Beiträge von Bleibenodergehen

    Ich habe aus den vielen Geschichten der Angehörigen hier und auch meiner eigenen den Eindruck gewonnen, dass es am Anfang, wenn der Alkohol in die Beziehung einbricht, wirklich aus Liebe ist, dass es einem schwerfällt zu gehen.

    Wenn man allerdings jahre- oder sogar jahrzehntelang an der Seite des Alkoholikers bleibt, habe ich eher den Eindruck, dass es die unerträgliche Angst vor dem Alleine sein ist und weniger Liebe, die viele hält.

    Denn wie viel Liebe kann in einer Beziehung nach so langer Zeit mit unzähligen Enttäuschungen, Verletzungen, Vertrauensbrüchen, unschönen für immer ins Gedächtnis eingebrannten Szenen, Lieblosigkeit (es dreht sich ja alles bei beiden Partnern nur noch um das Eine, die ganze Aufmerksamkeit des Partners wird vom Alkohol beansprucht), vielleicht bis hin zur emotionalen und körperlichen Gewalt, wirklich noch übrig sein?

    Für mich persönlich ein Ding der Unmöglichkeit. Bei mir war nach einem halben Jahr Abhängigkeit und vorher ca. 1,5 Jahren riskanten Konsums die Liebe schon sehr heftig im Sinkflug und wäre mit Sicherheit in kürzester Zeit nicht mehr vorhanden gewesen, da war einfach zu viel Schlechtes. Wenn immer nur genommen und nichts mehr gegeben wird, ist die Beziehung total aus dem Gleichgewicht und die Unwucht wird immer größer, je mehr Zeit vergeht. Es saugt einem einfach jegliche Energie und Lebensfreude aus.

    Liebe erträgt eben nicht alles und verzeiht auch nicht alles. Sie ist ein zartes Pflänzchen, das gehegt und gepflegt werden will. Mit der Dampfwalze drüber zu fahren, nur noch Schlechtes miteinander zu erleben und psychisch im Dauerstress und einem permanenten Zustand der Anspannung zu sein, lässt sie sterben und man selber stirbt innerlich gleich mit.

    Vielleicht verwechselt man die Unmöglichkeit, alleine sein zu können mit Liebe und täuscht sich damit selber. Vielleicht ist es eher Abhängigkeit, ob emotional oder finanziell, was nie erstrebenswert ist. Bestimmt lohnt es sich genauer hinzuschauen, warum einen das Alleine sein so tief verängstigt, dass man lieber in einer schlechten Beziehung bleibt und damit auch sich selber zerstört.

    Ich war auch immer gerne Single und kam damit super zurecht im Leben, ohne Partner zu sein ist nicht das Ende aller Dinge. Auch alleine kann man ein erfülltes, zufriedenes und vor allem selbstbestimmtes Leben führen (wenn die Verletzungen aus der Beziehung geheilt sind) und gerade dann, wenn man das in der Beziehung nicht mehr hat, ist es vielleicht umso wichtiger, das zu erkennen.

    Liebeskummer, Trauer wegen einer Trennung vergeht, eine Beziehung mit einem Süchtigen ist wie lebenslänglich in einem echt beschissenen Knast und die Zeit, die man so im Elend verschwendet, bekommt man nie mehr zurück.

    Aus Sicht einer Angehörigen: Seitdem mein Mann trocken ist, ist absolute Ehrlichkeit vereinbart, was dieses Thema angeht. Also eigentlich ist ja Ehrlichkeit eh eine Voraussetzung in Beziehungen, das war auch immer so bei uns, jedenfalls bis er alkoholabhängig wurde.

    Nachdem ich in seiner nassen Zeit bezüglich seines Konsums angelogen wurde, muss ich mir jetzt sicher sein können, dass mir ein Rückfall sofort mitgeteilt wird, sonst könnte ich kein Vertrauen zu ihm wieder aufbauen.

    Ihr habt doch bestimmt darüber gesprochen, wie ihr im Fall der Fälle damit umgehen wollt?

    Ich kann mir aber auch sehr gut vorstellen, dass sie geschockt ist und das erstmal verarbeiten muss, so würde es mir zumindest gehen. Frag sie doch mal, ob sie einen ruhigen Moment hat und ob ihr mal telefonieren könnt. Das würde ich mir zumindest wünschen, um Näheres zu erfahren. Ich bin aber natürlich nicht sie, du kennst sie ja besser.

    Hallo Sundancer,

    deine Situation tut mir sehr leid für dich und die Kinder, das ist extrem belastend.

    All deine Gefühle der Trauer, Ohnmacht, Schmerz, Wut, Enttäuschung und Erschöpfung kennen wir Angehörigen nur allzu gut.

