alkoholkranke Kollegin

  • hallo july!

    bin selbst neu hier im forum, und möchte dich herzlich begrüssen.
    ich denke du bist hier absolut richtig und wirst sicher einiges an infomationen erhalten, die euch im umgang mit der kollegin helfen können.
    theoretisch haben wir (bin krankenschwester) gelernt, wie mit alkohol am arbeitsplatz umzugehen ist, praktisch ist es so, dass ich zwar versucht habe, die gelernten dinge bei meinem lieben mann umzusetzen - nur ohne einsicht des betroffenen stehst im regen und kannst dich nur distanzieren.
    das soll dir jetzt nicht die hoffnung nehmen, nur helfen, dich nicht zu sehr zu quälen.
    falls du interesse an einem "leitfaden" zum konfrontationsgespräch hast, schreib mir einfach, dann kopiere ich dir die sachen hier rein.
    ansonsten, lies quer durch das forum, das hat mir auch geholfen und lass dir von den "alten Hasen" raten - hier hast du die gelegenheit, beide seiten zu hören, angehörige und trockene alkoholiker.

    alles alles liebe reva

    ps: das erste hast du schon richtig gemacht - eine bestandsaufnahme konkreter "nasser" zwischenfälle. und dass du hierhergekommen bist, sowieso ;)

  • HI!
    ihr mögt eure kollegin sehr, nicht wahr?

    bevor ich jetzt schreibe, wie sowas in der "theorie" ablaufen soll, möchte ich dich bitten, noch ein wenig abzuwarten, welchen "senf" die alten hasen dazu geben - und auch, bis du ein wenig abstand gewonnen hast. sonst nimmst du das problem auf deine schulter, und es ist ja nicht deines, sondern das deiner kollegin.
    das ist wichtig.
    du kannst sie anstubsen, aber losgehen muss sie von selber.

    also konfrontationsgespräch:
    1. unter vier augen. nur im nüchternen zustand. (vielleicht gehen auch 6 augen, wenn es euch leichter fällt, nur könnte ich mir vorstellen, dass sie dann zu schnell in die verteidigung übergeht. eventuell ist eine kolleginfür das Gespräch geeigneter, die nicht soviel persönliche bindung hat?)
    2. kurze einleitung, nicht lange um das problem herumreden
    3. konkrete vorfälle ansprechen, in ich form: 
    "mir ist gestern aufgefallen, dass...", "ich habe mich sehr erschrocken als du gestern plötzlich umgefallen bist..." und so ähnlich.
    4. "Ist dir das auch aufgefallen?" si stellung beziehen lassen - kurz!
    5. falls sie es leugnet:"doch, ich habe das sehr wohl bemerkt." (oder so ähnlich.
    6. kurz ansprechen, dass du als ursache ein alkoholproblem vermutest. und suche nach professioneller unterstützung nahelegen (z.b. Informationsmaterial über suchtberatungsstellen, würde ich mir besorgen, hab ich meinem mann als abschiedsgeschenk in seinen koffer gelegt :( ). "wir stehen hinter dir, wenn du bereit bist, dir hilfe zu suchen."
    7. nicht auf diskussionen einlassen - leugen/rechtfertigungen/schuldzuweisungen sind ein versuch, das problem zu zerreden (oder schönzureden, wie es hier einige sagen) und dich in die helferrolle zu drängen.
    8. einen termin setzen und die konsequenzen aufzeigen:
    z.b. "wie sehr ich dich auch schätze, wenn in den nächsten 8 wochen wieder so etwas passiert, wende ich mich an unsren geschäftsleiter."
    9. das gespräch rasch beenden
    (das ist der schwierigste teil, den hab ich bei meinem ex lang nicht geschafft).
    "so, das wars dann, was ich sagen wollte. bis später." (am besten eine pause machen, wo man sich nicht sieht, damit sich das ganze sezten kann und beide "runter" kommen)
    10. "normaler" umgangston für den rest der zeit, nicht ausweichen, keine übertriebene freundlichkeit, in keine problemgespräche verwickeln lassen -
    dazu sind wir normalos nicht da (wir müssen die leute ja den ganzen tag um uns haben, therapeuten haben nach einer stunde wieder zeit, sich auszuklinken und zu sich selbst zu finden.)

    und sollte sie "problemeinsicht" zeigen: mit dem folder hast du bereits genug getan - anrufen, sich einen terminausmachen und ihn einhalten muss sie selber! (natürlich kannst du als gute freundin mitgehen, wenn sie es will, aber nur, wenn du es auch willst.)

    sonst würde ich mich möglichst raushalten, sonst steckst du so schnell in der co-abhängigen falle wie wir alle....
    ihr leben - ihre probleme - ihre entscheidungen

    (das ist mein mantra, wenn ich mir wieder gedanken mache, wie mein mann zurechtkommen soll ohne mich: SEIN leben - SEINE probleme - SEINE entscheidungen )

    alles alles liebe viel glück und *daumendrück*
    reva

    ps: wäre den moderatoren sehr dankbar, wenn sie meinen text durchsehen würden....
    pps: wenn sie nicht will, kannst du nur auf dich schauen. hilfe kann man niemandem aufzwingen und es liegt auch nicht an dir, wenn ein mensch mit offenen augen ins unglück rennt.

