Beiträge von lumho

    Guten Abend, Oliver

    Ich mach noch einen Versuch, da ich ja erkenne, dass Du den Kern dieser Konfrontationsübung noch nicht siehst, es mir aber auf der anderen Seite für das Verständnis unserer Krankheit sehr wichtig erscheint, auch diesen, Dir noch unbekannten Aspekt zu kennen:

    Die Veränderungen, die der Alkohol in unserem Hirn verändert hat, veranlassen uns mitunter zu Reaktionen, Empfindungen, Handlungen, die nicht unserem Willen unterliegen, sondern vom Unterbewusstsein gesteuert werden. (Das ist ja unter anderem ein Wesensmerkmal der Abhängigkeit oder Sucht, wie es früher hieß)
    Da passieren Dinge in uns - lange, bevor der Verstand überhaupt eingeschaltet werden kann.
    Du kannst Dir das ähnlich vorstellen wie:
    - Dir läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn Du den Duft von Gegrilltem in der Nase hast, obwohl Du gar keinen Hunger hast und auch gar nichts essen willst, oder
    - Deine sexuelle Fantasie wird angeregt, wenn Du eine hübsche Frau im sexy Outfit siehst, obwohl Du Dich gerade bei Deiner Partnerin sehr wohl fühlst, oder
    - Dein Magen verkrampft sich, wenn Du nur etwas von Schwefelwasserstoff hörst, weil Du gleich den Geruch von faulen Eiern in der Nase spürst

    Bei solchen "Reflexen" hast Du mit Hirn und Verstand keine Abwehrchance, weil das Unterbewusstsein viel schneller reagiert. So etwas gibt es auch im Zusammenhang mit Ängsten und Psychosen.

    Du wirst trotzdem nicht über die hübsche Frau herfallen, oder Dich auf den Grill stürzen, weil Du gelernt hast, dass diese "Anfälle" passieren - aber auch wieder vergehen, ohne Schaden anzurichten.

    Und genau so ist es mit dem Alkohol und dem möglicherweise auftretenden Saufdruck. Beim Einen wird der Reflex durch Bierreklame in Verbindung mit Jugend, Erfolg und Lebensqualität hervorgerufen, beim Anderen durch den Geruch aus einer offenen Kneipentür.
    Und auch hier habe ich lernen müssen, dass dieser Druck ohne mein Zutun aufkommen kann - aber auch wieder vergeht, wenn ich ihn aushalte oder mich ablenke, oder, oder...

    Es geht also hier um ein anderes Phänomen, als Du es in Deinen Überlegungen zum Video im Kopf hast.

    Ich würde mich freuen, wenn ich damit den Sinn der Konfrontation etwas näher gebracht hätte: Nicht Abhärtung ist der Punkt (das wäre wirklich total dumm), sondern Erkennen, das alle guten Vorsätze und ehrlicher Wille nicht ausreichen, die Reaktionen des Unterbewusstseins zu verhindern. Der Patient muss immer auf der Hut sein!

    Damit solls aber wirklich gut sein
    Danke für Deine Geduld

    Liebe Grüße
    Michael

    Hallo Oliver,

    es ist offensichtlich schwierig, hier in wenigen Zeilen die Information zu vermitteln, die in einer Therapie - und erst recht im realen Leben - über lange Zeit gewonnen werden muss.

    Meine Gedanken zum Thema hat Blizzard zu 100% richtig wiedergegeben.

    Wenn es Dir gelingt, dem Alkohol einfach immer aus dem Weg zu gehen, bist Du echt ein Glückskind, und brauchst Dir über das Thema Suchtdruck keine Gedanken zu machen.
    Dann musst Du Dir ja auch z.B. über Alkoholwerbung, Verkaufsregale im Tankstellen-Shop, und die Anordnung der Angebote im Getränkemarkt usw. keine Sorgen machen.
    Wie Du aber hier im Forum an einigen Stellen nachlesen kannst, gelingt es nicht jedem zu jeder Zeit, mit diesen Versuchungen fertig zu werden oder ihnen gar auszuweichen; insbesondere dann, wenn noch bestimmte negative Gefühlslagen (psychischer Druck, Traurigkeit, Ärger, Einsamkeit) dazu kommen. Und für solche Menschen und Situationen (da zähle ich mich durchaus dazu!) ist es eine große Hilfe, entsprechende Maßnahmen rechtzeitig kennen zu lernen - und auch zumindest theoretisch zu üben.

    Wenn ich weiß, welche Gefahr oder Bedrohung auf mich zukommen kann, und entsprechende Werkzeuge/Gegenmaßnahmen kenne oder gar beherrsche, kann ich im Fall des Falles souverän reagieren - und einfach weggehen.
    Aber dies ist nur meine persönliche Erfahrung und Art, mit meinem Leben zurecht zu kommen.

    Lg Michael

    Hallo Oliver,

    ich habe den Beitrag angesehen - und verstehe ihn etwas anders als Du:

    Es geht hier nicht darum, durch die Konfrontation mit der Flasche den Weg in die Trockenheit zu lernen, sondern es soll dem Patienten offensichtlich klar gemacht werden, wie schnell Suchtdruck aufkommt, und wie hoch das Risiko ist, rückfällig zu werden, wenn der Betroffene keine geeigneten Gegenmaßnahmen kennt.

    Während meiner Therapie gab es ein sogenanntes Belastungswochenende, an dem ich zu Hause sein durfte, um zu testen, ob ich im normalen Umfeld einen Suchtdruck erfahren und ihm widerstehen würde.
    Aber während der gesamten Therapie konnte sich niemand der Teilnehmer wirklich etwas unter den Begriffen "Suchtdruck, Notfallkoffer, Abstinenz-Kreditkarte" usw. vorstellen, geschweige denn lernen und verstehen, wie man mit diesen Dingen umzugehen hat, wenn die Käseglocke der Klinik erst einmal weg ist.
    Ich glaube, dass mancher Rückfall vermieden werden könnte, wenn der Alki bereits während der Entwöhnungstherapie erführe, was Suchtdruck ist, wie er entstehen kann, und welche Möglichkeiten es gibt, ihm zu begegnen.

