Angst vor einem Rückfall des Partners

  • Hallo ingane,

    tja Hobbies, wenn ich ehrlich bin sitz ich die meisten Zeit am PC, ja. Fahrradfahren könnte man auch zu meinen Hobbies zählen. Allerdings momentan eher schlecht bei dem Wetter. Nächsten Mittwoch z. B. werde ich zum Bowlen gehen. Na ja, um meinen Hund könnte ich mich auch etwas mehr kümmern. Freunde hab ich eigentlich auch, aber die haben entweder keine Zeit, selber Stress oder müssen arbeiten. Normalerweise gehe ich zum Training ins Fitnessstudio, was ich aber vorerst aufgeben musste.

    Zitat von ingane

    …er wird weiterhin in seinem Selbstmitleid baden…


    Was für ein Selbstmitleid? Kenn ich momentan nicht von ihm. Damals ja.

    Zitat von ingane

    Stell Dir doch einfach mal vor Dein Freund hätte eine Geliebte und er würde Dir davon erzählen, würdest Du Dich dann auch so um ihn kümmern? Wie würdest Du darauf reagieren?


    Alkoholismus ist eine Krankheit, eine Geliebte zu haben ist Dummheit. Obwohl ich zugeben muss, dass ich das Trinken auch immer als fremdgehen bezeichnen habe. Aber vergleicht man da nicht Äpfel mit Birnen?


    Zitat von ingane

    Wenn Dein Freund nächstes Mal wieder jammert wie schlecht es ihm geht und wie schwer es ihm fällt nichts zu trinken….…


    Er jammert nicht und erzählt mir auch nicht, dass es ihm schwer falle. Selbst wenn, ist es nicht normal, dass es einem ab und zu schwer fällt? Fällt es jedem Alkoholiker leicht nicht zu trinken? Dann würde es wohl keine Rückfälle geben. Ok, ich stell mir mal vor er würde es sagen. Dabei fühle ich…Mitleid?! Ja, er tut mir leid, dass es ihn quält, nichts zu trinken. Ist das nachvollziehbar?

    Gruß
    Jamie

    Von nichts kommt nichts...

  • Hallo,

    Zitat von currlinger


    ...dass mir mal jemand die Hand auf die Schulter legt und sagt: "Du schaffst das schon."

    Ich weiß, Markus. Aus diesem Grund habe ich meinem Freund vorgestern Abend, als er schon schlief, noch schnell einen Zettel geschrieben, den er dann morgens lesen konnte bevor er zu Arbeit fuhr. Ich hatte ihm sinngemäß geschrieben: "Ich wollte Dir heute noch mal ganz unverbindlich mit auf den Weg geben, dass ich stolz auf Dich bin." Einfach nur so, dachte mir, es wäre einfach mal an der Zeit und kann nicht verkehrt sein, gerade momentan, wo er diesen Stress hat. Und ich fühle es auch wirklich so. Ich bin unheimlich stolz auf ihn. Aber ich sage es ihm nie. Dabei möchte ich ihn das so gerne öfter mal wissen lassen. Aber über solche Sachen zu reden fällt mir schwer. Ihm glaube ich auch. Wir hatten dann gestern nach der Arbeit noch darüber gesprochen. Er sagte, er habe keine Antwort auf den Zettel geschrieben, er konnte nicht, da ihm die Tränen kamen.

    Ich weiß, dass er es wirklich zu schätzen weiß, dass ich immer für ihn da war und bin. Er ist wirklich kein Ar... wie hier vielleicht einige denken. Er ist ein herzensguter Mensch, der sich oft viel zu viele Gedanken um andere macht, mehr als um sich selbst. Nur das kann ICH nicht ändern, das muss er tun.

    Gruß
    Jamie

    Von nichts kommt nichts...

  • Hallo Jamie,

    Zitat

    Er jammert nicht und erzählt mir auch nicht, dass es ihm schwer falle. Selbst wenn, ist es nicht normal, dass es einem ab und zu schwer fällt? Fällt es jedem Alkoholiker leicht nicht zu trinken?

    Dazu kann ich Dir nichts schreiben, ich bin Angehörige, nicht Betroffene.

    Und ansonsten ist doch alles ok bei Euch, Dein Freund trinkt nichts mehr und Du kennst Dich mit seiner Krankheit aus. Da kann er sich eine Therapie (Knast) sparen, er hat Dich als seine Therapeutin.

