Beiträge von Zoot

    Hallo Elly

    Danke für deine Nachricht:-)

    Ich bin männlich und ja heute stehe ich dazu: "Ich bin Alkoholiker".

    In meinem nähren Umfeld kommuniziere ich dies auch offen. Führt zu ganz interessanten Reaktionen.....

    Lg

    Zoot

    Hallo

    Ich lese seit einige Zeit hier still mit. Nun möchte ich mich mal bei euch vorstellen.

    Ich bin 48 Jahre alt und habe seit meiner Jugend immer mal wieder Alkohol getrunken. Ab wann ich dann täglich Alkohol getrunken habe, kann ich nicht mehr genau sagen. Das ganze ging über die Jahre hinweg und hat sich immer mehr eingeschlichen. Rückwirkend betrachtet erinnere ich mich, dass ich vor 4 - 5 Jahr zum ersten mal körperliche Symptome wahrgenommen habe (Schwitzen, Verlangen nach Alkohol usw.). Damals habe ich diese Anzeichen erfolgreich ignoriert und verdrängt. Vor 1,5 Jahren bin ich im Alkoholrausch zusammengeklappt. Die Folge war ein zweifacher Nasenbruch, gequetschte Rippen und diverse Prellungen. Dies war der Zeitpunkt, wo ich das Thema auf dem Tisch hatte. Ich habe dann zwei Wochen kein Tropfen getrunken und angefangen mich mit meinem Trinkverhalten auseinander zu setzten. Die ersten Gedanken waren damals nichts mehr zu trinken. Dieser Gedanke schien mir damals zu extrem und ich dachte, dass es doch einen "Mittelweg" geben muss. Die nächsten 1,5 Jahre versuchte ich meinen Konsum zu kontrollieren. Ich machte mir jede Woche einen neuen Plan. Einige mal hat dies auch sehr gut funktioniert. Meistens jedoch nicht. In dieser Zeit habe ich meinem Körper und meiner Psyche viel zugemutet. Das ich dies 1,5 Jahr so gemacht habe, verstehe ich heute nicht mehr. Die Übung hätte ich nach spätestens 2-3 Monaten abbrechen können. Etwas Gutes hatte diese Zeit für mich. Ich habe viel über die Sucht und mich selbst gelernt.

    Vor 4 Wochen habe ich mich endgültig entschieden, dass Alkohol keinen Platz mehr in meinem Leben haben soll! Alleine machte ich einen kalten Entzug. Ja ich weiss, dies sollte man nicht machen und nach dieser Erfahrung würde ich dies niemandem Empfehlen. Krass was ein Körper in den ersten paar Tagen durchmacht. Ich wusste, dass ich Unterstützung von aussen holen musste. Ich suchte mir eine Therapiemöglichkeit die zu mir passt. Ich fand einen Suchttherapeuten und gehe seit dem regelmässig zu ihm. Er hilft mir extrem meinen neuen Weg zu finden und zu gestallten. Zuerst ging es mir darum, dass ich den Weg aus der Sucht und mit der Sucht zurechtlegen konnte. Ich war erstaunt wie klar und scheinbar "einfach" ich diesen Weg gestaltet habe. Aktuell bin ich mit meinen Gedanken daran mich Sachen wie: "Warum habe ich getrunken? In welchen Situationen habe ich getrunken? Was muss sich ändern, damit Situation xy nicht mehr eintritt? Was muss ich ändern und was darf ich von anderen einfordern? etc.". Diese Gedanken sind für mich sehr komplex und z.T. noch nicht greifbar.

    Ich bin sehr froh diesen Schritt gemacht zu haben. Es geht mir heute sooooo viel besser und das Auseinandersetzten mit mir und dem Leben finde ich eine grosse Bereicherung. Die Vorstellung nie mehr einen Schluck Alkohol zu trinken macht mir keine Angst, ganz im Gegenteil!

    An dieser Stelle will ich mich bei euch bedanken für eure Beiträge. Es hilft mir zu sehen, das ich mit meinen Herausforderungen nicht alleine bin. Oft benötig ich einen Anstoss, um meine Gedanken zu ordnen oder sie zu benennen. Dabei haben mir schon einige eurer Beiträge sehr geholfen.

    Lg

    Zoot