Beiträge von Wunder_87

    Das ist eine super Idee. Wir haben für unseren Papa zu Beginn des Jahres auch einen Betreuer beim Amtsgericht beantragt und was soll ich sagen. Es war die beste Entscheidung des Jahres. Ich kann es nicht anders sagen.
    Wir (meine Schwester und Ich) sind viel zu sehr emotional involviert, als dass wir uns um die ganzen bürokratischen Dinge hätten kümmern können/wollen! Ich kann das Hinzuziehen eines gesetzlichen Betreuers wirklich absolut empfehlen.

    ............ Grundsätzlich hat jeder die Möglichkeit, beim Amtsgericht einen Antrag auf Betreuung für eine Person zu stellen, auf die das zutrifft. Das geht auch anonym. Und JEDEM Antrag muss nachgegangen werden.

    Dann kümmern sich Menschen um ihn, die ihm als Person neutral und wohlwollend gegenüberstehen, ohne emotional involviert zu sein.

    Vllt. ist das die einzige Hilfe, die Ihr ihm noch geben könnt.

    Oh man, meine Erlebnisse sind sehr ähnlich.
    Wir sind gerade dabei, die Wohnung unseres Vaters zu räumen. Frag lieber nicht wie es dort aussah. Die Toilette war verstopft, weil er dort alles mögliche reingeschmissen hat, das Sofa ist voll mit Urin/Kot/Blut..... usw.. ich will garnicht weiter ausholen. Das würde hier alles sprengen.
    Wir sehen es mittlerweile nur noch als "Gegenstände" die weg müssen.- Persönliche Sachen werden in Kisten gepackt und eingelagert, die brauchbaren Möbel haben wir verkauft und den Rest werden wir entsorgen.

    Müsst ihr die Wohnung räumen/leeren?

    Wie soll man sowas verarbeiten? Das ist eine gute Frage. Wir haben es geschafft, indem wir uns klarmachen, dass es nur Gegenstände sind. Wir leben seit 15 Jahren nicht mehr zuhause und haben zur aktuellen Wohnung unseres Vaters keinen persönlichen Bezug (außer einige Besuche jährlich). Dennoch ist es zeitweise echt schwer, weil man realisiert, wie weit es gekommen ist und man sich hilflos fühlt.

    ..... weil am Ende ist der doch immer noch mein Papa?!?!?

    Aber wäre er bei normalen Verstand gewesen, hätte er mir nie nie niemals seinen Wohnungsschlüssel gegeben....

    Ich hab keine Ahnung wie ich das verarbeiten soll.

    War jemand in einer ähnlichen Situation? Kann mir jemand helfen?

    Anna

    Hallo,

    habe jetzt erst eure Nachrichten gesehen.
    Mittlerweile ist Weihnachten und die Situation ist weiterhin die gleiche. Wir haben Papa über die Heiligabend einige Stunden zu uns nach Hause geholt. Seine erste Frage nach 5 Minuten Autofahrt war, ob wir nicht an der Tankstelle anhalten und alkoholfreies Bier holen können. Wir wussten nicht was wir machen sollen, da wir ja wissen, dass auch in scheinbar "alkoholfreiem" Bier noch etwas Restalkohol sein kann. Wir haben es beide verneint, auf der 1 stündigen Fahrt hat er noch ein zweites Mal vehementer nachgefragt und diskutiert, wir sind hart geblieben und haben keins geholt.

    Die Stunden zuhause war recht schön, dennoch war Papa zeitweise sehr nachdenklich und etwas traurig. Aber die Situation im Auto hat mir gezeigt, dass noch absolut keine Einsicht oder auch nur jegliches Verständnis für die Probleme da sind.

    Mir geht es soweit okay, ich denke oft an die Zeit nächstes Jahr. Und frage mich, was ist wenn die Unterbringung ausläuft? Was wird sein? Wird er bis dahin das Problem erkannt haben? Fängt alles wieder von vorne an? Nochmal überstehe ich das nicht. Davor hab ich Angst.

    Ich weiß, ich sollte mehr im Jetzt Denken/Leben, da es ihm dort gerade ganz gut geht, er sicher ist und wir uns keine Sorgen machen müssen.

    Hallo,

    vielen Dank für eure Nachrichten.

    Uns ging es neben der "sicheren" Unterbringung für Papa auch um seine Mitmenschen. Wir können und wollten es nicht hinnehmen, dass er möglicherweise noch jemanden anfährt/überfährt, da er bis zum Ende noch der Meinung war/ist, dass er Auto fahren kann und darf (auch ohne Führerschein).

    Ich kann verstehen wenn in einigen die Gedanken bei der ganzen Geschichte aufkommen, dass man sich ja zu Tode trinken "darf". Das sehe ich mittlerweile auch zum Teil so. Es ist sein Problem, seine Krankheit und seine Art mit den Geschehnissen der letzten Jahre umzugehen; dennoch hat er nicht das Recht anderen in seiner Umgebung damit zu schaden!

    Aktuell ist Papa gut untergebracht, er lebt sich langsam ein in seiner Wohngruppe. Ich glaube er fängt langsam an seine Situation zu akzeptieren. Wir sehen, dass ein geregelter Tagesablauf, feste Mahlzeiten, um die er sich nicht selbst bemühen muss, Menschen, die ihm helfen, gut tun. Er schreibt wieder Nachrichten übers Handy, die Monate vorher waren es nur noch bößartige, verletzende Sprachnachrichten. Er frag wie es uns geht, was er lange nicht mehr getan hat. Er hat teilweise wieder Erinnerung an einige Dinge, was uns einfach zeigt, dass diese Unterbringung gerade gut für ihn ist und ihn erstmal gerettet hat.

