Beiträge von madeleine

    Liebe Linde66,

    Wie meinst du den Satz oben? Zielgerichtet war in dem Fall ja die Behandlung vom Sturzereignis und der Unterkühlung. Dafür bekam er die entsprechende symptomatische Behandlung.

    Das war vielleicht etwas unklar formuliert von mir. Er hat dem Notdienst am Wochenende nichts von der Unterkühlung gesagt, sondern lediglich erklärt dass er gestürzt sei. Ich denke aber, dass das ein wesentlicher Faktor war, er ist stundenlang in der Eiseskälte mit nasser Kleidung gelegen, das kann nicht spurlos am Körper vorbeigehen. Im Endeffekt ist es egal, weil sein Hausarzt den Befund vom KH erhält, wo alles richtig drinstehen müsste und er nun die weitere Behandlung an den Werktagen übernimmt.

    Mir geht es wieder besser, ich bin nach dem Wochenende wieder an meinen Wohnort zurückgekehrt und habe mit jedem Kilometer Distanz gemerkt, wie meine Wut verfliegt und ich wieder mehr in meine Mitte finde.

    Werde das als Lektion für mich verbuchen, es ist letztendlich sein Leben und sein Problem.

    Vielen Dank für deine Antwort!

    Lg, madeleine

    Ich habe heute das Bedürfnis hier zu schreiben, leider aus einem nicht so schönen Anlass.

    Möchte nicht zu detailliert ausholen, jedenfalls ist mein Vater vor Kurzem nach einer Saufeskapade mitten in der Nacht draußen unterwegs gestürzt und einige Stunden in der Kälte und Nässe gelegen, bis er von den Bewohnern des Hauses, in deren Straße es passiert ist, gehört wurde. Er ist stark unterkühlt ins Spital gekommen und wurde am nächsten Morgen wegen Bettenmangel gleich wieder entlassen. Die Rettungskräfte haben gemeint, er hatte großes Glück und wurde gerade noch in letzter Minute gefunden. Mittlerweile geht es ihm den Umständen entsprechend erstaunlich gut und er trinkt wieder munter weiter. Seine Version der Geschichte ist, dass er aufgrund eines Hustenanfalls gestürzt ist und sich dadurch verletzt hat. Dass er sturzbesoffen war streitet er vehement ab - auch den Ärzten, welche die Nachsorge machen, erzählte er eine ganz andere Version. Ich bin ehrlich, ich war weder schockiert noch überrascht als ich das hörte, derartige Unfälle hatten wir schon oft. Ich bin einfach wütend, weil er den ambulanten medizinischen Fachkräften eine total falsche Geschichte erzählt und dadurch natürlich die Behandlung nicht gerade zielgerichtet erfolgt.

    Meine Mutter hat neben ihrem Job nun einen ganzen Rattenschwanz an Aufgaben (mobiler ärztlicher Dienst managen, Medikamente, ihm im Alltag helfen etc.) und ist dementsprechend eingedeckt und nicht gerade glücklich.

    Ich bin nicht mal überrascht, und rational gesehen weiß ich dass ich nichts tun kann. Aber emotional gesehen koche ich vor Wut, er erzählt welche Schmerzen er hätte (was ich ihm ja glaube, er nimmt Morphium zu sich), kann aber ohne jammern über weite Strecken seine Alkoholdepots aufsuchen und munter weitertrinken (ich weiß ja auch, dass die Sucht nichts anderes zulässt). Der nächste Unfall oder Kollaps in Zusammenhang mit seinem aktuellen Medikamentencocktail plus Alkohol ist damit so sicher wie das Amen im Gebet.

    Ich habe bisher dank dieser Gruppe wirklich tolle Fortschritte machen können, weiß was ich für mich tun kann und gemerkt wie gut es mir geht, wenn ich mein Leben lebe ohne Informationen über oder Kontakt zu ihm. Ein vollständiger Abbruch ist leider durch das weitere gemeinsame soziale Umfeld nicht möglich.

    Deshalb wollte ich dieses Ereignis hier festhalten, weil ich gerade sehr zu tun habe, nicht in ein Co-Muster zu fallen, mich von meinen Wutgedanken vereinnahmen zu lassen und möchte gerne meine negativen Emotionen weiterziehen lassen…


    Jetzt ist es doch länger geworden als geplant, bitte entschuldigt wenn ich etwas durcheinander geschrieben habe, ich warte noch bis mein „kühler Kopf“ zurückkehrt.

    Euch noch einen schönen Sonntag!

