Beiträge von cornwall

    Ich habe kein einziges Kompliment bekommen, wenn dann wurde ich aufs übelste abgewertet ... Mit Phrasen die mir bis heute wie ein Stachel in der Seele sitzen... Ich kann zu allem was ich mache/ meinen Talenten/ Hobbies, was ich besitze... Meinen Klamotten, Schmuck bis zu meinem Hund, zu allem hab ich sofort einen miesen Kommentar von ihm in meinem Ohr... Immer sofort

    Er macht deinen HUND schlecht???? Ein Lebewesen, das vollkommen unschuldig und arglos ist und von dem er genau weiss dass du es liebst?Da wundert es mich auch nicht, zu hören, dass er sich um sein Kind nicht kümmert...

    Liebe Gedankenkarusell, diese Auflistung macht mich einfach fassungslos. Hattest du denn jemals das Gefühl von deinem Partner geliebt und respektiert zu werden? Oder basiert eure Beziehung auf deinen Bemühungen, irgendwann möglicherweise doch noch "gut genug" zu sein und geliebt zu werden? Und wie geht er eigentlich mit seinem eigenen Hund um?

    Lass dich mal drücken! Es hört sich so an als wäre dein Zuhause eher eine Art Kriegsschauplatz als ein Rückzugsort, an dem du dich geborgen fühlen kannst. Und ob das wirklich nur am Alkohol liegt... ich meine er wird ja wohl nicht 24/7 betrunken sein, da müsste es doch genug lichte Momente geben um die Partnerin normal zu behandeln. Von meinem Mann kannte ich das eher so, dass er im Vollsuff ordentlich austeilte und dann wenn der Pegel abebbte am Boden zerstört war von dem, was er angerichtet hatte. Und das war schon schlimm genug. Wenn ich mir jetzt vorstell dass dein Partner dich betrunken beleidigt und nüchtern gleich genauso... ein Glück dass du dein neues Refugium gefunden hast!!

    Hallo Gedankenkarusell,

    darf ich mal ganz vorsichtig fragen, was genau du an positivem aus dieser Beziehung ziehst? Wenn ich deinen Strang lese erfahre ich, dass dein Freund dich persönlich abwertet, deinen Beruf für unsinnig hält, sich in keinster Weise partnerschaftlich verhält was den Haushalt angeht, und dann ist da noch die Sache mit dem Alkohol... ganz ehrlich, auch ohne das Trinken finde ich diese Art des Zusammenlebens nicht wirklich schön. :( Vielleicht ordne ich das alles falsch ein (man bekommt ja über so ein Forum eh nur einen kleinen Einblick in eine sehr komplexe Situation), aber ist das Hauptproblem bei euch wirklich seine Trinkerei? Würde er dich respektvoller behandeln und dich und deinen Beruf mehr akzeptieren, wenn er nur trocken wäre? War er dir gegenüber immer so abwertend oder ist das eine relativ neue Entwicklung? Ich kann das nicht beurteilen, aber deine Beschreibung eurer Beziehung macht mich unruhig.

    Bitte nimm die Wohnung!!! Und besinn dich erstmal nur auf dich, denk nicht direkt wie die nächste Beziehung sein soll oder ob es mit dieser noch etwas wird, komm einfach erstmal wieder bei dir selber an. Kümmer dich um dich und deinen kleinen Hund und lass dich erstmal abheilen, du hast ja eine Menge aushalten müssen, nicht zuletzt deine eigene Suchtgeschichte. Dein Ex ist für sich selbst verantwortlich, genauso wie du für dich verantwortlich bist. Und jeder Mensch hat das Recht eine Beziehung zu verlassen, die ihm nicht gut tut. Ganz egal was die Gründe sind. Schuldest du deinem Ex denn mehr als dir selbst? Er hat die Möglichkeit sich gegen das Trinken zu entscheiden und sich davon frei zu machen, und das kann er mit dir machen oder ohne dich, im Moment scheint er diese Möglichkeit aber nur dazu zu nutzen, dich unter Druck zu setzen damit du bleibst. Das ist keine Liebe. Das ist Manipulation. Dass er letztendlich selber nur ein armes Würstchen ist, ändert da ran nichts. Im Zweifelsfall gehst du mit ihm kaputt.