    Ich wünsche Euch alles Gute!

    Viele Grüße von
    Ingane

  • Hallo nochmal,

    jetzt mal klare Worte von mir. Sie sind ehrlich gemeint und nicht böse.

    So langsam verstehe ich, worum es hier geht. Fragen, die den Partner betreffen werden hier nicht beantwortet. Na ja, es geht ja auch um mich. Werde versuchen, es zu lassen. Es ist nicht einfach, altes Verhalten einfach abzulegen. Aber manche Fragen sind für mich wirklich nur rein informativ, weil es mich eben interessiert. Ohne Hintergedanken. Aber die Infos, die ich brauche werde ich mir wohl an anderer Stelle einholen müssen. Lese ja wie gesagt hier bereits seit über 1 Jahr. Jetzt verstehe ich so langsam, warum ihr so reagiert. Als die ersten Kritiken auf mich hagelten, dachte ich noch andersrum: Ist ja kein Wunder, wenn die Neuen gleich wieder abhauen. Aber nein, ist schon ok so. Ich kann damit umgehen. Es kann aber sein, dass ihr mir einige Sachen öfter erzählen müsst, damit´s hängen bleibt. Und falls ich wieder in alte Verhaltensmuster falle, drauf hinweisen (nicht schimpfen :oops:)! Anders habe ich mir das Wissen aus diesem Forum auch nicht angeeignet, es immer wieder lesen bis es sitzt. Nur da ich Co bin, habe ich mich halt mehr bei den Betroffenen eingelesen, statt bei den Co´s , weil ich ja IHM helfen wollte. Versteht ihr? Auf alle Fälle merke ich, es ist wichtig sich Gedanken zu machen und sich damit auseinander zu setzen und das, was hier von Euch geschrieben wird auch versuchen anzunehmen. Kann man so schnell einsichtig werden :shock:? Ich werde mich jetzt wohl auch erstmal zurückhalten mit Ratschlägen an andere. Denn ich finde, wenn ich selbst noch mittendrin stecke gehört sich das nicht und das gibt mir ein ungutes Gefühl. Wusste gar nicht, dass ich so tief drin steck. Aber das macht wohl die Angst um den Partner, dass man sich da solche Gedanken macht.

    Spricht man eigentlich auch von Co-Alkoholismus, wenn der Partner nicht mehr trinkt? Oder ist man einfach „nur“ Co abhängig? Oder ist Co-Alkoholismus und Co-Abhängigkeit das selbe? Weil hier ja immer so auf die Wortwahl geachtet wird. Ist Co-Alkoholismus bzw. Co-Abhängigkeit eigentlich auch eine Krankheit an sich oder es kann zu einer Krankheit führen, Seele und Geist betreffend? Ich denke zweitens?!

    Ich werde mir auf alle Fälle nicht mehr so viele Gedanken um einen evtl. Rückfall machen, wenn´s passiert dann passiert´s. Hier habt recht, ich kann es eh nicht verhindern. Ich müsste mir nur klar werden, was ich im Falle eines Falles tue. So wie ich mich kenne, bestimmt nicht Schluss machen. Und so wie ich ihn einschätze, würde er den Rückfall nicht lange dulden und wirklich versuchen so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu kommen. Wovon ich natürlich nicht ausgehen kann. Es ist aber meine Einschätzung meines Freundes. Wenn ich mit dem Gedanken umgehen kann, dass ein Rückfall jederzeit möglich ist und nicht mein Leben von diesem Gedanken bestimmen lasse, ist das in Ordnung?!

    Danke und seit etwas nachsichtig mit mir.
    Jamie

    Von nichts kommt nichts...

  • Zitat von jamie1

    Er ist wirklich kein Ar... wie hier vielleicht einige denken.

    hi jamie,

    nein, das denkt hier keiner. aber du nimmst es nicht an das die kranheit auch sehr oft beeinhalten kann das man sie nicht einsieht. in der form das man weder über sie spricht, sie verdrängt/ignoriert noch mit und an ihr arbeitet. sondern einfach drauflos lebt. dann therapie oder ähnliches als knast anzusehen zeigt für mich deutlich das man sich der krankheit überhaupt nicht stellen will.

    du sprichst von stolz sein. auf was genau bist du stolz???? in den threads davor schreibst du wie schlecht es dir in dieser situation geht. und auf diese situationn, die ER mitauslöst, bist du stolz? sorry, das verstehe ich absolut nicht.

    wenn ich dein freun wäre und den zettel finden würde, wäre mein gedanken gang der, dass bei dir alles ok ist. du dich freust und glücklich über meine entwicklung bist.

