Hallo BonnieS,
ich merke und lese, dass Du nicht nur ein Päckchen zu tragen hast, sondern Mühlensteine und die werden immer mehr. Ich will Dir keine Vorschriften machen, noch eine Expertise und auch keine Diagnose über Dich/Euch erstellen. Ich möchte Dir vielmehr helfen und ein paar Tipps und Ansichten äußern, die Du z. B. mit Deiner Freundin besprechen könntest.
Ich bin selbst Alkoholiker seit vielen Jahren, auch jahrelang suchtfrei, auch so manches Mal in einer Art Suchtgefängnis gefangen, wo ich Hilfe brauchte und dies aus meiner Familie bekommen habe. Immer habe ich aus Überzeugung ehrlich und offen die Alkoholkrankheit im Familienkreis benannt. Persönlich bin ich der Auffassung, dass sie einen Rückfall ohnehin merken würden und Ehrlichkeit, wie auch Offenheit, im engsten Familienkreis gehört für mich dazu.
Auch bin ich im fortgeschrittenen Altem und da hat man manch Lebenserfahrung, wie z. B. als Teamleiter seit mehreren Dekaden. Nun aber zu Dir und Deiner Problematik, wo ich besorgt über die Risiken von Tabletten mit Alkohol lesen musste.
Meine Empfehlung, Damit Du vor allem besser mit der Problematik umgehen kannst (unten röm. nummeriert)
- KLARHEIT
- OFFENHEIT/EHRLICHKEIT/AUFRICHTIGKEIT
- ENTSCHEIDUNG
- ZUKUNFT
I) KLARHEIT
Konfrontiere ihn mit einer Untersuchung wichtiger Organe bei einem Arzt oder Klinik, wo z. B. durch Punktation (Proben) entnommen werden. Auch denkbar ist eine Ultraschall-Untersuchung. Begleite ihn! Somit hast Du und er Klarheit über den aktuellen Zustand
II) OFFENHEIT/EHRLICHKEIT/AUFRICHTIGKEIT
Überzeuge ihn zu einem Besuch bei einer psychiatrischen Klinik oder bei einem Psychotherapeuten, bzw. -institut. Der größte Vorteil ist, dass ein unabhängiger „Dritter“ anwesend ist. Bei Dir kann er flunkern, die Situation in einer neutralen Umgebung unter Anwesenheit eines Dritten ist eine ganz andere. Insbesondere wenn es sich und einen Psychologen oder Psycho-Therapeuten handelt. Dieser wird Ausreden, Lügen, etc. erkennen und die Wahrheit herausfinden. Solche Sitzungen dauern ca. 50 Minuten, die Krankenkasse trägt die Kosten, aber organisieren musst Du es, er würde es sicher nicht durchziehen…
III) ENTSCHEIDUNG
Es ist m. E. absolut richtig und notwendig, dass jeder Mensch die Entscheidung fällen kann, wie er SEIN Leben gestaltet! Unabdingbar ist es jedoch, dass es wie unter II. dargelegt, es immer auch aufrichtig geschehen muss. Andere sollen NICHT darunter leiden! Bei dieser Sitzung (s. II.) sollte auch sein künftiger Lebensweg erörtert und beschlossen werden. Evtl. möchte er auch „erst mal darüber schlafen“. Nun gut, das ist auch nachvollziehbar. In diesem Fall ist halt eine weitere Sitzung zu vereinbaren.
IV) ZUKUNFT
Diese Aussprache wird sicher helfen. Dir, um Dir Deine große Last zu nehmen. Ihm, um sich festzulegen, mit allen Konsequenzen für ihn und den Mit-Betroffenen.
Bedeutend auch für diese unbekannte Situation bei der Sitzung (vgl. III). Stelle Dich im Vorhinein auf die möglichen Entscheidungsmöglichkeiten ein. Denk‘ zu Ende, was kommen könnte, das nimmt Dir den Frust und macht die Situation beherrschbar. Denkbar sind zwei Szenarien:
- a) Entscheidung pro Sucht
Das ist zwar unerfreulich, doch kann man ihm schlecht helfen. Und das meine ich auch so. Handle in diesem Fall eine Art von Vereinbarung aus, was wie weit Du ihn in Zukunft unterstützen wirst. Vergiss nicht es schriftlich zu fixieren und in Kopie schriftlich zu überreichen. Für Dich ist es eine deutliche Verbesserung. Du kannst Dich auf künftige Situation einstellen. Es nimmt Dir die Sorgen und schmält Deine Belastungen. Du weist stets wo Du stehst und was zu tun ist! Und dann ist kein harter „Cut“ erforderlich, sondern ein objektives, konstruktives Lösen kommender Probleme – ohne Zwist und Zorn – sondern in Kooperation, was Du Dir wie weit künftig zumuten kannst. Denn ich bin kein Anhänger von harten Brüchen, bei so engen Familienverhältnissen leiden dann beide Seiten auf entsetzliche Art!
- b) Entscheidung kontra Sucht
Das wäre für alle eine große Erleichterung, wenn er künftig auf die Sucht-Substanzen verzichten würde. Besonders, wenn er eine Therapie beginnt. Insbesondere der unabhängige Psychologe wird den Vorschlag machen. Das hat für Dich den Vorteil, dass er Dir keinerlei Vorhaltung machen kann und sich auch mit diesem Gedanken auseinander setzen muss.
Bitte betrachte dies nicht als „Vorschrift“, sondern als Anregung. Du musst dem auch nicht folgen, evtl. hast Du eine bessere Idee. Wichtig ist, dass Du Dich im Vorhinein klar auf die Möglichkeiten einlässt und somit die ganze Situation bei der Sitzung zu Ende denkst. Nützlich ist auch eine Art von „Spickzettel“, wo Du Deine wichtige Fragen und Aspekte zumindest in Stichworten aufschreibst. So wird beim Psychologen nichts vergessen. Hilfreich für Dich ist sicherlich auch eine Erörterung mit Deiner Freundin, zeige ihr meine Ideen.
Viel Glück und Erfolg
Micalk