    Liesel , deine Frage kann ich nur eingeschränkt beantworten, weil wir ja eure Situation nicht kennen. Die Worte deiner Tochter interpretiere ich als sehr beschwichtigend und bestimmt sieht sie die Dramatik (noch) nicht so. Wie gesagt, erst mit Abstand erkennt man oft die Problematik. Dazu vielleicht eine kleine Anekdote aus meinem EKA Dasein: ich war glaube ich knappe 20 Jahre alt als mein Vater zum 2. Mal seinen Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer abgeben musste und habe ihn in den Sommerferien (ich hatte frei) morgens und abends in die Arbeit gefahren und geholt, teilweise auch „nur“ einmal täglich wenn es sich anderweitig für meine Mutter ausging. Eine Strecke war 30 Minuten, dh ich war wochenlang 1-2 Stunden am Tag unterwegs (keine Öffi-Anbindung) und fand das damals zwar schon etwas blöd aber war „schon okay“. Wenn ich jetzt daran zurückdenke schäme ich mich fast, wie harmlos ich die ganze Situation eingeschätzt hatte und wie blöd ich eigentlich war. Diese und viele weitere Situationen holen mich nun 15 Jahre später immer wieder ein. Long story short: auch wenn deine Tochter aktuell ehrlich damit klarkommen sollte, so bin ich mir fast sicher, dass sie das in wenigen Jahren ganz anders beurteilen wird…

    Ich kann auch verstehen, dass deine Tochter nicht zum Opa will. Drei Tage am Stück in diesem Alter nicht in den eigenen vier Wänden zu sein ist wahrscheinlich nicht so prickelnd und vielleicht etwas langweilig für einen Teenie? Der Aupair Vorschlag klingt doch super 😊

    Liebe Liesel,

    Ich bin selbst EKA und bei deinem neuesten Beitrag kommen mir die Tränen weil ich ungefähr nachempfinden kann, wie es deiner Tochter wohl gehen muss. Ich kämpfe sehr damit, meine Kindheit in der Suchtfamilie aufzuarbeiten und v.A. durch die Geburt meines eigenen Kindes habe ich erst realisiert, wie schlimm meine Kindheit wirklich war, obwohl einem das zum Zeitpunkt, wo man mitten in diesem Suchtsystem drinsteckt, vielleicht nicht klar ist. Deine Tochter ist glaube ich 13 Jahre alt oder? Das heißt, du brauchst für deine beruflichen Abwesenheiten doch keinen Babysitter mehr wie für ein Kleinkind. Da sollte sich doch eine Lösung finden lassen, sodass natürlich die Aufsichtspflicht erfolgt, aber ich würde deiner Tochter für manche Bereiche bereits eine gewisse Eigenverantwortung zutrauen. Viel schlimmer finde ich es, diese Verantwortung dem alkoholkranken Vater zu überlassen. Da hätte ich auf Dienstreise permanent Bauchweh und Sorge. Entschuldige wenn dich meine Worte treffen, aber wenn ich an deine Tochter denke, wäre es für mich schon 5 NACH 12.

    Lg, Madeleine


    Manchmal denke ich, wenn ihm das jemand neutrales mal sagen würde - Arzt oder so - dann würde vielleicht das Begreifen einsetzen. Wenn ich etwas sage, funktioniert es nicht - ich habe ja keine Ahnung!

    Liebe wardasalles,


    Ich lese fast täglich in diesem Forum und bin bei diesem Gedanken von dir hängengeblieben. Bin EKA (mein Vater ist seit ich mich erinnern kann alkoholabhängig) und bei ihm war es gelegentlich der Fall, dass er aufgrund einiger rauschbedingter Unfälle schon öfters ins KH musste. Und im Nachhinein schimpfte er immer besonders über jene Ärzt*innen, die ihm klipp und klar seine (miese) gesundheitliche Lage aufgrund der Sauferei nähergebracht haben. Diese seien inkompetent, unfreundlich usw. und er ließe sich von diesen „unfähigen“ Personen sicher nicht weiter behandeln. Sein Hausarzt (den ich auch kenne), der in meinen Augen prinzipiell sehr „locker“(zu locker) mit gängigen gesellschaftlichen Gesundheitsproblemen (Sucht, Übergewicht, metabolisches Syndrom etc.) umgeht und lieber einen Scherz auf den Lippen hat, als Tacheles zu reden ist hingegen seiner Meinung nach der beste Arzt…