    REDET OFFEN MITEINANDER

    gruß
    carnel

    7. Juni 2005

  • Hallo Ingane,

    Zitat von ingane


    Und ansonsten ist doch alles ok bei Euch, Dein Freund trinkt nichts mehr und Du kennst Dich mit seiner Krankheit aus. Da kann er sich eine Therapie (Knast) sparen, er hat Dich als seine Therapeutin.

    :shock: Das klingt sehr ironisch....??!!

    Ich denke so ist es auch gemeint. Ich hoffe, es hat ihr nicht den Anschein, dass ich es nicht ernst meine, dass ich etwas ändern möchte für MICH.

    Jamie

    Von nichts kommt nichts...

  • Hallo Jamie,

    ich habe mir gestern Deinen anderen Thread durchgelesen. Ich bin der Meinung das Dein Freund Spielchen mit Dir spielt. Die Sache mit dem Weihnachteinkauf sagte mir einiges und auch seine Bemerkungen die er so von sich gibt.

    Ich habe eine andere Sichtweise als Du, ich gebe aber ehrlich zu das ich mich auch verrückt gemacht habe wegen eines möglichen Rückfalls und war auch zuerst der Meinung das ich mich erkundigen muss, um dann für meinen Mann da sein zu können. Mir wurde hier im Forum der Kopf gewaschen und nach einer Weile nahm ich an was mir geschrieben wurde, denn sie haben Recht. Dazu kam das ich mit meinem Mann darüber gesprochen habe und er sagte mir das er das alles in der Therapie gelernt hat. Danach war mir klar das es seine Sache ist, er hat die Therapie gemacht und es ist seine Krankheit, nicht meine. Mein Mann hat sich in seiner Therapie sehr verändert und auch jetzt danach verändert er sich weiter. Ich kann ihn nicht mehr mit dem Menschen vergleichen der er vorher war. Und das halte ich mir immer wieder vor Augen, er wollte trocken werden, er hat in der Therapie angenommen und mitgearbeitet und er setzt jetzt das gelernte im Alltag um und das wirkt bei mir mehr als alles andere wirken kann. Letztens sagte er:"In den letzten Monaten geht es mir so gut wie schon lange nicht mehr!"

    Anfangs wollte ich ihn auch vor allem schützen, was ihn eventuell wieder zum trinken bringen könnte, aber das kann ich nicht, ich kenne nämlich nicht die Orte an denen er getrunken hat und was die Auslöser waren. Er ist für sich selbst verantwortlich und das habe ich inzwischen akzeptiert, es fiel schwer, aber war nötig.

    Bei Deinem Freund vermute ich das er trinkt, er denkt nicht nur nass sondern ist es auch, ihm muss noch einiges klar werden.

    Ich kann Dir nur raten Dich von ihm und seiner Krankheit zu distanzieren und diesen Rat meine ich sehr ernst.

    Viele Grüße von
    Ingane

  • Hallo Carnel, Ingane und Currlinger,

    danke für eure Antworten.

    Zitat von carnel

    …auf was genau bist du stolz????


    Stolz darauf, dass er es bis hierher geschafft hat und dass er diesen Schritt gegangen ist? Oder ist das nicht richtig? Wäre denn das Wort „froh“ angebrachter gewesen? Ich bin froh, dass er nicht mehr trinkt und nicht stolz? Ich fühle aber nun mal so. Aber ist denn nicht schon alleine der Ausstieg aus der Sucht anzurechnen, kann man darauf nicht stolz sein? Der erste Schritt ist getan. Jetzt stellt sich wieder die Frage nach der Art und Weise, WIE er es bis jetzt geschafft hat nicht zu trinken. Richtig, die ist nicht lobenswert :oops:. Darauf sollte ich wohl wirklich nicht stolz sein.

    Zitat von carnel


    ...in den threads davor schreibst du wie schlecht es dir in dieser situation geht.


