Beiträge von Lea

    Marli das ist eine Frage, die ich mir nie so richtig abschließend beantworten konnte bisher. Ich habe Co Abhängige Struktur gelebt, allein aus der real existierenden Abhängigkeit heraus, die für ein Kind nun einmal besteht. Die Muster wurden also in mir angelegt und die habe ich dann für mein Leben mit bekommen.

    Ich weiß ganz genau, wie schwer es ist sich aus der kompletten Abhängigkeit von einem geliebten Menschen zu lösen, was für schreckliche Ängste mit diesem Schritt verbunden sind. Wie es sich anfühlt, wie hoch der Preis ist wenn man gegangen ist, wieviel Kraft es kostet und wie schwer es sein kann am äußersten Existenzminimum zu leben.

    Ich weiß aus eigener Erfahrung wie schwer es ist, einen geliebten Menschen sich selbst zu überlassen, seiner Sucht und den schrecklichen Konsequenzen die daraus folgen können. Ein Band durch zu schneiden, dass doch eigentlich für die Ewigkeit gemacht sein sollte.

    Und ich weiß das es möglich ist weiter zu leben und sich ein gutes eigenes Leben in Freiheit auf zu bauen!

    Was ich tatsächlich fast gar nicht gemacht habe, ist der Versuch die Sucht irgendwie zu kontrollieren. Bis auf einige wenige hoffnungsvolle Gespräche, habe ich sehr früh eingesehen, dass ich selbst keinerlei Einfluss auf die Sucht und das resultierende Verhalten meines Gegenübers habe.

    Ich habe immer auf mich geschaut und auf mich gebaut, wo ich war ging es mir nicht gut, also musste ich handeln, um da raus zu kommen.

    Worauf willst du denn mit deiner Frage hinaus Marli ?

    Den Erhalt der Ehe habe ich jedoch als mein zentrales Bedürfnis definiert, obwohl es mir Belastung und (vor allem psychisches) Leid eingebracht hat. Das habe ich dann abgehakt als "das ist eben der Preis dafür".

    Ich wollte aber auf keinen Fall eine von mir initiierte Scheidung und Scheidungskinder.

    Ich komm mal zu dir rüber, denn der eigentliche Inhalt von meinem Text bei RedFlag hat dich offensichtlich nicht erreich. Statt dessen hast du dich an die Schuldfrage gehängt, um die es mir ja überhaupt nicht ging.

    In deinem letzten Beitrag bekomme ich eine Ahnung warum.

    Du hast dein eigenes zentrales Bedürfnis definiert und dafür allen Beteiligten Belastung und (vor allem psychisches) Leid zugemutet. Als Preis für die Befriedigung von deinem Bedürfnis.

    Das ist mal eine krass harte und egoistische Aussage und vielleicht ist es endlich an der Zeit bei dir selbst tiefer zu graben. Für mich unterscheidest du dich damit jedenfalls null von einem Alkoholiker der weiter säuft.

    Viele Grüße, Lea

    ist der Schuldvorwurf nicht etwas bequem und alles sehr über einen Kamm geschoren?

    Ich hab die Frage extra sacken lassen und meine Antwort lautet immer noch:

    Nein, leider nicht. Es ist einfach die bittere Wahrheit und die ist natürlich für viele schwer aus zu halten. Aber nur dann, wenn man (das man zielt auf jeden einzelnen ab der es irgendwann tut) sich dieser Wahrheit ehrlich und ungeschminkt stellt, gibt es eine Chance. Die Chance worauf genau, die ist dann tatsächlich mal wirklich individuelle und hängt von der Tiefe der vorherigen Verletzungen ab.

    Liebe RedFlag, weißt du was ich mich da ganz oft frage. Bei dir und bei allen anderen die nicht gehen…

    Heilungschancen und die Hoffnung sind ja schön und gut, aber warum muss das auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden?

    Warum kannst du nicht gehen oder er geht und du bietest ganz klar die Chance an noch einmal an der Beziehung zu arbeiten, wenn er freiwillig eine Therapie gemacht hat und dauerhaft trocken ist. Ein vorsichtig annähern und beschnuppern, falls er wirklich bereit war etwas zu ändern und dann auch getan hat.