    Kurzum: ich denke, neutrale oder fachliche Meinungen vom Gesundheitspersonal würde auch im Fall deines Mannes eher nicht zum Ziel führen, er würde sich das schon so zurechtbiegen, dass es zu seiner Lebensrealität passt. Verschwende deine wertvolle Energie nicht für solche Gedankenspiele 🙏

    Liebe Siri,

    Danke für deine lieben Worte! Hihi ja, "Grinch" ist in meinem Umfeld immer eine Bezeichnung für jemanden, der mit Weihnachten absolut nichts am Hut hat (auch wenn der "echte" Grinch im Film, soweit ich mich zurück erinnern kann dann doch ein Herz für das Weihnachtsfest zeigt) 😊

    Ich wünsche dir auch alles Gute, ich lese immer wieder in deinem Thread mit und finde es wahnsinnig stark, wie du deine persönliche Situation meisterst! LG, madeleine

    Nach langer Zeit melde ich mich mal wieder in meinem Thread. Ich bin fast jeden Tag hier online und lese in den verschiedensten Beiträgen. Vieles bringt mich zum Nachdenken, beschert mir aber auch Aha-Momente und diese SHG tut mir sehr gut. Mittlerweile schaffe ich es immer besser, auf mich und meine eigene Familie zu achten und mich nicht auf die Abhängigkeit meines Vaters zu fokussieren. In Gesprächen mit meiner Mutter ging es (immer von mir aus!) früher meist immer um ihn und sein Verhalten und welchen neuen Eklat er sich geleistet hat. Ich dachte, ich müsste immer genauestens Bescheid wissen, weil es mir dann besser ginge (ich weiß, sehr unlogisch!). Meiner Mutter war das oft unangenehm wenn ich nach der Lage fragte, da sie verständlicherweise mit mir auch über Schöneres sprechen wollte. Dank dieser Gruppe hier habe ich gelernt, dass es mich nicht interessieren braucht und streng genommen auch nix angeht, was er so treibt. Die Telefonate und Gespräche sind seither so viel angenehmer und entspannter, da wir uns gegenseitig über UNSER Leben updaten. Das mag für manche jetzt nicht besonders klingen, für mich ist das ein bedeutender Schritt 😄.

    Nichtsdestotrotz ist die Vorweihnachtszeit für mich psychisch und emotional immer herausfordernd, da ich einfach noch ein paar schreckliche Erinnerungen an vergangene Weihnachten als Kind/Jugendliche und junge Erwachsene habe. Meine Mutter wollte uns immer ein schönes Fest bieten, das hat mein Vater oft zunichte gemacht, so manche/r hier kennt das bestimmt. Da mein Mann eher zu der Sorte "Weihnachtsgrinch" zählt, bin ich froh, dass diese Tage für uns nicht so bedeutungsvoll sind und wir uns da viel Druck raus nehmen können.

    Ich fange ab Januar wieder eine Psychotherapie an, da ich für mich ein paar konkrete EKA Baustellen lösen möchte, die ich allein nicht schaffe. Darauf freue ich mich schon sehr, auch wenn der Prozess schmerzhaft sein wird. Aber besser als in diesen unkonstruktiven Gedankenschleifen zu hängen und auf der Stelle zu treten... Ich war bei dieser Therapeutin bereits wegen einer Angststörung (die auch aus meiner familiären Situation heraus resultierte) und sie hat mir damals schon sehr geholfen.

    So, das war ein langes Update, aber ich hatte das Bedürfnis, mir hier mal wieder etwas von der Seele zu schreiben.

    Liebe Grüße, madeleine

    Kennt das jemand von den EKAs hier?

    Liebe Siri,

    ich melde mich mal als EKA eines alkoholabhängigen Vaters. Danke für deine Beschreibung, mir geht es exakt genauso und ich wäre von selbst nie drauf gekommen, was hinter diesem "miesen" Gefühl nach tollen Aktivitäten steht. Nun fällt es mir wie Schuppen von den Augen, wow! Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, mein Vater sieht sich immer in der Opferrolle, egal was los ist und hat es uns nie vergönnt, wenn wir zB mit unserer Mutter etwas Tolles unternommen haben. Wahrscheinlich wollte er somit sein schlechtes Gewissen aufgrund der Sauferei auf uns abwälzen. Er hat das uns Kinder und sie immer eiskalt spüren lassen. Zur Erklärung: Meine Eltern hatten nebenbei eine kleine Landwirtschaft, die meine Mama hauptberuflich betrieben hat, mein Papa ist bis zu seinem Rauswurf nebenbei arbeiten gegangen. Immer wenn meine Mama sich etwas Zeit freigeschaufelt hat, um mit uns Kindern etwas zu unternehmen, hat er auf einmal so getan als würde sie ihn alleine mit dem ganzen Betrieb zuhause im Stich lassen und der Arme müsse jetzt alles alleine stemmen - was aber tatsächlich nie der Fall war. Ich denke, daher rührt immer noch dieses falsche schlechte Gewissen, weil ich als Kind so geprägt wurde, gewisse Sachen nicht zu verdienen, oder nur erleben zu können unter der Prämisse, dass er sich dafür aufopfert. Ich hoffe, man versteht was ich meine. Teilweise ist es so schwer, derart abstruse Gegebenheiten nachvollziehbar zu beschreiben...

