Beiträge von Sonja

    Hallo Elly

    „Bei mir war es so, dass ich dachte, ich bin ein Fass ohne Boden. Ich konnte noch soviel trinken, es hat nie ausgereicht. Ausgereicht wofür? Das habe ich mich dann gefragt.“

    Genau, das kenne ich. Auch wenn es in meinem Falle nicht unbedingt Unmengen von Alkohol waren, ich habe dann frisch gemischt mit noch mehr Sport, Arbeit, shoppen, Süßigkeiten …. heute frage ich mich, was wollte ich betäuben? Verstehe auch erst jetzt, daß auch wenn ich nicht sternhagelvoll war, hat der Wein mir dir Hemmungen genommen. Ich war dann abends viel zu lange auf, habe Sachen gemacht, die mir nicht gut getan haben, um dann nächsten Tag todmüde zu sein, mich unzureichend zu fühlen, ein Gefühl daß dann wieder gedämpft werden musste usw, eine negative Spirale die sich selbst am Leben erhält.

    Habe noch nicht ganz verstanden, wie man hier interagiert. Schätze ich versuche es einfach mal.
    Ich habe heute so einen tollen Tag, wo mir alles leicht erscheint. Die Sonne scheint. Ich hatte mir am Vormittag frei genommen und einen langen Spaziergang mit meinen Hunden gemacht. Spaziergänge sind immer eine Gelegenheit, die Gedanken schweifen zu lassen. Und alle Gedanken kann man natürlich nicht formulieren - aber zwei würde ich gern mit Euch teilen 1. es kommt mir vor als ob ich die letzten mindestens 15 Jahre unter einer nassen dunklen Decke verbracht habe (Wein). Ich habe gelebt, ja, sehr intensiv sogar mit Arbeit, Studium, noch mehr Arbeit, Kindern, Beziehungen … Aber habe ich mein Leben wahrgenommen? Nein, ich glaube nicht, wenn ich mit dem Gefühl der Leichtigkeit, die ich heute erlebe, vergleiche. Es ist ja auch nicht so, daß ich jetzt fast 4 Wochen nüchtern, alles rosarot sehe. Im Gegenteil, ich fühle auch Trauer, Scham und schuld. Aber ich fühle, richtig. Das trifft mich unerwartet.
    2. ich habe die letzten Jahre mit allem möglichen experiementiert - homeopathy, Schlaftabletten, antidepressiv medicin, trinken, shoppen, zu viel Arbeit … und jetzt wird mir auf einmal klar, was ich brauchte, war nicht mehr, also noch etwas zu mir nehmen oder machen, sondern weniger, d.h. Keinen Wein mehr zu trinken. Das logischste der Welt, aber ich begreife es erst jetzt.
    Habt einen schönen Tag ihr Lieben.

    Und ja, habe gestern vergessen auf Seblicks Frage zu antworten - mein zu Hause und meine Umgebung ist alkoholfrei. Den Wein, den ich getrunken habe, habe ich fast ausschließlich selber nach Hause getragen, was wohl noch mehr bestätigt, daß ich süchtig bin.

    Hallo Seeblick. Du hast bestimmt Recht. Habe es vielleicht nur nie als Krankheit gesehen sondern als Versagen. Aber natürlich ist es eine Sucht. Und je mehr ich mich damit befasse, desto mehr Zusammenhänge werden mir bewusst, ohne mich damit entschuldigen zu wollen, ich sehe es einfach deutlicher, schon seit der Kindheit von Trinkern umgeben, die Konflikte mit meinen Eltern, die Wahl meiner Partner, mein ständiges Streben danach, anderen zu gefallen, eine lange Beziehung in der ich co abhängig war … ich bin jetzt mit 58 Jahren dabei, mich zu befreien, vom Wein, von meinen Gedanken über diese Beziehung in der ich co abhängig war, und am liebsten auch von meinem Wunsch anderen gefallen zu wollen. Ich habe einen Beruf, wo ich mich den ganzen Tag um andere kümmere. Mich richtig um mich selber zu kümmern habe ich vielleicht nie richtig gelernt. Ich komme mit starken und schmerzhaften Gefühlen wie zb Schuld und Trauer in Kontakt, am schlimmsten finde ich doch die Scham. Ein Besuch beim Arzt würde mir in dem Land wo ich lebe, nicht helfen. Trotzdem danke für den Tipp. Ich mache mir aber auch nicht so große Sorgen um meine Gesundheit, ich treibe viel Sport, esse gesund, mal abgesehen von der Schokolade, die ich abends esse. Ich bin sehr müde, denke das hat vielleicht mit zu viel Arbeit und einer Covid Infektion zu tun, die ich vor Weihnachten hatte. Ich freue mich auf Eure Beiträge und den Austausch, den wir hier haben können/ viele Grüße Sonja

    Hallo Morgenrot, vielen Dank. Ja, genau. Das ist die Frage, bin ich Alkoholiker oder nicht. Ich denke, der Begriff hat mich jahrelang abgeschreckt, aber ja, natürlich habe ich ein Suchtverhalten. Also - ja. Ich schreibe und sage es hier und jetzt zum ersten Mal - ich bin Alkoholiker. Ich verstehe ja auch, daß das Eingeständnis wahrscheinlich die Voraussetzung ist, um überhaupt etwas dagegen zu tun. Lg Sonja

    Hi, etwas unsicher wie man sich hier so bewegt. Habe auch die letzten 30 Jahre im Ausland verbracht, bin deshalb vielleicht nicht mehr so redegewandt in der deutschen Sprache.

    Auf jeden Fall - habe die letzten ungefähr 20 Jahre täglich Wein getrunken, ca 2 Gläser am Abend, hatte keine Ausschweifungen und keine Gedächtnislücken, kein peinliches Benehmen (soweit ich weiß). Meine Familie hat nicht reagiert, ich aber. Habe die letzten vielleicht 3 Jahre mehr und mehr darüber nachgedacht, keinen Wein mehr zu trinken, habe auch ein par kurze Pausen von jeweils 2 -4 Wochen gehabt und dann immer wieder angefangen. Oft hatte das damit zu tun, daß ich ohne Wein zuviel esse, Schokolade, was natürlich dazu führt, dass ich Gewicht zunehme, was ich schwer aushalte. Habe, während dieser Perioden immer viel über Entzug und Veränderung gelesen,Podcasts gehört usw. Mein Problem war immer (oder ist es nur eine dumme Entschuldigung), dass ich mich kaum in irgendeiner Geschichte erkannt habe, gerade weil es fast immer die „geringe“ Menge war, ich keine Ausschweifungen hatte usw. Bin jetzt in der vierten Woche ohne Wein und will dieses Mal wirklich weiter nüchtern bleiben. Und darum wende ich mich an Euch. Den Artikel über den kalten Entzug und Eure Empfehlung einen Arzt aufzusuchen habe ich schon gelesen. Was würdet Ihr mir mehr empfehlen?