Mir geht es soweit ja "gut", ich habe keine Suchterkrankung, bin ansonsten gesund und wohl auch noch etwas belastbar.
Ich bin aktuell nicht so wichtig. Ich fühle mich noch "fit", daher kann ich etwas "Kraft" abgeben.
Ich will dir deine Gefühle nicht absprechen, aber dass es dir "gut" geht kann ich nicht glauben. Ja, vielleicht gerade, weil er sich momentan ruhig verhält, aber das Erlebte bleibt und macht etwas mit einem. Du hast auch noch Gewalt erfahren und die Furcht vor weiteren Eskalationen besteht, ja du schreibst sogar, du rechnest damit, dass dies wieder passieren wird! Solange du die Situation nicht verlässt, was ich weiterhin als absolut alternativlos empfinde, sobald Gewalt im Spiel war, lebst du in Angst, das klingt schrecklich.
Bei uns gab es keinerlei Gewalt und trotzdem hat mich die am Ende extreme Trinksituation nach einem halben Jahr so wahnsinnig belastet, ich war echt am Boden und bin jetzt noch, wo er aufgehört hat, total aufgewühlt und fühle mich irgendwie "beschädigt", obwohl er immer friedlich und lieb war. Wie schlimm musst du dich fühlen, du wurdest gewürgt (!!!).
Es hat enorm viel Kraft gekostet, hier war zeitweise so eine negative Energie, die mich ausgelaugt hat, das war einfach nur zum Kotzen.
Ja, vielleicht hast du jetzt noch ein wenig Kraft übrig, die Frage ist wie lange noch. Deshalb ist es so wichtig, sich auch mal um sich selber zu kümmern und nicht nur ständig um seinen Partner zu kreisen, alles zu tun, um ihn zu unterstützen. Er, er, er und nochmal er.
Wo bleibt man da selber?! Genau, auf der Strecke. Sich selber wichtig nehmen, Selbstfürsorge betreiben, was für sich tun, sich unabhängiger davon machen, dass es einem nur noch gut gehen kann, wenn es ihm gut geht.
Ich kann mich nur wiederholen und dir raten, hol dir bitte Hilfe, mach für dich ein Gespräch bei einer Beratungsstelle mit einer neutralen Person aus, gerade mit dem Hintergrund, dass du trotz Gewalt in der Beziehung bleiben willst, was ich nicht nachvollziehen kann. Dann hast du auch direkt einen Hafen, wenn es wieder abwärts gehen sollte.
Ich hätte das viel früher machen sollen, das hat mir unglaublich gut getan und ich habe jetzt einen direkten Ansprechpartner, der jederzeit für MICH da ist und mit mir mein Chaos sortiert, wenn es wieder eskalieren sollte oder ich an meine Grenzen komme. Ich fühle mich damit so viel besser.
Vielleicht findet man nicht direkt die richtige Ansprechperson, das war bei mir auch so, aber die Suchtberaterin, die ich jetzt erwischt habe, ist ein echtes Goldstück, hat mich gestärkt und mir das Angebot gemacht, jederzeit für MICH da zu sein.
Am Anfang hier habe ich das sich selber in den Fokus rücken nicht komplett verstehen können, jetzt, wo ich das tue, merke ich, wie richtig ich diesen Ansatz finde. Für mich ist mein Partner weiterhin wichtig, aber ich selber bin es eben genauso.
Ich habe das vor der Situation bei uns schon immer gut gekonnt mich um mich selbst zu kümmern, das aber währenddessen komplett verloren, weil ich so sehr auf ihn und seine Bedürfnisse und Probleme fokussiert war.
Ja, ich unterstütze ihn in seiner Trockenarbeit, wenn er mich braucht oder reden will, aber es ist seine Verantwortung und ich nehme mich auch bewusst raus und schaue nach mir, übernehme Verantwortung für mein Wohlbefinden unabhängig von seinem.
Vielleicht überdenkst du deine Position diesbezüglich nochmal. Vor allem finde ich es bedenklich, dass du die dir angetane Gewalt so einfach beiseite schiebst und verdrängst. Das nicht als schlimm genug ansiehst, dich zu trennen.
Da hätte es bei mir wirklich null Toleranz gegeben und ich wäre umgehend weg gewesen. Das ist unentschuldbar! Da finde ich sein Alkoholproblem ehrlich gesagt eher zweitrangig, die Gewaltanwendung ist der Punkt, wo die Beziehung für dich sofort beendet sein sollte. Da muss die Grenze sein, über andere Dinge kann man vielleicht diskutieren, ob man das mittragen will, wo man Grenzen setzt, bei Gewalt nicht wie ich finde.
Warum ist das nicht so bei dir?