    Und wenn ich den Filmbeitrag unter diesem Aspekt betrachte, ist die gezeigte Methode zwar immer noch reichlich skurril - aber den sonstigen Ausbildungs- und Erziehungsmethoden der hier gezeigten Klientel durchaus entsprechend.

    In den Fachkliniken, die ich bisher kennen gelernt habe (sowohl innerhalb der Bundeswehr als auch im zivilen Bereich), wird diese Methode der Konfrontation übrigens nicht angewandt.

    Liebe Grüße
    Michael

    Hallo Elocin,

    Ich kann Lilly12 hier aus meinen persönlichen Erfahrungen vollkommen Recht geben. Der wohl von den AA stammende Begriff Trockenrausch beschreibt eine Situation, in der der Alkoholiker das gleiche Verhalten zeigt, dass er zu nassen Zeiten unter Alkoholeinfluss gezeigt hat - ohne einen Tropfen getrunken zu haben. Dieses Verhalten wird - anders als der "Flash-Back" bei Drogenabhängigen - allein von der Psyche gesteuert und deutet darauf hin, dass der Betroffene noch nicht gelernt hat, auf Probleme mit sich selbst und seinem Umfeld adäquat zu reagieren. In solchen Situationen ist der Schritt in einen echten Rausch, sprich: in den Rückfall, häufig sehr nah. Der erlebte Zustand sollte Deinem Bekannten daher dringend das Signal geben, seinen Weg in die Abstinenz ernsthaft und bestimmt voran zu bringen.

    Dass auch Deine Reaktion als (ehemalige ?)Co im beschriebenen Fall noch Unsicherheiten aufgezeigt hat, ist Dir selbst ja schon bewusst geworden.
    Und Du weißt auch, dass Deine Antworten oder Reaktionen in dieser Situation einen geplanten oder tatsächlichen Rückfall Deines Bekannten
    nicht verhindert hätten. Er war in der Phase dieses "Rausches" genau so wenig ansprechbar wie er es im echten Rausch gewesen wäre.

    Liebe Grüße
    lumho

    Hallo Spedi,

    Ich versuche gerne einmal, auf Deine Gedanken einzugehen - und sage gleich vorweg, dass Deine Art, hier im Forum eigene Erfahrungen und Gedanken weiterzugeben, genau dem entspricht, was ich mir unter einer qualifizierten Hilfe zur Selbsthilfe vorstelle: Kein wiederholtes Herunterbeten von vorformulierten Weisheiten oder Prinzipien, sondern individuelle Hilfestellung für jeden Einzelnen, angepasst an die offenbarte Problematik und die dargestellte Zielsetzung der jeweiligen Person.
    Nach meiner Bewertung beruht diese, Deine, Hilfestellung auf einer gesunden Mischung aus fundiertem Fachwissen und einer Menge eigener Erfahrung; und sie wird durchaus angemessen vermittelt.
    Ich erkenne in Deinen Beiträgen - und zwar ausdrücklich in allen!! - große Sicherheit in der Thematik "Hilfe zur Selbsthilfe" und halte sie für vorbildlich.

    Das ist keine Lobhudelei, sondern mein voller Ernst - warum?

    Als ich vor zwei Jahren den (vermeintlich vernichtenden) Gang in die stationäre Entgiftung und Therapie antrat, war aus dem vormals selbstbewussten, ehrgeizigen und über alle Schwächen erhabenen Vorgesetzten und Spezialisten, der immerhin im Dunstkreis eines Bundesministeriums wirken durfte, ein armes, am Boden der Realität liegendes, Häuflein Elend geworden.
    Wie sehr hätte ich mir doch ein paar verbale Streicheleinheiten vom Typ: "Ist ja bei Dir noch alles nicht so schlimm; komm ich helf Dir ein bisserl; wir trinken doch schließlich alle - musst halt nur besser aufpassen, dass es nicht wieder so viel wird" oder so etwas gewünscht.
    Stattdessen verlangten klar formulierte Fragen ehrliche Antworten zur inneren Einstellung und zum Umgang mit den eigenen Gefühlen: "Was hast Du als Nächstes zum Ziel? Wie willst Du es erreichen? Was machst Du, wenn es nicht klappt? Und wie erklärst Du Dir das? Wann hast Du Dich zuletzt gefreut? Worüber? Was hast Du da konkret empfunden? Was wirst Du tun, um das Gefühl wieder zu erleben? Und wenn es nicht gelingt? Was tust Du, wenn Dir Alkohol angeboten wird?".. und...und...und
    Es gab keine Rezepte, keine fertigen Lösungen, die nur zu kopieren gewesen wären. Es gab nur immer wieder diese Fragen, Denkanstöße, diese provokanten Anmerkungen, die wie Zweifel oder Misstrauen klangen und die Forderung, über mein bisheriges Leben nachzudenken, die eigene Lebensgeschichte unter den Aspekten: beruflicher Werdegang, private Entwicklung und "Alkoholkarriere" aufzuschreiben, vor der Gruppe zu berichten und zu diskutieren.
    Die ganze Lehrzeit für die Trockenarbeit (=Therapie) bestand nur aus dem Themenkomplex `Alkohol und Gefühle´, aus Lernen und Üben. Da gab es kein "Das Leben besteht ja schließlich nicht nur aus der Alkoholkrankheit; lass uns mal über Kochrezepte, Kindererziehung, Kreuzworträtsel oder Sudoku reden"
    Und dann gab es noch eine Unmenge von Spielregeln, Hausordnungen, verbindlichen Tagesplänen und Dienstverrichtungen.
    Da musste ich wieder lernen, Regeln einfach einzuhalten, wie sie vorgegeben waren - nix mehr mit sinngemäßer Interpretation, Überprüfung auf Relevanz für mich, oder die Frage: was kann denn schon passieren?. Beachten und Aushalten war gefragt.
    Kurz: Es waren harte Wochen - für mich, wie für jeden von uns - und längst nicht jeder hat es verstanden und mitgemacht. Wir wurden ja nicht gezwungen.
    Aber nach meiner Kenntnis bin ich von den zehn Menschen, die ich dort kennen lernte, der einzige, der noch trocken ist bzw. noch keinen Rückfall hatte!

