Beiträge von Lilli1990

    Hallo, bin gerade wieder zurück. 🙄
    War den ganzen Tag fort, Kisten gepackt, Keller ausgeräumt, zwischendurch Mittagessen und ein Spaziergang. Wir haben viel geredet und er hat mir auch gesagt, dass er vorgestern etwas getrunken hat. Den Antrag auf Therapie hat er dort liegen.
    Ich bin ziemlich durcheinander nach diesem Tag. Er hat eigentlich fast durchgehend geweint. Hat mir aber auch immer wieder gesagt, dass er die Therapie machen will. Damit ich zurück komme. Nicht für sich selbst. Das ist nicht das, was ich hören wollte. Zwischendurch wollte er mich immer wieder davon überzeugen, einfach da zu bleiben. Und sagte mir, dass er die Therapie ja viel leichter durchstehen würde, wenn ich da wäre. Und es wäre ja jetzt eine doppelte Belastung für ihn. Außerdem hat er mir in Tränen aufgelöst immer wieder gesagt, wie leid ihm das tut, was er mir angetan hat. Ich war total überfordert. Kann mit soviel Trauer, Angst, Verzweiflung, Selbstmitleid überhaupt nicht umgehen. Alles in mir verkrampft sich.
    Nachdem er darauf bestanden hat, mich zu meiner Unterkunft zu fahren (ist ja nicht meine Wohnung), war es eine extrem verheulte Fahrt und ein tränenreicher Abschied.
    Und wieder der Kampf zwischen Verstand und Herz.
    Ich bin so traurig und durcheinander.
    Es hätte alles so gut sein können, ohne diesen Sch... Alkohol. Und ich bezweifle weiterhin, dass er es jetzt schafft.
    Dieses krasse Selbstmitleid zieht mich ziemlich mit runter.
    Und vermutlich wird er dafür sorgen, dass ich die nächsten Tage immer wieder erfahre, wie schlecht es ihm geht.
    Wenn er mal nicht geheult hat, haben wir uns echt toll unterhalten. 😔
    Morgen kommen die Umzugshelfer und wir packen die Sachen ein. Ist viel mehr als ich dachte. 🙄
    Ich hoffe, er ist in dieser Zeit mit dem Fahrrad unterwegs. Zumindest hat er es vor. 😔

    Heute ist es wieder ganz schlimm. Ich laufe herum wie Falschgeld, bin extrem unruhig und fahrig. Und ich möchte endlich zur Ruhe kommen. :-|
    Und jetzt jammere ich auch schon die ganze Zeit rum. :shock:

    Hallo Linde,
    das ist leider schwierig, weil ich hier kaum jemanden kenne.
    Allerdings fürchte ich auch keine Gewaltausbrüche, sondern eher unerträgliches Selbstmitleid, mit dem ich schwer umgehen kann. :-|
    Und wenn ich merke, dass er getrunken hat, gehe ich sowieso sofort wieder und bleibe nicht alleine dort.
    Wie Lütte es gesagt hat, auch ich "rieche" schon immer beim Betreten der Wohnung, ob was faul ist. Bisher konnte ich mich auf mein Gefühl auch verlassen. Und ich kann gar nicht erklären, warum das so ist. Das sind wohl die feinen Sensoren, die man als Co entwickelt. Oder es liegt daran, dass ich sowieso ganz feine Sensoren habe.

    Guten Morgen,

    Zitat

    das ist Taktik, so braucht er nicht hinzusehen beim Thema Alkohol.


    genau das ist es wohl. Allerdings stecke ich gerade noch viel zu sehr drin und bin leider zum Teil viel zu sehr empfänglich für seine Manipulationsversuche.

