Beiträge von JuliaTara

    Hallo zusammen!

    Nach einer längeren Pause melde ich mich zurück. Als stolzer Single. Leicht war es nicht, er hat mich noch einmal mit einer Aktion komplett fertig gemacht und mir gezeigt, wo seine Prioritäten liegen. Nicht bei mir. Hatte lustiger weise nichts mit Alkohol zu tun. Nachdem er sich kurz zusammengerissen hat, hat er sich in die Arbeit geflüchtet und in ein Hausbau-Projekt von einem Freund. Ich bin in dieser Zeit krank geworden und meinte zu ihm, ich brauche ihn jetzt bitte und ob er kommen kann. Das erste Mal nach über 1,5 Jahren, dass ich ihn um etwas gebeten habe. Er kam nicht, das Haus des Freundes war wichtiger. Als ich ihm am nächsten Tag gesagt habe, ich muss ihn sehen, kam wieder nichts außer, ja. Aber nichts Konkretes, wann oder wie oder sonstwas. Da habe ich es gewagt, ihm zu sagen, dass ich ihn wirklich gebraucht hätte und er nicht da war für mich. Danach kam von ihm, unsere Beziehung funktioniert nicht, weil sie in mir wohl Stress auslöst, der wiederum zu mehr Stress bei ihm führt. Ich musste fast laut auflachen. Hab mein Zeug genommen und bin weg. Will ja niemandem Stress verursachen.

    Liebe Grüße mit einem weinenden und einem lachenden Auge
    Julia

    Hallo zusammen!

    Erstmal danke für die aufbauenden Worte. Ich bin stolz auf mich, dass ich ausgezogen bin. Auch war ich sehr stolz auf mich, meinem XY einen Brief geschrieben zu haben, in dem ich alle meine Gefühle und wie es mir wegen seines Verhaltens geht, aufs Papier gebracht habe. Nun fährt er andere Geschütze auf. Er hängt sich an einem einzigen Punkt aus dem Brief auf. Nämlich dem, wo ich geschrieben habe, dass ich das Gefühl habe, er braucht mich nur zu seinem Vergnügen, wenn er sich entscheidet nach Hause zu kommen. So bin ich mir vorgekommen und so habe ich mich gefühlt. Jetzt wirft er mir vor, ich würde ihm zu unrecht unterstellen, dass er mich nur für den Sex benutzt hat und wie ich auf so eine absurde Idee komme. Ich habe ihn gefragt, ob er sich treffen und darüber reden will, darin sieht er keinen Sinn. Auf meine Frage hin, ob er mich sehen will, sagt er nur "gute Frage" und alles hätte sich durch den Brief verändert. Was genau präzisiert er aber nicht.

    Er macht mir ein schlechtes Gewissen und stellt mich als die Böse hin, die ihm etwas Furchtbares unterstellt hat. Er ist verletzt und lässt sch jetzt bitten. Ich muss jetzt dafür bestraft werden, dass ich zum ersten Mal klar ausgesprochen bzw. aufgeschrieben habe, was ich denke und wie ich die Beziehung sehe. Ich hatte so ein wunderschönes Wochenende mit meiner Freundin, unbeschwert, entspannt, frei. Dann kam die Nachricht von ihm gestern Abend und jetzt fühle ich mich einfach nur mies. Ich frage mich, was habe ich denn getan? Ich sehe nicht ein, dass ich mich für etwas entschuldigen müsste.

    Bitte um Hilfe.

    Danke und liebe Grüße
    Julia

    Hallo zusammen!

    Ich bin heute ausgezogen. Habe meinem XY einen langen Brief geschrieben, in dem ich ihm alles, was ich fühle und wie es mir geht, niedergeschrieben habe. Er kommt erst heute Abend von seiner Dienstreise zurück.

    Dieses Mal fühlt sich das Gehen viel fester und endgültig an. Keine Zweifel wie beim ersten Mal. Ich bin bloß unendlich traurig, weil ich so lange dazu gebraucht habe. Weil ich mich so lange wie das Allerletzte von ihm habe behandeln lassen. Aber ich freue mich unglaublich auf meinen eigenen Raum, ohne Ängste und Sorgen. Ohne tausende Gedanken, wo er ist und ob er trinkt.