    Am Limit und darüber hinaus war ich auch schon, deshalb es ist auf Dauer untragbar mit einem nassen Alkoholiker zusammen zu leben. Ihr macht das ja schon seit Jahren mit und wenn sie nichts ändern will, kannst nur du etwas tun und ins Handeln kommen. Hilflos die Situation weiterhin durchstehen macht euch nur kaputt. Ständig diese Rückfälle mitzumachen muss sehr hart sein, wenn man sich jedes Mal wieder Hoffnung macht.

    So traurig es ist, alle Appelle an den Alkoholiker egal in welcher Form sind leider nutzlose Energieverschwendung, solange deine Frau nicht von ganzen Herzen bereit ist das Saufen aufzuhören und da es fraglich ist, ob und wann es soweit kommen wird (Tiefpunkte hatte sie ja schon einige, leider wirkungslos), bringt es auch nichts sie zur Suchtberatung mitzunehmen.

    Nutze das Gespräch für dich alleine, es ist goldrichtig dir externe Unterstützung zu suchen. Du kannst dich aussprechen und wirst gehört, das wird dir sehr gut tun. Du kannst gemeinsam mit dem Berater Lösungen für dich und die Kinder erarbeiten. Ein guter Tipp von Panama ist auf jeden Fall auch nach Hilfsangeboten für deine Kinder zu fragen.

    Für die Alkoholsucht deiner Frau wird es leider keine Lösung geben, das liegt in ihrer Verantwortung. Ich denke schon, dass die meisten Alkoholiker wissen, was sie sich und ihrer Familie antun, aber so ist das Wesen der Sucht, der Alkohol steht eben an erster Stelle.

    Sie steckt schon tief drin und die Spirale wird weiter abwärts gehen, lasst euch nicht mit runter ziehen und schütze vor allem deine Kinder, sie sind immer das schwächste Glied der Kette.

    Hier kannst du auch jederzeit schreiben und findest ein offenes Ohr.

    Ich wünsche dir ein hilfreiches und erkenntnisreiches Gespräch.

    Liebe Grüße

    Hallo Matrix,

    also erstmal die 3 Wochen Entgiftung und dann wäre er erstmal wieder bei mir, wahrscheinlich weil er nicht gleich nahtlos zur Langzeittherapie aufgenommen werden kann..

    Nachdem du es ja nicht schaffst, ihn rauszuwerfen, wäre das nicht eine einmalig günstige Gelegenheit, dein Schloss auszutauschen, sofern er noch einen Schlüssel hat, und ihm am Therapieende (insofern er diese überhaupt durchzieht) mitzuteilen, dass er direkt in seine Wohnung oder zu seinen Eltern ziehen soll und bei dir nicht mehr bleiben kann bis er bewiesen hat, dass er dauerhaft nüchtern bleibt? Das stach mir gerade ins Auge und wollte ich dir mitteilen.

    Dann kannst du wieder entspannter und glücklicher leben und dein Kind auch... Es kann ihn ja weiterhin sehen, solange er nüchtern ist.

    Liebe Grüße

    Hallo Dianka,

    du schreibst, du kommst aus einer Familie, in der fast alle Alkoholiker sind und suchst dir immer wieder Partner, die zu viel trinken. Wenn es dir schlecht geht, trinkst du auch, um deine Gefühle zu verdrängen und nicht aushalten zu müssen. Du hast wahrscheinlich in deiner Kindheit einfach keine guten Vorbilder gehabt, Probleme anders zu lösen und mit deinen Gefühlen konstruktiv umzugehen.

    Dadurch, dass du als Kind von deiner Mutter verlassen wurdest, hast du verständlicherweise auch große Angst vor dem Alleinsein. Das war bestimmt eine traumatische Erfahrung für dich. Es berührt mich sehr, wenn du erzählst wie du ohne Liebe und Wärme aufwachsen musstest, das sollte kein Kind so erleben müssen.

    Das hört sich nach einem sehr schweren Päckchen an, das du zu tragen hast, das tut mir leid. Hast du schon einmal über therapeutische Unterstützung nachgedacht oder bereits in Anspruch genommen?

    So könntest du deine Kindheit aufarbeiten und auch bezüglich der Partnerwahl deine Muster zukünftig durchbrechen. Das stelle ich mir alleine sehr schwierig zu lösen vor, wenn man nie gelernt hat wie eine gesunde Beziehung (vor allem auch zu sich selber!) funktioniert.