    Es ist einfach unglaublich, wie nachhaltig derartige Muster noch in einem arbeiten, obwohl man mittlerweile eine selbständige, erwachsene Person ist und im Grunde niemandem Rechenschaft schuldig ist, was man wann und wo unternimmt.

    Wollte dir hiermit nur kurz mitteilen: du bist nicht alleine mit deinen Empfindungen! Wünsche dir weiterhin viel Kraft und die Fähigkeit, die schönen Dinge des Lebens ohne mumigem Gefühl genießen zu können! LG, Madeleine

    Liebe Junischnee, sensible Gemüter wie dein Sohn nehmen dann Situationen, Stimmungen etc. wahrscheinlich noch intensiver wahr. Ich kann nur aus meiner Erfahrung berichten, und weiß noch ganz genau, als meine Mutter das Problem erstmals mit mir unter vier Augen besprochen hat. Ich war bereits 14 Jahre alt, wir saßen in einem Café und ausschlaggebend war ein (erneuter) Entgiftungsversuch, der bei ihm anstand. Ich war in dem Moment soo unglaublich dankbar, dass dieser "Elefant im Raum" endlich angesprochen wurde und meine Gefühle, dass etwas komisch sei, somit endlich validiert wurden. Daher bin ich sicher, dass dein Sohn auch gewissermaßen dankbar sein wird, wenn er das nicht mit sich alleine ausmachen muss, sondern auch Zuspruch bekommt, dass das, was er wahrnimmt und fühlt berechtigt ist. Auch wenn es noch nicht die Problematik löst, bin ich überzeugt, dass Aufklärung ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist. Vielleicht gibt es ja, wie von anderen erwähnt, bei einschlägigen Anlaufstellen Hilfestellung wie man hier kindgerecht thematisieren kann? Dein Sohn darf ja trotzdem seinen Vater lieben und an ihm hängen!

    Mein Vater wurde und ist nie aggressiv, sondern versinkt in Selbstmitleid und sieht sich permanent als Opfer. Natürlich ist physische Gewalt noch eine andere Hausnummer, aber diese ungerechtfertigten Schuldzuweisungen, vor allem meiner Mutter und uns Kindern gegenüber zehren auch sehr.

    Ich wünsche dir und deinem Sohn alles Liebe, jeder kleine Schritt den du machst um. euch die Situation zu erleichtern ist richtig und wichtig - da denke ich kannst du keinen Fehler machen!

    Liebe Junischnee,

    ich bin EKA (Erwachsenes Kind eines Alkoholikers) und mein Vater hat dasselbe Problem seit meine Eltern sich kennengelernt haben. Die Sucht wurde, als ich noch ein Kind war, nie thematisiert, obwohl ich schnell gemerkt habe, dass etwas nicht stimmt. Mittlerweile gehe ich meinen eigenen Weg und hätte mir zutiefst gewünscht, dass mir jemand mit meinen Gefühlen damals beigestanden wäre, mir Dinge erklärt hätte (ich dachte immer, ich sei das Problem und mein Vater mag mich nicht, weil ich ein Mädchen bin... Damals schon zu wissen, dass er ein Problem mit sich hat und nicht mit mir, hätte mir sehr in der Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstsein geholfen). Lange Rede kurzer Sinn, ich hätte mir gewünscht dass meine Eltern sich scheiden gelassen hätten und ich ein stabiles Umfeld mit meiner Mutter und meinen Geschwistern alleine gehabt hätte.

    Vielleicht ein kleiner Denkanstoß...

    Alles Liebe!

    Danke für eure Worte! Meine Mutter bzw. Geschwister können mich besuchen kommen, sie machen es zwar nicht oft aber immerhin. Mir ist durch dieses Forum auch klar geworden wie tief meine Mutter in der Co-Abhängigkeit noch drinsteckt...

