Alles anzeigenHallo Fred,
bin ganz neu hier und suche auch den Austausch mit Co Abhängigen.
Deine Geschichte und Deine Gedanken sind für mich total nachvollziehbar, auch Deine zum Teil radikale Art damit umzugehen.
Ich selbst bin auch in eine Rolle, in der ich nicht sein möchte, und auch wenn mein Mann längere Zeit ohne sein Bier auskommt, eine Therapie hinter sich hat und alle Problematiken der Sucht kennt, verliere ich die Hoffnung auf die so wichtige dauerhafte Abstinenz.
Was bedeutet das? Zunächst einmal lasse ich mich auf den Prozess ein, meinen Weg raus aus diesem Sucht System zu finden. Schritt für Schritt zurück zu einem Leben, dass sich nicht ständig um den Suchtkranken Partner dreht.
Wie sind deine Gedanken hierzu?
Gruß, Strandkind
Hallo Strandkind, anbei meine Gedanken zu deiner Geschichte.
Auch ich habe lange gehofft, mehrere Jahre eigentlich, ohne dass es einen Unterschied gemacht hat. Hoffnung ist für mein Empfinden kein guter Begleiter, so meine persönliche Erfahrung. Dem zufolge habe ich meine Hoffnungen vor längerer Zeit begraben. Aber ich will es nicht pauschalisieren, manchmal werden ja Hoffnungen auch erfüllt.
Ja, meine Art mit der Gesamtsituation umzugehen klingt für einige Leute leicht abschreckend bis hin zu verstörend, aber ich kann ja nun mal nicht aus meiner Haut raus, so bin ich persönlich gestrickt. Offensichtlich gehöre ich nicht zu den übertriebenen Gefühlsmenschen, bei mir war schon immer Denken vor Fühlen angesagt.
Deinen Prozess, den Weg aus dem "System Sucht" zu finden, ist ein wichtiger Schritt, auch ich gehe den gerade. Dieser ist bei dem einen etwas langwieriger, beim anderen mal kürzer, aber es plätschert so vor sich hin. Immer ein Schritt nach dem anderen, man will ja nichts unüberlegtes tun, wofür man im Nachhinein keine Chance mehr hat. Vielleicht ist das auch wieder so eine persönliche Marotte von mir, Vorsorge ist besser als Nachsorge. Wenn jedoch Gefahr in Verzug ist, oder körperliche / seelische Gewalt droht, sieht die Sache natürlich anders aus, dann heißt es "Machen nicht Quatschen".
Jeder muss sich im Klaren sein, was er da vor hat, und was es alles für Konsequenzen nach sich zieht. Hier muss (so wie ich finde) zwingend alles in Gedanken durchgespielt und abgewägt werden. Hier haben wir als Angehörige einen erheblichen Vorteil. Unser Denk-Apparillo arbeitet immer auf gleichbleibendem Niveau, wehrend der unserer Alkoholiker starken Schwankungen unterliegt, im Bezug auf dessen Leistungsfähigkeit. Das klingt vermutlich wieder abwertend, deckt sich aber mit meiner Erfahrung.
Ich kann dir natürlich keine Rat geben was zu tun ist, ich habe ja auch meine eigene Baustelle offen.
Momentan ist Weihnachten, da gucke ich persönlich über diese Dinge hinweg. Nach Weihnachten kann es dann weiter gehen, so wie bei vermutlich den meisten hier.