    Du schreibst nämlich außerdem, du magst dich gar nicht gerne und warst auch magersüchtig, das finde ich sehr traurig. Da lohnt es sich bestimmt, mit Unterstützung daran zu arbeiten dich selbst zu mögen und deinen Selbstwert zu erkennen, denn den hast du.

    Liebeskummer ist immer schrecklich, aber wir alle wissen aus Erfahrung, das geht vorbei. Die Schilderungen deines Partners klingen auch nicht so als wäre er eine schöne Bereicherung für dich, die man unbedingt in seinem Leben braucht.

    Wenn es dir wieder etwas besser geht, wäre das doch eine gute Gelegenheit, erstmal alleine zu bleiben und sich ausschließlich um dich selber zu kümmern, so dass du auch alleine ein erfülltes und glückliches Leben führen kannst.

    Ein Partner ist für mich immer nur ein schöner Bonus. Viel wichtiger ist mit sich selber gut klarzukommen, mit sich im Reinen sein, sich als wertvoll zu erachten und sich in erster Linie selbst zu lieben. Dann kann man auch eine gute und gesunde Beziehung führen und akzeptiert nur einen Partner in seinem Leben, der einen respektiert, zu schätzen weiß und liebevoll mit einem umgeht.

    Du hattest einen schlimmen Start ins Leben, das ist hart, aber du hast auch immer die Chance es für dich besser zu machen. Dafür wünsche ich dir viel Kraft und auch Zuversicht, das schaffen zu können. Das würde mich für dich sehr freuen.

    Hallo Bono59,

    so weit ich das richtig im Kopf habe, ist aber auch ein wesentlich höherer Anteil Männer alkoholabhängig, da sind Frauen als Co wohl einfach per se öfter betroffen. Wenn dann noch Kinder im Spiel sind und finanzielle Abhängigkeit macht es die Trennung noch schwieriger.

    Ich habe festgestellt, dass viele Männer auch gerne prahlen, wieviel sie vertragen und "coole", "lustige" Saufgeschichten miteinander haben, das finde ich unter Frauen weniger und ehrlich gesagt total befremdlich. Das regt mich jedes Mal auf, wie man das so auf die leichte Schulter nehmen kann.

    Ansonsten würde ich für mich persönlich sagen, ich bin weder verblendet (etwas erhoffen, was nie eintritt; es schaffen eben nur wenige abstinent zu leben, das war mir immer bewusst),noch habe ich ein ausgeprägtes Helfersyndrom. Ich glaube bei mir war eher das Problem, dass ich einen Menschen hätte verlassen müssen, den ich liebe, wenn er nicht trinkt. Auch betrunken war er immer friedlich und meistens lieb, aber schön war das nicht, zuzusehen, wie er sich kaputt macht.

    Ich fand es im Leben leichter sich zu trennen, wenn man sich einfach entliebt hatte. Du liebst ja deine Frau auch, wenn du dir jetzt vorstellst, sie wäre in die Alkoholsucht gerutscht und nicht du, da würde dir eine Trennung bestimmt auch schwer fallen, oder? Ich wusste ja, wenn es weiter in diesem Tempo abwärts geht, ist eine Trennung das einzig Richtige, aber es hätte mich sehr geschmerzt.

    Ansonsten lasse ich gerne mal da, dass ich es toll finde, wie du dein nüchternes Leben anpackst. Mach weiter so, ich freue mich total für jeden, der den Absprung schafft und wünsche mir, dass mein Partner auch auf seinem nüchternen Weg bleibt.

    Liebe Grüße

    Hallo zusammen,

    es ist ja schon in meinen Beiträgen angeklungen, dass ich mein Gespräch bei der Suchtberatung hatte und es mir unheimlich gut getan hat, davon möchte ich gerne berichten, um andere Angehörige, die hier mitlesen, dazu zu ermutigen, das auch für sich in Anspruch zu nehmen.

    Ich wünschte mir, ich hätte das früher getan, so habe ich die schwere Last in der dunkelsten Zeit alleine getragen und dachte wohl irgendwie, das wäre Stärke, eigentlich war es aber ziemlich dumm 🙄 und es hätte mir bestimmt da schon enorm geholfen, professionelle Unterstützung zu haben.

    Ich durfte zunächst einfach mal ungeschminkt meine Geschichte erzählen, was ich ja im Freundeskreis aus Diskretionsgründen nicht tue. Was ich für mich weiterhin als richtig empfinde, da es auch die Intimsphäre meines Partners betrifft. In dieser Situation war das für mich was komplett anderes, da der Berater ihn nicht kennt, tausend ähnliche Geschichten gehört hat und das nicht weitergibt.