    Zwischenzeitlich plagt mich mein schlechtes Gewissen, das mir einreden will, ich lasse die Familie im Stich, aber in den letzten Tagen und durch die sehr klaren Worte die ich hier in unterschiedlichen Beiträgen lesen durfte, wird mir nun immer deutlicher, dass ich für mein Wohlergehen einstehen darf.

    Es stimmt ja wirklich, ein nasser Alkoholiker stellt auch seine Sucht über das Befinden der Angehörigen, da ist es wohl auch mein gutes Recht (und einziger Weg) auf mich zu schauen.

    Yoga und Spaziergänge in der Natur helfen mir auch immer gut, zudem kann ich draußen auch gleich mein Baby mit "auslüften" :)

    Ich werde mich hier weiter einlesen und hoffentlich einiges für mich mitnehmen. Auch euch inzwischen alles Liebe!

    Danke pfiffig für deine Antwort, befindest du dich in einer ähnlichen Situation? Das Paradoxe ist, dass ich trotz Abstand am Schlechtesten mit der Situation zurecht komme. Meine Brüder leben ihr Leben und sehen das Ganze irgendwie mit einer stoischen Gelassenheit, für die ich sie bewundere. Vielleicht kommt es auch daher, dass ich sehr sensibel und zart besaitet bin und mich als ältestes Kind immer noch gewissermaßen für sie verantwortlich fühle (was natürlich nicht sein muss...) zudem sind sie eventuell "abgehärteter" weil sie dem mittlerweile mehr ausgesetzt sind als ich, keine Ahnung.

    Danke für deine Worte, auch wenn sich das Dilemma nicht lösen lässt, tut es gut in einem geschützten Rahmen darüber zu sprechen. Schönen Sonntag noch!

    Ich habe mich nun durch die verschiedensten Forenbeiträge gelesen und in meinem Kopf rattert es unaufhörlich, vieles ist sehr augenöffnend, macht Mut aber erschüttert mich auch zutiefst. Zeitgleich ist es wirklich tröstend zu wissen, dass man nicht der/die Einzige ist.

    Es hat bei mir lange gedauert zu kapieren, dass man als Angehörige*r nichts gegen die Sucht machen kann, außer sich selbst zu schützen und notfalls abzugrenzen. Das ist mir, wie in meiner Vorstellung beschrieben, auch teils gelungen. Was mich aktuell beschäftigt ist die Frage, wie ich die ganzen negativen Emotionen (vorrangig starke Wut aber auch Trauer über das nicht existente Leben wie ich es mir wünschen würde) verarbeiten kann, sodass ich mir selbst endlich mehr Freiraum von diesem Problem einrichten kann? Ich vermiese mir damit ja den Tag im Endeffekt selbst und obwohl ich rein rational weiß, dass es nix bringt wenn ich mich zB wieder einmal ärgere, kann ich das Gefühl trotzdem nicht abschalten. Mir geht's auch nicht darum, mich von diesen Emotionen abzulenken sondern mich davon zu befreien, um im besten Fall Gleichgültigkeit zu erreichen. Vielleicht hat hier jemand ein paar Impulse dazu?

    Hallo Elly,

    Danke für deine Antwort, du hast damit so recht! Ich bin gerade dabei mich im Forum einzulesen, v. A. in den threads zu den EKA's und es tut wirklich gut zu wissen, dass man nicht alleine ist (auch wenn ich jedem und jeder einzelnen wünschen würde, das nicht durchmachen zu müssen).

    Ich würde mich sehr freuen, mit anderen Angehörigen in Austausch gehen zu können. Liebe Grüße, madeleine

    Hallo ihr Lieben, ich möchte mich und meine Geschichte hier vorstellen, in der Hoffnung auf Austausch und vielleicht neue Perspektiven durch Gleichgesinnte zu treffen. Ich bin 34 Jahre alt und die älteste Tochter eines Alkoholikers (59 Jahre alt), ich habe noch vier Brüder. Mein Vater trinkt soweit ich mich zurück erinnern kann, mal mehr und mal weniger. Das Problem bzw. seine "Feierlaune" bestand bereits als meine Eltern sich kennenlernten, er vertröstete meine Mutter immer damit, mit dem Trinken aufzuhören "wenn Kinder da sind", "sobald wir verheiratet sind" etc. Seit 5 Jahren ist es mit ihm steil bergab gegangen (Jobverlust, Aufgabe der nebenerwerblichen Landwirtschaft da meine Mutter dies allein nicht mehr schaffte, mehrere Führerscheinentzüge und auch bereits frühere erfolglose - da nicht freiwillige - Entzugsversuche). Meine Eltern sind leider nicht getrennt und leben am Hof, wo mein Vater aufgewachsen ist zusammen mit seiner Mutter, meiner Großmutter und teils noch meinen Geschwistern.