    Warum bekommen die uneinsichtigen Säufer von ihren Partnern gefühlte 1000 Chancen und den Kindern wird inzwischen das Leben für immer versaut?

    Es ginge auch andersrum. Die Kinder werden gerettet und bekommen erstmal ein stabiles suchtfreies Heim und der Alkoholiker wird sich selbst überlassen.

    Diese Wahl hätte jeder Partner mit Kindern und aus meiner Sicht hätte auch jeder genau diese Verantwortung. Es trifft sie nur fast keiner, der Säufer kommt lange Zeit zu erst, oft bis zum bitteren Ende.

    Was für eine Tragödie!

    Viele Grüße, Lea

    Dann kann ein Co ja hemmungslos das tun, was er will und wie er es für richtig hält. So wie es der Alkoholiker eben auch tut, Krankheit ausleben, bis man eines Tages genug davon hat (falls dieser Tag kommt).

    Ja! Und dann frönen beide Erwachsene hemmungslos ihrer Sucht, machen egoistisch was sie wollen und die Kind bleiben halt auf der Strecke. Macht ja nix, von so ein Leben als EKA hat man ja nie genug, also was soll’s.

    Hallo Achilles, ich sage einfach mal herzlich willkommen und schön, dass du hier her gefunden hast!

    Zum Thema trocken bleiben, kann ich als Angehörige nur wenig beitragen. Aber es ist fast immer jemanden online, deine Beiträge werden gelesen und du wirst hier mit all deinen Sorgen und Nöten ernst genommen. Komm in Ruhe an und bestimmt wird auch bald einer der Moderatoren oder der alten Hasen auftauchen.

    Fröhliche Ostergrüsse, Lea

    Als Angehörige, verfolge ich die Diskussion sehr interessiert. Nicht immer kann ich mit den Begriffen nass oder trocken, im jeweiligen Kontext etwas anfangen. Aber es erinnert mich daran, wie ich als Kind und als junge Erwachsene das Verhalten meiner Eltern eingeordnet habe. Vor allem in die Kategorie: „aus dir spricht doch die Sucht“. Später, als ich angefangen hatte mich wirklich komplett raus zu halten, konnte ich von außen nicht mehr zuverlässig einordnen ob es sich um eine trockene oder eine nasse Phase handelte. Was ich immer erkennen konnte, war entsprechendes Verhalten. Für mich war es dann völlig unerheblich, ob konsumiert und gesoffen wurde oder halt nicht.

    Verharmlostendes, beschönigendes, Erlaubnis erteilendes Verhalten, all das hat sich für mich genauso verletzend angefühlt, wie das offene ausleben der Sucht.

    Die Suchtstoff freie Phase war dann eben nicht mehr wert als jede andere Phase, ganz offensichtlich nicht von Dauer. Was sich im Falle meiner Eltern auch meistens bestätigt hat - ich schreibe nur nicht immer, weil ich aufgehört habe es zu überprüfen.

    Ich hätte es früher nie nasses Denken genannt, aber der Begriff trifft eben sehr genau, was sich natürlich anderes umschreiben lässt, aber nichts an dem Kern ändert.

    Es ist übrigens auch gut daran zu erkennen, dass die Abwehrhaltung gegenüber dem Angehörigen oder jemandem der einen darauf hinweist besonders hoch ist. So jedenfalls meine Erfahrung damit.

    Gute Nacht, Lea

    Liebe Julia, ich halte das nicht für einen bösen Gedanken, ich könnte es mit meinem Gewissen nie vereinbaren zu wissen, wenn jemand mit Alkohol im Blut Auto fährt.

    Er könnte jemanden töten oder für immer an den Rollstuhl binden, er könnte Leben zerstören und du hast es gewusst.

    Als Kind habe ich mit im Auto gesessen, es ist nie etwas passiert, was ich bis heute für das reinste Wunder halte.

    Verstanden habe ich es nicht, es war einfach der aggressive unsichere Fahrstil, ich hatte oft solche Angst!

