Lieber Egon,
gehe ich Recht in der Annahme, daß Du Konjunktive ebenso liebst wie ich?
lach, sagen wir‘s mal so, Sprache und Ausdrucksmöglichkeiten sind so mein Ding. Die verschiedenen Konjunktive setze ich nicht ganz unbewusst ein. 😉
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gehe ich Recht in der Annahme, daß Du Konjunktive ebenso liebst wie ich?
lach, sagen wir‘s mal so, Sprache und Ausdrucksmöglichkeiten sind so mein Ding. Die verschiedenen Konjunktive setze ich nicht ganz unbewusst ein. 😉
noch nicht alle Gedanken fruchtvoll zu Ende gedacht sind.
Da könnte vielleicht ein Ansatz sein, wenn in diesen Gedanken denn Interessen anklingen….
Vielleicht fängst du ja zu groß und zu perfekt an und stehst dir damit gewissermaßen selbst im Weg?
Kenne ich so jedenfalls von mir…..
Hallo Egon,
darin, dass jeder seine eigene Realität hat, stimme ich dir vollkommen zu. Gut, dass meine Antwort bei dir nicht „irgendwie besserwisserisch“ angekommen ist.
Kannst du denn nachvollziehen, warum dir zu professioneller Hilfe geraten wird?
Ich kann nachvollziehen, dass du das ablehnst, denn offenbar hast du in der Richtung bislang keine sonderlich positiven Erfahrungen gemacht.
Hoffst du, dass sich von allein etwas ändert?
Gibt es möglicherweise phasenweise bei dir schon Lichtblicke?
Viele Grüße
AufderSuche
Ich weiß gerade nicht, was der Sinn meines Lebens ist, auch wenn das jetzt sehr mächtig klingt. Natürlich "könnte man" vieles tun...
Was du da formuliert hast, kommt mir soooooo bekannt vor, …
Was ist der „Sinn meines Lebens“, wo mir doch alles, was ich bislang dafür gehalten habe, weggebrochen ist? - Diese Frage habe ich mir auch immer mal wieder gestellt.
Und ich kenne auch dieses Gefühl, dass dieses „man könnte“ mich im Inneren nicht berührte. Irgendwie hatten diese Angebote, die „man könnte“, nichts mit mir zu tun.
Inzwischen habe ich Antworten für mich gefunden. Das hat sich so nach und nach ergeben.
Erst einmal musste ich überhaupt wieder an etwas Interesse haben. Und dann musste ich herausfinden, was überhaupt MEIN Tempo ist.
Liebe Grüße
AufderSuche
Hallo Anja,
auch von mir ein herzliches Willkommen hier!
Danke für deine überaus offene und ehrliche Vorstellung, so kann ich mir ein ungefähres Bild von dem machen, was dich zur Zeit ungefähr bewegt.
Meine Geschichte ist etwas anders verlaufen, aber in so einigem, was du beschrieben hast, erkenne ich etwas von mir wieder.
Natürlich macht es etwas mit dir, dass du gefühlt wieder dort gelandet bist, wo du 2015 schon einmal warst, aber lass dir von mir mal die Frage gefallen, ob du tatsächlich dort stehst.
Übrigens hatte ich 2015 auch einen völligen Zusammenbruch und bin, weil ich völlig am Ende war, in die Klinik gegangen. Ich war nicht wegen Alkohol dort, das Problem stellte sich mir damals so noch gar nicht, das kam erst später. Was du über jene Zeit schreibst und wie du über die Zeit jetzt schreibst, erinnert mich daran, wie es bei mir war.
Ich bin danach auch in meinen Beruf zurück, hab mit viel Energie darum gekämpft, zurückzukehren und meinen Kollegen und mein Chef zu beweisen, dass ich vollkommen genesen bin. 2018 wurde bei mir dann MS diagnostiziert und ein weiterer Schub, der wiederum mit Kortison-Stoß-Therapie behandelt wurde, führte zu monatelangen Schmerzen im ganzen Körper. Da kam die Depression mit aller Macht zurück und alles zusammen führte dazu, dass ich frühverrentet wurde.
Meinen Beruf und auch eine andere berufliche Tätigkeit werde ich nicht mehr ausüben können, aber ich hab mich inzwischen wieder berappelt. Grundsätzlich bin ich inzwischen recht zufrieden mit meinem Leben.