    Ich habe mich sehr wohl und sicher gefühlt, es war sofort Sympathie und Vertrauen da. Alleine mal frei von der Leber weg reden zu können und dabei nichts zu beschönigen war schon sehr erleichternd.

    Auch meine ganze negative Gefühlspalette zu beschreiben, denn meine Farben waren zu der Zeit rabenschwarz, da gab es wenig bunt, hat mir sehr bei der Aufarbeitung geholfen. Da hat der Berater auch gleich angesetzt und mich gestärkt.

    Ich konnte also für mich einen wichtigen Schritt machen, um mich wieder heil zu fühlen und meine Bruchstücke zu kleben, denn so habe ich mich gefühlt, als ich zur Ruhe gekommen bin. Als wäre ich beschädigt. Der Teil von mir, der (lebens)lustig, freudig, unbeschwert, zuversichtlich und vertrauensvoll ist, wurde verschüttet und den möchte ich jetzt wieder freilegen. Es ist mir bewusst geworden, dass mir das abhanden gekommen ist und mir sehr fehlt.

    Es geht mir viel besser, ich kann jederzeit wieder kommen und werde gehört.

    Ich habe ein schönes Hobby wieder aufgenommen und werde etwas ausprobieren, was ich schon lange machen wollte, aber keinen Kopf dazu hatte. Das macht mich glücklich. Ich bin gerade einfach gierig auf Lebensfreude.

    Für mich gelernt habe ich, auch in Zukunft frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn ich in einer Krise stecke und das nicht mehr selber bewältigen kann. Wobei ich ja trotzdem darauf hoffe, dass ich nicht so schnell nochmal in so gravierende Schwierigkeiten gerate, da ist mein Maß gerade echt voll.

    Mir geht es soweit ja "gut", ich habe keine Suchterkrankung, bin ansonsten gesund und wohl auch noch etwas belastbar.

    Ich bin aktuell nicht so wichtig. Ich fühle mich noch "fit", daher kann ich etwas "Kraft" abgeben.

    Ich will dir deine Gefühle nicht absprechen, aber dass es dir "gut" geht kann ich nicht glauben. Ja, vielleicht gerade, weil er sich momentan ruhig verhält, aber das Erlebte bleibt und macht etwas mit einem. Du hast auch noch Gewalt erfahren und die Furcht vor weiteren Eskalationen besteht, ja du schreibst sogar, du rechnest damit, dass dies wieder passieren wird! Solange du die Situation nicht verlässt, was ich weiterhin als absolut alternativlos empfinde, sobald Gewalt im Spiel war, lebst du in Angst, das klingt schrecklich.

    Bei uns gab es keinerlei Gewalt und trotzdem hat mich die am Ende extreme Trinksituation nach einem halben Jahr so wahnsinnig belastet, ich war echt am Boden und bin jetzt noch, wo er aufgehört hat, total aufgewühlt und fühle mich irgendwie "beschädigt", obwohl er immer friedlich und lieb war. Wie schlimm musst du dich fühlen, du wurdest gewürgt (!!!).

    Es hat enorm viel Kraft gekostet, hier war zeitweise so eine negative Energie, die mich ausgelaugt hat, das war einfach nur zum Kotzen.

    Ja, vielleicht hast du jetzt noch ein wenig Kraft übrig, die Frage ist wie lange noch. Deshalb ist es so wichtig, sich auch mal um sich selber zu kümmern und nicht nur ständig um seinen Partner zu kreisen, alles zu tun, um ihn zu unterstützen. Er, er, er und nochmal er.

    Wo bleibt man da selber?! Genau, auf der Strecke. Sich selber wichtig nehmen, Selbstfürsorge betreiben, was für sich tun, sich unabhängiger davon machen, dass es einem nur noch gut gehen kann, wenn es ihm gut geht.

    Ich kann mich nur wiederholen und dir raten, hol dir bitte Hilfe, mach für dich ein Gespräch bei einer Beratungsstelle mit einer neutralen Person aus, gerade mit dem Hintergrund, dass du trotz Gewalt in der Beziehung bleiben willst, was ich nicht nachvollziehen kann. Dann hast du auch direkt einen Hafen, wenn es wieder abwärts gehen sollte.

    Ich hätte das viel früher machen sollen, das hat mir unglaublich gut getan und ich habe jetzt einen direkten Ansprechpartner, der jederzeit für MICH da ist und mit mir mein Chaos sortiert, wenn es wieder eskalieren sollte oder ich an meine Grenzen komme. Ich fühle mich damit so viel besser.

    Vielleicht findet man nicht direkt die richtige Ansprechperson, das war bei mir auch so, aber die Suchtberaterin, die ich jetzt erwischt habe, ist ein echtes Goldstück, hat mich gestärkt und mir das Angebot gemacht, jederzeit für MICH da zu sein.