    Ja, gut geht es mir nicht, weil ich Angst habe. Angst habe ich, weil ich unsicher bin, ob das SO gut geht (Obwohl man sich ja nie sicher sein kann,ob es bei einem anderen Weg gut geht). Unsicher bin ich, weil keine nötige Konsequenz gezeigt wird, damit es so bleibt wie es ist. Wie schon geschrieben, Trockenheit aus dem Ärmel schütteln. Angenommen, er würde sich jetzt mal kümmern, SHG, Therapie oder sonstiges, wer garantiert mir, dass es mir dann besser geht und ich diese Angst nicht mehr habe? Es gibt keine Garantie dafür, dass jemand nie rückfällig wird.

    Gestern erzählte er mir, dass er nach der stressigen Arbeit auf dem Weg zum Auto so gedacht hat: „Jetzt ein Bier!“, aber als Genussmittel und nicht als Suchtmittel betrachtet, sagte er. Gilt für einen trockenen Alkoholiker noch das Wort Genuss? Ich fragte ihn daraufhin, ob er denn traurig wäre, dass das nicht geht. Er ist froh, dass es ohne geht.

    Zitat von ingane

    Bei Deinem Freund vermute ich das er trinkt…


    Da kann ich Dich beruhigen, das tut er 100% nicht. Wenn ich mir nun auch noch Gedanken darum machen soll.... Ich bin froh, dass ich das nicht brauche. Entweder würde ich es merken oder er würde es mir erzählen. Dazu ist er zu ehrlich. Auf jeden Fall würde ich es wissen. So, nun heißt es wohl wieder typisch Co.?

    Zitat von ingane

    … er denkt nicht nur nass sondern ist es auch…


    Nass Denken ok, gebe ich Dir recht, aber nicht nass sein!

    Zitat von ingane


    Ich kann Dir nur raten Dich von ihm und seiner Krankheit zu distanzieren und diesen Rat meine ich sehr ernst.


    Was heißt von IHM distanzieren? Wie soll den die Distanz zu meinem „Suchtmittel“ aussehen? Räumliche Distanz? Distanz von der Krankheit ist ja klar, darum bin ich auch hier, aber wie von ihm? Moment mal, ich erinnere mich gerade an vor 3 Wochen, wo ich so den totalen Durchhänger hatte. Da hab ich ihm wirklich vorgeschlagen, ob wir uns mal paar Tage nicht sehen sollten. Haben es aber nicht durchgezogen. Aber da war mir wirklich danach. Weil es mich gedanklich alles so fertig gemacht hat, sein Reden, seine Einstellung, sein Handeln :cry:.

    Zitat von currlinger


    Ich lese seit Tagen, dass Du Dich mit Haenden und Fuessen gegen unsere Warnungen wehrst.


    Das stimmt so nicht. Ich mach mir schon meine Gedanken. Aber ich brauche immer etwas länger. Wie soll ich denn von heut auf gleich aus der Sucht rauskommen? Wie soll das gehen? Ich bin in der ersten Klasse und FANGE AN zu lernen. Ich weiß, wie ich mich vor ein paar Wochen gefühlt habe. Das möchte ich nicht ständig wieder erleben und durchmachen. Das schlaucht nämlich auf Dauer sicher ganz schön.

    PS @Currlinger: Ich habe Dir nun nicht mehr geantwortet auf den Thread von Karmadorje "Wieviel Zeit braucht sie?", da ich mich ja zurückhalten möchte mit Tipps. Nicht, dass Du Dich wunderst.

    So, nun wünsche ich euch allen einen schönen Abend. Ich hab schon eckige Augen :roll:.

    Gruß, Jamie

    Von nichts kommt nichts...

  • Hallo Jamie,

    eigentlich wurde ja schon alles gesagt und besonders ingane kann ich nur beipflichten.

    Trotzdem noch ein paar Gedanken von mir:

    mein Mann ist auch trockener Alkoholiker und ich habe, genau wie Du, immer versucht zu entschuldigen, zu rechtfertigen und zu helfen.

    Bis mir eines Tages jemand sagte, Du bist Schuld daran, wenn sich Dein Mann tot säuft.

    Ich war total geschockt; ich soll daran Schuld sein, daß er trinkt????

    Nein, ich bin nicht Schuld gewesen, dass er trinkt. Aber ich hätte Schuld, wenn er nicht aufgehört hätte und sich ins Grab getrunken hat.