    Das Problem, obwohl immer offensichtlicher, wurde nie thematisiert und wird unter den Tisch gekehrt, offiziell ist mein Vater ja nicht suchtkrank, sondern trinkt nur gerne ein Bier in Gesellschaft (und die anderen 10+ Flaschen zwischendurch heimlich) und nach außen muss (vor allem auf drängen meiner Großmutter) heile Familie gespielt werden.

    Mir macht die Situation sehr zu schaffen. Seit ich selbst Mutter eines kleinen Babys bin, merke ich wie mich die Situation noch mehr belastet und ich diesen Menschen eigentlich nicht mehr sehen will. Einfach auch weil mir bewusst wurde, wie sehr er meine und die Kindheit meiner Geschwister im Negativen geprägt hat.

    Mein Vater war immer schon eine sehr unsichere Persönlichkeit und stark eifersüchtig auf meine Mutter. Also auch ohne Alkohol stellt er einen schwierigen Charakter dar, der sich immer nur in der Opferrolle sieht und sich vor jeglicher Verantwortung drückt. Mittlerweile ist meine Mutter zur Zielscheibe und persönlichem Feindbild für ihn geworden und er gibt ihr an allem die Schuld. Wenn wir Kinder mit ihm diskutieren, hätte meine Mutter uns auf ihn aufgehetzt, sie sei der Grund aller seiner Probleme, etc. Er macht sie vor und bei anderen schlecht, erfindet Lügen und verdreht Tatsachen, damit er gut dasteht. Ich hatte noch nie ein gutes Verhältnis zu ihm und empfinde mittlerweile nur noch Wut und Hass ihm gegenüber, nicht zuletzt weil er auch für uns nie mehr als der bloße Erzeuger war und nicht mehr getan hat, als sich in seiner Opferrolle zu suhlen. Entgegen mancher Alkoholiker ist er also nicht physisch gewalttätig oder stark aggressiv, sondern verfällt in Selbstmitleid, manipuliert und reimt sich Geschichten zusammen, warum er so arm ist und wir restlichen Familienmitglieder undankbar, böse, etc. Ich bin zu meinem Ehemann 300km entfernt weggezogen und der Abstand zu ihm tut mir sehr gut, der Abstand zur restlichen Familie tut mir allerdings sehr weh. Und da komme ich zum Kern meines Problems: Ich weiß, dass es mir viel besser gehen würde, wenn ich diesen Menschen völlig aus meinem Leben streichen könnte, ein völliger Kontaktabbruch kommt jedoch nicht infrage da die restliche Familie immer noch mit ihm verbandelt ist und ich ein tolles und enges Verhältnis zu meinen Geschwistern, ihren Partnern (wohnen alle am selben Fleck bzw. teilweise noch zuhause) und vor allem zu meiner Mutter habe. Meine Mutter kann sich zwar räumlich etwas von ihm distanzieren, macht allerdings immer noch gute Miene zum bösen Spiel, da sie eine Scheidung nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren könnte, seine betagte Mutter schonen möchte (die von ihm als "Mustersohn" stark manipuliert wird), gewissermaßen von ihm abhängig ist sowie Haus und Hof nicht ihm und damit dem Verfall überlassen möchte.

    Ihm geht es gesundheitlich zwar immer schlechter, aber ich dachte mir auch schon vor Jahren, dass er nun bestimmt bald an seinem Tiefpunkt angelangt ist und entweder die Kehrtwende schafft oder sein Ende bald da ist. Deshalb will ich gar keine Schätzung mehr abgeben, wie lange ich in dieser "Pattstellung" verharren muss...

    Die Beziehung zu ihm ist es aus meiner Sicht nicht mehr wert zu retten und das will ich auch nicht, da wir auch nie eine wirkliche Vater-Tochter Beziehung hatten. Mir geht es rein darum, ihn bestmöglich aus meinem Leben zu verbannen, dabei aber die Beziehung zur restlichen Familie weiter aufrecht zu erhalten. Vielleicht hat jemand Tipps oder Ähnliches? Danke und ich freue mich auf einen Austausch! Liebe Grüße, "Madeleine"