    Am Anfang hier habe ich das sich selber in den Fokus rücken nicht komplett verstehen können, jetzt, wo ich das tue, merke ich, wie richtig ich diesen Ansatz finde. Für mich ist mein Partner weiterhin wichtig, aber ich selber bin es eben genauso.

    Ich habe das vor der Situation bei uns schon immer gut gekonnt mich um mich selbst zu kümmern, das aber währenddessen komplett verloren, weil ich so sehr auf ihn und seine Bedürfnisse und Probleme fokussiert war.

    Ja, ich unterstütze ihn in seiner Trockenarbeit, wenn er mich braucht oder reden will, aber es ist seine Verantwortung und ich nehme mich auch bewusst raus und schaue nach mir, übernehme Verantwortung für mein Wohlbefinden unabhängig von seinem.

    Vielleicht überdenkst du deine Position diesbezüglich nochmal. Vor allem finde ich es bedenklich, dass du die dir angetane Gewalt so einfach beiseite schiebst und verdrängst. Das nicht als schlimm genug ansiehst, dich zu trennen.

    Da hätte es bei mir wirklich null Toleranz gegeben und ich wäre umgehend weg gewesen. Das ist unentschuldbar! Da finde ich sein Alkoholproblem ehrlich gesagt eher zweitrangig, die Gewaltanwendung ist der Punkt, wo die Beziehung für dich sofort beendet sein sollte. Da muss die Grenze sein, über andere Dinge kann man vielleicht diskutieren, ob man das mittragen will, wo man Grenzen setzt, bei Gewalt nicht wie ich finde.

    Warum ist das nicht so bei dir?

    Liebe Myla,

    mir fehlen die Worte. Was er dir schon angetan hat, ist schrecklich und lebensgefährlich. Was, wenn er beim nächsten Mal nicht damit aufhört, dich zu würgen?

    Ich denke, du brauchst dringend professionelle Hilfe von Menschen, die damit Erfahrung haben. Du kannst dich an auf häusliche Gewalt spezialisierte Beratungsstellen wenden, die auch Risikoeinschätzungen machen und mit dir einen sicheren Plan erarbeiten, dich ohne dein Leben zu gefährden, von dem Gewalttäter zu trennen.

    Google doch mal nach Frauen gegen Gewalt (bff), dort kannst du auch nach Beratungsstellen in deiner Nähe suchen oder ruf beim Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen an, die dir auch passende Stellen nennen können und dir sofort wertvolle Tipps geben, wie du dich am Besten schützen kannst.

    In akuten Notsituationen zögere bitte nicht, die Polizei zu rufen. Am Besten lässt du ihn gar nicht mehr in deine Wohnung rein.

    Er hat sogar schon gedroht dich umzubringen. Es ist höchste Zeit, dass du nun handelst und nicht weiter aushältst bis er diese Drohung vielleicht Realität werden lässt. Er hat nun die Grenze zur Gewalt überschritten und wird dich immer wieder angreifen oder Schlimmeres. Das wird nicht wieder besser.

    Zögere nicht länger und suche dir umgehend Hilfe. Es geht um dein Leben, Myla.

    Versuche nachher bei den Telefonnummern jemand zu erreichen, vielleicht reicht schreiben und lesen ja nicht aus.

    Hallo Zoezoe,

    ich denke, das ist eine wichtige Erkenntnis für dich, halte unbedingt daran fest!

    Bitte melde dich zeitnah bei einer Frauenhilfe in deiner Nähe und berichte uns wie es war.

    Ich habe den Eindruck, du brauchst dringend Unterstützung von Profis vor Ort, um dich endgültig aus der Situation zu befreien, das scheinst du alleine nicht zu schaffen. Das ist keine Schande und es ist nur folgerichtig, sich Hilfe zu suchen. Aber nichts tun und zu ihm zurück zu gehen, sollte keine Option mehr für dich sein, das macht dich kaputt und ist einfach zu gefährlich für Leib und Leben.

    Ich bin für mich wieder ein Stückchen weiter gekommen.

    Das Onlineangebot mit einem anderen Angehörigen ein Einzeltelefonat zu führen, war leider nicht das Richtige für mich. Es war sehr kurz, allgemein gehalten und immer wieder wurde betont, dass er eben krank ist und man sich doch zusammen eine SHG suchen sollte. Ich habe mich mal wieder nicht gehört gefühlt. Es geht nicht darum, gemeinsam auf ihn zu schimpfen, das finde ich überflüssig und kontraproduktiv, es geht darum, meine Erfahrungen damit zu verarbeiten, mich weiter zu bringen und meine negativen Emotionen positiver zu kanalisieren. Und das möchte ich für mich alleine machen, nicht mit ihm zusammen. Das ist mein Raum, nur für mich, es ging oft genug nicht um mich, ich brauche jetzt auch mal Unterstützung und ein offenes Ohr.