    Warum? Weil ich seine Sauferei unterstützt habe. Ich habe ihm sein zu Hause erhalten, habe gekocht und gewaschen und habe ihm den Rücken freigehalten. Ich habe seine Sauferei tolleriert, denn ich bin ja geblieben.

    Als ich hierher kam wusste ich so gut wie nichts über Alkoholismus und Co-Abhängigkeit.

    Aber ich habe gelernt und zwar recht schnell, habe zugehört und nicht alles in Frage gestellt, sondern habe einfach angenommen.

    Hätte ich das nicht gemacht, würde mein Mann heute noch trinken und ich wäre wahrscheinlich noch kränker, als er es war.

    Mein Mann ist übrigens den geraden Weg gegangen. Er hat eine Entgiftung gemacht und danach eine fast 1-jährige Therapie.

    Außerdem besucht er 2 x wöchentlich eine SHG.

    Ohne diese Maßnahmen hätte es für mich kein Miteinander mehr gegeben, denn es wäre nur halbherzig gewesen und hätte unweigerlich zu einem Rückfall geführt.

    Ob ich heute noch Co. bin? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.
    Co-Abhängigkeit hat ja nicht unbedingt etwas mit Alkoholismus zu tun, denn man kann auch in anderen Bereichen Co-Abhängig sein.

    Vielleicht magst Du Dir ja mal ein Interview durchlesen, welches Karsten mit Dr. Kolitzus geführt hat, der sich sehr ausführlich mit diesem Thema beschäftigt hat.

    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…w-buchautor.php

    Vielleicht beantwortet das ja auch noch einige Deiner Fragen.

    Lieben Gruß
    Speedy

  • Danke Speedy für Deine Antwort und den Link, leider kann ich ihn nicht öffnen, aber ich glaube, dass es sich um das Interview handelt, welches ich mir vor einiger Zeit bereits durchgelesen hab.

    Gruß, Jamie

    Von nichts kommt nichts...

  • Hallo Jamie,

    ja, ich habe den Link schon geändert. Hatte das Wort interview vergessen :oops:

    Jetzt müsste er gehen, aber wenn Du das Interview schon kennst, dann weißt Du doch eigentlich schon sehr viel.

    Lieben Gruß
    Speedy

  • Hallo Jamie,

    Zitat

    Bei Deinem Freund vermute ich das er trinkt…

    Zitat

    Da kann ich Dich beruhigen, das tut er 100% nicht. Wenn ich mir nun auch noch Gedanken darum machen soll.... Ich bin froh, dass ich das nicht brauche. Entweder würde ich es merken oder er würde es mir erzählen. Dazu ist er zu ehrlich. Auf jeden Fall würde ich es wissen. So, nun heißt es wohl wieder typisch Co.?


    Von 1993 bis 2007 habe ich meinem Mann immer wieder geglaubt, seinen leeren Versprechungen, das er mit dem Trinken aufhören würde. Ich wurde immer wieder enttäuscht..........Es kostete mich immer mehr Kraft aus meinem Loch wieder rauszuklettern und weiterzumachen.

    Ich stellte ihm unzählige Male die gleiche Frage:"Bist Du schon wieder betrunken?" Er:"Nein, ich bin nüchtern, ich habe nichts getrunken!" Ich:" Du lügst doch, ich rieche doch Deine Fahne!" Er:" Das ist wohl noch von gestern"................oder: "Ich habe nichts getrunken!" usw.. Ausreden ohne Ende........
    Das er trinkt, oder getrunken hat, das hat er vielleicht 1- 2 mal in den ganzen Jahren zugegeben, ansonsten immer abgestritten, auch wenn ich seine Fahne meilenweit gegen den Wind riechen konnte, er behauptete nüchtern zu sein! Und warum log er mich an? Weil er sich selbst etwas vormachte! Für ihn stimmte das was er sagte, denn ich war krank, nicht er!

    Wenn ich mir jetzt mal so vorstelle das mein Mann nach seiner LZT sich so verhalten hätte und sich so geäußert hätte wie es Dein Freund macht, dann hätte ich mich schleunigst von ihm getrennt, ohne wenn und aber!


    Viele Grüße von
    Ingane

  • Servus Jamie,

    die Kernaussagen zu einer Beziehung zu einem Alkoholiker hast Du inzwischen erhalten. Das "technische" daran kannst Du in Wiki, Google, hier oder sonstwo nachlesen. Wo's Hilfe geben kann (SHG, Suchtberatung etc.) weisst Du nun auch.