    Zitat

    Sorry fürs Auskotzen in Deinem Tagebuch :mrgreen:

    Das ist schon in Ordnung. :mrgreen:

    Ich zweifle manchmal an meinem Verstand. Gestern Abend hat er mich wieder mit Nachrichten bombadiert. Immer ging es nur darum, wie schlecht es ihm geht und dass ja allen egal wäre, wie er sich fühlt und auch seine Freunde ihm nicht antworten würden, obwohl er ihnen ja geschrieben hat, dass es ihm schlecht geht, usw. Dann wieder die Frage, ob ich unterwegs bin und ich hätte ja sicher etwas Wichtigeres zu tun, als ihm zu antworten und dass es für ihn unerträglich ist und er mich so sehr vermisst. Dass er schon angefangen hat, meine Sachen einzupacken und es ihm so weh tut.
    Auf seine ersten Nachrichten habe ich noch reagiert und geantwortet. Als es dann aber immer weiter ging, habe ich nur noch geschrieben, dass es schon spät ist und ich jetzt schlafen werde. Die restlichen 10 (!) Nachrichten von ihm habe ich erst heute morgen gelesen.

    Mir ging es gestern Abend nicht gut und ich war besonders empfänglich für seine versteckten Vorwürfe. Kurz (aber wirklich nur kurz) habe ich sogar das Bedürfnis gehabt, zu ihm zu fahren und ihn zu trösten. Was läuft hier eigentlich für ein Film?
    Heute morgen sehe ich es wieder etwas klarer und bin froh, dass ich dem kurzen Drang nachzugeben nicht gefolgt bin. Letztendlich geht es doch genau darum, dass ich wieder einmal versuchen würde, es nur ihm recht zu machen.

    Und ich hatte das Gefühl, dass er wieder betrunken war (es lag an seiner Wortwahl). Das enttäuscht mich total. Da er am Anfang der Woche irgendwie doch noch überzeugender klang als sonst, als er versichert hat, aufhören zu wollen.

    Ich hoffe irgendwie, dass ich besser mit allem umgehen kann, wenn ich wirklich in meiner Wohnung bin. Zurzeit ist das alles noch so unwirklich und ich fühle mich unwohl in der fremdem Umgebung.

    Nächste Woche habe ich auch ein Erstgespräch bei einem Therapeuten. Darauf freue ich mich auch. Ich muss über die Dinge, die mich belasten, reden (oder schreiben), sonst platze ich. :-|

    Morgen früh fahre ich zu ihm und packe meine Sachen in Kartons und auf den Flur. Mit ihm. Drückt mir die Daumen, dass ich es schnell und ohne großen Zwischenfälle hinter mich bringen kann. :x

    Und trotzdem immer wieder kommen Nachrichten, die ich nicht einordnen kann. Heute nachmittag seine Info, dass er nicht möchte, wenn fremde Leute in seiner Wohnung herumtrampeln. Das ist völlig in Ordnung und ich habe mit ihm vereinbart, dass ich vorher meine Sachen mit ihm in den Hausflur stelle.
    Anschließend folgte aber der Vorwurf, dass ich nicht früh genug mit ihm darüber gesprochen hätte, dass ich mich in der Wohnung nicht zuhause fühle und dass wir das ja hätten klären können. Und ich meinen Auszug schon geplant hätte, ohne vorher mit ihm zu sprechen.
    Aber NUR das, kein Wort über den Alkohol und das dieser der Hauptgrund für meinen Auszug ist.
    Ich hatte das Gefühl, dass er sich jetzt auf die unwichtigen Dinge fokussiert und seine Alkoholsucht als Grund zu verdrängen versucht.
    Vielleicht tue ich ihm auch Unrecht. Wahrscheinlich aber nicht.

    Ich habe ihm noch geantwortet und ihm wieder einmal gesagt, dass es am Alkohol liegt. Und dass ich es nicht ertragen kann, ihm bei der Selbstzerstörung hilflos zuzusehen.
    Daraufhin kam keine Antwort mehr. Bis jetzt jedenfalls.