    Jetzt habe ich einen Termin für Angehörige bei der Suchtberatung vereinbart, das hat sich im Erstgespräch am Telefon sehr gut angefühlt, weil mir gesagt wurde, dass man mich gut verstehen kann. Dass ich noch mit der Vergangenheit kämpfe ist klar, denn die kann man ja nicht einfach löschen und auch dass die aktuelle Situation weiterhin schwierig für mich zu bewältigen ist. Und dass man es gut findet, dass ich mich melde. Das hat mir das sichere Gefühl gegeben, dass ich dort auch gesehen werde.

    Ich möchte mit diesem Beitrag auch andere Angehörigen ermutigen, für sich Hilfe zu suchen, egal wo sie auf ihrem Weg stehen. Es ist zwar nicht immer einfach, den richtigen Ansprechpartner zu finden, der für einen passt, die Erfahrung habe ich ja auch gemacht, aber aufgeben gibt es nicht. Und dank dieses Forums kann ich für mich besser evaluieren, welche Aussagen ich für mich kritisch sehe und als falsch empfinde, die nehme ich dann einfach nicht an 😊.

    Etwas anzupacken macht einen immer stärker und wer nichts tut, verbessert auch nichts. In einer Situation zu verharren und auf ein Wunder zu hoffen, war für mich noch nie eine Option, auch wenn es manchmal etwas dauert bis man an diesen Punkt kommt und es viel Kraft kostet, hinzuschauen und es anzugehen.

    Hallo Hope,

    Er streitet natürlich alles ab, er hat kein Problem, er findet ein Leben ohne Alkohol eben langweilig und ein gutes Essen ohne Wein fast ungenießbar.

    Er will nichts ändern und so bleiben wie er ist. Du kannst ihn nicht ändern.

    da ich für diesen Mann unheimlich viel aufgegeben habe, viel gekämpft habe bis hierher und letztlich durch seine mangelnde Aufmerksamkeit „gewachsen“ bin, will ich das alles jetzt nicht einfach aufgeben…

    Du willst auch für dich nichts ändern.

    Ist ja euer gutes Recht, ergo: Es bleibt alles wie es eben ist.

    Hallo Felicitas,

    ich schreib dir doch mal meine Gedanken dazu, denn es tut mir schon beim Lesen deines Fadens weh, was du gerade alles mit dir machen lässt.

    Mal unabhängig von seinem Alkoholproblem - er trennt sich und stößt dich weg, was dich unheimlich verletzt und dich in Verzweiflung stürzt. Statt dir die Möglichkeit zu geben, dich mit der Trennung abzufinden, zu trauern, sie zu verarbeiten und danach wieder in ein besseres, unbeschwerteres Leben zu starten, sucht er dauernd Kontakt und du sollst weiterhin seine exklusive Vertrauens- und Bezugsperson sein. Ihr seid doch getrennt, welche Ansprüche kann er da noch an dich stellen? Genau, gar keine! Ich wäre da zu stolz für, weiterhin sein Seelentröster zu sein, er hat schließlich mit dir Schluss gemacht.

    Damit hält er dich aber wie an einer unsichtbaren Leine doch irgendwie auf emotionaler Sparflamme in seiner Nähe, um seinen Seelenmüll bei dir abzuladen und dir darüber hinaus auch noch Vorwürfe und Schuldgefühle zu machen, dass er sich nicht von dir geliebt gefühlt hat und du alleine für die Trennung verantwortlich bist.

    Obwohl du wie du schreibst alles uneingeschränkt für ihn tust trotz der Tatsache, dass du dir damit weh tust und schadest. Er produziert ein ständiges hin und her, ja, nein, vielleicht, getrennt, aber nur ein bisschen, heute hü, morgen hott. Was dich verständlicherweise total verwirrt, dich aber bei der Stange hält und du dir wieder Hoffnung machst. Während er dich schamlos ausnutzt wie ich finde.

    Und dich nach der Trennung nach sexy Fotos zu fragen? Bitte was? Was soll das denn? Ich will dir nicht zu nahe treten, aber bin sprachlos, dass du da nicht mal auf den Tisch haust und den Kontakt abbrichst. Das ist doch total unverschämt.

    Er klagt dir sein Leid, macht keinen klaren Cut und hält dich damit in Abhängigkeit, weil er ja weiß, du springst für ihn trotz Trennung, weil du ihn noch so liebst und ihn um jeden Preis zurück willst.