    Eines möchte ich Dir noch auf den Weg geben, da Du auf mich einen etwas "jungen" Eindruck machst.

    Im Rahmen des Alkoholmissbrauchs tritt bei Alkoholikern sehr oft eine starke Wesensveränderung ein/auf. Mit einer dauerhaften Abstinenz und der Arbeit "an sich selbst" wird/kann/muss sich ein Alkoholiker erneut und sehr gravierend verändern. Sollte der Partner in diesem Veränderungsprozess (der durchaus auch mehrere Jahre dauern kann) nicht sehr eng einbezogen sein und diesen Veränderungsprozess auch für sich mitgehen, so stehen wir in der Suchthilfe sehr oft vor der Tatsache, dass sich die beiden Partner komplett entfremden und in unterschiedlichste "Richtungen" entwickeln.

    Resultat: die meisten Beziehungen zu einem Alkoholkranken gehen nicht in der "nassen Phase" auseinander, sondern erst danach - weil die Partner nichts mehr "mit sich anfangen" können.

    Es liegt also an Euch beiden, einige "Bausteine" Eures Miteinanders umgehend auf den Prüfstand zu stellen und die Weichen für eine gemeinsame Zukunft neu zu stellen.

    Beispiel? Gut. Du schreibst sinngemäß und mehrfach, dass ihr "nicht so offen" miteinander redet. Was für eine Beziehung führt ihr denn dann? "Nur" Kiste und Versorgung und Fun? Wie soll Eure Beziehung die nächsten 5, 10, 20 oder 50 Jahre überdauern, wenn ihr jetzt schon nicht offen miteinander über das Wichtigste, nämlich Euch, redet?

    Was will ich Dir damit sagen? Mehreres. Zum einen: Nicht jeder, der Angehöriger eines Alkoholikers ist, muss zwingend Co-Abhängig sein. Es gibt genügend Beispiele, wo der Angehörige "nur" ein krankes Partnerschaftsverhalten zeigt. Das reicht aber auch aus, um die Sucht am Leben erhalten zu können, wenn der trinkende Partner dies will.
    Zum Anderen: Bevor Du Dir Gedanken über Deinen Freund machst, kann ein Blick auf das eigene Verhalten nicht schaden. Auch Korrekturen am eigenen Verhalten sind möglich, wenn Du das willst.
    Drittens und letztens, zum Thema "Garantie": weißt Du denn überhaupt, was Du von Dir in den nächsten 5, 10 oder 20 Jahren erwartest, wo Du Dich hinentwickeln willst? Wenn nein - wie willst Du dann wissen, wohin sich Dein Freund zu entwickeln hat? Mit welchem Anspruch "verlangst" Du Änderungen/Verhalten/Taten von Deinem Freund - kannst Du diese Erwartungshaltung auch umgekehrt "befriedigen"?

    Alles nur Gedanken. Ich hab's dieser Tage in einem anderen Thread zu einem ganz anderen Thema schon mal geschrieben: Ich tue gut daran, mich erst mal um die Balken in meinem eigenen Auge zu kümmern, bevor ich auf den Splitter im Auge des Anderen hinweise...also immer schön vor meiner eigenen Türe kehren...

    Zieh Dir hier raus, was Du brauchen kannst. Den Rest lass unbeachtet liegen!

    LG
    Spedi

  • Hallo,

    danke für Eure Antworten.

    Ich habe mir am Wochenende eine Zwangspause auferlegt. Das ganze Denken der Gedanken macht mich fertig. Habe versucht, WE ein wenig zu relaxen. Es ging mir bescheiden. Schlecht geschlafen, einen Kopf als wenn ich nen starken Kater hab und ein komisches Gefühl in der Magengegend. Heute geht es etwas besser.

    Speedy53 : Danke Speedy. Ich weiß, dass ich einmal schon ein Interview gelesen hab von Karsten. Aber als ich dieses jetzt gelesen hab, konnte ich mich ehrlich gesagt nicht daran erinnern. Keine Ahnung ob es dieses war.

    @ingane:

    Zitat

    ...seinen leeren Versprechungen, das er mit dem Trinken aufhören würde.