    Danke für die unterstützenden und aufbauenden Worte hier im Forum!

    Alles Gute und viel Kraft
    Julia

    Liebe Gotti,

    du hast so recht. Ich fühle mich jetzt so richtig wie sein Fußabtreter, sein Abfalleimer, nicht mehr und nicht weniger. Und seine totale Ignoranz der Situation ist als würde er mich verhöhnen. Er hat heute tatsächlich gefragt warum es mir denn so schlecht geht. Ich dachte, ich falle aus allen Wolken.

    Er ist jetzt auf Dienstreise und ich habe mir eine kleine Wohnung gefunden, in die ich nächste Woche einziehen kann. Doie Tage dazwischen kann ich bei Freunden unterkommen. Mir graut allein bei dem Gedanken ihn sehen zu müssen, ich will einfach nur weg.

    cielo72 : Hast du dich auch gefühlt als würde man dich einfach nur für dumm verkaufen? Ich werde dieses Gefühl nicht los und das tut so weh und macht mich so wütend. Am meisten tut weh, dass ich mich so lange so habe behandeln lassen. Ich habe keine Angst ohne ihn zu sein, sondern bin einfach nur traurig, dass ich fast einundhalb Jahre auf ihn verschwendet habe.

    Ich wünsche euch viel Kraft und liebe Grüße
    Julia

    Hallo cielo72,

    danke für deine aufbauenden Worte. Mir hilft es sehr, mich hier im Forum austauschen und meine Situation schildern zu können. Es ist viel schlimmer geworden, seit ich wieder bei ihm eingezogen bin. Ich habe ihn über das verlängerte Wochenende kaum gesehen, weil er auf "Sauftour" war. Was ich gar nicht begreife ist, dass er weiß, wie es mir damit geht und erwartet, dass ich trotzdem bei ihm bleibe. Er kommuniziert mit mir als ob nichts wäre und ich denke mir nur, werde ich hier für dumm verkauft oder habe ich irgend etwas nicht mitbekommen???

    Und was du zum Thema "auf deinem Weg weitergehen" gesagt hast, stimmt. Ich merke, wie ich mich immer mehr von ihm abgestoßen fühle und mich immer mehr emotional von ihm entferne. Natürlich habe ich noch viele Ängste, habe Angst mich ihm gegenüber so zu äußern, wie ich es gerne würde. Wobei ich nicht weiß, ob das überhaupt noch Sinn macht.

    Ich schaffe den Absprung, das weiß ich. Bloß erfordert es so viel Kraft und Mut und zeitweise fühle ich mich so klein und hilflos und denke, vielleicht bilde ich mir alles nur ein. Als ob ich nicht ganz dicht wäre.

    Liebe Grüße
    Julia

    Hallo Sunshine,

    zunächst einmal bin ich absolut deiner Meinung, dass auch andere Menschen Schicksalsschläge erleiden aber nicht jeder zum Säufer wird. Ich will das auch nicht mehr so sehen bzw. versuchen, ihm Verständnis auf dieser Ebene entgegen zubringen.

    Ich bin leider rückfällig geworden. Zwar bin nicht ich die Alkoholikerin aber die Co-Abhängige und ich habe mich dazu überreden lassen, zu ihm zurück zugehen. Alles ist schlimmer geworden, das Saufen beinahe täglich, nachts so gut wie nicht mehr Zuhause. Jetzt wird hier jeder sagen: Was hast du dir denn anderes erwartet? Nichts, ich habe es gewusst und bin doch zurück. Dumm, naiv. Absolut! Und das Beste daran ist: Ich gebe mir jetzt auch noch die Schuld an seinem Saufen. Das hatte ich davor nicht. Jetzt denke ich, habe ich etwas gesagt oder getan, das ihn dazu gebracht hat von Zuhause wegzubleiben? Super, werden sich hier jetzt alle denken. Gut gemacht!