    Es ist überall das Gleiche. Die gleichen Zweifel, die gleichen Hoffnungen und Wünsche. Ich finde mich so oft hier wieder. Das macht mir Angst und Mut zugleich. Man fühlt sich so hilflos und (ich jetzt gerade) so leer. Der Verstand sagt einem, was richtig ist, aber das Herz gewinnt immer wieder die Oberhand. Meiner will jetzt nach meinem Auszug eine Therapie beginnen. Aber hält er auch durch? Und wenn ja, wie lange? Fängt das ganze Drama wieder von vorne an, wenn ich wirklich irgendwann zu ihm zurückkehren sollte? Und wieso denke ich eigentlich jetzt über eine Rückkehr nach? Sollte ich mich nicht lieber auf mein eigenständiges Leben vorbereiten und darüber nachdenken?
    Liebe Mel, ich kann dich so gut verstehen. Denn ich habe mich auch ständig manipulieren lassen und wahrscheinlich ist es auch noch immer so.
    Ich wünsche mir manchmal den Mann (oder Frau) im Ohr, der mir zu jeder Zeit sagt, was ich tun und wie ich mich verhalten soll. Eine Art persönliche Souffleuse. :)
    Und genau das wünsche ich dir auch.

    Guten Morgen,
    gestern war ein guter Tag. :)
    Ich habe außer dem kurzen Schriftwechsel nichts mehr von ihm gehört. Es fühlte sich zwar seltsam an, aber auch irgendwie gut. Einfach mal zur Ruhe kommen, wenn auch nur teilweise. Denn solange ich nicht in meiner eigenen Wohnung bin, ist es trotzdem noch ein seltsames Gefühl. Gestern Abend hatte ich zweimal kurz das Bedürfnis, ihm zu schreiben. Eben weil es sich komisch angefühlt hat.
    Ich habe für meinen Umzug am Sonntag soweit alles geplant.
    Drückt mir die Daumen, dass alles glatt läuft. Oder zumindest relativ ruhig. Mir ist schon ein wenig mulmig zumute, wenn ich daran denke.
    Aber irgendwie wird das auch vorbeigehen.


    Hallo Lilli,

    ich war in deinem Thread bisher stille Mitleserin. Deine Geschichte nimmt mich sehr mit. Leider habe ich keine Ratschläge für dich, da auch ich mich hier angemeldet habe wegen der Situation mit meinem Partner. Ich möchte dir aber viel Kraft für die kommenden Tage und Wochen wünschen. Ich finde du machst das ganz toll, bleib stark.

    LG
    Harley


    Vielen Dank für dein Feedback. Ich habe jetzt auch bei dir einmal mitgelesen. Es gibt doch immer wieder die gleichen Verhaltensmuster bei uns Cos. :roll:


    wäre gut, wenn du ihn nicht in die neue Wohnung läßt.
    Und als "Umzugshelfer" wäre er ja drin...

    Genau das war ja auch mein Gedanke, als ich seine Hilfe abgelehnt habe.
    Ich sagte ihm gestern auch, dass ich erst einmal nicht will, dass er weiß, wo ich wohne. Gestern hat er es noch verstanden. Mal sehen, ob dass auch so bleibt. :roll:


    Lilli, Du machst das richtig gut. Ich bin froh, dass Du ihn ziemlich durchschaust.

    Danke, mir hilft dieses Forum und euer Feedback sehr.

    Natürlich hoffe ich für ihn, dass es bei ihm jetzt tatsächlich "Klick" gemacht hat. Aber ich kenne ihn nun auch schon lange genug, um mir einfach weiterhin eine gesunde Skepsis zu bewahren. Was er heute sagt (und sicher auch in diesem Moment so meint), kann morgen schon wieder anders aussehen.

    Ich weiß auch, dass ich mir in vielen Dingen selbst im Weg stehe. Und ich schaffe es nicht mit dem kompletten Kontaktabbruch. Zumindest im Moment noch nicht. Aber ich versuche mir anzugewöhnen, mich immer erstmal zurückzulehnen und mir Zeit zum Nachdenken zu geben, wenn er etwas geschrieben hat. Nicht mehr sofort reagieren.

