Beiträge von Erik

    Ich hab mir darüber schon viele Gedanken gemacht. „Es ist ja eine Krankheit, und wenn er jetzt Alzheimer hätte, würde ich auch auf ihn aufpassen.“

    Würde ich. Aber ehrlicherweise geht das auch nur bis zu einem bestimmten Punkt.

    Ich stelle mir aber auch die Frage, inwieweit ich jemandem die Verantwortung für sein Leben überlassen darf, der diese Verantwortung gar nicht zu 100% übernehmen kann?

    Ober baue ich mir da nur eine Hintertür für mich selbst?

    Hallo Erik,

    herzlich Willkommen bei uns.

    Das einzige, was du noch nicht versucht hast, ist den Kontakt abzubrechen. Vielleicht kommt er dann an seinen Tiefpunkt und geht von sich aus zum Arzt und läßt sich helfen.

    Tu dir das nicht an, ihn durch Kalte Entzüge zu begleiten. Das sprengt alles, was man als Laie im Ernstfall tun kann.

    Er will wohl momentan keine Hilfe und von außen kann man nix machen. Dieses Ohnmachtsgefühl kennen viele von uns hier aus eigener leidvoller Erfahrung.

    Den Kontakt habe ich bisher noch nicht abgebrochen. Ich habe allerdings versucht, ihn zu reduzieren, was jedesmal zu endlosen Schuldzuweisungen und Vorwürfen seinerseits geführt hat.

    In meiner Vita steht leider schon eine ziemlich Erfahrungsliste mit kalten Entzügen. Ich weiß um die Risiken und deshalb ist es mir lieber, er ist unter meiner Aufsicht, wo zumindest ich dann den Notarzt rufen kann (und das ggf. auch tue). Sonst macht er das alleine.

    (…)Mit Hilfe meinte ich, wenn er einsichtig wäre und eine Therapie machen möchte. Er Hilfe braucht, sich eine Suchtberatungsstelle zu suchen oder andere Einrichtung zu finden. Wenn er trocken ist, seine Abstinenz zu festigen. Aber den ersten Schritt muss er selbst machen und dazu scheint er nicht bereit zu sein.

    Seeblick

    Ja. Ich erkenne den Unterschied. Ich habe ihm unzählige Unterlagen, Telefonnummern usw zusammengesucht und ich erinnere ihn in unregelmäßigen Abständen daran. Er könnte therapeutische, professionelle Hilfe suchen, wenn er wollte, auch anonym.

    Es ist verdammt schwer, das zu akzeptieren

    Hallo, Seeblick, vielen Dank.

    Nein, er möchte keine Hilfe von außen, das sehe ich mittlerweile. Er hat Therapien, auch Psychotherapien, angefangen, aber immer sehr schnell wieder abgebrochen. „Schuld“ hatten daran immer die anderen.

    Er bittet mich aber manchmal konkret um Hilfe, zb wenn er mal wieder einen kalten Entzug macht. Seine Spezialität, denn er „ist ja kein Alkoholiker“. Soll ich ihm die verweigern? Ich denke mir dann, besser bei mir als alleine. Kurze Zeit später geht der Konsum ungebremst wieder von vorne los. Leider macht sein Körper das von außen klaglos mit und die Leberwerte sieht man ja nicht.

    Hallo alle miteinander.

    Ich bin wohl der klassische Co-Abhängige, mein Freund, den ich seit acht Jahren kenne, ist Alkoholiker.

    Als wir uns kennenlernten, waren wir beide reichlich gutem Wein zu gutem Essen und nächtelangen Gesprächen nicht abgeneigt. In einer depressiven Phase meines Lebens habe ich es dann mal ein halbes Jahr gründlich übertrieben und regelmäßig zu viel getrunken. Da ich aus einer suchtbelasteten Familie komme, habe ich das sehr wohl an mir gesehen und bin wieder auf ein normales Level zurück gekommen. Den Alkoholkonsum meines Freundes begann ich kritischer zu sehen.

    Vor vier Jahren sind wir zusammengezogen, nachdem er einen kalten Alkoholentzug mit Anfällen & Notarzt gemacht hatte.

    Ab da konnte er weder seine zunehmenden Depressionen noch seinen zunehmenden Alkoholkonsum kontrollieren. Er hat eine Langzeittherapie abgesessen ohne inneres Engagement und verweigert alle weitere Behandlung, ich habe den Hausmann gegeben und war neben meiner Arbeit auch noch Psychotherapeut, Putzmann, Koch und alles andere.

    Nach längerer Arbeitslosigkeit hat er wieder Arbeit gefunden, aber er trinkt abends sofort nach dem Nachhausekommen oder noch auf dem Heimweg und insbesondere an freien Tagen, im Urlaub oder am Wochenenden bis zur Besinnungslosigkeit. Er schiebt es auf seine Depressionen.

    Mittlerweile wohnen wir getrennt, die Beziehung ist vorbei, aber wir sind Freunde. Und das ist das Problem. Für ihn bin ich der letzte verbliebene Ansprechpartner und er gibt mir immer wieder das Gefühl, dass unsere Freundschaft etwas besonderes ist. Was seine Trinkerei und psychischen Probleme angeht nimmt er aber überhaupt keinen Rat an, weiß alles besser, schiebt die Schuld auf alle anderen und jammert mir gleichzeitig die Ohren voll.

    Ich bin hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, ihm zu helfen und ihm gleichzeitig das Fell so richtig über seine sturen Ohren zu ziehen. Manchmal habe ich den Eindruck, er will sich absichtlich zu Tode trinken.

    Ich bin hier, weil ich im Moment dabei bin, mich um meiner selbst Willen von ihm bzw. seiner Krankheit zu distanzieren, aber erwartungsgemäß klingt das in der Theorie viel einfacher als es in der Praxis ist. Ich falle immer wieder in alte Muster zurück.

    Danke fürs Zuhören