Hallo Anderswo,
Ich versuche es nicht allzu lang zu machen ,bin 55 Jahre,mein Bruder zwei Jahre älter unsere Mutter ist vor 23 Jahren am Alkohol verstorben.
Sie ist mit uns 1975 von unserem gewalttätigen, alkoholkranken Vater geflüchtet.
Kurz vor Ende der Ehe fing sie leider auch mit trinken an.
Sie hat auch richtig hart gearbeitet, denn in den 70er Jahren alleinerziehend, musste man außen zeigen dass alles super läuft.
Wir wurden ziemlich früh selbstständig. Mein Bruder ist mit 18 schnell ausgezogen, sie hat dann den Kontakt zu ihm komplett abgebrochen und ich fühlte mich dann verantwortlich für meine Mutter. Habe sie gebadet wenn sie einen ihrer kalten Entzüge machte, habe die Wohnung nach ihren Abstürzen aufgeräumt, leere Flaschen weggebracht etc.
In meiner Jugend musste ich den Alkohol kaufen und sie war auch einmal in Langzeittherapie, da war ich noch keine 18.
Dann habe ich die Chance ergriffen mit meinem Freund 400 km entfernt zu wohnen.
Ich glaube nicht dass ich die erste Zeit Festnetz hatte. Es waren die 80er

Ich weiß dass ich mich regelmäßig aus einer Telefonzelle gemeldet habe. Es gingen viele Briefe hin und her.
Ab da konnte ich wirklich das erste mal aufatmen.
Meine Mutter war Quartals trinker, sie hat sich in guten wie in schlechten Zeiten gemeldet.
Aber sie war eine erwachsene Frau und Kämpferin und im Nachhinein, Hut ab was sie alles geschafft hat.
1991 habe ich ein kleines Mädchen geboren, wir sind wieder nach NRW gezogen.
Durch eine Langzeittherapie bekam sie hier eine betreute Wohnung, das Saufen ging natürlich weiter.
Dann natürlich heimlich, sie hat ihre kalten Entzüge weiterhin gemacht, und jeder musste es.
Wir haben uns alle 14 Tage besucht, weil wir haben uns nach wie vor gut verstanden.
Wir konnten viel miteinander lachen.
Dann kam die Zeit mit Kassette im Anrufsbeantworter. Ich ging schon gar nicht mehr ans Telefon, oder leise gestellt.
Immer wieder kamen Nachrichten: hallo......, Hier ist Mama mir geht es gar nicht gut. Puuuuhhh.
Ich hatte doch gerade meine eigene kleine Familie. Gott sei Dank einen verständnisvollen, geduldigen Ehemann.
Irgendwann befand man, sie wäre austherapiert
und sie hat sich eine kleine Wohnung gesucht.
Natürlich war ich viel beschäftigt mit meiner Familie,.
Da hat sie auch wirklich Rücksicht drauf genommen weil sie meinen Mann nicht vergraulen wollte.
Zu meinem Bruder hatte sie so gut wie gar keinen Kontakt, habe ihn aber auf dem laufenden gehalten.
Irgendwann hat meine Mutter eingesehen und sie hat wirklich gekämpft, dass sie nicht auf Dauer vom Alkohol los kommt. Sie hat viel Hilfe bekommen und viel Hilfe ausgeschlagen.
Es kam eine alkoholbedingte manisch depressive Zeit.
Teilweise schizophrene Züge.
Da wird man als Tochter nicht mehr wiedererkannt.
Es kam auch nie wirklich ein Dankeschön, im Endeffekt war ich nur ihre Pflegerin oder Freundin. Ich habe ihr bestimmt vom Herzen geholfen, man lässt schließlich seine hilflose Mutter in ihrem Erbrochenen liegen
Ich war 32 Jahre alt als sie sich das Leben genommen hat.
(Meine Tochter war zu dem Zeitpunkt 9 Jahre alt und ich glaube die schlimmsten Sachen hat sie gar nicht mitbekommen.
Wie schon geschrieben meine Mutter konnte auch monatelang kein Alkohol trinken und war dann eine ganz lustige Oma)
Und wir haben alle, alle ,alle aufgeatmet.
Da wo sie jetzt ist, geht es ihr definitiv bestens 