Deine Therapeutin hat dir etwas ganz Wichtiges gesagt: Es reicht im Moment tatsächlich, dich erstmal zu erholen.
In deinem Gehirn und deinem Inneren passiert nun, da der Alkohol weg ist, eine ganze Menge. Und die Veränderungen, die da geschehen, brauchen nicht gerade wenig Zeit. Hast du dich mit den biochemischen Veränderungen mal näher beschäftigt? Mir selbst hat das geholfen, weil ich zu denen gehöre, die Dinge erst verstehen oder zumindest nachvollziehen müssen, um sie annehmen zu können. Einfach so Geduld aufbringen ist meine Sache nicht.
Belastete dich jetzt möglichst nicht mit dem, was nach deinem Aufenthalt kommt, denn das wäre kontraproduktiv. Kennst du den Spruch, dass du mit deinem Empfinden jeweils dort bist, wo du mit deinen Gedanken gerade bist?
Liebe Grüße
AufderSuche
Hallo Egon,
kann es sein, dass du meine Antwort irgendwie besserwisserisch aufgefasst hast? - Musst du nicht beantworten…
Falls ja: So war sie ganz gewiss nicht gemeint!
Ich kann und konnte nicht wissen, wie vertraut du mit diesem Thema bist. Manches, was du beschrieben hast, kommt mir ziemlich bekannt vor, daher hab ich meine Erfahrungen damit geteilt….
Du schreibst, dass du weniger mit Menschen, mehr aber mit Tieren anfangen kannst. Kommt mir auch bekannt vor. Gibt es in deiner ländlichen Umgebung Möglichkeiten in dem Bereich etwas zu machen? Tierheim zum Beispiel?
Gibt’s in deinem ländlichen Bereich irgendetwas, was dich grundsätzlich noch ansprechen könnte?
Viele Grüße
Moin.
Also heute morgen ist es schlimm... ich greife oft in meine Hosentasche, wo immer meine Zigaretten und Feuerzeug waren.
Moin Alex,
die anderen haben dir schon echt gute Sachen dazu geschrieben.
Ein großes Problem ist, dass dir vorgegaukelt wird, dass dir etwas fehlt. Zwar soll es grundsätzlich möglich sein, das, was du derzeit mit Disziplin in den Griff kriegst, hinzukriegen, da du dir abtrainierst, dass sich Zigaretten und Feuerzeug in der Hosentasche befinden, aber der Druck ist, wie du beschreibst, immens hoch, und du merkst im Moment auch, wie er noch verstärkt wird.
Hartmut hat dir diesbezüglich einen wichtigen Tipp gegeben: Gib deinem hungrigen Gehirn einen anderen Anreiz. Sorge möglichst dafür, nicht das Gefühl zu haben, dass dir etwas fehlt, sondern suche dir einen sinnvollen, gesunden Ersatz. Das kann etwas für die nervösen Hände sein oder einen besonderer Geruch für die Nase oder etwas für die Zähne zum Kauen oder ein Gang zum Fenster, wo sich ein Glas Wasser befindet oder …
Viele Grüße und viel Erfolg
AufderSuche
Hallo Lolo,
das hört sich gut an, dass du ungefähr weißt, wo deine Interessen liegen. Ich wünsche dir viel Erfolg und die nötige Portion Glück bei deinen Bewerbungen.
Dazu:
Er glaubt jedoch weiterhin, dass er kontrolliert trinken kann. Und ich bin meist derjenige, der schuld daran ist, weshalb das kontrolliertes Trinken nicht funktioniert hat.
Diese Argumentation habe ich schon oft gelesen/ gehört… Dein Freund glaubt sie sich wahrscheinlich selbst. Ich hoffe doch sehr, dass du das von dir weisen kannst, denn, wenn man in der Sucht drin steckt, findet man immer einen Grund, warum man trinken muss bzw. warum man glaubt, jetzt trinken zu dürfen. Sei es, weil man frustriert ist, weil man sich geärgert hat, weil man sich trösten muss, weil man sich was gönnen muss, sich belohnen muss … Und so weiter.