    Guten Abend,

    Vielen Dank für eure Antworten.

    Mittlerweile hat sich die Situation weiterhin zum noch schlechteren verändert. Unser Vater war mittlerweile wieder auf Intensivstation und ist erst fast drei Wochen nach Einlieferung nach Hause entlassen worden.

    Während des Aufenthaltes haben wir bereits in Zusammenarbeit mit dem Betreuer, der seine Arbeit wirklich sehr gut macht, einen Antrag auf Unterbringung bei Gericht gestellt.

    Seit unser Papa wieder daheim ist, trinkt er wieder, was leider zu erwarten war.

    Der Richter hat nun entschieden, dass er für ein Jahr in einer geschlossenen Wohngruppe untergebracht werden darf/soll. Der nächste Schritt wird sein, ihn in einen Entzug zu schicken. Und danach „zwangsweise“ in eine Wohngruppe einziehen zu lassen.

    Er wird es nicht wollen, aber es funktioniert nicht zuhause. Sobald er dort ist, geht das Trinken wieder los und der nächste Sturz/Unfall ist vorprogrammiert.

    Es klingt vielleicht fies, aber das Urteil des Richters hat uns „gefreut“. So wissen wir nun, dass Papa an einen sicheren Ort kommt, wo er leben kann ohne, dass wir Angst haben müssen, dass ihm wieder etwas passiert und keiner ist bei ihm. Ich hoffe ihr wisst wie ich es meine.

    Liebe Community,

    ich lese schon etwas länger in diesem Forum.

    Nun möchte ich mich und meine Geschichte vorstellen.

    Ich bin 34 Jahre alt, verheiratet, keine Kinder. Ich habe eine jüngere Schwester, ansonsten lebt der Großteil der Familie im Ausland.

    Im Moment macht mir mein Vater sehr zu schaffen. Meine Mutter ist bereits 2011 verstorben, sie war 45 Jahre alt, verstarb scheinbar an plötzlichem Herzversagen. Genaueres wissen wir nicht, da mein Vater eine Obduktion verneint hat.

    Mein Papa ist vor kurzem 59 Jahre geworden und trinkt schon seit vielen Jahren. Früher, als unsere Mama noch lebte, immer mal wieder, wie es so ist. Mal ein Feierabend-Bier hier, mal ein Schnaps da. Im Nachhinein betrachtet natürlich zu oft. Seit dem Tod meiner Mama geht es mit ihm bergab. Einige Jahre nach dem Tod seiner Frau hat er eine Freundin gehabt, ies war völlig in Ordnung für uns, wir haben uns sehr für ihn gefreut. Im Moment sind sie nicht zusammen, sie erträgt seinen aktuellen Zustand nicht und kann nicht mit ihm leben kann. Er hat es nie geschafft über den Tod seiner Frau, unserer Mutter hinweg zu kommen.

    Unser Vater war all die Jahre voll berufstätig. Mitte 2018 begann es, dass er oft krank war und nicht arbeiten konnte; 2019 fehlte er oft unentschuldigt, ging teilweise betrunken in die Arbeit (Staplerfahrer), wurde nach Hause geschickt. Er behauptet, dass genug Mitarbeiter da waren und er deshalb nach Hause sollte. Dies war natürlich nicht die Wahrheit. Im Laufe der letzten Jahre weigerte er sich sogar Termine beim Betriebsarzt wahrzunehmen, der seine Arbeitsfähigkeit beurteilen sollte. Es kam soweit dass er zum Ende diesen Monats nach über 20 Jahren gekündigt wurde.

    Im Januar/Februar wurde er mehrfach mit Hilfe der Feuerwehr aus seiner Wohnung geholt, er hat mehrere Klinikaufenthalte hinter sich, in denen er stets verleugnet, dass er ein Problem hat. Die klinischen Zeichen sowie Laborwerte und sein Zustand sprechen da eine andere Sprache. Er hat einen Betreuer, der für die meisten Bereiche zuständig ist. Meine Schwester und Ich wollten und konnten diesen Part nicht übernehmen; wir sind selbst beide gesundheitlich sehr angeschlagen und noch auf dem Weg der Genesung.

    Die Leberwerte unseres Vaters sind katastrophal, die Leber versagt langsam, der Alkohol hat mittlerweile das Gehirn geschädigt, er leidet am Korsakow-Syndrom, hat Phasen, in denen er verwirrt ist und nicht weiß wo er ist.

    Durch seinen Alkoholkonsum hat er keinen Führerschein mehr; fährt dennoch Auto; sobald wir ihm den Schlüssel wegnehmen wollen, wird er uns gegenüber aggressiv.


    Die Lage ist aussichtslos. Seit Anfang diesen Jahres beschimpft er uns immer wieder. Nach einem Tag weiß er nichts mehr davon. Die Situation ist unerträglich für mich und meine Schwester.
    Natürlich machen wir uns Sorgen, er ist immer noch unser Vater, aber diese Woche hat sich die Situation so zugespitzt, dass wir jetzt beschlossen haben den Kontakt erstmal komplett abzubrechen. Ich kann im Moment einfach nicht mit ansehen wie er sein Leben wegschmeißt und am Alkohol zugrunde geht.

    Es tut gut mal alles niederzuschreiben. Ich bin gespannt auf den Austausch hier.

    Ich wünsche Allen einen schönen, ruhigen Abend.