    Du machst dir dauernd Sorgen um ihn, kommst so gar nicht mehr zur Ruhe und vergisst darüber deine Selbstfürsorge. Das kenne ich nur allzu gut, man wird nahezu aufgefressen von diesen Gedankenspiralen, die sich immer nur um ihn drehen, dabei ist es so wichtig, auf sich zu achten. Von diesem Dauerstress und ständigem Alarmzustand wird man irgendwann krank.

    Vielleicht schaffst du es die Situation mal mehr aus deiner Perspektive zu betrachten, warum tust du dir das an? Ich finde, es liest sich grausam, was er mit dir macht bzw. was du mit dir machen lässt. Du hast ja selber schon geschrieben, wie ungesund das ist. Fehlt nur noch die Umsetzung dieser Erkenntnis und für dich ins Handeln zu kommen.

    Du hast doch auch einen Selbstwert, unabhängig von ihm, oder? Du hast geschrieben, du hast ihm alles geopfert, u.a. deinen Kinderwunsch, du wohnst wo er will, du hast alle seine Eskapaden mitgemacht. Wo bleibst du denn in dem Bild mit deinen Bedürfnissen, Träumen, Wünschen und deinem Recht auf ein erfülltes, ruhiges und glückliches Leben?

    Er wollte sich trennen und für sich selber sein, dann lass ihn doch jetzt auch diese Verantwortung für sich tragen, der Kontakt zu ihm tut dir offensichtlich gar nicht gut und du kreist nur um ihn. Er ist erwachsen und darf für sich entscheiden in sein Unglück zu rennen, du musst dich doch nicht auch mit in den Abgrund stürzen? Du hast ebenso eine Wahl und entscheidest für dich, was du mitmachst.

    Hast du mal daran gedacht, dir für dich Hilfe zu suchen (Suchtberatung für Angehörige, Frauenberatungsstelle o.ä.)?

    Ich wünsche dir die Kraft, für dich einzustehen, deinen eigenen Wert und deine Selbstliebe wieder zu finden und Grenzen zu ziehen, um dich zu schützen, statt dir dieses Drama, das sich ausschließlich um ihn dreht, weiterhin anzutun.

    Danke für euren lieben Zuspruch ❤️.

    Danke Api für diese Geschichte aus dem eigenen Erfahrungsschatz, denn genau so fühlt es sich leider an - wie ein pillepalle Luxusproblem. Es ist tröstlich zu hören, dass ich nicht die einzige mit diesem Denkfehler bin.

    Ich habe noch weiter in den Tiefen des Internets gewühlt und glaube, ich habe genau das gefunden, was ich suche und von dem ich denke, dass es mir weiterhelfen könnte.

    Das wird sicher erstmal ein bisschen Überwindung kosten, aber ich kann dabei nur gewinnen. Und wenn es doch nicht das war, was ich brauche, kann ich immer noch weiter schauen.

    Zumindest fühle ich mich jetzt schonmal etwas besser und zuversichtlicher mit dieser Aussicht. Und ich bin echt dankbar für die zahlreichen und vielfältigen Hilfsangebote (egal ob für Alkoholiker oder Angehörige), die es hier in Deutschland gibt, das finde ich nicht selbverständlich. Es läuft ja auch viel über ehrenamtliches Engagement, Menschen wie hier im Forum, die anderen ihre Zeit widmen, oder Wohlfahrtsverbände etc., da ist wirklich für jeden das Passende dabei, der sich Hilfe suchen möchte.

    Ich melde mich mal zurück, auch wenn ich die unzähligen Gedanken, die mir in letzter Zeit so durch den Kopf gehen und mich schlaflos und aufgewühlt machen, gerade nicht ausführlich in aller Öffentlichkeit breit treten möchte, das ist doch sehr tiefgreifend.

    Allerdings kann ich sagen, dass ich doch inzwischen so weit bin, dass ich auch für mich in Betracht ziehe, Hilfsangebote für Angehörige vor Ort oder eine telefonische Beratung (mehr auf die Thematik spezialisiert als die Telefonseelsorge, denn die hat sich sehr auf die "Seite" meines Partners gestellt und sein Problem eher verharmlost 🙄. Das war zwar nett gemeint und gut, dass mir jemand zugehört hat, aber für mich leider wenig hilfreich..) in Anspruch zu nehmen, weil ich momentan feststelle, dass Selbstfürsorge, sich Gutes tun und positive Erlebnisse anscheinend nicht ausreichen, um alles, was so passiert ist, zu verarbeiten und innerlich abzuhaken.