Ich kenne keinen Alkoholiker, bei dem kontrolliertes Trinken funktioniert hätte. Kontrolliertes Trinken erfordert ein ungeheures Maß an Disziplin, dummerweise aber wirkt Alkohol auf raffinierte Weise ziemlich dagegen, denn er enthemmt unter anderem und entfaltet im Gehirn noch ein paar andere Wirkungen. Meine eigene Erfahrung mit „Kontrolliertem Trinken“ war die: Meine eigene Disziplin, mein fester Vorsatz, mich dieses mal endlich beim Trinken zu kontrollieren, fiel in der Regel schon, nachdem ich mein Glas noch nicht einmal zur Hälfte geleert hatte.
Wichtiger Hinweis: Das mit der Disziplin hat sich spätestens dann erledigt, wenn eine „körperliche“ Abhängigkeit eingetreten ist. Ab dem Zeitpunkt kann ein Alkoholiker mit ziemlicher Gewissheit NICHT mehr kontrolliert trinken. Er trinkt dann, weil er trinken muss, er hat dann keine Wahl mehr. Aus gutem Grund wird hier im Forum nicht über kontrolliertes Trinken diskutiert.
Du berichtest von deinem Freund, dass er sich leicht langweilt und es nicht durchzieht, das klingt jetzt nicht unbedingt nach einem Menschen mit einen großen Maß an Disziplin. Daher: Zieh dir den Schuh nicht an, dass es an dir liegt, wenn er nicht „kontrolliert trinken“ kann.
Was aber, wenn ich mich von nun an ganz anders verhalte als bisher und meinen Freund trotzdem als wichtigen Teil meines Lebens betrachte? Wird es bei mir immer noch so aussehen? Wenn ich von nun an auf meine Bedürfnisse achte und alles in meinem Leben selbst in die Hand nehme. Und trotzdem mein Freund nicht verlasse.
Was meinst du genau mit der Frage „Wird es bei mir immer noch so aussehen?“? Meinst du damit, dass du weiterhin so müde sein wirst und so viel schlafen wirst, dass du depressive Phasen haben wirst? Oder hoffst du, dass ER dadurch zu Besinnung kommt?
Ich kann dir nicht beantworten, wie es sein wird, ich kann dir nur sagen, DASS sich etwas verändern wird und dass DU dich verändern wirst.
Es wird nicht besser wenn wir getrennt leben.
Das deutet irgendwie auch auf wenig Vertrauen in deinen Freund hin. Meinst du nicht?
Das liest sich so, dass du nicht glaubst, dass er es schaffen kann.
Für eine gesunde, ausgeglichene Beziehung ist es aber wichtig, dem Partner vertrauen zu können, dass er, wie oben schon mal geschrieben, keinen Schxxx anstellt.
Wenn das nicht gegeben ist, wirst du schwerlich aus der Rolle der Verantwortung, die du derzeit übernommen hast, heraustreten können
ZitatWenn ich die gewohnten Verhaltensweisen in unsere Beziehung ändere "die Beaufsichtigung, die Kontrolle, das Aufpassen auf ihm wenn er rückfällig wird, die Mama Rolle verlasse, arbeiten zu gehen, mich komplett unabhängig von ihm mache, und alles so zu machen als wäre ich alleine gewohnt hätte. Vielleicht wird er sich dann ändern!
Das kann dir niemand beantworten, vor allem nicht aus der Ferne eines anonymen Forums. Vielleicht ändert er sich, vielleicht aber auch nicht.
Ich kann dir nur raten, darauf zu achten, was das Ganze mit DIR macht. Sorge du für dich, sorge dafür, dass du Kraft und Energie bekommst und behältst. Alles weitere wird sich dann ergeben.
Liebe Grüße
AufderSuche
Hallo Tippi,
ich finde es auch gut, dass du dich hier meldest und mag gerne ein paar Gedanken da lassen.
Ich weiß auch grad nicht, wie lange du schon abstinent bist, weiß aber aus eigener Erfahrung, dass sich bei mir körperlich etwas zum Positiven verändert hat, seit ich den Alkohol weggelassen habe.
Ich hab MS, was hier und da ein paar Beeinträchtigungen mit sich bringt. Im Laufe des vergangenen Jahres, dem ersten Jahr meiner Abstinenz, durfte ich feststellen, dass sich tatsächlich einiges wieder gebessert hat, von dem ich’s so gar nicht mehr erwartet hätte. Das geschah nicht von jetzt auf gleich, aber so nach und nach. Ich erkläre mir das damit, dass der Alkohol, was ja ein Nervengift ist, dem Körper auch an Stellen Schaden zufügt, die ich so gar nicht erwartet hätte.