    Damit will ich nichts weiter sagen, als dass ich die von Dir, Spedi, vertretene Auffassung von Trockenarbeit selbst kenne und an mir selbst schätzen gelernt habe. Ich verfahre heute in meiner Arbeit in der Sucht-Selbsthilfe im Rahmen meiner Möglichkeiten grad genau so - und erfahre es umgekehrt auch so von den "Fachlaien" in meinem Umfeld der Soldaten-Selbsthilfe.
    Keine Dogmen, keine wiederkehrende Verkündung purer Prinzipien - aber steter Hinweis auf die selbstkritische Überprüfung des eigenen Denkens und Handelns auf dem Weg in eine zufriedene Abstinenz, und fundierte Hilfestellung bei der (selbstständigen) Bearbeitung akuter Fragestellungen oder problematischer Situationen.

    Ich wünsche Dir weiterhin Erfolg und noch viele schöne Jahre in Deiner neu erlernten Zufriedenheit.

    Liebe Grüße
    Michel

    Guten Morgen Lütze,

    ich hoffe mal, dass Du jetzt, da ich meine Gedanken hier aufschreibe, schon fein in süßen Träumen gefangen bist, damit Du mit guten Gedanken aufwachen kannst.

    Wenn ich zwischen Deinen Zeilen richtig lese, war das Wochenende zwar nicht grade wie ne Kirmes so toll, aber so richtig schlecht war es auch nicht. Zumindest hast Du Dich ins Kino gewagt, flirten geübt, und sogar noch ne Trulla getroffen, über die Du Dich mal richtig ärgern konntest, ohne schlimme Folgen befürchten zu müssen. - Kann man alles positiv sehen, oder?

    Den Kampf um Deine Verfassung verstehe ich nicht so richtig. Wenn Dir nach Heulen zumute ist, dann lass es doch zu; wenn Dir nach Schreien und Zerstören der Sinn steht, dann renn in den Wald, sing oder schrei die Bäume an - und brich Dir ein paar trockene Äste übers Knie... das tut weh und beruhigt.
    Oder wie muss ich den Kampf um Deine Verfassung verstehen? Wolltest Du trinken??!! Glaub ich nicht.

    Mit Deiner Behauptung: "Der Mensch Lütze ist ohne Alkohol 10 mal besser" bin ich nicht einverstanden. Dass Du Dir so besser gefällst ist o.k. Aber Du warst in Deiner nassen Zeit der selbe wertvolle Mensch, ganz genau dieses einzigartige Geschöpf Gottes, das in Deiner Haut steckt und das sich hier Lütze nennt.
    Du warst krank - genau so krank wie Du heute noch bist - nur mit dem Unterschied, dass Dein Denken und Handeln jetzt auf Deinem Weg in die Abstinenz nicht mehr vom Teufel namens Alkohol bestimmt wird. Und deswegen gewinnst Du wieder Selbstvertrauen, Mut zum gesunden Egoismus und Lebenswillen.
    Ich sehe es als großen Erfolg für Dich, dass Du das erkannt hast und Dir immer wieder selbst in Erinnerung bringst. Mach weiter so - und hör auf, Dir immer wieder den Kopf über das Verhalten anderer Menschen - auch Deines Ältesten - zu zerbrechen. Schau weiter nur auf Dich, denn da spielt die Musik!

    Einen erfolgreichen Wochenanfang wünsche ich Dir

    Michael

    Hallo Pauli,

    Ich hatte Dich schon bisher so verstanden, dass Deine Beweggründe für den Weg in die Abstinenz gut fundiert sind, und auch die Absicht, nun alles richtig zu machen, ist deutlich zu erkennen. Wie ich schon schrieb, war dieser Schwall an Gedanken auch gar nicht an Dich gerichtet, sondern musste mal raus - und da kamst Du mir gerade Recht, weil ich hoffte, dass Du es nachvollziehen könntest - hat ja auch prima geklappt.
    Danke dafür.

    Ja, mit dem Trinken... Ich treibe ziemlich viel Sport und der Haus-Ausbau ist auch mit körperlicher Anstrengung verbunden - sogar beim Rasenmähen krieg ich Durst. Und da hat sich so ein kohlensäurearmes Mineralwasser als wichtigster Begleiter erwiesen. Es ist darüber hinaus auch praktisch, weil es nichts ausmacht, wenn ich mir mal etwas übers Hemd kippe oder wenn der Verschluss in der Sporttasche nicht ganz dicht ist. Ich kann es auch zum Kühlen, Fleck entfernen usw. nehmen - einfach universal. Abends ist es dann regelmäßig ein Kräuter- oder Früchtetee, der mir anzeigt, dass ich die Drehzahl jetzt runter fahren kann. Und für den Geschmack (weil ich so gern Süßes mag) nehm ich auch mal ein Zero-Getränk, gegen aufkommende Naschanfälle nehme ich Obst- und Gemüsesäfte, Buttermilch oder Vollmilch.
    Mensch, beim Schreiben fällt mir erst auf, wie vielfältig doch mein Getränkeprogramm geworden ist. Dabei hab ich die zwei Kannen Kaffee am Tag noch gar icht erwähnt. Da lob ich mich gleich mal selber.

    Zum Einschlafen brauche ich nichts stoffliches. Da reichen mir meine positiven Gedanken und ein kurzes gedankliches Gespräch mit meinen Engeln, die wieder gut gearbeitet haben und mich jeden Tag aufs Neue zu einem glücklichen Menschen machen.

    Bleib dran, Pauli, aber vergiss nicht, auch mal zu entspannen

    Liebe Grüße
    Michael

    N´Abend Pauli

    Ich freue mich, dass Du Dich meldest und weiter berichtest wie es Dir ergeht. Und wenn der Tagesbericht dann noch so positiv ausfällt - jedenfalls habe ich den Eindruck beim Lesen - dann können wir ja locker gemeinsam mit Dir entspannen.

