besuchten meine Eltern. Aufgewachsen sind sie weitestgehend ohne Großeltern. Meine Mutter war 2-3 Mal mit 2 Kindern im Urlaub. Es hat funktioniert und den Mädels hat es anfangs gefallen. Während des letzten gemeinsamen Urlaubs hat mich meine Älteste angerufen und erzählt, dass sie alleine in der Fewo sind, weil die Oma in der Kneipe ist.
    Im Nachhinein habe ich erfahren, nicht nur einmal. Es war das letzte Mal, dass ich meine Kinder in den Ferien zu ihr gelassen habe...
    Alle 3 vermissen ihre Oma nicht. Sie wissen, dass sie nichts zu erwarten haben. Als meine Mutter Rentnerin wurde und sich zu Besuch ankündigte, war die Freude anfangs noch da. Nach immer wieder kurzfristigen Absagen war die Freude vorbei. Es gibt jetzt höchstens einen Anruf oder SMS zum Geburtstag, sie nehmen es sportlich.

    Mein Mann weiß auch um das Alkoholproblem meiner Mutter. Ich habe ihm auch schon oft davon erzählt. Er hat auch schon mit ihr telefoniert, da war sie angetrunken. Er hört mir auch zu, aber ob er mich versteht?
    Mit Mach dich nicht fertig und Du darfst das alles nicht so an dich ranlassen, kann ich wenig bis gar nichts anfange. Erschwerend kommt dazu, dass die Mutter meines Mannes vor ein paar Jahren verstorben ist. Immerhin hast du noch eine Mutter, hat er mal leise zu mir gesagt.
    Hmh, und was habe ich von meiner Mutter?
    Es ist schwierig mit jemanden zu reden, der das nicht kennt, habe ich schon oft bemerkt. Es ist auch verständlich, man hört zu, kann es aber nicht einordnen. So bleibt mir wie so oft nur alles wieder mit mir selbst auszumachen. Ich habe meinem Mann nicht erzählt, dass ich den Kontakt zu meiner Mutter eingestellt habe. Auch meinen Geschwistern und meinem Stiefvater habe ich nichts erzählt. Warum? Vermutlich habe ich Angst vor der eigenen Courage und befürchte mich wieder nur rechtfertigen zu müssen. Oder weil ich einfach nichts erzähle und für mich behalte. Da werde ich dann wieder als komisch und eigenartig eingestuft...

    Warum erzählst Du Deinem Mann nicht Deine Geschichte?
    Wie gehst Du mit den ganzen Erinnerungen um, was hilft Dir?
    Ich würde mich freuen von Deinen Erfahrungen zu lesen.

    Liebe Grüsse!

    Hallo Miss Daisy!

    Ich schreibe in diesem Thread weiter, habe auch Deinen anderen gelesen und möchte den Stein auch gern weiter "rollen" lassen.
    Den Schritt, den Kontakt zu meiner Mutter einzustellen, sind viele Jahre mit Überlegungen und Zweifeln einhergegangen. Innerlich habe ich mich schon lange von ihr getrennt, aber auf der anderen Seite das Wissen, sie ist doch meine Mutter. Ich habe meinem Bruder gegenüber einmal angedeutet, dass ich einen Kontaktabbruch für mich in Betracht ziehe, er hat mir darauf geantwortet, aber sie ist doch unsere Mutter. Schlechtes Gewissen war nahezu vorprogrammiert. Letztendlich hat mich eine Aussage von ihr dazu gebracht diesen Schritt zu gehen. Sie hat sich von ihrem Lebensgefährten getrennt, der die Alkoholsucht auch nicht mehr ertragen hat und zudem schwer erkrankt war. Meine Mutter ist in eine andere Stadt gezogen. Ich wollte nicht, dass alles an meine Geschwistern hängenbleibt, die in ihrer Nähe wohnen. So wollte ich sie zusammen mit meiner Tochter besuchen, Hilfe anbieten, wenn nötig, sich einfach mal wiedersehen. Über meine Schwester hat sie mir sagen lassen, dass sie mich nicht sehen will. BITTE?????
    Danach kamen zeitverzögert so viele Erinnerungen aus meiner Kindheit hoch, Dinge, an die ich mich so genau erinnert habe, als wäre es noch nicht lang her. Es war wie die Büchse der Pandora. Da wußte ich, du mußt etwas tun. Sonst frißt es mich auf, ich will nicht mehr. Nach gut 1,5 Monaten fühle ich mich beser, ich danke zwar fast täglich an sie, aber es fühlt sich anders an. Ein bisschen meines neuen Selbstvertrauens habe ich bereits auch anderswo einfließen lassen. Ich denke nicht mehr so viel darüber nach, was XY von mir denken. Ich lasse meine Meinungen und Aussagen stehen, ohne mich zu rechtfertigen. Und ich sage nein!
    Trotzdem ist es noch ein weiter Weg für mich zu erkennen, es muß mir gut gehen, es geht nur um mich. Lütte hat mir geschrieben, sie wünscht mir Kraft, mich in den Mittelpunkt zu stellen. Sie hat recht.
    So, ich hoffe, dass der Stein weiterrollt, liebe Grüße!