Wer weiß, was das im Moment gerade in deinem Körper ist, du kannst aber davon ausgehen, dass Alkohol es nicht besser, sondern eher schlechter macht. Dein Suchtgedächtnis wird dir vermutlich etwas anderes vorgaukeln.
Versuche irgendwie von dem Selbstmitleid und einer Art „Opferrolle“ wegzukommen. Vielleicht hilft dir dabei das Wissen, dass Alkohol es eben nicht besser gemacht hat. Was auch immer gerade mit deinem Körper ist, er signalisiert dir wahrscheinlich Schonung. Hab Geduld mit ihm und sei so freundlich wie möglich zu ihm, er und du, ihr habt das verdient.
Wichtig ist tatsächlich, sich möglichst weiterhin auf die positiven Dinge zu konzentrieren. Sprichwörtlich: Achte nicht auf den dichten Wald und die vielen Bäume, sondern achte auf die Zwischenräume, durch die das Licht dringt.
Viele Grüße
AufderSuche
Hallo Egon,
auch von mir ein Willkommen.
Erstmal Gratulation zu deinen neun Monaten Trockenheit.
Die Symptome, die du beschreibst, Lustlosigkeit, Leere, Antriebslosigkeit, Interesselosigkeit, das Gefühl von Sinnlosigkeit, usw. sind mir selbst ziemlich vertraut. Ich selbst leide seit vielen Jahren an Depressionen.
Da diese Symptome bei dir auch nach 9 Monaten Trockenheit nicht verschwunden sind, deutet das auch bei dir auf Depressionen hin. Genauer klären kann das nur ein Facharzt.
Ich teile mal meine eigenen Erfahrungen mit dieser Erkrankung, vielleicht kannst du etwas damit anfangen.
Aus Erfahrung weiß ich, dass man in einer depressiven Phase keine Hobbies oder Interessen benennen kann, man hat dann schlicht keine Interessen mehr.
Deine Entscheidung, in eine Klinik zu gehen, war grundsätzlich erstmal keine verkehrte Entscheidung, nur scheint sich für dich nicht geklärt zu haben, was diese Beschäftigungstherapien dort eigentlich bezwecken sollen. Und ebenso scheint sich für dich nicht geklärt zu haben, was das für Medikamente sind, die man dir dort verabreichen wollte.
Als bei mir vor bald 12 Jahren zum ersten Mal Depressionen diagnostiziert wurden, habe ich ebenfalls Medikamente verweigert. Mein Arzt hatte dafür Verständnis und wir versuchten es mit therapeutischen Gesprächen. Das ging eine ganze Weile ziemlich gut. Er sagte damals zu mir, dass Heilung ohne Medikamente möglich sei, nur etwas länger dauere. Anfang 2015 glaubte ich mich dann geheilt und verabschiedete mich von meinem Arzt. Leider kam im Laufe des Jahres so viel bei mir zusammen, dass es im Herbst zum völligen Zusammenbruch kam. In jener Zeit traten bei mir alle die Symptome auf, die du genannt hast, und noch ein wenig mehr. Alkohol habe ich in jener Zeit übrigens wenig konsumiert.
Da entschied ich mich für einen stationären Aufenthalt. Ich hab dort Ähnliches erlebt wie du, verstand aber, dass diese Beschäftigungstherapien dazu dienen sollten, aus der völligen Antriebslosigkeit und Interesselosigkeit durch verschiedene Angebote aus einer Art Stillstand wieder etwas in Aktion zu kommen. Für Medikamente war ich da auch bereit, denn ich hatte quasi nichts mehr zu verlieren, ich konnte einfach nicht mehr. Ich hab mich allerdings auch informiert, was das für Medikamente sind. Es gibt da zwar ein paar Medikamente mit Abhängigkeitspotential, aber diese werden nur zeitweise in Extremsituationen verabreicht. Die hab ich nicht genommen. Die Medikamente, die ich bekommen habe, und die Medikamente, die ich auch heute noch nehme, haben kein Abhängigkeitspotential, sondern gleichen ein Defizit in der Biochemie des Gehirns aus. Ihre volle Wirkung entfalten sie, anders als Alkohol, der binnen Sekunden wirkt, erst nach etwa drei Wochen regelmäßiger Einnahme. In jener Klinik konnte ich mich dann wieder fangen, die Symptome wurden schwächer, einige verschwanden ganz.