    Mit dem Haus zögert er nun doch wieder. Gestern hat er wieder einmal versucht, die Entscheidung von mir abhängig zu machen. Letztendlich ist es alleine seine Entscheidung, ob er das Haus kaufen will oder nicht. Ich rede mir das immer wieder ein, damit ich es auch begreife. :)

    Heute morgen gab es wieder irritierende Nachrichten von ihm. Ich weiß, es wird ein langer und schwieriger Weg.
    Wir sprachen gestern darüber, dass ich am Sonntag in die Wohnung kann. Und ich habe ihm gesagt, er soll überlegen, ob er da sein will, wenn ich meine Sachen hole. Dass ich mir einen Studenten als Umzugshelfer suche.
    Heute morgen hat er mir eine Nachricht geschickt, dass er mir beim Umzug helfen kann und dass WIR dafür noch einen Anhänger organisieren müssen. 🙄
    Ich habe abgelehnt und ihm geschrieben, dass ich das alleine organisiere. Daraufhin schrieb er mir, dass es ihm weh tut, wenn ich seine Hilfe ablehne.
    Manipulation? Sicher!
    Ich habe ihm daraufhin geschrieben, dass es mich meine Absicht ist, ihm weh zu tun. Aber dass ich den Abstand brauche und es mir wichtig ist, es alleine zu organisieren.
    😬

    Guten Morgen.
    Ich war gestern bei ihm und habe ein paar Sachen geholt. Er war nüchtern und wir haben seit langer Zeit mal wieder in Ruhe gesprochen. Er hat den Kontakt zu seinen Freunden wieder aufgenommen, den er bisher vermieden hat. Und hat ihnen erzählt, dass er trinkt. Heute steht ein Termin bei der Beratungsstelle an und er will den Antrag für eine Therapie unterschreiben. Das ist für ihn der erste Schritt in die richtige Richtung.
    Und ich kann am Sonntag in meine Wohnung. Das ist mein Schritt in die richtige Richtung. Ich freue mich auf die Wohnung und auf MEIN Leben.
    Aber es wird noch weiter sehr schwierig werden. Der Spagat zwischen Gefühl und Verstand. Im Moment versuche ich nur von Tag zu Tag zu leben und zu denken. 😊

    Könnt ihr euch vorstellen, dass ich diesen Mann trotz allem noch sehr gern habe und ich mir nichts sehnlicher wünsche, als dass wieder alles gut wird?
    Gerade hat er wieder versucht, anzurufen. Im Augenblick schaffe ich es aber noch nicht, mit ihm zu telefonieren. Ob er heute morgen direkt nach dem Aufstehen weitergetrunken hat?

    Hallo Lütte, jetzt habe ich nach dem Absenden gesehen, dass du auch geschrieben hast. Zu meinem Sohn kann ich erst einmal nicht. Das ist frühestens ab dem Wochenende möglich. Aber vielleicht kann ich klären, dass ich schon früher in meine Wohnung komme.

    Guten Morgen,
    es tut mir nur gut, alles aufzuschreiben. Ich kann es so besser verarbeiten.
    Gestern war ein seltsamer Tag. Erst ruhig, aber befremdlich, am Nachmittag mit schlimmen Erfahrungen, aber auch einer weiteren Bestätigung dafür, dass meine Entscheidung richtig ist.
    Nach dem Mittag begann das Drama mit WhatsApp Nachrichten und ständigen Anrufen von seiner Seite. Er war erwartungsgemäß total betrunken und hat mich mit Anrufen bombadiert. Meistens habe ich es weggeklickt, manchmal bin ich rangegangen. Dann hatte er aber gar nichts zu sagen und wurde verbal ausfallend, anschließend wieder weinerlich. Dann ein Gespräch mit ihm, in dem er mir gedroht hat, mich mit seiner Ex verglichen hat. Sie hatte immer mit ihm mitgetrunken und nach einer Eskalation einmal die Polizei gerufen. Bei dieser Aktion wurde er dann in Handschellen aus seiner Wohnung abgeführt und durfte sich für einige Zeit seiner Wohnung und ihr nicht mehr nähern. Auch sie ist damals zu ihm gezogen. Ich kannte die Geschichte grob und weiß, dass die Erfahrung für ihn ein Trauma ausgelöst hat. Und nun hatte er gestern wohl ein Dé·jà-vu und hat sich eingeredet, dass ich genauso handeln würde. Er drohte mir, dass er die Polizei angerufen hätte und die Bescheid wüssten und ich mich seiner Wohnung nicht mehr nähern sollte. Und dass ich meine Sachen nur in vorheriger Absprache und Terminabstimmung bei ihm abholen darf (eigentlich wollte ich gestern hin und mir erst einmal nur ein paar Klamotten zum wechseln holen).
    Das Gespräch hat mich so durcheinander gebracht, dass ich anschließend bei der Polizei anrief und mich erkundigt habe, ob das denn stimmt. Ich wollte nur wissen, ob er mich dort tatsächlich auf irgendeine Art angeschwärzt hat, bzw. es versucht hat. Und habe gefragt, was ich denn machen kann, wenn ich denn meine Sachen nicht bekomme und wie ich mich verhalten soll. Anscheinend war es aber nur ein Bluff, sie wussten von keinem Anruf.
    Danach habe ich ihn blockiert, da er immer weiter versucht hat, bei mir anzurufen. Erst nach Feierabend habe ich ihn wieder entsperrt.