    Ich hatte die letzte Zeit die Muße, mehr in mich selbst reinzuhorchen (endlich mal wieder!!) und puh, da brodelt es emotional gewaltig und es ist doch einiges in Schieflage geraten.

    Wir müssen ja jetzt beide wieder nach vorne schauen, aber ich merke immer mehr, dass ich das nicht besonders gut schaffe. Es hat sich einfach viel in mir angestaut und ich werde diesen Mühlstein leider nicht los, die Last ist mir alleine zu schwer, sie erdrückt mich immer mehr.

    Tja, auch mal eine neue Erfahrung, denn bisher konnte ich meine Gefühle und Probleme immer sehr gut alleine (bzw. gegebenenfalls mit Partner/Freunden) bewältigen. Ich kann normalerweise gut reflektieren und mich selber regulieren. Es macht mich auch irgendwie traurig, dass ich das an diesem Punkt wohl nicht mehr schaffe.

    Ein Gespräch mit einer Freundin kommt nicht in Frage, das sind sehr intime Dinge, die auch meinen Partner betreffen, das ist ein no go für mich. Ich denke eine professionelle, neutrale und mit dem Thema vertraute Sichtweise ist für mich hilfreicher und könnte mir eher die benötigten Impulse geben.

    Ich habe recherchiert, welche Angebote meinen Bedürfnissen am ehesten entsprechen, wahrscheinlich ein Angehörigengespräch bei der Suchtberatung. Wobei ich sagen muss, dass ich mir eigentlich selber betroffene Angehörige oder vielleicht auch trockene Alkoholiker wünschen würde, das finde ich wohl eher in SHG, aber andererseits möchte ich auch keine Gruppengespräche und noch mehr von anderen Geschichten hören (ich habe das Thema ehrlich gesagt gerade auch echt satt, nicht falsch verstehen, es nimmt einfach sehr viel Raum ein, den ich nicht mehr geben will), sondern lieber ein Einzelgespräch nur für mich- schwierig...

    Wenn ich so mitbekomme, was der Therapeut der Suchtberatung manchmal von sich gibt, denke ich mir insgeheim, hm, okay, hat halt doch keine eigenen Erfahrungen mit dem Thema gesammelt (ob Co oder Alkoholiker), denn von diesem Forum hier weiß ich es besser 😉. Ist sicherlich nur ein Einzelfall und nicht immer so und man pickt sich ja eh immer raus, was man selber für sich als sinnvoll erachtet. Insgesamt scheint das schon hilfreich zu sein, aber manche Aussagen sehe ich doch etwas kritisch.

    Ich habe eine Telefonberatung entdeckt, die auch für Angehörige offen ist, und bei der wohl auch Menschen am Hörer sind, die eigene Erfahrungen mit diesem Thema haben, aber das ist anscheinend eher für Notfälle gedacht.

    Da ich kein akuter Notfall bin, bringt mir monatelanges Warten auf einen Therapietermin auch nichts und den brauchen andere sicherlich eh dringender als ich, aber es wäre schon schön, zeitnah einen Gesprächspartner zu finden.

    Wenn jemand Tipps/ eigene Erfahrungen diesbezüglich für mich hat, immer gerne her damit, danke.

    Eigentlich ist das gerade auch eine gute und gesunde Entwicklung wie ich finde, ich bearbeite meine Themen in dem Zusammenhang und mein Partner seine, da muss jeder selber ran und Verantwortung für sich übernehmen, um etwas zu verbessern. Es ist einfach schwierig, die nasse Zeit in der hoffentlich dauerhaft nüchternen mal eben hinter sich zu lassen und auch eingeschliffene, falsche Muster zu überschreiben (das gilt für beide Seiten).

    Wie immer danke für's Lesen, eine besinnliche, ruhige und vor allem trockene Vorweihnachtszeit wünsche ich euch allen.

    Es tut mir leid, dass es nicht besser für euch ausgegangen ist. Ich hoffe, dass es deinem Mann bald etwas besser geht, er die benötigte Transplantation erhält und dann abstinent lebt.

    Ich verstehe deine Wut, dass er es soweit hat kommen lassen sehr gut, aber bitte gib nicht dir die Schuld, du hättest nicht mehr tun können, nur er hätte die Chance gehabt, einen anderen Weg einzuschlagen.

    Ich wünsche dir viel Kraft und dass du trotz all der Sorgen um ihn auf dich achtest, denn auch für dich ist diese traurige Entwicklung ja sehr stark belastend und erschöpfend. Es wäre bestimmt gut, wenn du Hilfe bekommen könntest, um mit dieser schwierigen Situation zurecht zu kommen.