Unbehandelt geht eine Depression, wenn du sie denn tatsächlich hast, kaum von selbst wieder weg. Die Symptome, die du schilderst, hindern dich, dir neue Interessen zu suchen und sozusagen dein Leben in die Hand zu nehmen. Depression zeichnet sich u.a. durch ein Nicht-Wollen-Können aus. Antidepressiva können an diesem Zustand etwas verändern, sie sind aber mit dem, was Alkohol anrichtet, nicht vergleichbar.
Vielleicht kannst du aus dem, was ich dir geschrieben habe, etwas für dich mitnehmen. Wenn nicht, lass einfach liegen.
Beste Grüße
AufderSuche
P.S.: Was Thomas berichtet, erinnert mich an das, was ich von Mitpatienten gehört habe, die auf der geschlossenen waren… Da hätte ich definitiv auch nicht sein wollen…
Übrigens gibt’s Unterschiede zwischen den Kliniken. Meine war auch nicht gerade die beste, aber ich hab für mich mitgenommen, was ich mitnehmen konnte und wollte.
Hallo Lolo,
du schreibst davon, dass du derzeit sehr oft schläfst und stark depressive Verstimmungen hast.
Da werde ich natürlich hellhörig, weil ich solche Zustände auch kenne…
Für mich sind das deutliche Warnhinweise. Für dich womöglich auch?
Um mich musst du dir übrigens keine Gedanken machen, ich hab mein Leben schon längst in die Hand genommen und sorge für mich.
Zurück zu dir.
Dass du aufgrund der Sprachbarriere und der Inhalte des Psychologie-Studium dein Studium abgebrochen hast, kann ich nachvollziehen. Und jetzt scheinst du nicht recht zu wissen, was du stattdessen tun kannst. Hast du dich diesbezüglich mal von einem Berufsberater beim Arbeitsamt beraten lassen? Wenn du weißt, wo in ungefähr deine Interessen liegen, kann ein solcher Berufsberater dir vielleicht Optionen aufzeigen.
Zu deinem Freund :
Wenn er tatsächlich schon in die Alkohol-Abhängigkeit geraten ist - und es spricht nach deinen Aussagen einiges dafür - dann wird kontrolliertes Trinken bei ihm kaum mehr funktionieren. Funktioniert es denn jetzt überhaupt? Da er das aber noch immer glaubt und sich, wie du schreibst, bei allem schnell langweilt und es eben nicht durchzieht, spricht wenig dafür, dass sich in absehbarer Zeit etwas bei ihm ändert.
Alkoholkonsum führt ja nicht unbedingt sofort zu einem schrecklichen Erlebnis. Das ist ja auch ein Teil des Problems. Wenn’s gleich schrecklich wäre, würde so mancher gewiss die Finger davon lassen. Dein Freund nimmt, wie‘s aussieht, noch die angenehmen Seiten wahr, möchte gar nicht wirklich dauerhaft vom Alkohol lassen. Es ist daher völlig offen, ob überhaupt in absehbarer Zeit ein Umdenken bei ihm stattfinden wird.
Dass du in die Rolle der Beaufsichtigung und Kontrolle geraten bist, ist für mich so, wie du deine Situation beschreibst, gut nachvollziehbar. Ebenso ist für mich nachvollziehbar, dass du dir das schwer abgewöhnen kannst, denn das Vertrauen in ihn scheint ja dahin.
Worin liegt aber dann die Lösung? Darin, weiter zu hoffen, dass ER sich doch noch mal ändert? Ist diese Hoffnung etwas, auf das du dein Leben aufbauen möchtest und aufbauen kannst? Oder liegt die Lösung bei DIR und in DIR? - Das ist letztlich eine Frage, die nur du selbst dir beantworten kannst.
Herzliche Grüße
AufderSuche
Hallo Lolo,
ich möchte noch ein paar Gedanken mit dir teilen.
Du schreibst zum Beispiel, dass du ein Studium begonnen hast, dann aber doch nicht studiert hast und es dann abgebrochen hast. Hat das mit ihm oder mit dir zu tun? - Musst du hier übrigens nicht beantworten.
Ich lese in dem, was du schreibst, immer wieder, wie deine Gedanken um die Alkohol-Krankheit und Befindlichkeiten deines Freundes kreisen. Irgendwie dreht sich alles immer nur um ihn.