    Er rief natürlich wieder an und wurde dann erst einmal richtig ausfallend. Er hatte danach in seinem Suff dann tatsächlich bei der Polizei angerufen und die haben ihm brühwarm erzählt, dass ich mich auch schon gemeldet habe (warum machen die das?) Auf jeden Fall weiß ich nicht, wie das Gespräch verlief, aber er hat in seinem Kopf noch vieles hinzugedichtet und für ihn war dann klar, dass sie ihn mit Handschellen abführen wollen und ich schuld bin. Und dass er nun noch einen Anwalt eingeschaltet hätte und ich nun nur noch über den Anwalt an meine Sachen herankomme. Und immer wieder hat mich mit schlimmsten Ausdrücken beschimpft.
    Irgendwann war ich so fertig, dass ich nur noch weinen konnte.
    Dann kam wieder der aprupte Stimmungswechsel, indem er mir sagte, dass er mich so sehr vermisst und dass er mich nicht traurig erleben will und ich doch nach Hause kommen soll, usw. Ich solle nur bei der Polizei anrufen und das klarstellen.
    Außerdem würde ich ja auch Miete zahlen, und könne dann doch auch zuhause schlafen. Er würde mir das Gästezimmer einrichten und ich solle doch keine Angst haben, dass er mir etwas antut. Er hätte noch nie jemandem etwas getan und er würde mich auch nicht belästigen, usw.
    Ich habe ihm gesagt, dass ich auch die nächste Nacht im Büro verbringen werde.
    Später kamen von ihm noch weitere Nachrichten: Wann bist du hier? Gehen wir noch spazieren? Später kuscheln wir schön!
    Dann ist er wohl irgendwann eingeschlafen. Bis jetzt keine weiteren Nachrichten mehr.
    Gestern Abend habe ich noch erfahren, dass er das mit dem Beratungsgespräch für die Therapie wohl trotz der Trennung durchführen will. Ich zweifle im Moment nur daran, dass er das für sich macht. Vermutlich versucht er damit nur, mich jetzt schnell zurückzugewinnen.

    Natürlich weiß ich, dass ich nicht mit ihm hätte telefonieren dürfen. Aber auch, wenn es für mich schlimm war, ist es wichtig für mich. Ich brauche das im Moment, um mir immer wieder vor Augen zu führen, warum ich gehe und warum ich das jetzt alles tun muss.
    Ich kann es schlecht erklären, aber aus solchen negativen Erlebnissen ziehe ich meine Kraft. Und ich rufe heute die Nummer an, die ich von der Telefonseelsorge erhalten habe und vereinbare einen Termin mit einem Therapeuten.

    Für die nächsten Tage habe ich eine Unterkunft gefunden. Zuhause werde ich definitiv nicht mehr schlafen. Ich muss heute spontan entscheiden, ob ich mir meine Klamotten holen kann oder ob ich mir die notwendigsten Sachen erst einmal zusammenkaufe. Auch muss ich klären, ob ich evtl. schon früher in meine Wohnung kann.