    Seltsamerweise fühle ich mich total erleichtert, wenn er weg ist oder ich mich mit andere Leuten treffe. Frei und entspannt. Sobald ich zu ihm gehe, verkrampfe ich innerlich total. Also warum bitte tue ich mir das an? Ich habe mich geschämt, das im Forum zu sagen. Weil ich so stolz auf mich war, dass ich ausgezogen bin. Aber es musste raus, weil es mir gerade richtig mies geht.

    Grüße
    Julia

    Zitat von Sandra P

    Wenn er nüchtern ist kommen diese Beleidigungen überhaupt nicht und wenn ich ihm erzähle was er mir wieder im Suff an den Kopf geworfen hat, verdrängt er es und will es nicht hören. Ich habe den Eindruck, dass er glaubte, dass er nach soviel Jahren den Alkohol im Griff hat, will aber nicht wahrhaben, dass er Suchtkrank ist und Hilfe benötigt weil er es alleine nicht schafft, einfach immer nur den Starken markieren.

    LG
    Sandra

    Liebe Sandra,

    deine Situation kommt mir sehr bekannt vor. Ich bin zwar mit meinem XY nicht verheiratet und auch nicht so lange zusammen aber er ist alkoholkrank. Und er trinkt aufgrund von Schicksalsschlägen und Problemen aus der Vergangenheit. Betrunken sagt er unglaublich gemeine Dinge zu mir, fies und beledigend und sehr verletzend. Wenn ich ihm das am nächsten Tag erzähle, weiß er nichts und ist schockiert oder traurig und sagt nur, es tut ihm leid. Bringt mir nur leider nichts.

    Er ist ein wunderbarer Mann, da ist nur der Alkohol. Nein, stimmt so nicht. Nächtelang weg bleiben, obwohl ich ihm so oft und unter Tränen gesagt habe, wie furchtbar das für mich ist, ist für mich nicht die Definition eines wunderbaren Mannes bzw. Menschen. Natürlich verstehe ich, dass es im Leben zu Situationen kommen kann, wo man verzweifelt ist und zur Flasche als letztem Ausweg greift. Ich sehe für mich keinen anderen Ausweg als Trennung.

    Wie geht es dir gerade?

    Liebe Grüße
    Julia

    Hallo CoA,

    ich bin leider auch so, dass ich immer das Gefühl habe, jemanden heilen oder retten zu müssen. Keine Ahnung, woher das kommt. Ich versuche das in meiner Therapie zu ergründen. Seltsamerweise liegt mir nicht so viel daran, mich selbst zu heilen und zu retten sondern immer irgendwelche abgewrackten Typen, denen es im Grunde egal ist, ob ich da bin oder nicht. Vielleicht spricht hier jetzt die Wut aus mir, denn mein XY ist im nüchternen Zustand so lieb. Wie oft habe ich diesen Satz hier im Forum schon gelesen!

    Ich frage mich, ob das an mir liegt? Ob ich einen bestimmten Typus anziehe? Weil ich im Grunde weiß, dass es nicht gesund ist und dass die Beziehung so nicht sein sollte und trotzdem...Vielleicht ist es auch vollkommen irrelevant sich diese Frage zu stellen, weil das auch wieder zu den unendlichen und fruchtlosen Grübeleien gehört. Wie oft habe ich Selbstgespräche in meinem Kopf mit meinem XY geführt, wenn er Nachts nicht nach Hause gekommen ist und habe dann doch nichts gesagt. Und was habe ich eigentlich zu verlieren? Einen kaputten Alkoholiker, der das ganze Wochenende seinen Rausch ausschläft während andere Paare schöne Dinge zusammen machen? Dass er eine andere findet für die er das Trinken plötzlich aufgibt? Ja scheinbar genau davor. Dass meine ganze Arbeit umsonst war und eine andere den gesunden, trockenen und bemühten Mann bekommt.

    Mir geht es zurzeit gar nicht gut aber ich versuche jeden Tag mit etwas auszufüllen, das eine heilende Wirkung haben könnte.

