Hey Sanni,
ich bin grade neu hier angekommen und lese mich ein bisschen ein.
Dein Beitrag berührt mich, da ich weiß wie es sich anfühlt "gefangen" in einer Partnerschaft mit Alkohol zu sein.
Ich habe auch zu lange gehofft und gewartet, zu viel Energie in das Leben eines Süchtigen gesteckt und am Ende den Kampf gegen die Sucht verloren. Aber ich habe im Endeffekt Alles gewonnen, nämlich mich selbst. Ich konnte nie gut Grenzen setzen, war immer zu lieb und habe mein eigenes Leben immer als zweitrangig gesehen, habe immer zu viel für andere getan und nichts verlangt...
Eine Sucht ist eine furchtbare Krankheit, die aber meistens nur ein Fluchtweg aus tieferen Problemen ist, mit denen wir als Co-Abhängige nichts zu tun haben und sie auch nicht von dem Betroffenen kennen. Wir können niemandem sein Leben abnehmen, wir haben doch selbst nur unser eigenes. Und im Nachhinein muss man sich leider auch die Frage stellen, ob es sich wirklich um Liebe in so einer Beziehung handelt oder um eine krankhafte Abhängigkeit zum Gegenüber. Ich habe die Erfahrung gemacht das wenn man jemanden wirklich von Herzen liebt, dann kann man ihn loslassen.
Damals nach der Trennung habe ich mich selbst zurück gezogen, mit mir selbst viel Zeit verbracht und Hobbys aufleben lassen, auch wenn es Musik hören war, draußen spazieren gehen, sich was leckeres zu essen machen... Ich hatte nach der Trennung nicht mehr viele Freunde, da der größte Teil gemeinsame waren oder ich viele durch die Beziehung verloren hatte. Ich habe sozusagen komplett neu anfangen müssen. Bei mir hat der größte Schmerz 1. Jahr lang gedauert und noch heute stelle ich mir viele Fragen, aber diese Gedanken bestimmen mich nicht mehr so wie früher. Mir hat geholfen das ich wusste, wenn ich bei ihm oder zurück zu ihm gehe das ich dann süchtig bleibe (und er auch), aber das wollte und konnte ich nicht mehr. Ich wollte kein "Suchtproblem" haben, sondern ein ganz "normales", gesundes Leben, ja eigentlich das Leben was ich mir mit ihm zusammen aufbauen wollte. Da ich ja eigentlich nie süchtig war, die Partnerschaft mich aber in eine Rolle gedrängelt hat und mir bewusst gemacht hat, das ich an mir selbst arbeiten muss und gar keine Zeit habe auf jemanden zu warten der nicht handelt -> "Taten sind mehr als Worte" Ich habe sehr gelitten ihn gehen lassen zu müssen, da ich lange noch unsere Zukunft gesehen habe, aber ich schaute mich immer wieder im Spiegel an und sagte mir selbst, du bist nicht süchtig, du hast nur Baustellen, Ängste, Glaubenssätze an denen du jetzt arbeiten musst und dir ist was Schlimmes wieder fahren in der Beziehung, deshalb sei gut zu dir und ja, er wird vielleicht sterben oder ihm werden schlimme Sachen wiederfahren, aber ich habe nur die Verantwortung für mich selbst und nicht für ihn. Ich kann nur das Leben leben, was ich mir von Herzen wünsche, nur die Person sein die ich sein will und die Dinge tun die ich liebe, wenn ich ihn gehen lasse und aufhöre süchtig nach ihm zu sein und durch ihn mehr und mehr in Schwierigkeiten gerate, also ich mir mein eigenes Leben weiterhin auf lange Zeit zerstöre. Und nein, das ist alles nicht egoistisch, das nennt man Selbstachtung und Selbstliebe.
Ich habe mich selbst stark in Regress genommen und ich konnte feststellen, das ich dadurch eine ganz neue eigene Stärke entwickelte, die mich alles mit ganz anderen Augen betrachten ließ und ich von Zeit zu Zeit innerlich immer mehr Abstand von ihm gewann und endlich Grenzen setzen konnte. Und jemand der wirklich, wirklich gesund werden will, der schafft das auch.
Ich würde dir raten, das du dir mal wirklich eine Zeit lang nur Zeit für dich nimmst. Dein Gegenüber wird nicht weg laufen, der macht so weiter wie bisher. Tu Dinge die dir Freude bereiten und mach dir Vorstellungen wie DEIN Leben aussehen soll, in dem du dich wohl und geliebt fühlst, mach dir Pläne Und lass deine Gefühle zu , aber verschwende sie nicht weiter an ihn und kontaktiere ihn nicht wenn alles zusammen fällt, er ist kein sicherer Hafen für dich und deine Seele. Bleib erstmal voll und ganz bei dir, heile, lerne und gehe neue Wege.
Ich wünsche Dir von Herzen alles Liebe und glaub mir, du kannst es schaffen, egal wie lange es dauert. Geb dich nicht weiter auf, du bist wunderbar und hast noch so viel schönes vor dir, jetzt bist du dran und niemand anderes Du bist nicht allein - wenn du bei ihm bleibst, bleibst du für immer einsam. Und du bist stark, so stark das du gegen eine Sucht eines anderen kämpfen wolltest - jetzt kämpfst du mal für dich und der Kampf wird sich lohnen