    Meine persönliche Geschichte ist eher die Anti-Geschichte, das was keiner will, das Worst case Szenario. Deswegen kann und mag ich dir keine Tipps geben. Ich kann nur sagen, bei meinem Mann und mir war die räumliche Trennung überlebensnotwendig weil er deutlich schwerer abgeschmiert war als dein Ex und wir zwei kleine Kinder hatten, ein Zusammenleben war schlichtweg nicht menschen möglich. Trotzdem hab ich mir noch ewig Gedanken gemacht, u.a. auch, wie/ob wir wohl wieder zusammenkommen. Es gibt wohl niemanden der eine lange Beziehung mal eben so abstreift, egal was für gute Gründe man hat. Aber es sind eben immer 2 Leute in einer Beziehung, und wenn nur der eine das Problem sieht und eine Veränderung will, dann klappt es nicht. Der Betroffene muss selbst aus seinem Sumpf herauswollen. Einfach weil ihm aufgegangen ist dass er so nicht weitermachen kann. Und nicht weil er sich irgendwas Kurzfristiges davon erhofft, etwa dass die Partnerin bei der Stange bleibt. Damit hätte er außerdem dann ja ein super Druckmittel wann immer etwas nicht so gut läuft zwischen euch: wenn du _____ machst/nicht machst, kann ich nicht garantieren trocken zu bleiben! Das ist doch auch kein Leben.

    Das macht die Unkenntnis über diese Erkrankung. Und vieles will man ja auch garnicht so genau wissen. Dann schmeckt es einem ja selber nicht mehr oder man müsste sich über das eigene Trinkverhalten Gedanken machen.

    Welchen Stellenwert der Alkohol in unserer alltäglichen Gesellschaft hat muss ich jedes mal beim einkaufen sehen. Ich suche Brot und finde es irgendwo in einem kleinen Regal einsortiert. Vorher bin ich aber durch ein rechts und links 5m langes Regal voll mit Alkohol gelaufen. Und hinten ist nochmal ein ganzer Bereich für Bierkisten.

    Ja, so sehe ich das auch, es ist völlig selbstverständlich immer und überall auf Alkohol zu stoßen, das wird von niemand hinterfragt. Auch in jedem Film und jeder Serie findet Alkohol statt. Keine Feier denkbar ohne Alk, usw. usf. Wieviele Leute durch diesen Mist ihr Leben und das ihres Umfelds ruinieren will einfach keiner wissen, oder dass man da vielleicht selber ein Problem entwickeln oder schon haben könnte. Besser (und einfacher), die "Schuld" auf den einzelnen Betroffenen zu schieben, nicht auf den Stoff oder die Gesellschaft. Mich wundert auch dass man es in so vielen Ländern geschafft hat, das Rauchen gesellschaftlich unakzeptabel zu machen, nur mit dem Alkohol versucht man es gar nicht erst -- Trinken/Kneipen/Brauereien/Weinköniginnen sind ja schließlich "Kulturgut". Dass da ein Nervengift verherrlicht wird, ist offenbar total in Ordnung.


    Wie sieht es denn in Deinem persönlichen Umfeld aus mit Alkohol? Wie stehen die Kinder oder enge Verwandte zum Thema ?

    Die jeweiligen Familien (Mann & meine) sind keine großen Trinker, da wird nur mal bei Familienfeiern eine Flasche Wein oder Sekt aufgemacht, Freizeitsaufen in dem Sinne findet nicht statt. Ich selber habe auch nie groß Alkohol konsumiert, mal ein halbes Glas Sekt an Silvester und fertig, mittlerweile nicht mal mehr das... je mehr mein Mann gesoffen hat, um so abstinenter wurde ich, auch weil ich das alles so ekelhaft fand... sein Verhalten, seine Kotzerei, später dann auch Einnässen und dergleichen, der totale Kontrollverlust eben. Da hat man dann selbst nicht mehr wirklich Appetit auf das Gläschen Prosecco... Und ich persönlich steh auch garnicht auf dieses Rauschgefühl, das stört mich mehr. Ich hab mich auch als Teenager nie für Alkohol interessiert. Leide allerdings auch seit meinem 15. Lebensjahr unter Migräne-Attacken, von daher werde ich den Teufel tun und mir irgendwas reinkippen das zu weiteren Kopfschmerzen führt.