    Viel Kraft für dich!
    Julia

    Zitat von CoA12307

    Hallo Julia,

    Besser für euch beide, wenn er alleine mit seinen Problemen ist. Meine Mom hat jahre damit verbracht, über ihr schreckliches Leben zu jammern. Aber ändern wollte sie nie etwas. Manchmal denke ich, manche Menschen wollen ihr Opferstatus einfach behalten und Jahrelang ihr Elend geniessen. Aber sind Schulden wirklich so schlimm? Es gibt doch einen Selbstbehalt und jeder Mensch kann trotzdem in Würde leben. Wie geht es dir?

    Hallo CoA,

    das mit dem Opfer sehe ich sehr ähnlich. Manchmal wirkt es so, als ob er dieses Leiden genießt. Oder es ist einfach noch nicht groß genug, um etwas dagegen zu unternehmen. Die Schulden sind nur ein Teil des großen Ganzen. Da sind viele Sachen in der Ehe passiert und dann Schicksalsschläge, schwere Kindheit. Aber so ist das Leben nun einmal und jeder hat sein Päckchen zu tragen, deshalb wird nicht jeder zum Alki. Ich will es auch nicht mehr rechtfertigen, denn all diese Probleme sind lösbar. Es dauert vielleicht und ist schwierig aber sie sind lösbar.

    Lieb, dass du fragst, wie es mir geht. Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Eine Mischung aus resigniert, distanziert, gleichgültig und ohne Illusion. Ich versuche meinem Leben nachzugehen, meinen Job zu machen, mich mit Freunden zu treffen. Mich irgendwie auf mich selbst zu besinnen. Wirkt gerade wie ein Riesenprojekt, für das ich ewig brauchen werde...

    Wenn ich die Frage zurückgeben darf. Wie geht es dir? Hast du gerade einen festen Partner?

    Liebe Grüße
    Julia

    Zitat von CoA12307

    hallo Julia,

    Am besten ziehe aus und gehe, ja, dann hört der Psychoterror auf. Dein Partner hat wohl ein sehr starkes Bedürfnis nach Freiheit. Aber wenn keine Vertrauensbasis da ist, kannst du ihm ja auch nicht geben was du willst: Du kannst ihn nicht einfach loslassen und dir denken, "der geht nur ein paar nächte saufen, irgentwann kommt er wieder". Weil du dich alleine mit dir selbst auch nicht entspannen kannst. Weil du ständig Angst haben musst vor Verletzungen. Welche Bedürfnisse hast du? Wie kannst du sie dir erfüllen?

    Du schaffst das!

    Hallo CoA,

    danke für deine Nachricht. Ich habe sehr lange und oft darüber nachgedacht, ob man das denn überhaupt kann und will. Also sich "einfach" zu denken, der geht ja nur saufen ein paar Nächte und kommt irgendwann wieder. Will man in so einer Beziehung leben? Ich habe sehr viel mit Freunden und nicht so engen Bekannten darüber gesprochen und denke bis heute darüber nach. Es geht ja nicht nur um das wegbleiben und irgendwann wieder zurückkommen sondern was damit verbunden ist. Er hat keinen Drang nach Freiheit, er ist verzweifelt und mit den Nerven am Ende, weil er vor riesigen finanziellen Problemen steht, die für ihn unüberwindbar erscheinen. Sein letzter Ausweg ist in den Alkohol, obwohl er selbst weiß, dass das null Sinn macht und kontraproduktiv ist. Aber wenn man jahrelang auf diese Weise versucht hat vor seinen Problemen davon zulaufen, wird man das auch weiterhin so handhaben wenn man sich nicht dazu entscheidet etwas dagegen zu tun. Und unter solchen Umständen kann man auch keine Vertrauensbasis schaffen, denke ich. Da müsste man ja den alkoholkranken Partner vom nüchternen Partner trennen und damit auch die Gefühle. Also bei dem ersten auf Distanz schalten und bei dem zweiten auf Vertrauen und Liebe. Ich denke, das kann niemand bzw. erscheint mir das auch nicht der Sinn einer Beziehung zu sein.