    Diese Angst hab ich mit genommen und Auto fahren war immer eine gewisse Hürde für mich. Eins der zahlreichen, etwas besser greifbaren Beispiele dafür, wie viel es eben doch mit den Kindern macht und das auf Dauer.

    Liebe Grüße, Lea (EKA)

    Ja, liebe PB so im Kern der Sache ist mir das auch absolut klar!

    Gleichzeitig gibt es aber auch meine Gefühle.

    Und wenn ich mir dann vorstelle, dass ein trockener Angehöriger „unnötige“ vermeidbare Risiken eingeht, noch dazu an einem Tag der für mich super wichtig ist. Dann finde ich das genauso egoistisch und über mich und meine Bedürfnisse drüber fahrend, wie die Sauferei vorher.

    Für EKA oder Angehörige ist es ja auch ein Risiko, wenn ich einen trockenen Alkoholiker einlade. Nicht das er wieder säuft, sondern wie gehe ich mit mir um, wenn er wieder säuft.

    Und was macht es mit mir, wenn meine Hochzeit, die Taufe der Kinder oder ein anderer besonderer Moment für immer davon überschattet wird.

    Sowohl davon, wenn an dem Tag gesoffen würde, mit allen unangenehmen Situationen und Gefühlen, die dann in dem Moment entstehen. Oder alternativ, wenn es später passiert und ich mich für immer fragen muss, ob wohl auf meiner Hochzeit der Grundstein für den endgültigen Absturz gelegt wurde.

    Was macht das dann mit mir?

    Und warum darf ich mir keine Gedanken machen, wie das optimal verhindert werden kann?

    Ich frage ja jemanden, der Alkohol trinkt auch nicht, wie ich ihm helfen kann.

    Ich frage aber vielleicht was er gerne trinkt.

    Und ich frage die Familie mit kleinen Kindern, wie ich es ihnen leichter machen kann die Feier zu genießen. Und ich frage bei denen mit mir bekannten Lebensmittelunverträglichkeiten nach Alternativen.

    Selbst wenn ich einen Kindergeburtstag ausrichte, frage ich doch die Eltern mit chronisch kranken Kindern, ob es Besonderheiten gibt und ob ich irgendwas möglich machen kann, damit die Kinder ein Minimum an Einschränkungen haben.

    Und wenn ich diese Informationen eingeholt habe entscheide ich, was für mich passt und was nicht und teile das dann mit.

    Ich empfinde das als übergriffig.

    Hm… das kann ich gut nachvollziehen!

    Fühle aber parallel etwas völlig anderes.

    Für mich bedeutet das ja, ich hatte bereits zu saufzeiten irgendwie mit den Folgen klar zu kommen und nun bin ich weiterhin hilflos ausgeliefert und darf mir nicht einmal Gedanken machen die mich selbst davor schützen könnten ungewollt an einem Rückfall beteilig zu sein 🤔

    Es geht ja nicht um Augen zu und durch, es geht um Eigenverantwortung, die ich als Alkoholiker für mich übernehme.


    Will mir mein Umfeld diese absprechen ist das Coverhalten

    Aber ist es denn kein Unterschied, wenn ich als Angehöriger frage: „kann ich etwas tun, um das Risiko für dich zu minimieren oder es für dich leichter zu machen?“

    Da spreche ich meinem Gegenüber ja nicht die Eigenverantwortung ab.

    Wenn ich über seinen Kopf hinweg entscheide und irgendwas mache z.B. alles alkoholfrei… klar, das finde ich auch übergriffig, aber darüber reden und gucken, wie beide Seiten sich am wohlsten fühlen. Das empfinde ich nicht als Coverhalten.

    Es ist spannend, was diese Gedanken mit mir als EKA machen.

    Ich kann nämlich nicht abschließend sagen, ob ich aus Rücksicht auf mein Gegenüber handeln würde oder aus dem Bedürfnis heraus bestmöglich für mich selbst zu sorgen. Auch wenn mir klar ist, dass ich keine Verantwortung trage… bei einem Rückfall rund um meine Hochzeit oder ein anderes feucht fröhliches Fest, würde ich den Gedanken nie los werden, dass ich es hätte verhindern können.