    Für meine Kinder ist der Alkohol in erster Linie mit dem Papa verbunden. Der Große war immer 110% anti Alkohol, hat jetzt aber durch Studium und neue Freunde mittlerweile auch die ersten Erfahrungen gesammelt, bin darüber etwas unentspannt aber letztlich ist er volljährig und darf/muss seinen eigenen Weg finden. Wirklich betrunken war er noch nicht, aber mal ein, zwei Bier hat er schon getrunken. Ich rede zwar mit ihm darüber, auch dass er unter Umständen in Sachen Sucht genetisch vorbelastet ist, aber ich kann und will ihn auch nicht überwachen. Der Kleinere findet Saufen einfach nur kacke und kommuniziert das auch so.

    Wir waren übrigens immer sehr offen was den Alkoholismus meines Mannes anging, die Kinder haben das ihren Freunden gegenüber genauso erwähnt wie ich in meinem näheren Umfeld. Ich hab ehrlich gesagt garnicht eingesehen, wieso ich da irgendwas beschönigen soll, ICH war ja nicht diejenige die sich daneben benahm und ich hatte auch einfach keine Lust auf Lügen, wenn etwa Fragen kamen, wieso es in unserer Ehe Stress gab. Die Problematik war immer eher dass die Leute einem das nicht so richtig glauben wollten bzw. konnten, die Reaktionen waren mehr "ja, mein Mann trinkt auch ganz gern mal ein Bierchen über den Durst", so nach dem Motto ist doch nicht so schlimm. Die begriffen nicht, was das heisst, einen nassen einsichtslosen Alkoholiker im engeren Umfeld zu haben.

    Hsllo Cornwall und herzliches Beileid! Haben diese Menschen das so gesagt? "Alki, asozial" oder hast du das so interpretiert? Vielen fehlen da einfach die Worte, weil sie mit so etwas nicht gerechnet haben?

    LG, Hera

    Explizit so ausgesprochen haben sie es natürlich nicht, aber man merkte schon wie die Reaktion sich veränderte, so ein inneres Zurücktreten oder so. Wenn ich "Krebs" oder "Autounfall" gesagt hätte wäre die Reaktion deutlich anders ausgefallen. Das sind natürlich in erster Linie Leute die mir nicht so nahestehen, mit denen ich aber trotzdem durch Alltag, Kinder etc. zu tun habe und das Thema nicht ausklammern kann. Meine Freundinnen reagieren etwa wesentlich wertungsfreier.


    Hast du hier schon in einigen Beiträgen lesen können?
    Was erhoffst du dir für dich von diesem Forum?

    Ich habe hier vor meiner Vorstellung bereits in den Co-Abhängigkeits- und EKA-Foren gelesen, das war schon sehr aufrüttelnd... einfach nochmal sehen zu müssen, was diese Sucht anrichtet und dass meine Familie nicht die einzige war, die diesen Alptraum leben musste. Ich habe auch weitere Vorstellungen gelesen und fand da vor allem heftig, trockene Alkoholiker von sich sprechen zu "lesen", weil ich diese Art der Einsicht und Aufarbeitung von meinem Mann nicht kannte. Der war dazu einfach nicht in der Lage, die Sucht hatte ihn viel zu fest im Griff. Ich hätte ihm gewünscht auch irgendwann an diesen Punkt der Einsicht zu kommen, dass es so nicht mehr geht, aber auch nicht so gehen MUSS, weil man Möglichkeiten hat sich der Sucht entgegenzustellen, auch wenn es hart ist -- wir hätten ihn alle in jeder Hinsicht unterstützt, aber er fand den Weg aus dem Labyrinth nicht. Ich weiß nicht ob da auch die "Art" des Alkohols eine Rolle spielt (Alkohol ist natürlich im Grunde immer gleich, nur die Stärke variiert je nach Getränk), aber mein Mann war kein Wein- oder Biertrinker, für ihn musste es das ganz Hochprozentige sein. Er hat Wodka aus der Flasche getrunken wie andere Brause. Das war extrem erschreckend. Und wenn der Körper erst darauf gepolt ist mit diesen Unmengen an Alkohol klarzukommen, bei denen andere schon im Koma liegen würden, ist es vielleicht auch physisch und psychisch umso schwieriger da rauszukommen, ich weiss es nicht.


