Beiträge von Lanananana

    Inzwischen? War also auch mal anders.?

    Ja, ich hab sehr daran geknabbert, was in meiner Ursprungsfamilie alles vorgefallen ist und was das so mit mir bzw. aus mir gemacht hat. Und ich hab gedacht, wenn ich nur die richtigen Worte finde, dann endlich verstehen das auch mein Vater bzw. meine Mutter. Aber ich hab mir die Zähne dran ausgebissen, weil sie nicht verstehen konnten oder wollten. Und statt Liebe oder Erlösung hab ich immer wieder neu Schmerz erfahren, Ohnmacht, Enttäuschung - und mich so in meiner Opferhaltung selbst blockiert. Und weil ich es zu Hause nicht „geschafft“ habe, geliebt zu werden (weil meine Eltern das einfach nicht geben konnten, aber das habe ich erst spät verstanden) hab ich es in Freundschaften bzw. Beziehungen vergeblich (weiter-)ver- bzw. gesucht. Und so bin ich auch in die Beziehung zu meinem Ex-Freund geraten. Der hatte zumindest sehr einsichtige Momente und ich hab wieder gestrampelt, weil ich dachte, diesmal kriege ich es hin - wenn ich nur genug selbst tue, um ihm zu helfen, wird endlich alles gut - also auch für mich! Dann habe ich endlich das, was vermeintlich alle haben: jemanden der zu mir gehört, jemanden der mich liebt, jemanden mit dem ich schöne und schwierige Momente teilen kann, mit dem ich reden und wachsen kann … Aber natürlich hat auch das nicht funktioniert- wie ihr wisst, wenn ihr meine Geschichte verfolgt habt. Aber ich habe trotz des unbeschreiblich tiefen Schmerzes endlich begriffen: Mir helfen weder Groll auf meine Eltern, die mir keine besseren Startvoraussetzungen mitgeben konnten, noch Selbstmitleid. Aber ich hab es in der Hand die Segel neu zu setzen und nicht länger Energie an das zu verschwenden, was ich nicht mehr - oder grundsätzlich nicht - verändern kann. Und seitdem ich mich nicht mehr an anderen abarbeite - sondern an mir arbeite - mir meinen Selbstwert klar mache (unabhängig von anderen) und versuche im Hier und Jetzt zu bleiben, geht es mir w e s e n t l i c h besser.

    Aus meiner Sicht ist es vergeudete Energie - es sei denn „der Verursacher“ wie Du sagst, stellt sich von sich aus der Vergangenheit und möchte was klären. Ansonsten hilft es mir, als Betroffene, mich darauf zu besinnen, was bei mir „kaputt gegangen“ ist und wie ich es heilen kann und zwar ohne den anderen. Das heißt nicht, dass da kein Schmerz ist oder Bedauern oder auch Wut und Enttäuschung. Aber am Ende bin ich dafür zuständig, ob ich für den Rest meines Lebens Energie verschwende indem ich weiter vor die Wand laufe oder im Groll stecken bleibe … oder eben meine Energie darauf verwende, was ich selbst ändern kann. So sehe ich das - zum Glück - inzwischen.

    Wenn man das aber, aus welchen Gründen auch immer (noch) nicht schafft, noch nicht kann, und stattdessen erstmal versucht, eine möglichst normale und sichere Umgebung für die Kinder zu schaffen, finde ich es nicht in Ordnung, denjenigen als Egoisten zu bezeichnen, der weiter seiner Sucht frönen kann

    Die Schuldzuweisung „Egoist“ finde ich auch nicht ok und auch nicht zutreffend! Allerdings ist es unmöglich eine sichere Umgebung für Kinder in einem Alkoholikerhaushalt zu schaffen!!! Von allen, die sich hier anmelden, erwarte ich die Bereitschaft und die Fähigkeit, das eigene Verhalten zu reflektieren, in Frage zu stellen und nach Handlungsalternativen zu suchen. Niemand verspricht, dass es einfach ist, die Beziehung zu beenden - aber wenn der Alkoholiker nicht aufhören will, muss eine Mutter, die zur Selbstreflexion fähig ist, gehen bzw. daran arbeiten, wie sie gehen kann, wenn sie das Beste für ihre Kinder will.

    Ich denke jedoch auch. Jeder, der auf mich zukommt, dem ich angeblich durch mein Verhalten in der nassen Zeit Leid zugefügt habe, das Recht hat, mir Vorwürfe zu machen, mich auf die Anklagebank zu setzen, auch wenn ich dem Glauben bin, es war ja nicht so schlimm.

    Das ist toll, dass du so damit umgehen kannst. Darauf kannst du echt stolz sein - denn das ist nicht selbstverständlich. Viele können das nämlich leider nicht. Und bei denen hilft es nicht, wenn wir immer wieder auf sie losgehen … bzw. ihnen die Schuld geben. Wie ich mit Unrecht und Sch… umgehe, liegt in meiner Verantwortung. Das ist die Möglichkeit zur Soforthilfe.

    Das ist eine tolle Einstellung! Aber eben eine, die du als Erwachsene treffen kannst, als Kind leider nicht.