    Liebe Grüße und viel Kraft
    Julia

    Ich habe es getan. Gestern habe ich meine Sachen genommen und bin gegangen. Ich habe versucht mit ihm zu reden aber er war so geladen und wollte nur saufen gehen, dass ich mir gedacht habe, ich will so nicht mit ihm sprechen. Am nächsten Tag habe ich gepackt und bin gegangen, habe ihm eine Nachricht geschrieben, dass ich ausgezogen bin. Vielleicht nicht unbedingt die beste Art aber in dem Moment konnte ich nicht anders.

    Zum Glück lässt er mich in Ruhe. Das Trinken ist jetzt das Wichtigste und hat in der letzten Zeit noch mehr zugenommen. Ich bin erleichtert und froh, dass ich weg bin. Zugleich auch traurig, dass ich das so lange mitgemacht und an leere Versprechungen geglaubt habe.

    Ich bin stolz auf mich, diesen Schritt gegangen zu sein und sehe jetzt positiv und entschlossen einer neuen Zukunft entgegen.

    Alles Gute und viel Kraft!

    Liebe Grüße
    Julia

    Liebe Eule89,

    es tut mir sehr leid, dass dein XY gewalttätig geworden ist! Als ob es nicht reicht mit einem Alkoholiker zusammen zu sein bzw. zu leben.

    Ich habe mir auch überlegt mich aus dem Staub zu machen. Aber ich möchte ihm gegenüber treten, das will ich einfach und ich weiß, ich kann das. Ich sehe es als Teil eines Prozesses bei dem ich lerne, mich selbst mehr zu lieben und zu respektieren.

    Vielen Dank für deine lieben Worte. Auch ich wünsche dir viel Kraft und positive Energie!

    Liebe Grüße
    Julia

    Zitat von Danja

    Glückwunsch zu Deiner Entscheidung und zwei gedrückte Daumen für die Standhaftigkeit!

    Fokussiere Deinen Kopf auf das Negative und die deutlichen Verfallserscheinungen. So hält das noch schwankende Herz am ehesten die Klappe.

    Bleib vor allem auch beim Gedanken "Was er für Probleme hat/denkt/tut ist nicht (mehr) wichtig, ich will und kann so einfach nicht weiterleben".

    Das war für mich der Knack- und Schlusspunkt.

    Danke Danja! Ich mach das! Ich muss einfach!

    Zitat von Chuck81

    Er holt sich seinen Alkohol und die Möglichkeit in Ruhe zu trinken. Ganz einfach. Lange darüber herumzuphilosophieren führt ja zu nichts. Denke an dich, an dein Leben und an deine Bedürfnisse.

    Hallo Cuck81,

    danke für deine Nachricht. Absolut wahr. Absolut irrelevant, was er sucht. Letzten Endes macht es mich unglücklich. Und ich frage mich, warum bin ich so respektlos zu mir selbst.

    Hallo an alle,

    vielen Dank für eure Antworten.

    Liebe Eule89, ich lege für ihn auch die Hand ins Feuer, dass er mir nichts tut aber ich muss dir sagen, ich fühle mich bei ihm immer unwohler und unsicherer.

    @WildRover nein, ich halte das auch nicht mehr aus. Es ist mir egal, was für Probleme er hat. Ich will so nicht mehr leben.

    Ich habe zwei Nächte nicht zu Hause geschlafen und jetzt ist er übers Wochenende bis morgen bei seinen Kindern und ich fühle mich so unglaublich gut und entspannt. Wenn er zurück kommt sage ich ihm, dass ich ausziehe. Ich habe mir Zimmer in WGs angeschaut und habe Alternativen, wo ich hin kann.
    Vor dem Gespräch habe ich Angst, nicht, weil ich denke, dass er gewalttätig wird, sondern Angst, dass ich einknicke. Ich habe mit ihm auch in den letzten Tagen nicht kommuniziert, er hat ein paar Mal versucht Kontakt aufzunehmen und mich gefragt, wie es mir geht. Ich bin stolz, dass ich jetzt standhaft bin und meine Entscheidung für mich getroffen habe.

    Drückt mir die Daumen, dass ich es wirklich durchziehe.