    Zitat

    …immer abgestritten, auch wenn ich seine Fahne meilenweit gegen den Wind riechen konnte…

    Es mag jetzt wieder aussehen, als stelle ich meinen Freund als eine Ausnahme, als etwas Besonderes dar. Aber ich kann nur sagen, wie es war. Er hat mir nie versprochen, dass er mit dem Trinken aufhört, er wusste, dass es Zeit wurde, aber er noch nicht konnte. Ich glaube deshalb hat er auch nichts versprochen. Er hat auch nie geleugnet, dass er was getrunken hat (wäre auch überflüssig gewesen). Er stand dazu.

    @Spedi:

    Zitat

    … da Du auf mich einen etwas "jungen" Eindruck machst.

    Bin 28.

    Zitat


    Auch Korrekturen am eigenen Verhalten sind möglich, wenn Du das willst.


    Das würde ich gerne wollen, darum bin ich hier.

    Ich möchte einsehen und auch so handeln, dass ICH die Einstellung meines Freundes nicht ändern kann. Ich will/muss die Einstellung sowie die Art und Weise wie er mit der Thematik umgeht, akzeptieren.
    Und wenn er meint, es ist richtig sich als nicht trinkender mit Alkohol zu umgeben und muss dem nicht aus dem Weg gehen, dann muss er das tun. Es muss mir gleichgültig sein. Ich will ihn nicht ständig in eine Ecke drängen, in die er nicht rein will, indem ich ständig mit dem Finger du du mache und ihm sage, das ist aber nicht richtig so. Ich will ihn seinen Weg gehen lassen und ihm nichts vorschreiben. Und das muss und will ich lernen.
    Ich werde zusehen, dass ich da irgendwie hinkomme. Als erstes sollte ich es endlich mal mit Reden versuchen?!

    Gruß
    Jamie

    Von nichts kommt nichts...

  • Hallo Jamie,

    Zitat

    5. Wochenende vor Weihachten wollte ich noch W.-Geschenke kaufen. Wusste auch schon wo und was. Oh Gott, Weltuntergang. Panik. Dass wir Wochenende immer einkaufen, ist ja klar, aber nicht noch Geschenke und in DIESEM überfüllten Kaufhaus kurz vor Weihnachten. Aldi ok, aber nicht dahin! Und dann nicht wissen was man kaufen will, ewig gucken und und und. Da meinte er doch plötzlich: „Ich bin seit einer halben Stunde am kämpfen, nicht in die Kneipe zu gehen.“ Boah, das saß. Ich stand da und mein Herz fing an zu rasen. Kann der Auslöser evtl. auch die W.-Feier eine Woche vorher gewesen sein? Gut, man weiß es nicht. Aber ok, kein Problem, fahr ich alleine Geschenke kaufen. Er mochte das noch nie, in volle Kaufhäuser einkaufen fahren. Hab ich in dem Moment auch nicht dran gedacht Verlegen . Ich hab ihn danach noch 2 mal auf diesen Vorfall angesprochen. Das erste Mal sagte er, er hätte gemeint in die Kneipe wegen der Leute nicht wegen Alk und beim zweiten Mal hieß es plötzlich, „War nicht so gemeint, passte gerade so schön, hätte auch sagen können, ich geh mal kurz zu mir nach Hause.“ Hä? Warum kam dann in seinem ursprünglichen Satz das Wort kämpfen vor? Ausreden, wie damals. Er versteckt sich hinter der Wahrheit, richtig?

    Ich habe das jetzt mal aus Deinem anderen Thread zitiert, weil mir das nicht aus dem Kopf geht!
    Du, er hat Dich voll im Griff, in meinen Augen spielt er nach wie vor Spielchen mit Dir und ist nicht mal annähernd trocken!

    Wenn das trocken werden und bleiben sooo einfach wäre, warum dann die vielen Rückfälligen? Zu was verschiedene Therapiemöglichkeiten? Das ist doch dann alles völlig überflüssig wenn eine einfache Entgiftung reicht.
    Dein Freund tut das so ab als wenn es kinderleicht wäre trocken zu werden und zu bleiben. Und Du scheinst noch nie etwas davon gehört zu haben das Alkoholiker alles tun um weiter zu trinken.

    Tut mir leid, ich kann Dich nicht verstehen, irgendwie scheinst Du gern darunter zu leiden wenn er mal so nebenbei ein paar Sprüche macht, das er kurz vorm Rückfall steht. Weißt Du, ich wäre froh gewesen wenn mir jemand schon vor Jahren erklärt hätte was mit meinem Mann los ist, anstatt mir nur zu sagen das ich mich trennen soll. Dann hätte ich mir nämlich einiges erspart und unserer Tochter auch.