    Absolut richtig. Und das ist schlimm. Was ich aber auch gesagt habe ist: Rückblickend hilft nicht der Groll auf die Eltern - oder eben die Entschuldigung für das eigene Verhalten in Bezug auf die Vergangenheit. Es ist an der Zeit im hier und Jetzt Eigenverantwortung zu übernehmen und ggfs. die Verantwortung für die Kinder! Dabei hilft der Austausch und der Perspektivwechsel sicher sehr - deshalb sind die meisten sicher hier … Schuldzuweisungen und Vorwürfe für vergangene Handlungen und Entscheidungen bringen aus meiner Sicht nix.

    Mein ganzes Leben ist ein laufender Prozess :D Ja, anfangs wusste ich gar nicht, was mit mir los ist. Dann war ich auch wütend - dann traurig - über den Missbrauch und den Mangel, den ich erlitten habe und nun hab ich kapiert, dass es zum Glück meine Möglichkeit/Chance ist, (Eigen-) Verantwortung zu übernehmen! Den Fokus auf Selbstwert, eigene Grenzen und eigene Werte zu setzen hilft mir als EKA und Co mehr als zurückzublicken und Schuldige zu suchen und anderen in einer ähnlichen Situation Vorwürfe zu machen. Und diesen Gedanken wollte ich teilen: dass wir nicht alle gleich selbstreflexiv und stark sind ... und dass wir uns und das Hier und Jetzt ändern können - die Vergangenheit aber nicht.

    Ich finde auch, dass die Schuldfrage niemandem nutzt. Ich habe echt nen ziemlichen Knacks wegbekommen zu Hause - aber was hilft es mir, dort den Fokus hin zu verlagern. Mein Vater hat das gemacht, was er im Rahmen seiner Möglichkeiten konnte: Saufen und mir vermitteln, dass ich störe. Meine Mutter hat versucht die Fassade aufrecht zu erhalten und viele andere Grausamkeiten erspare ich euch jetzt … und warum war sie wie sie war? Weil sie sich selbst null reflektieren kann und eine Persönlichkeitsstörung hat - ausgelöst vielleicht durch die Kindheit in ihrer Ursprungsfamilie. Auch sie hat getan, was sie konnte. Und ich hab echt schon viele Herausforderungen genommen und die Chance alte Wunden zu heilen, weil ich es geschafft habe, mit schwierigen Situationen anders umzugehen. Und darauf setz ich meinen Fokus! Auf Möglichkeiten und Chancen meine Gegenwart zu verbessern. Jeder macht das, was er kann im Rahmen seiner Möglichkeiten.

    Nein - ich hab es nicht gemerkt aber ich war total fremdbestimmt. Und unglücklich, weil sich irgendwann alles nur noch um ihn und seine Sucht gedreht hat und er trotz aller Hilfestellungen immer wieder angefangen hat zu saufen und ich auch das persönlich genommen habe: „wir sind ihm nicht wichtig genug … wenn ich es besser gemacht hätte, ihn zu unterstützen, zu motivieren, hätte es geklappt … wenn er mich liebt, warum tut er mir das an … ich kann ihn nicht im Stich lassen, er ist doch krank …“ Ich hab mich selbst nicht ernst genommen, weil ich das einfach nicht gelernt habe (ich komme selbst aus einer Suchtfamilie) … aber nun arbeite ich intensiv an meinem Selbstwertgefühl und das ist aus meiner Sicht der erste Schritt in ein selbstbestimmtes Leben mit eigenen Werten und Standards und Grenzen! Und die fange ich jetzt an zu verteidigen. Für einige mag das alles selbstverständlich sein … für mich ist es harte Arbeit - aber eine, die sich lohnt!

    der Co. weiß, der Alkoholiker tut einem nicht gut und bleibt trotzdem.

    Aus meiner Sicht keine Analogie: ich wusste nicht, es tut mir nicht gut und blieb trotzdem! Ich habe einfach nicht in Erwägung gezogen, dass ich das Recht habe, mich wichtiger zu nehmen. Ich dachte, ich muss für meinen Partner und für unsere Liebe kämpfen. Und warum? Weil ich so aufgewachsen bin. Ich musste erst verstehen, dass es alternative Handlungsmöglichkeiten gibt und dass es ok - sogar mein Recht ist, die zu wählen!

    Hilft es ihm wenn ich ihn decke? Oder hilft es eher wenn es rauskommt? Wie verhalte ich mich am besten für ihn?

    Du kannst ihn unterstützen, wenn er von sich aus (!) ein abstinentes Leben anstrebt. Ihm helfen kannst du leider nicht - aber Dir! Deshalb frag dich bitte, hilft es Dir, wenn alles rauskommt? Und: kannst du mit ihm das Leben, die Partnerschaft leben, die du dir für Dich wünschst? Und zwar aktuell - nicht verglichen mit dem Mann, der er am Anfang eurer Beziehung war oder dem, der er sein könnte. Und vor allem: möchtest du eine so belastetes Umfeld weiter Deinen Kindern zumuten? Unterschätze bitte nicht, wie sehr das ihre eigene Entwicklung beeinflusst. Sie können sich leider nicht retten.