    Was ich mir erhoffe, vielleicht Kontakt zu Menschen, die eine ähnliche Erfahrung durchleben mussten oder gerade müssen. Im Umfeld herrscht immer erstmal erschrockene Trauer wenn ich sage, mein Mann ist verstorben. Wenn ich dann aber beantworte woran, fällt im Kopf des Gegenübers immer direkt die Klappe runter: ach so, Alki, vermutlich asozial. Mein Mann war hochgebildet und vor seiner Sucht beruflich sehr erfolgreich und angesehen, niemand hätte früher von ihm gedacht, dass er "so" enden würde. Diese automatische Abwertung eines Süchtigen, der sich schliesslich auch nicht ausgesucht hat so elend und so früh zu sterben und vorher so schlimm zu leben mit seiner Sucht, das finde ich schon sehr furchtbar.

    Hallo,

    ich weiß nicht, ob ich hier so recht her passe, aber im Internet gibt es so wenig Anlaufstellen für Menschen in meiner Lage. Mein Mann ist vor ein paar Wochen an den Folgen seines jahrzehntelangen Alkoholkonsums gestorben. Er war 54. Der Umgang mit ihm ihm war schon viele Jahre extrem schwierig, nüchtern war er der netteste, witzigste Mensch, unter Alkohol wurde er ein anderer bis hin zum vollkommenen Kontrollverlust in Sachen Agressivität. Wie unbeschreiblich schrecklich das Leben mit einem Alkoholiker ohne jegliche Selbsteinsicht oder Problemeingeständnis ist muss ich hier wohl niemandem erklären, in meinem Umfeld dagegen versteht/verstand niemand, was das mit einem macht.

    Mein Mann ist irgendwann aus unserer Wohnung ausgezogen, weil ich nicht mehr zusehen wollte, wie er sich vor unserem Nachwuchs kaputt säuft und er keine Lust mehr hatte auf meine "Verständnislosigkeit" und mein "Scheiß Generve". Er war außerdem auch ausfällig gegenüber den Kindern und mir und wurde immer unberechenbarer. Er hat dann zunächst eine eigene Wohnung gehabt, diese dann aufgrund seines Alkoholkonsums verloren und ist dann in immer wieder neuen Hotels und Absteigen sowie bei (Frauen)bekanntschaften untergekommen, weil er keine neue Wohnung mehr bekam, die Vermieter haben nur einen Blick auf ihn geworfen und die Wohnung "war schon weg". Zwischendurch lag er auch immer wieder im KH, weil jemand ihn bewusstlos irgendwo gefunden hatte, dort wurde er aber auch immer nur über Nacht da behalten und sobald er wieder einigermaßen ansprechbar war, hat er sich selbst entlassen. Ich hätte 1000 Geschichten was alles passiert ist, aber die kennt ihr vermutlich in unterschiedlichen Variationen alle selbst. Er jedenfalls sah kein Problem in seinem Konsum, er "könnte jederzeit aufhören", hat es aber nie ernsthaft versucht (mal ein paar Tage abstinent, dann wieder Absturz, professionelle Hilfe hat er nicht annehmen wollen).

    Jetzt ist er also gestorben, allein in einem ranzigen Hotelraum. Ich stehe jetzt komplett alleine mit allem da, nicht zuletzt mit der Trauer, wie unglaublich schlimm und sinnlos dieses traurige Leben für ihn war, was für ein toller Mensch er in den ersten Jahren unserer Ehe war und wie es bloß so kommen konnte. Auch sonst ist es alles ein einziger Scherbenhaufen. Er hat kein Testament hinterlassen und niemand weiss, wie es finanziell um ihn bestellt war, ob die Kinder und ich in irgendeiner Form abgesichert sind oder ob da im Gegenteil nur ein Riesenberg Schulden auf mich wartet -- er war durch den Alkohol psychisch so beeinträchtigt dass er in einer Fantasiewelt lebte, in der Agenten hinter ihm her waren und seine Mitmenschen ihn abhörten und solche Sachen. Ich steh jetzt da mit unfassbaren Kosten für die Beerdigung und endlosem Behördenkram für den ich gar nicht die Kraft habe. Ich werd die Familienwohnung verlieren weil ich sie nicht allein finanzieren kann. Ich habe gerade überhaupt keine Perspektive wie es für mich und die Kinder weiter gehen soll. Die endlosen letzten Jahre mit ihm und seinen Ausrastern waren die Hölle, jetzt bin ich alleine und es ist immer noch die Hölle, seine Alkoholsucht hat das Leben von uns allen komplett zerstört.

    Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wieso Alkohol überhaupt legal ist, das Scheißzeug macht soviel kaputt. Menschen, Beziehungen, Leben, Gesundheit, die Liste ist ohne Ende lang.