    Wald und Garten sind die richtigen Stichworte. Wenn ich mich im Wald aufhalte, fühle ich mich im Nu dem Ursprung unseres Daseins unheimlich nah. Es ist vollkommen egal, ob ich dort allein bin oder mit meiner Frau, und es ist auch egal zu welcher Jahreszeit es ist, die Gedanken fließen ganz anders. Seit ich trocken bin und auch an einer anderen Einstellung zu den Begriffen Leistung, Erfolg und Zufriedenheit arbeite, kann ich dort wunderschöne Momente erleben. Aber der Wald hilft mir auch, wenn ich den Kopf mal wieder frei bekommen will von negativen Gedanken oder aufwühlenden Gefühlen. Dann nehme ich meine Stöcke, den Rucksack und praktiziere mal eine Stunde Nordic-Power-Walking. Und wenn mir dann mitten im Wald mal ein Schrei auskommt, dann kann ich anschließend richtig über mich lachen und alles im Kopf neu sortieren.
    Aber ich nehme an, dass Du mit Deinem Vater zum Arbeiten im Wald warst. Da gab es vermutlich keine Zeit zum Träumen - dafür aber für "Männergespräche" und Energieabbau, oder?
    Wie ist eigentlich Dein Verhältnis zu Deinem Vater?

    Den Waffenstillstand mit Deiner Frau finde ich auch o.k. Du kannst ihr ja im Augenblick ihre Angst auch nicht nehmen, weil Du selbst noch zu wenig weißt; aber eines geht mir schon noch im Kopf rum: Die von ihr angesprochene "Bedeutung für die Familie und Eure Existenz", weil ich dieses Denken in den letzten Tagen öfter hier im Forum wahrgenommen habe:
    Es kann doch niemand, der bei vollem Verstand ist, ernsthaft annehmen, dass es besser ist, weiter zu saufen als abstinent zu werden. Oder anders herum:
    Warum haben wir alle, egal ob Alki oder Co, eine solche Angst vor dem Trockenlegen? Wieso bereite ich damit dem Partner Kummer? Wofür muss ich mich da schämen? - Ich hatte die Gedanken ja auch, nach dem Motto: Wie soll ich denn jetzt z.B. bei geselligen Anlässen oder beim Vereinsabend erklären, dass ich keinen Alkohol mehr trinke? Oh Gott was mögen da die Leute denken?
    Solche Gedanken habe ich mir vorher beim Saufen nicht gemacht. Und sowohl die berufliche als auch die familiäre Existenz waren zu der Zeit, als ich betrunken Auto fuhr, während des Dienstes Schnaps und Bier trank, zu Hause ständig Streit hatte oder müde war, und auch noch einen Großteil unseres Geldes für Alkoholika ausgab, bestimmt wesentlich mehr gefährdet als jetzt. Denke ich da alleine so falsch?
    Entschuldige, bitte; Du brauchst darauf nicht zu antworten; ich wollte nur mal meine Gedanken raus lassen.
    Du hast auch bezüglich Deiner Frau sicher die richtige Entscheidung getroffen, denn mehrere "Baustellen" parallel zu bearbeiten, wäre falsch. Der Schwerpunkt muss auf Deiner eigenen Trockenarbeit liegen.

    Wieso ist da jetzt so lang geworden? Ich wollte Dir doch nur einen harmonischen Abend und ein schönes Wochenende wünschen.

    Gruß Michael

    Hallo Pauli,

    Respekt nochmal, Du ziehst Dein Ding ja wirklich konsequent weiter durch. Klasse. Was macht eigentlich Dein Saufdruck?
    Dein Erlebnis in der Gruppe sollte Dich nicht schrecken. Hauptsache ist, dass Du überhaupt mal persönlich in eine SHG gegangen bist und Dich zu Deiner Krankheit bekannt hast. Ich denke, dass dies auch für Dich ein anderes Gefühl war als hier so ein Geständnis in die Tasten zu klopfen, oder? Wie hast Du denn die Reaktionen empfunden? Bei den nächsten Besuchen wirst Du vermutlich kennen lernen, dass Du Dich selber einbringen musst, wenn Du möchtest, dass Dein Problem Gegenstand der Unterhaltung/Besprechung sein soll. Ansonsten ist es durchaus üblich, den Neuen erst einmal ankommen und sich eingewöhnen zu lassen. Es soll ja schließlich gerade nicht die allseits befürchtete "Vernehmung" und die "Blosstellung" des neuen Gruppenmitglieds stattfinden. Dass in so einer Gruppe auch mal über Brieftaubenzucht, Urlaubserlebnisse oder andere Dinge geplaudert wird, ist normal, solange keine akuten Probleme vorgebracht werden. Ich persönlich fühle mich in solchen Gruppen aber nicht wohl, sondern suche mir heute - nachdem ich ja einige ausprobiert habe - die kleine Gruppe, in der neben den akuten persönlichen Problemen der Teilnehmer auch fachliche Themen aus dem Bereich der Suchterkrankungen diskutiert werden.
    Aber in allen Gruppen - hier im Forum genau wie draußen - gilt, dass die Mitglieder/Teilnehmer selbst das Wesen der Gruppe gestalten!
    Wenn Du Dich daran gewöhnt hast, auch im Umgang mit anderen Menschen wirklich offen mit Deiner Krankheit umzugehen, ist es sicherlich eine Überlegung wert, die 1,5 Stunden SHG + Fahrzeit und -kosten lieber hier im Forum zu verbringen.

    Wie fühlst Du Dich gerade?
    Halt uns weiter auf dem Laufenden

    Gruß Michael

    Guten Morgen Pauli

    Das war dann ja wohl leider keines der Erfolgserlebnisse, dass Du Dir jetzt wünschen würdest. Schade.
    Ich würd ja was drum geben, Deine Gedanken zu kennen, die Dir da bei Deinem nächtlichen Spaziergang durch den Kopf gegangen sind....

    Aber, wie schon weiter oben angedeutet, am Gang durch das Fegefeuer wirst auch Du nicht vorbei kommen - aber denk dran: Es lohnt sich; die nächsten 50 Jahre werden Dich dafür entschädigen.