  • Hallo liebe July, nein natürlich ist das dann kein "Ausrutscher" mehr, sondern dahinter steckt ein richtiger, echter Alkoholiker mit massiven Entzugserscheinungen, wenn er/sie denn mal für einen Tag sein lässt. Ich kann dir nur raten, dich auch gefühlsmäßig zu distanzieren! Denn wie schon weiter oben geschrieben wurde, sonst ist das plötzlich dein Problem und nciht mehr ihres!!! Es wird schon auch seine Gründe haben, warum sie nur so wenig arbeitet! LG tini

    Kleine Schritte sind besser als gar keine!

  • tini8 :) es gibt auch andre gründe, nur 2 täg die woche zu arbeiten - man nennt das prioritäten setzen und sich zeit nehmen für die wirklich wichtigen dinge ds lebens - zum beispiel ein kleines söhnchen, das dich liebt und braucht.
    nicht jeder glaubt unter 1000 euronen gibts kein leben ;)

  • hiho!
    wie geht es euch mit eurer kollegin?
    habt ihr schon den mut gehabt sie zu konfrontieren? ode müsst ihr noch immer verstecken spielen?
    ein denkanstoss - je länger ihr sie "lasst", umso teifer rutscht sie rein - und ihr auch, schuldgefühle, scham und so weiter - kenn ich alles, habe meinen mann trinkend kennengelernt und musste mir dann, als es mir zuviel wurde und bedenken kamen anhören, du wusstest ja wie ich bin, jetzt darfst dich nicht drüber aufregen.....hat 5 jahre und ein kind gedauert, bis ich sagte: damals wusste ichs nicht besser- jetzt stört es mich, weil ich weiss, was dabei rauskommt.
    alles alles liebe und *daumendrück*
    reva

  • liebe july!

    schön, dass ihr den ersten schritt geschafft habt. ich hoffe, dass gleich alles gelingt und die sache für euch ausgestanden ist.
    karsten hat glaube ich mal erwähnt, dass nur 2% der alkoholiker den ausstieg schaffen. deshalb: nicht den mut verlieren, wenn es rückschläge gibt. vielleicht konntet ihr die situation rechtzeitig klären und habt eurer kollegin job, familie und gesundheit gerettet.
    wie immer sich die situation entwickelt, sie hat auf jeden fall glück, dass sie so eine freundin wie dich hat.
    ich finde es gut, dass du nicht alleine gehandelt hast, sondern unterstützung geholt hast.
    damit schützt du dich meiner meinung nach davor, zum "co-alkoholiker" zu werden.
    scheu dich nicht, weiterhin so zu verfahren - und melde dich, wenns was neues gibt. ich bin schon total gespannt, ob das "happy end" glatt von der bühne geht - und falls nicht, findest du hier immer ein offenes ohr.

    *vierblättrigeskleeblattindiehanddrück*

    reva

  • hallo!

    ich weiss nicht, woran es liegt, dass ich alkoholresistent bin, hatte nie jemanden, der sich um mich gekümmert hat, im gegenteil, muste meine brüder bemuttern - daher wahrscheinlich auch meine "mannwahl", der brauchte auch jemanden zum bemuttern (und wahrscheinlich auch meine berufswahl, krankenschwester ;) oh mann, burn out, ich komme! ;-))
    deine kollegin hat glück, dass es in eurem job nicht als ok angesehen wird, mit fahne zu arbeiten - bei meinem ex ist das bei 50% der arbeitskollegen der "normalfall".
    als ich dort gearbeitet hab, hab ich auch ziemlich viel gekippt am anfang - doch nach einem halben jahr wurde es mir zu blöd - immer die gleichen leute, die gleichen themen, die gleiche lokation. keine ahnung, was manche daran finden.
    ich hoffe bloss, dass er jetzt, wo er das theater wechselt (und seine familie aufgegeben hat) den absprung zumindest andenkt. irgendwann muss doch auch ein - verzeihung - holzkopp begreifen, dass der alk als letztes übrig bleibt, wenn familie, freunde, kohle und gesundheit sich vertschüsst haben. doch da geb ich mich wohl illusionen hin.
    trotzdem.
    dir und deinen kollegen alles liebe und gute
    reva

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