So ähnlich war das in meiner Familie auch immer: Bei uns kreiste eigentlich immer alles um die Alkohol-Krankheit und die Befindlichkeiten meines Vaters. Ging’s ihm gut, ging’s uns gut, ging’s ihm schlecht, ging es uns schlecht. Wir entwickelten ein ziemlich gutes Gespür dafür, wann es mit ihm wieder so weit war.
Alle haben sich um ihn bemüht, seine Eltern, sein Bruder, meine Mutter und natürlich wir beiden Kinder, er war auch ab und zu bei den Anonymen Alkoholikern. Rückhalt haben wir alle ihm zweifellos gegeben, daran dürfte es nicht gelegen haben, dass er es nicht geschafft hat. Ehrlich, ich weiß es nicht, warum er es nicht geschafft hat.
Es hat meine Mutter, die mal eine selbstbewusste, kluge, junge Frau war, letztlich psychisch gebrochen. Leider hatte sie sich finanziell von ihm abhängig gemacht, das hatten sie beide so gewollt. Wenn er mal wieder nicht arbeiten konnte, weil er soff, wussten wir nicht, woher wir das Geld für Essen nehmen sollten…
Und wenn ich bei dir so lese, dann denke ich an die Erfahrungen in meiner Familie ….
Und ich denke an meine eigenen Erfahrungen mit meiner Suchterkrankung und wie ich für mich gesorgt habe und heute sorge….
Ich denke, dass dein Freund ein erwachsener Mensch ist, der selbst die Verantwortung für sein Leben übernehmen muss…. Unterstützen darfst du ihn dabei gewiss, aber machen muss er selbst…
Für eine gesunde Partnerschaft mit ihm musst du dich auf ihn verlassen können…
Liebe Grüße
AufderSuche
Ich werde mir dann ständig Sorgen machen, was er gerade macht, wo er ist, Hat er seine Tabletten genommen usw. Ich bin die ganze Zeit am Nachdenken und kann keine Ruhe bekommen.
Hallo Lolo,
das ist sehr verständlich, aber leider übernimmst du damit eine Verantwortung, die du eigentlich nicht tragen kannst und nicht tragen solltest. Er ist ein erwachsener, mündiger Mann und als solcher er trifft seine eigenen Entscheidungen. Wenn er zum Alkohol greift, trifft er eine Entscheidung. Wenn er seine Tabletten nimmt und es durchzieht, trifft er eine Entscheidung. Du kannst ihm weder das eine noch das andere abnehmen.
Wenn es ihm wirklich ernst ist, dann wird ER das durchziehen müssen. Ob er es dann schafft, hängt nicht davon ab, dass du ihn zum Beispiel bei der Einnahme der Tabletten beaufsichtigt hast. Für eine gesunde, vertrauensvolle Beziehung ist es definitiv nicht gut, wenn du ihn beaufsichtigen musst.
In einer gesunden Partnerschaft sollte man sich auf einander verlassen können, man sollte sich sicher sein dürfen, dass der andere keinen Schxxx anstellt. Das ist für beide Partner immens wichtig.
Du überlegst, mit ihm Kinder zu haben. Kinder brauchen Sicherheit und Geborgenheit. Kinder spüren, wenn etwas mit den Eltern nicht stimmt.
Ich habe meinen Vater gewiss nicht als "verantwortungslosen, grausamen, gefühlslosen Alki“ wahrgenommen, er war durchaus ein lieber und verantwortungsbewusster Mensch, aber seine Sucht hat sehr, sehr, sehr Vieles kaputt gemacht. Ich jedenfalls durfte nicht die Sicherheit und Geborgenheit erleben, die für meine Entwicklung immens wichtig gewesen wäre.
Nimmt verlangt von dir, dass du dich vollständig von deinem Freund distanzierst, aber es ist wichtig für dich, Grenzen zu setzen und auf das zu achten, was DU brauchst.
Liebe Grüße
AufderSuche
Cadda hat gerade von ihren Erfahrungen gesprochen, da mag ich kurz meine mit meinen Eltern einbringen.
Mein Vater wusste schon mit Mitte 20, dass er Alkoholiker war, und er wollte auch aufhören. Das wollte er übrigens immer wieder. Ich erinnere mich gut an all seine Beteuerungen…
Er hat’s nicht geschafft, ist immer wieder rückfällig geworden, meine Mutter, meine kleine Schwester und ich haben fürchterlich darunter gelitten und wurden für unser Leben schwer geprägt. Immer und immer wieder haben wir ihn unterstützt… Er wurde nur Anfang 40.