    Die Äußerung Deiner Frau, ob Dir klar sei, was das für die Zukunft der Familie hieße, bedeutet doch nichts anderes als: "Hilfe, was bedeutet das? Was wird jetzt werden?" Sie ist offensichtlich total überrascht und verschreckt. Und die natürliche Reaktion ist, wie Spedi schon schrieb: "Das kann gar nicht sein, darf nicht sein; wie konnte das nur passieren?" oder: "Du redest Dir da was ein". Als Kind hab ich mir da einfach die Hand vors Gesicht gehalten oder den Kopf unter ein Kissen gesteckt, wenn ich Angst hatte, weil ich dachte, die Gefahr wäre dann nicht mehr da!

    Versuche mal, diese Reaktion positiv für Dich zu deuten: Deine Frau hat so großes und grenzenloses Vertrauen zu Dir, dass sie sich anscheinend hundertprozentig auf Dich verlässt - und sich einfach nicht vorstellen kann, dass auch Du mal Fehler machst oder sogar Probleme haben könntest. Das bedeutet aber andererseits für Dich eine riesige Verantwortung, denn sie hat sich ja damit von Dir abhängig gemacht. Es könnte durchaus sein, dass sich in einer Therapie herausstellt, dass hier z.B. eine der von Dir gesuchten "Ursachen" für Deine Flucht in den Alkohol liegt. Aber das kommt später!
    Damit wird Dir aber sicher auch noch einmal klar, dass Du so nicht weitermachen kannst. Der Alkohol hat schon als Problemlöser und Entspannungsmittel nichts getaugt. Jetzt siehst Du, dass er Dich auch von Deiner Frau entfernt hat, indem Ihr anscheinend viel zu wenig gemeinsame Zeit miteinander habt. Sonst wäre sie wohl nicht so unwissend.

    Also halt den Stier weiter bei den Hörnern, lass nicht nach! Sie zu, dass Du weiter auf Deinem eingeschlagenen Weg bleibst und lerne nebenbei alles über unsere Krankheit, was nötig ist, um sie selbst zu verstehen.
    Und wenn das geschafft ist, Du die ersten sicheren Schritte in einem trockenen Leben erlernt hast, dann wirst Du Dich wohl mit den Folgethemen: der eigenen Positionierung im neuen Leben, der Rollenverteilung in der Partnerschaft, und auch der beruflichen Perspektive usw. auseinander setzen müssen.

    Deine Feststellung: "Weiß nicht, was ich tun soll...Dann muss es halt allein gehen..." halte ich für genau richtig!
    Jetzt muss es es erstmal nur um Dich gehen! Du packst das!

    Bleib dran, Du bist ja nicht allein
    Michael

    Hi Pauli,

    Ich glaube Du bist richtig gut - und Du bist hier bei uns auch genau richtig.
    Ich möchte gerne Spedis Beitrag mit meinen Gedanken ergänzen:
    1. Es ist eigentlich für unser aktuelles praktisches Leben unerheblich, ob es dieses Alkoholiker-Gen gibt oder nicht. Selbst wenn, einen fertig konditionierten Alkoholiker, der gar nicht anders kann als Alki zu werden, hätten wir damit noch lange nicht. Veranlagungen machen ja nur einen Teil unseres Lebensweges aus. Für unseren Weg in die Trockenheit und das anschließende zufriedene abstinente Leben ist hier und heute entscheidend zu wissen, wann und wofür ich den Alkohol eingesetzt habe. Denn da muss ich ansetzen, um für diese Situationen und Bedürfnisse alternative Strategien zu entwickeln. Also wenn ich den Alk eingesetzt habe, um Unsicherheit, Angst, Ärger, Druck, Schmerz usw. nicht mehr zu spüren, oder um in Gesellschaft lockerer zu sein, dann muss ich jetzt lernen, mit diesen Gefühlen anders umzugehen, wie Du ja schon nach dem Erstgespräch mit Deiner Frau erlebt hast.
    Darüber hinaus halte ich es persönlich für sehr wichtig, alles über unsere Krankheit und über mich selbst zu wissen, was ich im Rahmen meiner intellektuellen Möglichkeiten verarbeiten kann - aber dazu hast Du nach dem Trockenlegen, also z.B. während einer Therapie und nicht zuletzt hier im Forum, noch genügend Zeit.
    Aber das wichtigste ist, möglichst kurzfristig Lösungen für die aktuellen Probleme zu finden; denn das Leben nicht im Alltag ja keine Rücksicht - beim Freiberufler noch weniger als bei anderen Berufsgruppen.