    @CoA ich glaube, ich habe in dieser Beziehung sehr viel über mich und meine Grenzen gelernt. Und alleine sein erscheint mir jetzt auch das Beste und einzig Richtige um wieder Energie zu sammeln. Was du über Katzen sagst und ihr Herumstreunen finde ich so schön, weil ich Katzen liebe und auch immer welche hatte. Nur ist da für mich ein Riesenunterschied: Ich weiß, dass Katzen unabhängige Wesen sind, das ist ihre Natur. Sie gehen keine Verantwortung ein, wenn ein Mensch sie zu sich holt. Wenn man in eine Beziehung geht, tut man das sehr wohl, das ist beidseitig. Mein Katzi hat mir mit seinem Streunen nicht weh getan und mein Vertrauen damit zerstört. Mein Freund schon. Und eine weitere traurige Konsequenz aus seinem "Streunen" ist, dass ich mich fast schon ein bisschen vor ihm ekle. Nicht weil ich denke, er betrügt mich, sondern weil er immer mehr physisch verfällt. Er stinkt wie eine Brauerei und wenn er sich dann so ins Bett legt, stirbt immer mehr Gefühl in mir für ihn.

    Ich wünsche euch allen viel Kraft und einen schönen Sonntag!

    Grüße aus Finnland
    Julia

    Hallo CoA,

    danke für deine Nachricht. Genau die Fragen stelle ich mir auch: was holt er sich bei seinen Sauftouren und was bin ich für ihn. Er hat eine halbe Million Euro Schulden und versucht seine Verzweiflung auf diese Weise zu lindern und sich Freiraum zu verschaffen. Er war derjenige der mich gefragt hat, ob ich bei ihm einziehen will, er muss also vorher gewusst haben, dass es eng wird weil seine Wohnung super klein ist.

    Auf meine Frage hin ob er fremdgeht sagt er nein, er will allein sein, nicht nachdenken müssen, braucht Freiraum und das ist alles. Sorry, aber mein Vertrauen ist dahin, egal, ob das stimmt oder nicht. Und ja, Zuhause zitternd, weinend und schlaflos auf ihn warten und mit einer SMS abgefertigt zu werden ist das allerletzte.

    Vorgestern hat ers wieder getan, dieses Mal ohne SMS und ohne irgendein Wort seinerseits am nächsten Tag. Also hab ich ein paar Sachen genommen und bin zu einer Freundin, wo ich übernachtet habe. Von ihm kam ein Anruf und eine Nachricht ob ich okay bin. Als ich sagte, nein ganz und gar nicht meinte er darauf, also hast du wirklich so ein großes Problem mit mir. Und ich dachte nur, wow, also bin ich jetzt diejenige, die kein Verständnis hat und er hat wegen seiner Probleme die Freikarte alles zu tun.

    Ich ziehe aus und gehe, ich kann nicht mehr. Ich bin innerlich gebrochen und verstehe nicht, was ich falsch gemacht habe. Ich habe versucht ihn so gut es geht zu unterstützen und er hat hat mich ein ums andere Mal verletzt. Trotzdem bin ich geblieben weil ich Verständnis zeigen wollte. Aber jetzt sehe ich, er braucht mich nicht, ich bin ihm sch...egal.

    Einen schönen Tag und liebe Grüße
    Julia

    Hi WildRover,

    nein er wird es nicht ändern, wenn ich ihn darum bitte. Das habe ich schon mehr als einmal getan. Und es wird immer schlimmer. Mittlerweile kommt er fast jede zweite Nacht nicht nach Hause und kommt in der früh oder am Vormittag zurück...

    @Sunshine Ich brauche keine Samthandschuhe und schätze die Ehrlichkeit hier, das ist mit ein Grund, warum ich mich hier angemeldet habe. Ich denke, hier kennen auch vermutlich alle die Diskrepanz zwischen dem, was der Verstand sagt und dem, was man letztlich tut. Nein, ich werde keine Kraft mehr aus dieser Beziehung schöpfen, das weiß ich. Ich bin einfach unendlich verzweifelt und fühle mich verloren.

    Morgenrot Stimmt, das sind alles Nebenschauplätze. Ich bin unglücklich mit dem Alkoholkonsum meines Partners, egal in welchem Kulturkreis ich beschlossen habe zu leben.