Ich bin übrigens selbst abhängig geworden und hab die Abhängigkeit von Innen kennengelernt… Seit über 14 Monaten bin ich trocken, weil ICH das so wollte und ich tue alles dafür, dass das so bleibt. Ich nähere mich gerade der 50.
Ich bin der Meinung, dass ein solcher Gesprächsfaden durchaus nicht nur in eine einzige Richtung gehen muss, auch wenn die meisten da hier gerne so hätten. Jeder darf hier doch um Hilfe bitten, sich zu sortieren?
Ich frage mich, ob hier ein Missverständnis vorliegt…
Natürlich darf hier jeder um Hilfe bitten, sich zu sortieren.
ZitatWas ich wichtiger finde, ist das Erlernen von Selbstschutz und der individuell notwendigen Distanz.
Und genau diesen Lernprozess versuchen die Menschen, die hier antworten, zu begleiten.
Wer hier aufschlägt und auch wer hier antwortet, hat in der Regel eine ziemlich harte Zeit hinter sich, sei es als Alkoholiker, sei es als Angehöriger, sei es als Erwachsenes Kind aus alkoholkranker Familie (EKA), sei es als eine Mischung aus allem.
Die Antworten hier beruhen auf solchen Erfahrungswerten…
Bei Angehörigen ist es in der Regel so, dass ihr ganzes Denken um den Alkoholkranken kreist, weniger aber um sich selbst. Wie könnte Hilfe zur Selbsthilfe anders aussehen, als dass man den Angehörigen darauf anspricht, wenn man von außen Entsprechendes bemerkt?
Hallo Lolo,
lies bitte nochmals deinen Eingangspost….
Das, was du dort geschrieben hast, passt nicht recht zu dem, was deine letzte Nachricht suggeriert….
Die Alkoholiker, die sich hier austauschen, sind solche, die von sich aus ihr Leben in die Hand genommen haben. Die Erfahrung lehrt, dass man von außen keinen Alkoholiker trocken machen kann oder trocken halten kann.
Suche dir Hilfe für DICH, nicht für ihn! Dein Eingangspost spricht Bände…
Viele Grüße
AufderSuche
Von Schoki würde ich auch eher abraten…. 🤣
Wie Hanseat schon schreibt, hilft ein Glas Wasser ziemlich gut. Bei Craving ist recht effektiv, sich ans Fenster zu stellen, tief durchzuatmen und ein Glas Wasser zu trinken.
Gegen Nervosität hilft ganz gut so ein Stressball oder einer von diesen metallenen Massagekugeln in der Hand bzw. zwischen den Fingern.
Ich mag diese Sprüche „Alles hat seinen Sinn.“ oder „Das ist alles Gottes Wille.“ ganz besonders in diesen Zusammenhängen überhaupt nicht. Und ich bin gläubig…
Die Fragen, warum etwas Schlimmes geschieht und warum ausgerechnet guten Menschen Böses widerfährt und wie der gute Gott das zulassen kann, wurden im Laufe der Geschichte immer und immer wieder gestellt und immer wieder neu und anders beantwortet.
Es gibt da z.B. in der Bibel nicht DIE EINE Antwort, auch wenn einige Gläubige, darunter unter anderem leider auch einige Geistliche, das so suggerieren mögen.
Ich selbst favorisiere die Antwort, dass das nichts mit Gottes Willen zu tun hat, dass schlimme Dinge geschehen, dass es nicht als Prüfung oder als Strafe oder sonst wie zu verstehen ist, sondern dass leider schlimme Dinge in dieser unserer Welt einfach geschehen - manchmal haben sie mit menschlichem Unverstand, Nachlässigkeit oder Absicht zu tun, manchmal aber auch nicht - und ich als (gläubiger) Mensch angesichts des Leides, das geschieht, herausgefordert bin, menschliche Nähe zu zeigen, Empathie, Mithilfe, und dass ich herausgefordert bin, Verantwortung zu übernehmen, wo ich sie übernehmen kann.
Also genau das, was Peter hier geschrieben hat:
Dafür ist Gemeinschaft da und die Fähigkeit der Menschen zu Empathie und Hilfe. Das ist sinnvoll. Und hilft.
Viele Grüße
AufderSuche