    2. Thema Selbsthilfegruppen: Grundsätzlich bietet Dir unser Forum im geschützten Bereich nahezu alles, was ein Betroffener von einer SHG erwarten kann. Sie hat den riesigen Vorteil, an 7 Tagen in der Woche und 24 Stunden am Tag erreichbar zu sein und aufgrund der Anzahl der aktiven Teilnehmer eine unvergleichliche Vielfalt an Kenntnissen, Erfahrungen und Meinungen verfügbar zu halten. Du musst sie nur abrufen und bereit sein, sie anzunehmen bzw. das für Dich zutreffende und anwendbare herauszufiltern.
    Eine reale SHG vor Ort bietet demgegenüber nur zwei Vorteile: Indem Du persönlich in der Gruppe erscheinst, Dich vorstellst, und Dich in Form von Worten, Mimik und Gestik mitteilst, lernst Du es, Dich zu Deiner Krankheit zu bekennen und offen damit umzugehen. Und Du empfängst wesentlich mehr Signale von den anderen Teilnehmern als es hier in einem Forum möglich ist. Man könnte das vielleicht als eine Art sozialer Komponente bezeichnen, die besonders für den "Frischling" wichtig sein kann.
    und der zweite Vorteil ist der "Zwang", wenigstens einmal in der Woche etwas für mich zu tun, auch wenn ich eigentlich keine Lust habe. Wie die regelmäßige Einnahme einer Medizin.
    Tja, und in Deinem Fall rate ich Dir dringend, weiter auf Deinen Mut zu setzen und die SHG am Ort aufzusuchen, statt 40 km weit zu fahren. Was kann denn schon passieren? Wie Dir hier ja schon gesagt wurde, wirst Du schlimmstenfalls auf Bekannte treffen, die die selbe Krankheit haben wie Du - und etwas dagegen tun. Ansonsten gibt es doch wohl keinen Grund, sich zu schämen, wenn andere Leute sehen, dass Du Deine Krankheit erkannt und angenommen hast. Unsere Standartbemerkung dazu:
    "Du hast Dich doch auch nicht geniert, nachts noch an der Tankstelle oder im Kiosk Deinen Sprit zu kaufen, oder an der Theke Deinen dreiviertelsvollen Bierdeckel offen liegen zu lassen; also warum dann jetzt beim Verzicht auf Alkohol?"
    Ich habe, zugegeben, selbst schwer mit mir gerungen; wollte gar nicht wahr haben, dass mir so eine Gruppe etwas geben könnte, weil ich "doch ganz anders bin als all die anderen"; aber dann ist mir aufgefallen, dass ich ja bezüglich meiner Sauferei und diesbezüglicher professioneller Hilfe genauso falsch gewickelt war. Also habe ich es versucht - und heute kann ich über eigene Erfahrungen und Eindrücke aus diversen SHG, Arbeitsgruppen und Gesprächskreisen berichten, in denen ich mich ebenso frei bewegen kann wie beim Besuch der Suchtklinik oder dem Kauf von Fachliteratur.

    Bleib dran, trocken, und nimm weiter den graden Weg

    Liebe Grüße
    Michael

    Hallo Pauli,

    Ich bin zwar wieder spät (oder früh?), aber das ist halt meine Zeit hier im Forum.
    Du bist ja schon tüchtig gelobt worden für Deinen mutigen Schritt, tatsächlich gleich nach dem Beratungsgespräch auch mit Deiner Frau zu sprechen.
    Da haben wir Dich also doch richtig eingeschätzt, nämlich als jemanden, der ein angepeiltes Ziel oder eine Sache, die er als richtig erkannt hat, auch konsequent durchzieht. Dazu kannst Du Dir selbst gratulieren. Toll.
    Heute ging es Dir schlecht? Wenn es Dich auch nicht tröstet, so kann ich Dir dennoch versprechen,dass noch mehr solche Tage auf Dich zukommen werden. Aber Du wirst sie alle nicht nur überstehen, sondern du wirst sie meistern, weil Du Dir in solchen Situationen selbst klar machst, dass dies alles besser ist als langsam aber sicher am Alkohol zugrunde zu gehen. Es gibt nämlich nur die eine Alternative: Weiter saufen und alles, was Dir lieb und wert ist, mit in den Abgrund zu reißen - oder den Weg durch das Fegefeuer zurück in das richtige Leben.
    Sobald Du Klarheit über Deine Ausgangssituation hast und weißt, in welchen Schritten es weitergeht, wirst Du Dich schon wieder um einiges besser fühlen.
    Und immer, wenn Dir danach ist, kommst Du hierher und schreibst Dir Deine Gedanken aus dem Kopf. Inzwischen weißt Du ja auch,dass Du hier vom Bussi bis zum A****tritt alles kriegen kannst, was gerade erforderlich ist.
    Also Kopf hoch und weiter so.
    Wenn Du mal wieder Zeit hast, könntest Du mal aufschreiben, wie es denn bei der Beratung gelaufen ist. Wir wollen ja auch gerne weiter lernen.

    Bleib auf Deinem Weg
    Liebe Grüße
    Michael

    Hallo Quattro81,

    ich begrüße Dich erst einmal hier im Kreis der "schreibenden Zunft" und finde es gut, dass Du nach ein paar Schnupperwochen den Anfang gefunden hast.

    Natürlich gratuliere ich Dir auch herzlich zu Deinem erfolgreichen Versuch, wieder in Deine Wunschausbildung hinein zu rutschen. Dein Mut und Deine neu gewonnenen Erkenntnisse sind bestimmt eine gute Grundlage für einen erfolgreichen Berufsweg - und das neu gewonnene Selbstwertgefühl erfährt hier gleich eine kräftige Verstärkung.
    Gut gemacht und Glück gehabt.

    Was mich ein wenig stutzen lässt, ist Deine Behauptung, trockene Alkoholiker - oder Suchtkranke Menschen überhaupt - würden von Kritikern als nicht gesellschaftsfähig abgestempelt und stünden in einem harten Kampf um die berufliche Wiedereingliederung.
    Woher hast Du diese Erkenntnisse, und kannst Du Beispiele nennen?
    Ich persönlich habe in den letzten beiden Jahren, sprich: in meiner Zeit als trockener Alkoholiker, noch keinen getroffen, der sich aufgrund eigener Erfahrung derart geäußert hätte.

    Lass weiter von Dir hören.
    Liebe Grüße
    Michael

    Armer Pauli,

    Da kriegst Du ja richtig deutliche Worte um die Ohren;
    das gefällt mir - nicht um Dich nieder zu machen, sondern weil da mit dem

    Zitat

    "alles-unter-Kontrolle-hab-Macher"

    ehrlich und "auf gleicher Ebene" der Gedankenaustausch stattfindet, der Dir helfen kann, von Beginn an auf dem richtigen Weg zu bleiben.