    Mir geht es bescheiden, aber es wird auch wieder besser irgendwann.


    Und selbst WENN er wirklich nur unter Druck trinken würde. Machen das Nicht-Abhängige? Sich unter Druck besaufen?

    Sicher hast du recht. Dass auch Nicht-Abhängige sich "mal" besaufen, wenn der Herzschmerz zu groß ist, kann ja schon sein. Aber er trinkt ja bei jedem "selbstgemachten" Stress.

    Heute mittag kam ein kurzes "Hallo" mit heulendem Emoji von ihm. Auch, wenn es falsch war, habe in der ersten Reaktion ein "Hallo" zurückgeschrieben. Seitdem kam nichts mehr. Und jetzt ärgere ich mich, dass ich überhaupt geantwortet habe. Ich lasse mich auf Psychospielchen ein. Vielleicht kann ich es mit dem "emotionalen Ausnahmezustand" erklären. Oder damit, dass ich einfach so bin. Ich muss heute noch einmal hin, um ein paar Klamotten zu holen. Hatte ihm ja schon gesagt, dass ich für ein paar Tage zu meinem Sohn fahre. Und dann sollte ich das Handy ausschalten. Es ist so beschissen, dass der Verstand mir jetzt ständig sagt, ich muss anders handeln, als ich es normalerweise mache.

    Heute morgen habe ich bei der Telefonseelsorge angerufen. Auch wenn die Dame mir natürlich nicht soviel sagen konnte, fand ich es sehr befreiend, mir alles von der Seele zu reden. Sie hat mir aber dann doch mit einer Rufnummer geholfen, bei der ich einen geeigneten Therapeuten finden kann. Denn ich weiß, dass ich auch bei mir einiges aufräumen muss.

    Guten Morgen, eine schlaflose Nacht auf dem Sofa im Büro liegt hinter mir. Das Gedankenkarussel kreist unentwegt. Ich habe sogar darüber nachgedacht, ob ich ihm unrecht tue. Ob er evtl. gar kein Alkoholiker ist, weil er ja nicht immer trinkt. Weil er ja "nur" dann die Kontrolle verliert, wenn er unter Druck steht. Selbst der Quartalstrinker betrinkt sich ja schubweise immer mehrere Tage hintereinander.
    Ihr müsst mir die Frage nicht beantworten. Die Antwort kenne ich selbst. Ja, er trinkt nur zuhause und heimlich. Und ja, er versteckt die Flaschen sogar vor mir. Und ja, er sagt von sich selbst, dass er ein Alkoholproblem hat.
    Gestern hat er mir gesagt, dass er nun eine Therapie machen will. Keine, bei dem er komplett eine Weile aus dem "normalen" Leben gerissen wird. Sondern eine, die über ein Jahr geht, wo er einmal die Woche hingeht. Natürlich ist das toll. Wenn er es denn durchzieht. Und dann die Zweifel. Hat er das nur versprochen, um mich zum Bleiben zu bewegen? Und immer wieder mein schlechtes Gewissen. Was er jetzt wohl macht? Wie es ihm wohl geht? Er hat mir in der Nacht noch eine Nachricht geschrieben, um sie gleich wieder zu löschen.
    Gestern hat er einmal auch gesagt, dass es jetzt eh für alles zu spät sei und er sich dann ja auch aufhängen könnte.

    So blöd es klingt, ich muss die ganze Zeit daran denken, wie es ihm wohl jetzt geht und ob er schon mit dem trinken angefangen hat. Mein Kopf dröhnt und meine Augen brennen Und trotzdem denke ich nur daran, ob ich dich falsch gehandelt habe und ihm schon viel früher hätte etwas sagen sollen, was er mir u. a. auch vorgeworfen hat. Es ist mitten in der Nacht und ich bin mit dem Zug auf dem Weg ins Büro. Das fühlt sich nicht richtig an. 🙄