Da wurde ich doch letztens mal darauf hingewiesen, es wäre schade, in meinem Fädchen hier nicht weiter von meiner Entwicklung geschrieben zu haben.
Ich bin nicht weg, nur umgezogen, in den geschützen Bereich.
Es wird Zeit, hier mal staubzuwischen
Also gut.
Etwas mehr als 1 Jahr ist es her, dass ich hier geschrieben habe, wie gut es mir geht.
Es gab selbstverständlich in dem vergangenen Jahr Höhen und Tiefen.
Nach wie vor war es die beste Entscheidung, mich räumlich von meinem Partner zu trennen!
Wir sind letztes Frühjahr wieder mehr aufeinander zugegangen. Eine oberflächliche Beziehung (wer hätte es gedacht) ist nicht möglich. Ich habs versucht. Freundschaft+.
Versucht eine unverfängliche Liebschaft mit ihm zu führen. Es ging auch eine ganze Weile sehr gut. Doch irgendwann wurde daraus halt doch wieder mehr.
Und ja, ich hatte auch immer mal wieder co-mäßige Rückfälle. Aber Rückfälle, durch die ich weiter lernen konnte, denn ich habe immer mehr über mich gelernt und wo meine Co-Knöpfe anspringen. Wo ich in alte Muster zurückfalle und wie ich lerne, dass mir das nicht mehr passiert. Oder zumindest nicht mehr oft!
Es gab auch einiges an Aufarbeitung bzgl. meiner Kindheit, meiner Freundschaften, Partnerwahl....
Damit kam eine menge Verständnis für mich. Wieso, weshalb, warum, bin ich, wie ich bin und was kann ich tun, das zu ändern oder zu akzeptieren!
Akzeptanz ist eines meiner Zauberwörter!
Im Mai habe ich beschlossen, mich auch nach einem neuen Arbeitgeber umzuschauen und auch da habe ich nun die bessere Wahl getroffen.
Es musste wohl erstmal der gesamte Umbruch her, damit ich mich von Altem lösen und Neues zulassen konnte (auch wenn L. -mein Partner- vom Altem wieder zum Neuen wurde)
Als L. dann im Sommer davon anfing, dass er einen Entzug machen will, war ich total ungläubig, hab das nicht erwartet. Niemals habe ich damit gerechnet, da er sich ja von mir nie seinen Life-Style kaputt machen lassen wollte.
Ich hab ihn seinen Life-Style leben lassen. Und nach einer Party kam er dann damit, dass es so nicht weitergeht. Ich habe nie Druck gemacht oder überhaupt das Thema Alkohol zur Sprache gebracht, außer es ging darum, dass ich ihn nur nüchtern sehen will.
Ich dachte, nun ja, ich genieße unsere Verabredungen noch und bleibe aber auf dem Sprung. Das hat sich überweigend gut angefühlt. Ab und an kamen dann trotzdem alte Verhaltensmuster bei mir hoch. Aber dadurch, dass ich alles immer hier lassen konnte, mich mit mir und meinen Umgang damit, immer wieder auseinandergesetzt habe, komme ich bis heute mit meiner Entscheidung gut klar.
Seit seiner Krankheitseinsicht ist viel passiert aber er war noch nicht im Entzug.
Es zieht sich ziemlich lange und dann machen sich doch immer mal wieder Zweifel breit, ob er das richtig angeht, ob es ihm ernst ist, ob er mich hinhält. Dadurch, dass er aber komplett ehrlich mit mir umgeht, mich total mit in seinen Prozeß einbezieht, weiß ich eben, dass es halt mal so lange dauert, wenn man den Weg im ambulanten Entzug nicht gehen will. Da müssen Termine bei der Suchtberatung wahrgenommen werden. Es werden Pläne geschrieben, ein Sozialplan erstellt, ein Reha-Antrag muss raus für die Langzeittherapie im Anschluss. Und das dauert. Gerade dann, wenn die Stellen überlastet sind und es Krankheitsausfälle gibt.