    Ich war seit frühester Jugend auch so ein Alles-Können- und Alles-Machen-Woller. Und ich bin es eigentlich auch immer noch, aber jetzt nur noch für mich, für mein Selbstwertgefühl. Aber das nur am Rande.
    Was ich damit sagen will?
    Es gibt überhaupt keinen Grund, Dich als Versager zu fühlen, wenn Du Deiner Frau und Deinem nächsten Umfeld offenbarst, dass Du selbst alkoholkrank bist. Und da Du es selbst für Dich festgestellt und Dich auf den Weg in eine trockene Zukunft begeben hast, kannst Du dabei sogar noch stolz auf Dich sein - gut für´s Image!
    Du solltest ihnen auch sagen, dass es in der nächsten Zeit schon mal zu Gefühlsschwankungen kommen kann, von denen Du aber noch nicht weißt, wie sie sich denn äußern könnten. Und Du solltest sagen, dass Du Dir professionelle Hilfe und Unterstützung von trockenen Alkoholikern holst, um alles über diese Krankheit zu erfahren.
    Mit weiteren Erläuterungen müssen sie halt warten, bis Du selber Bescheid weißt (das kann etwas dauern)
    Damit lädtst Du nach meiner Meinung Deiner Frau nichts neues auf, wie Du befürchtest, sondern Du zeigst ihr, dass Du ehrlich zu ihr bist - und Dein Problem alleine angehen musst. Sie kann Dir sowieso auf dem Weg in die Trockenheit nicht helfen.
    Und bezüglich Deiner wirtschaftlichen Situation gibt es ja keine Alternative. Wenn Du nichts tust, sondern weiter trinkst, wird früher oder später alles zusammenbrechen - für Dich wie auch für Deine Familie. Wenn Du eine Therapie machst, ist der Zeitraum der finanziellen Mehrbelastung absehbar - und die Aussicht auf weitere Erfolge in der Zukunft sehr gut!

    Also auch von mir der Tipp: Mach et - aber sofort und mit der gleichen Konsequenz wie Du bisher Deinen Job gemacht hast.
    Und die militärische Zeitvorgabe von Spedi:

    Zitat

    Vollzugsmeldung morgen

    kannst Du getrost vergessen:

    Nämlich: "Nach dem Beratungsgespräch und der anschließenden Aussprache im engsten Familienkreis (mit Deiner Frau) nehmen wir Deinen ausführlichen Bericht bis 00:30 Uhr entgegen" :shock::roll::wink:

    Bleib auf Deinem Weg, es lohnt sich!
    Gruß Michael

    Hallo Pauli,

    Ich freue mich, Dich endlich hier im offenen Bereich zu finden. Wir hatten ja im Vorstellungsbereich schon mal kurz das Vergnügen. Nun hast Du ihn also geschafft, den Weg zur Ärztin und den ersten Versuch, Dich dort zu offenbaren. Prima, das ist doch schon was.
    Wenn Du Dich jetzt noch dazu durchringen kannst, hier etwas ausführlicher zu schreiben, dann können wir uns ein Bild von Deiner Situation machen und entsprechend besser verstehen oder zielgerichtet von unseren eigenen Erfahrungen berichten. Wie sieht es zum Beispiel in Deinem familiären Umfeld aktuell aus? Weiß Deine Frau Bescheid? Hast Du beruflich viel um die Ohren in Deiner Selbstständigeit? Was machst Du in Deiner Freizeit - falls Du welche hast? Strebst Du eine Langzeittherapie an? usw.
    Am Anfang hilft es meist, sich erst mal den Kopf und das Herz frei zu schreiben.

    Ich schau wieder rein bei Dir
    Gruß Michael

    Hallo Lütze,

    ich möchte gerne noch etwas sinngemäß ergänzen, was in meinem letzten Post von Summer leider als unzulässiges Zitat gestrichen wurde:

    Ich meinte, Du solltest nicht ständig darauf hoffen, oder gar erwarten, dass die Dinge im Leben sich so ereignen, wie Du es gerne hättest, sondern Du musst lernen, einige Dinge so hinzunehmen wie sie kommen, weil Du sie nicht beeinflussen kannst - erst dann kannst Du ruhig und zufrieden leben.

    Und nun noch einmal zu Deiner Aussage: "Je mehr ich eine Sache will, um so weniger erreiche ich sie". Unabhängig von dem oben geschriebenen ist bei jenen Dingen des Lebens, deren Gestaltung in unserer Hand liegen, die wir also ändern können, sehr wohl unser intensives Wollen gefragt! Das bedeutet: "Problem analysieren, Lösungsmöglichkeiten erarbeiten, Lösung auswählen, entsprechend geeignete Strategie zum Erreichen des Ziels ausdenken, Lösungsweg strikt einhalten, oder ggf. geeignete Alternative auswählen" - diese Schritte führen auch Dich in diesem Fall zum Ziel, wie Du es ja aus Deiner Berufswelt durchaus kennst.

    Soweit nur noch zur Ergänzung meines "Nachtbriefes".
    Ich wünsche Dir heute einen erfolgreichen und harmonischen Tag.