    Hallo Miss Daisy,

    schön dass Du dabei bist. Wenn ich Deine Geschichte lese, erinnert mich da vieles an meine Zeit mit meiner trinkenden Mutter.
    Ich habe im Januar den Kontakt zu meiner Mutter voerst eingestellt.
    Ich möchte keine Anrufe, keine SMS mehr. Lange habe ich mir diesen Schritt überlegt. Aber nach jedem Anruf, bei dem sie wieder getrunken hatte, war ich einfach nur durch den Wind, wütend. Es lässt mich nach den langen Jahren immer noch nicht los. Ich wollte es nicht mehr.
    Ich habe hier im Forum viel bei den Co's und den trockenen bzw. trocken werden wollenden Alkoholikern gelesen. Ich versuche daraus für mich zu lernen, gerade was das Thema Schuld und Verzeihen betrifft. Wichtig ist für mich einzusehen, dass der Alkoholmissbrauch eine Krankheit ist.
    Aber der eine Satz, Was mir nicht gut tut, lasse ich los, der hat mich zum Nachdenken gebracht. Meine Mutter tat und tut mir nicht gut.
    Mir soll es aber besser gehen, ich will diese Schatten endlich loswerden. Auch nicht immer alles nur mit mir selbst ausmachen, so wie Du dass auch beschreibst. Ich fühle mich etwas befreiter, nachdem ich den Kontakt jetzt eingestellt habe.
    Ich würde mich über einen weiteren Austausch sehr freuen.

    Eine gute Zeit und viele Grüße!

    Hallo Flo,

    ich musste Dein Geschriebenes erstmal sacken lassen, den Tag über hat es mich begleitet.
    Kinder halten Eltern einen Spiegel vor...

    Weihnachten Anfang der 1980er Jahre. Ich habe den Weihnachtsmann gespielt. In meiner kindlichen Naivität habe ich in einem selbstgereimten Vierzeiler das Biertrinken in meiner Weihnachtsansprache erwähnt. Irgendwann hat sie mich darauf angesprochen. Sie möchte so etwas nicht nochmal erleben, es geht keinen was an. Aber alle im Haus wußten es, dass meine Mutter trinkt.

    Heute denke ich, sie konnte damals gar nicht anders reagieren. Die Sucht war da schon ein ständiger Begleiter, glaube ich.
    Was ist da in ihr vorgegangen? Sie verbietet ihrem Kind den Mund...

    Flo, ich wünsche Dir Stehvermögen und drücke Dir ganz fest die Daumen.

    Liebe Grüße!

    Hallo Hartmut,

    eine schwierige Frage, wer ist Schuld, die Krankheit oder Mensch, der es zu lässt, dass er krank wurde.
    In meinem Fall hätte ich bis vor kurzem noch klar gesagt, der Mensch, der es zu lässt. Aber wenn man sich mit der Alkoholsucht beschäftigt, dann spielen ganz viele Faktoren ineinander. Im Zusammenhang mit einer Erkrankung meiner Tochter hat mir eine Ärztin gesagt, der Mensch ist so komplex und kompliziert aufgebaut. Man kann nicht alles immer 100% ig erklären.
    Warum wird einer Suchtkrank, der andere nicht?
    Jeder ist individuell, biologisch anders aufgebaut, und, und, und..
    Sei es wie es sei, als Kind hat das für mich keine Rolle gespielt, da war die Mutter, die trinkt und noch immer trinkt.
    Es wird noch Zeit brauchen, bis ich akzeptieren kann, es ist so, ich kann es nicht ändern. Vorn ist das Ziel, das Lebensmotto meiner fast 90 jährigen Oma mütterlicherseits.

    Grüße!

    Hallo,

    ich habe Eure bisherigen Beiträge mit großem Interesse gelesen.
    Vorallem die Aussage von Hartmut, dass die Welt, die er im Moment erlebt, über-psychologisiert ist, stimmt mich sehr nachdenklich. Er hat da nicht ganz unrecht. Ich versuche auch immer alles zu deuten, irgendwo etwas herauszulesen...

    Viel nachdenken musste ich zum Thema Schuld und Verzeihen.
    Auch bei mir überwiegt der Zorn auf meine Mutter, komischerweise habe ich mit meinem Stiefvater meinen Frieden gemacht, obwohl er an vielen Dingen nicht unSCHULDIG war. Eigentlich ist das paradox.

    Ich weiß nicht, ob ich meiner Mutter verzeihen werde können, bis dahin ist es noch ganz weit.

    Aber es setzt ein Umdenken bei mir ein, was der Alkohol mit einem Menschen anrichtet, dass es die Sucht ist, die steuert.

    Viele Grüsse an Euch Alle!