    Alleine schon das Du Dich hier angemeldet hast, zeigt doch das Du selbst schon gemerkt hat das was nicht stimmt mit seiner Trockenheit. Wenn er wirklich trocken wäre, dann würdest Du das merken, an seinem Verhalten solltest Du das schon deutlich erkennen können. Wenn er verstanden hätte dann würde er alles daran setzen seine Trockenheit nicht zu gefährden.

    Wie willst Du das in Zukunft aushalten? Das wirst Du nicht durchhalten, da wird man ja selbst als Angehörige irre wenn der Betroffene wie ein rohes Ei zu behandeln ist, weil er sonst eventuell rückfällig wird.

    Grüße von
    Ingane

  • Hallo Ingane,

    Zitat von ingane


    Ich kann Dir nur raten Dich von ihm und seiner Krankheit zu distanzieren und diesen Rat meine ich sehr ernst.

    Kannst Du mir das bitte genauer erklären, was Du damit meinst und wie ich das am besten umsetzen kann?

    Danke.

    Zitat von ingane

    ...irgendwie scheinst Du gern darunter zu leiden wenn er mal so nebenbei ein paar Sprüche macht...


    Nein, ich leide darunter und das bestimmt nicht gerne. Wenn ich ein paar Tage nicht mit seinen Sprüchen oder seiner Einstellung direkt konfrontiert werde geht´s. Aber das zeigt mir, wie schnell die negativen Aspekte wieder in Vergessenheit geraten können.


    Jamie

    Von nichts kommt nichts...

  • Hallo Jamie,

    Zitat

    Ich möchte einsehen und auch so handeln, dass ICH die Einstellung meines Freundes nicht ändern kann. Ich will/muss die Einstellung sowie die Art und Weise wie er mit der Thematik umgeht, akzeptieren.
    Und wenn er meint, es ist richtig sich als nicht trinkender mit Alkohol zu umgeben und muss dem nicht aus dem Weg gehen, dann muss er das tun. Es muss mir gleichgültig sein. Ich will ihn nicht ständig in eine Ecke drängen, in die er nicht rein will, indem ich ständig mit dem Finger du du mache und ihm sage, das ist aber nicht richtig so. Ich will ihn seinen Weg gehen lassen und ihm nichts vorschreiben. Und das muss und will ich lernen.
    Ich werde zusehen, dass ich da irgendwie hinkomme. Als erstes sollte ich es endlich mal mit Reden versuchen?!

    Damit hast Dir die Antworten schon selbst gegeben. Beschäftige Dich mit etwas was Dir Spaß macht, Dir Freude bringt und vor allem das Dich von Deinem Freund ablenkt. Wenn Du mit ihm redest, dann rede von Dir, sprich über Deine Gefühle. Sag ihm wenn Du denkst das er Dir etwas vormacht. Bleib bei allem ruhig und sachlich, lass Dich nicht von ihm provozieren. Wenn er merkt das Du Bescheid weißt wird er wahrscheinlich absichtlich Streit provozieren, er wird Dir Vorwürfe machen, Dich beleidigen. Wenn Du dann genau hinsiehst anstatt davor die Augen zu verschließen, dann wirst Du sehen wie weit er in seiner Sucht drinsteckt und wie wichtig ihm der Alkohol nach wie vor ist. Gib auf gegen den Alkohol zu kämpfen, Du hast keine Chance dagegen anzukommen, Du kannst nur die Konsequenzen daraus ziehen, sollte Dein Freund sich lieber totsaufen wollen. Ich musste da auch durch und leicht viel mir das ganz und gar nicht, es war sehr hart die Realität zu akzeptieren und nicht mehr an die Worte von meinem Mann zu glauben:"Es wird schon alles wieder gut." Ja für ihn sofort wenn er wieder weiter trinken konnte und er mich wieder zum Schweigen gebracht hatte. Für mich wurde alles nur noch schlimmer, aber das interessierte ihn nicht, er hatte das was er wollte erreicht, er konnte in Ruhe weiter trinken.
    Lass es nicht zu das er Dich kaputt macht! Du musst Dir wichtig sein!

    Grüße von
    Ingane

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