Ich habe mir schon ein paar mal gewünscht, er würde es ambulant machen. Kann aber verstehen, dass das für ihn keine Option ist, im häuslichen Umfeld alleine auf sich gestellt. Außerdem ist das seine Baustelle und ich misch mich da nicht ein!
Wünsche mir aber schon hin und wieder, wir hättend das schon hinter uns.
Denn dann fängt ja auch eine neue Art der Arbeit an. Er für sich, ich für mich und wir gemeinsam müssen dann lernen. (Und das alles vorausgesetzt er bleibt da auf dem Weg!)
Aber tatsächlich ist er nun immer entschlossener. Er begreift, dass ER so nicht mehr leben möchte.
Er kümmert sich um seinen Kram selbst. Da ist keine Co mehr, die ihm alles abnimmt. Kein Verheimlichen, keine Erledigungen, kein Wäsche waschen, kein Haushalt machen (einmal haben wir zusammen klar Schiff gemacht, weil er es alleine nicht mehr hinbekommen hätte und nun läuft auch das prima).
Er hält sich zu 99% an unsere Vereinbarungen. Wir sehen uns nur noch wenn er nüchtern ist. Und unsere Unternehmungen draußen finden auch nur nüchtern statt und diese Zeiten genieße ich einfach.
Es gab hin und wieder mal ne Ausnahme, wo ich mit mir nicht so konsequent war. Aber die helfen mir letztendlich auch. Denn dann schaue ich mir an, was da passiert ist, warum ich mich wie auch immer verhalten habe und lerne besser bei mir zu bleiben und dann sehe ich wieder ganz genau, was ich nicht mehr will.
Es war im letzten Jahr aber trotzdem immer mal ein Auf und Ab mit mir und ich glaube dass ich hier öfter mal einige zur Verzweiflung gebracht habe.
Öfter wurde mir versucht begreiflich zu machen, dass ich loslassen sollte. Wie viele Runden ich denn noch drehen will.
Ich mich trennen sollte, wenn ich will, dass es mir besser geht.
Nö, will ich nicht...noch nicht...ich sehe da diese eine Chance noch und die gebe ich uns!
Und mir gehts besser. Besser als die letzten 15 Jahre und da war L. noch gar kein Thema.
Nach Ostern geht er in den Entzug. Ob und wie wir beide das durchhalten und es für uns dann weitergeht, bleibt noch abzuwarten.
Was ich für mich aber mittlereweile 100% weiß: Ich will nicht mehr mit ihm zusammen sein, wenn er es nicht schafft.
Ich begleite und unterstütze ihn bei seinem Vorhaben und natürlich hoffe ich, dass es ihm gelingt.
ABER: Ich bin davon nicht mehr abhängig. Ich weiß heute genau, dass ich auf keinen Fall mit einem nassen Alkoholiker leben möchte.
Mir geht es gut, ich habe mich in so vielen Bereichen neu aufgestellt:
Meine tolle Wohnung - meine Oase, mein Wohlfühlort- die geb ich für niemanden mehr auf!
Meine Arbeit - alles anders und doch gleich. Weniger Fahrtweg, mehr Geld.
Meine Familie - mehr und besserer Kontakt. Könnte noch etwas mehr vertragen, aber hey Rom wurde ja auch nicht......
Meine Psyche - da ist der allergrößte Fortschritt! Ich LEBE!!!
Ich falle in keine tiefen Löcher mehr, wenn mal ein Sturm kommt.
Ich war schon länger nicht mehr depressiv. Panikattacken bekomme ich nur noch selten. Ich bin ausgeglichener, fröhlicher, lebensbejahend. Als ich hier im Dez. 22 ankam, wollte ich nicht mehr leben. Das Forum war der letzte Strohhalm, den ich ergriffen habe und mich hier anzumelden, hat mein Leben gerettet!
Alles wurde im letzten Jahr besser!
Also egal, wie es nun mit mir und L. weitergeht:
Ich werde leben, ich werde das Beste daraus machen, ich werde mich nicht mehr in dieser Beziehung verlieren und aufgeben!
Das nun mal ein Update von der Co-Abhängigen mit eigenen Problemen, die ihre Co-Erkrankung und ihre "eigenen" Probleme in den Griff bekommt!