    Liebe Grüße
    Michael

    Hallo Lütze,

    Du hast nach mir gerufen? Hier bin ich also - und wie es scheint sogar der erste Gast bei Dir heute!
    Es sind so viele "gute Geister" aus dem Forum bei Dir, dass ich mich auf das heimliche Lesen beschränkt habe.
    Und - um es ganz ehrlich zu sagen - ich müsste Dir ja auch immer wieder das gleiche schreiben, so wie es zum Beispiel Frank hier über mir in den 4 Aufzählungen getan hat.
    Aber ich sende Dir auch gerne ein Lob! Am Anfang Deiner 4 Monate hätte ich nicht geglaubt, dass Du es so gut schaffst,
    - die Finger vom Alkohol zu lassen,
    - Deine Gedanken hier regelmäßig so offen aufzuschreiben
    - und Dich ohne professionelle Betreuung bei all den "Auf- und Ab´s" so gut über Wasser zu halten
    Jetzt hat Deine Therapie endlich begonnen, und wenn Du Dich dort so öffnen und einbringen kannst wie hier im Forum, hast Du gute Chancen, endlich zu Dir selbst zu finden und zur Ruhe zu kommen. Dort wirst Du vermutlich mindestens zwei wichtige Sachverhalte erkennen lernen; nämlich erstens, dass es lebenswichtig für Dich ist, Dir realistische Ziele zu setzen, mit deren Verfolgung Du Dir jeden Tag etwas Gutes tust - also ein positives Erlebnis verschaffst; (davon lese ich bisher bei Dir noch nichts; stattdessen bewegst Du Dich immerfort in Deinem Hamsterkäfig aus Wohnung, Ex und dem Kleinen); und zweitens, dass Du einen Menschen (Deine Ex) in der Regel nicht so manipulieren kannst, dass er bestimmte Gefühle für Dich empfindet, so wie Du es erträumst.
    Löse Dich von so Gedanken wie: "Sie wird später einmal erkennen, dass ich sie geliebt habe" Das sind Gedanken "in Moll", die sehr anrühren und schön in altdeutsche Liebesromane passen, aber sie bringen Dich nur immer wieder in emotionale Schwierigkeiten.
    Genau so bewerte ich Deine Feststellung: "Je mehr ich eine Sache will, um so weniger erreiche ich sie". Ich verstehe Dich so, dass Du hierbei ja gar nicht an eine Sache denkst, sondern vielmehr an eine Person oder ein Ereignis. Und wir sind nun mal alle keine Regisseure in diesem Film, der "reales Leben" heißt, die den Protagonisten vorschreiben können, wie sie eine bestimmte Szene zu spielen haben odre wie das eine oder andere Kapitel ausgeht. Aber es gibt sehr wohl Dinge, die in unserer Gewalt stehen, die wir also ändern können durch unser Denken, unser Tun, unser Begehren, unser Meiden usw.. Das sind die Dinge, die von uns selber kommen. Leider gehören auch in Deinem Leben die Gefühle der Frau, die Du so sehr vermisst, nicht zu den Dingen, die in Deiner Macht stehen. Im Handbüchlein der Moral steht: xxx
    Und noch eins aus eigener Erfahrung: Es nutzt nichts, woanders hinzuziehen! Ich bin damals 600 km weit weggezogen - mit dem Erfolg, dass ich noch zwei Jahre lang Wege und Möglichkeiten gesucht und praktiziert habe, um meine damalige Traumfrau zu überzeugen, mit mir doch noch gemeinsam ein neues Leben zu beginnen. Es hat die Sache nur verteuert; es hat erst aufgehört weh zu tun, als ich innerlich den Hörer endgültig aufgelegt hatte.

    Damit aber genug für heute.
    liebe Grüße und weiterhin alles Gute
    Michael

    edit summerdream: bitte keine zitate - thx

    Hallo Poldi,

    wie ich sehe, kämpfst Du immer noch tapfer mit Dir und versuchst stark die Vernunftlösung bei Dir durchzusetzen. Das finde ich toll - und Du hast in Markus einen starken und sympathischen Helfer.

    Ich bin ja selbst Alkoholiker, zwar seit zwei Jahren trocken, weiß aber noch ganz gut, wie wir Alki´s so ticken. Deswegen beantworte ich Deine Frage aus meiner Erfahrung so: Ich habe immer sehr wohl verstanden, wenn mir meine Frau oder meine Freundin gesagt hat, dass Schluss sei und dass ich sie in Ruhe lassen solle - aber genau so klar war, dass ich immer wieder versucht habe, sie zurück zu gewinnen, weil ich mich unheimlich einsam gefühlt habe, wenn ich nüchtern und klar im Kopf war, und natürlich alles schön haben wollte.
    Dabei habe ich alle meine Möglichkeiten ausprobiert:
    Wenn das Weinen und die Liebesbeteuerungen nicht geholfen haben, dann habe ich es halt mit Logigk und Diskussionen probiert - und manchmal war es so schlimm, dass ich sogar mit Drohungen gearbeitet habe, weil ich nicht akzeptieren wollte, dass mich die Menschen nicht mehr in ihrer Nähe haben wollten.
    Ich habe dabei eine Menge Energie aufgebracht - und oft mein Ziel damit erreicht. Sobald die Partnerin auch nur zu einem klitzekleinen Zugeständnis bereit war, hatte sie praktisch verloren und ich meinen Willen.

    Du musst also damit rechnen, dass Du noch einige Zeit durchhalten musst, bis die mails, SMS oder Anrufe aufhören. Erst danach wird eine vernünftige Abwicklung der "Reste" aus der Beziehung (Rücktausch des gegenseitigen Eigentums usw.) ohne Kampf möglich sein.
    So sehe ich das als Betroffener, und ich hoffe, dass ich Dir durch meine klaren Worte etwas von Deiner Unsicherheit nehmen kann. In der nassen Phase sind wir Alkis manchmal nur noch brutale Egoisten!!

    Viel Glück
    Michael

    Liebe Poldi,

    Ich bin zwar ziemlich sicher, dass Du auch weiterhin unsere guten Ratschläge unbeachtet lassen wirst, aber dennoch empfehle ich Dir:

    Antworte nicht! Heute nicht und morgen auch nicht!
    Es ist doch genau das eingetroffen, was Dir in unseren Beiträgen vorhergesagt wurde (siehe Smilla)

    Du machst Dich mit Deinem Herumeiern doch nur selbst verrückt - besser wird dadurch gar nichts, nur Dein eigener Leidensweg wird immer länger.

    Ich habe mal den schlauen Spruch gelesen:
    Es fragt derjenige um Rat, der zwar die einzig richtige Lösung schon kennt, aber immer noch nach einem Weg sucht, darum herum zu kommen.
    Vielleicht denkst Du mal darüber nach. Ansonsten kann ich für meinen Teil nur sagen: Tu es oder lass es, aber dadurch, dass Du ständig die gleichen Fragen stellst, die Antworten aber ignorierst, weil sie nicht das beinhalten, was Du gerne hören willst, komme ich mir selbst schon reichlich blöd vor - und steige hier aus.
    Mach´s gut
    lumho

    Hi Poldi,

    was willst Du Hören??

    Du musst zur Tagesordnung übergehen!

    Mit den anderen Gedanken - warum ist es so gekommen?, hat er wirklich ein Alkoholproblem? usw. - drehst Du Dich doch nur im Kreis. Und davon wird Dir bestimmt bald schlecht!

    Mehr ist dazu nicht zu sagen, er wären nur Wiederholungen der Beiträge, die Du bereits bekommen hast. Schau sie Dir noch einmal an - und dann ab nach vorne.

    Gruß
    Michael