    Und was ist bitte falsch daran, durch Gespräche und Kompromisse einen Weg zu finden, der eventuelle Risiken minimiert. Egal ob das bedeutet das ich mitteile „es ist für mich in Ordnung wenn du gehst, sobald du das Gefühl hast es wäre besser für dich“ oder „wenn es dir damit besser geht und du dich sicherer fühlst, dann musst du nicht auf die Feier kommen“ oder ich eine Feier komplett alkoholfrei gestalte.

    Reden und sich der Gefahren bewusst werden oder eben auch der Fülle an Möglichkeiten, finde ich jedenfalls tausend mal besser als Augen zu und durch.

    Ja hm… ich finde das ist ein ganz gefährliches und zweischneidiges Schwert.

    Als „Kind“ wünsche ich mir natürlich einen Elternteil der, nun endlich nüchtern, auch an meinem Leben teilnimmt. Wenn nun aber die Teilnahme an meinem Fest zu einem Rückfall führt, dann fühle ich mich doch trotzdem irgendwie verantwortlich - schlimmstenfalls fühle ich mich dann verantwortlich für den Tod von meinem Vater/meiner Mutter, was für eine schreckliche Vorstellung. Der Preis wäre mir persönlich viel zu hoch gewesen. Dabei ist es egal, ob der Rückfall direkt passiert oder in einem kurzen Zeitfenster danach.

    Im konkreten Fall von pgauguin hab ich gestern schon gedacht… Der Sohn weiß doch Bescheid und macht sich sogar Sorgen um seinen Bruder, das sind doch perfekte Vorraussetzungen, um eine gemeinsame Lösung zu finden.

    Bei meiner eigenen Hochzeit gab es zB Sekt, Saft, Häppchen, im direkt Anschluss an die Zeremonie, danach einen Ortswechsel zur eigentlichen Feier. In eurer Situation hätte ich den Alkohol am Standesamt komplett gestrichen und alkoholfrei angestoßen und diesen Teil einfach etwas in die Länge gezogen.

    Es ist doch möglich gemeinsam zu überlegen, ob es Möglichkeiten geben kann, bei denen alle Beteiligten glücklich sind.

    Mir selbst wäre die Anwesenheit von einem frisch trockenen Alkoholiker auf der Party eher unangenehm gewesen. Ich hätte gesplittet. Da mein Verhältnis zu meiner Eltern eher mies ist, wäre eine komplett alkoholfreie Party wohl nicht in Frage gekommen. Für den Schutz einer engen Freundin oder unserer Trauzeugen würde ich jederzeit ein Fest einfach komplett Alkoholfrei halten. Meine Kompromissbereitschaft richtet sich also nach Sympathie und enge der Beziehung.

    So oder so würde ich allerdings nie jemanden der frisch trocken ist so direkt konfrontieren. Dann lieber auf die Anwesenheit verzichten und auf Nummer sicher gehen.

    Was spricht gegen eine gemeinsame Zeremonie und einen feierlichen Abend am Tag vorher oder oder oder. Es gibt doch tausend Alternativen, wenn man offen darüber spricht.

    Zähne zusammen beißen, nur damit man irgendwie dabei ist und später mit einem Rückfall bezahlen.

    Also für mich wäre das keine Option gewesen und wird es auch nie sein.

    Oh und noch was…

    persönlicher Umgang des Vaters mit dem Kind, Reisemittel, Entfernung, tel. Erreichbarkeit, persönliches und von mir beobachtetesn Trinkverhalten in letzter Zeit),

    all diese Überlegungen legen die Annahme zugrunde, als Angehöriger hätte man irgendwie Einfluss auf das Verhalten des Alkoholikers. Das ist aber Quatsch, es ist IMMER eine unberechenbare Situation und es ist IMMER ein Risiko, das man dem Kind aussetzt.

    Was, wenn er an diesem einen Tag zum ersten Mal betrunken fährt und ein Unfall passiert. Was, wenn er alleine mit dem Kind ist, es gibt einen medizinischen Notfall und er kann nicht angemessen reagieren. Was, wenn dein Kind sich fürchtet, weil er so komisch riecht und es sich beim einschlafen irgendwie nicht sicher anfühlt, obwohl Papa doch eigentlich lieb ist.