    Hi WildRover,

    wow, es tut so gut zu lesen, dass jemand mit dem Trinkverhalten der Skandinavier Erfahrungen gemacht hat. Es ist genau wie du es schilderst. Sie haben kein soziales Trinkverhalten sondern da wird sich halb ins Koma gesoffen. Bei den Slawen ist das anders, das kenne ich von meiner Familie nur allzu gut. Deshalb bin ich so schockiert was hier in Finnland abgeht. Und auch bei dem Punkt mit entweder Abstinenzler oder Alkoholiker hast du absolut Recht. Es ist einfach irre. Und natürlich stelle ich mir immer wieder die Frage, warum akzeptiere ich es nicht einfach und versuche mich daran zu gewöhnen, auch wenn das total blöd klingt. Ich lebe ja jetzt schließlich hier.

    Natürlich kann ich auch mein Verhalten ändern und sagen, wenn mein Freund beim Weggehen die Kontrolle verliert, gehe ich eben nach Hause und gebe mir das nicht mehr.

    Eines ist mir auf jeden Fall klar geworden seit ich hier lebe: Ich hinterfrage meine Einstellung zu Alkohol komplett. Bin voller Abscheu Leuten gegenüber die Trinken und gehe nicht mehr gerne in Bars. Ich bin richtig aggressiv wenn mein Freund was trinken gehen will und sehe Leute voller Verachtung an, wenn sie trinken. Das hatte ich davor nicht und in meiner Familie ist immer viel getrunken worden. Aber eben total anders. Deshalb fällt es mir hier so schwer klar zu sehen, hat mein Freund ein Problem oder ist es eher ein kultureller Unterschied, den ich akzeptieren lernen muss oder eben nicht.

    Vielen Dank für den Austausch. Das hat gut getan :).

    LG Julia

    Zitat von WildRover2017

    Hallo Julia,


    das hilft Dir jetzt auch nicht weiter, aber ich wollte trotzdem mal fragen: Wie oft passiert das?

    Oder anders: Hättest Du eine persönliche Grenze, bei der Du Dir sagen könntest: "OK, wenn es nur x mal im Monat/Jahr (was auch immer) passieren würde, dann könnte ich damit leben"?

    LG
    WildRover

    Hallo WildRover,

    das ist eine sehr gute Frage, die ich mir selbst immer wieder stelle. Ab wann ist man ein Alkoholiker? Wann trinkt man einfach gerne, weil es Teil der Kultur ist? Wo ist die Grenze? Ich bin gebürtige Slawin und habe viele Jahre in Österreich gelebt. Beide Kulturkreise sind keine Kostverächter wenn es um Alk geht. Jetzt lebe ich in Finnland und hier ist es noch einmal härter. Die Finnen haben eine ganz heftige Trinkkultur. Wenn sie trinken, dann komplett unkontrolliert und bis sie nicht mehr stehen können. Und das habe ich so noch nie erlebt.

    Mein Freund trinkt manchmal mehrere Tage hintereinander, manchmal wochenlang nicht. Manchmal kommt er nächtelang nicht nach Hause weil er auf Sauftour ist. Wenn er trinkt, dann kippt er das Bier runter wie Wasser. Das hat mit Genusstrinken nichts mehr zu tun. Er hat ständig Blackouts danach und wird verbal fies. Er trinkt wenn er Stress hat und depressiv ist als Kur und Lösung zu all seinen Problemen. Er hat mir erzählt, dass er keinen Tropfen getrunken hat bis die Probleme in seiner Ehe vor ca. 15 Jahren begonnen haben. Für mich klingt das nach dem vorgezeichneten Weg in den Alkoholismus. Würde er einmal die Woche ausgehen und sich aus Spaß betrinken und gut ist, wäre das okay. Beim Essen ein Glas Wein oder Bier und gut ist. Aber er will immer weitermachen, nicht nach Hause gehen sondern weiter trinken.

    Sorry für die lange Wurst. Aber das ist der "Tatbestand" :).

    Liebe Grüße
    Julia