Beiträge von Gio

    Hallo Schmetterling,

    mir hat es geholfen, was Cadda uns neulich geschrieben hat. Wir sind nicht diejenigen, die den anderen im Stich lassen, der Trinkende ist es. Ich bin auch gerade dabei zu lernen, Abstand zu meinem Sohn zu halten und es fällt mir oft schwer, ihn immer wieder zurückzuweisen. Aber ich bin nicht Schuld an seiner Sucht. Ich habe mich oft so verhalten, dass er situativ mehr getrunken hat, weil wir Stress miteinander hatten. Aber die Ursache für das Trinken bin ich nicht.

    Ich habe einen Trick im Kopf. Ich denke, es macht keinen Sinn, in einer Situation zu bleiben und kaputt zu gehen, wenn dieses Kaputtgehen nichts Positives bewirkt. Egal, wie sich die Dinge entwickeln, ob mein Sohn die Kurve kriegt oder unsere Leben getrennt verlaufen werden. In beiden Fällen ist es doch besser, wenn es mir gut geht und ich stark und gut versorgt bin. Sollte er mal Unterstützung wollen, ist es doch besser, ich bin selber kein Jammerhaufen. So versuche ich meine Dinge unabhängig und gut zu machen und kann trotzdem offen bleiben, falls sich bei dem anderen etwas ändert. Verblüffend ist, wie sich das "gesunde Außen" verselbstständigt und was es für neue Möglichkeiten gibt, an Beschäftigungen, an anderen Menschen, wenn es gelingt den Fokus von dem Suchtkranken weg zu richten. Es ist so befreiend, wenn es mir gelingt, z. B. einen halben Tag gar nicht an meinen Sohn zu denken.

    Ob sich dein Partner wirklich verändert, wirst du auch aus der Ferne mitbekommen. Bei meinem Sohn waren solche Veränderungen bisher zweckgebunden und zeitlich begrenzt.

    Liebe Grüße

    Gio

    Guten Morgen Blue,

    mein Mann, von dem ich getrennt lebe, ist Alkoholiker (er sagt, er habe ein riskantes Trinkverhalten). Ich glaube, er war schon Alkoholiker, als wir noch zusammen gelebt haben und ich habe es nicht bemerkt. Wir haben damals beide oft abends etwas getrunken, ein Bier oder Wein. Ich ging immer früher schlafen und wußte nicht, dass er dann wohl regelmäßig versackte, mit Computer und Trinken. Er war oft fertig morgens und insgesamt recht antriebsarm. Aber er ist nie laut geworden oder sonst unangenehm in seinem Verhalten.

    Auch heute noch geht er untadelig seiner Arbeit nach (er kann sich seinen Arbeitsbeginn selber einrichten) und macht diese wohl auch gut. Seiner Wohnung sieht man an, dass er den Blick für das "Normale" verliert. Sie ist dreckig, am Rande zur Verwahrlosung. Aber er hat nie Besuch und wenn, räumt er vorher stundenlang auf. Jetzt sehe ich die leeren Bierflaschen, die da stehen, wo er sich länger aufhält (wo er Holz macht, wo er verputzt etc.) Keine Ahnung, ob ich das früher alles übersehen habe. Ich glaube, es gibt viele, die so unauffällig trinken.

    Liebe Grüße

    Gio

    Guten Morgen Fee,

    auch ich habe mit Sorge verfolgt, wie es Dir und Deinen Kindern ergeht. Trotz aller Sorge hört es sich an, als ob Du Dir zu helfen weißt und ich finde es toll, dass Du schon so viele Hilfen für Euch angestoßen hast.

    Ich drücke Euch die Daumen, dass es schnell mit einer Wohnung klappt, ansonsten finde ich die Idee mit der Übergangslösung in einer Ferienwohnung auch gut.

    Und ganz ehrlich: für jemanden, der mein 7jähriges Kind so behandelt, wie Dein Mann es tut (ich finde es unerträglich zu lesen), würde ich mich null verantwortlich fühlen.

    Ich wünsche Dir und Deinen Kindern alles erdenklich Gute!

    Gio

    Hallo Meg,

    auch von mir willkommen!

    Außer dem Forum hier, helfen mir tatsächlich am meisten meine Freundinnen, die ich lange vernachlässigt hatte. Aber als ich mich um mehr und intensivere Kontakte bemüht habe, waren sie zum Glück wieder da.

    Sie helfen mir bei meinem schlechten Gewissen, weil sie es lange nicht verstanden habe, warum ich in einer Situation bleibe, unter der ich so leide. Und keine einzige sieht auch nur die geringste Chance, dass sich etwas an der Situation meines Sohnes verbessert, wenn ich so weiter mache wie bisher. Außerdem bringen sie Spaß, Ablenkung und neue Impulse in mein Leben. Und sie stärken mein Selbstbewußtsein, weil sie präsent und fürsorglich sind. Ich habe mir neulich ein Loch in den Bauch gefreut, als ich morgens noch im Bett lag und zwei Nachrichten bekam, eine Freundin wollte wissen, wie es mir geht, die andere, ob wir uns treffen. Das ist natürlich nicht immer so. Aber das hat mir gut getan.

    Und ich versuche Dinge zu finden, die ich schon immer mal machen wollte und probiere sie aus, wenn es geht. Das macht manchmal sogar richtig Spaß und für eine Weile denke ich gar nicht an das andere.

    Ich wünsche Dir alles Gute für Deinen neuen Lebensabschnitt!

    Gio

    Hallo Schmetterling,

    ich habe auch Versagensgefühle, nicht weil mein Sohn trinkt, aber weil ich "gerade jetzt", wo sein Alkoholproblem immer schlimmer wird, auf Abstand gehe. Ich stelle mir vor, wie seine professionellen Helfer denken: "ach guck, jetzt hält sie es doch nicht mehr aus, jetzt lässt sie den Jungen im Stich". Im wirklichen Leben, werden die keinen Gedanken an mich verschwenden und die Stimmen kommen aus meiner Vergangenheit, wo ich vermeintlich irgendetwas nicht hingekriegt habe, bzw. irgendwelche Erwartungen nicht erfüllt habe.

    Fakt ist, dass alle meine Bemühungen, etwas zu TUN, um ihn vom Trinken anzuhalten, nichts genutzt haben, außer das es mir immer schlechter ging. Ich ringe darum, dass ich es möglichst schön habe. Und ich bin hier. Sollte er irgendwann Unterstützung beim Entzug brauchen, sehr sehr gerne! Aber so lange er das ewige Lied vom einen Sixpack in der Woche singt, versuche ich lieber, bei mir zu bleiben.

    Ich wünsche Dir einen schönen Tag.

    Gio