Sorry Euch allen und vielen lieben Dank

  • Ich grüße Euch nochmal,

    noch lange ist nicht alles überstanden. Ich habe hier manchmal in den letzten Wochen ziemlich viel Mist geschrieben. Bitte nehmt hiermit meine Entschuldigung an. Ich schäme mich, sogar so, dass ich mich nicht getraut habe, mich hier einzuloggen. Es könnte ja jemand sehen, dass ich da bin.

    Ich war ungedulig, mir durchzulesen, dass jemand, oder vielmehr viele, nicht sofort so handelten, wie ich es angeblich als Co heute tun würde. Doch nun frage ich mich: Hätte ich so gehandelt? Hätte ich mich für immer meiner lieben Schwester losgesagt? "Nur" weil sie abhängig war??? Ich habe das getan. Ich habe meine Schwester 3 Jahre lang nicht gesehen, gehört, mein Neffe erzählte mir oft, wie sie weinte, weil ich ihr fehlte, sie liebt mich.... usw. usf. Es war mir egal, damals, ich war kalt.

    Sie hat im Suff so komische Sachen gemacht, hat mich blamiert in der Öffentlichkeit, ich hatte oft Angst, ich krieg nun gleich eine auf die Fre..e, weil sie sich mit allen möglichen Leuten angelegt hat.

    Komischerweise hatte ich vor ca. 1 Jahr den dringenden Drang, sie zu sehen und mich mit ihr zu versöhnen. Ein Jahr vor ihrem schrecklichem schnellen Tod. Tod durch Alkohol und Tabletten. Heute geht es mir so: Ich bin verzweifelt, verzweifelt deshalb: Ich bereue jede Minute, in der ich sauer auf sie war und mich von ihr distanziert habe. Warum habe ich Jahre auf sie verzichtet?

    Auf der anderen Seite denke ich: Es war aber auch damals mit ihr nicht mehr auszuhalten.

    Sie wollte nicht auf mich hören.

    Sie war oft unerträglich. Launisch. Aggressiv. Unberrechenbar und sehr laut.

    Aber auch sehr lieb. Und es ist und bleibt meine Schwester. Es ist anders, als wenn es ein Mann gewesen wäre, mit dem ich mein Leben teile. Das, was ich hier jetzt schreibe gilt nur für mich. Ich schreibe gerade, wie es MIR geht. Bitte, ich möchte niemanden angreifen.

    Blut ist dicker als Wasser.

    Es hält ewig.

    Über Liebeskummer kann man hinweg kommen.

    Aber Schwester bleibt Schwester. Bruder bleibt Bruder. Eltern bleiben Eltern. - Da kann man machen was man will. Es ist eine zugeschriebene Rolle, die man von Geburt an inne hat. Die Gefühle sind so tief. Und das so viele Jahr lang. Ich kenne jedes Lachen, jeden Gedanken, nur durch stumme Blicke verstehen....................

    Das macht mich so fertig.

    Wie komme ich dazu, hier die Allwissende zu spielen, wo ich doch selbst weiß wie es ist, derartig emotional verstrickt zu sein?

    Was zum Geier bilde ich mir eigentlich ein?

    Und dann bin ich doch wieder ungeduldig und schüttele den Kopf, wenn ich hier lese............ wie sich bei vielen alles dauernd wiederholt, neuer Thread aufgemacht wird.... immer wieder das Gleiche..... oder geschützter Bereich..... weil auch von anderen Forenteilnehmern Kritiken aufkommen.... oder sogar ganz hier wegbleiben???


    Auf alle Fälle, danke, dass Ihr da seid. Ich lese seeeeeehr viel hier. Aber was den Tod angeht, den Tod durch Alkohol, fühle ich mich manchmal ein wenig verloren hier, komisch eigentlich, denn es gibt einige Menschen hier, die ebenfalls geliebte Menschen durch Alk verloren haben. Könnte das eine Idee sein? Für ein neues Forenthema? War nur eine Idee, sonst nix.

    Danke

    Liebe Grüße von Angelina

  • Hallo Angelina....

    Ich habe gerade deinen thread hier gelesen...Es ist für mich bestimmt nicht zu ermessen, wie du dich fühlst.. aber vielleicht hilft es dir ein wenig weiter,: wenn du bei deiner Schwester geblieben wärst (den Kontakt nicht abgebrochen hättest) dann hätte dich nicht nur Liebe mit ihr verbunden ..sondern auch viel Wut und Hass darüber, dass sie sich in ihrer Sucht ergeben hat...Wir neigen gerne dazu, uns es in rosarot zu malen... auch ich denke in schweren Stunden an meine "glückliche" Beziehung zu meinem Noch... aber eigentlich waren die anderen Gefühle und Auseinandersetzungen in der Überzahl....Ich hoffe, du verstehst, was ich dir damit sagen möchte... LG Tihaso

    co-abhängig...Sich auf den Weg machen - egal wie schwer er ist!!!

  • Liebe Thiaso,

    danke für Deine Antwort. Mehr kann ich im Moment nicht sagen. Wie gut es tut, wieder ein wenig aufgebaut zu werden. Ich bin oft so am zweifeln und habe ein schlechtes Gewissen, weiß dann aber doch wieder, dass es halt so war wie es war. Alles ist momentan so ambivalent in mir.

    Liebe Grüße von Angelina

  • Liebe Angelina,

    kann dich gut verstehen in dieser Situation. Habe meinen Bruder vor 15 Jahren durch Alkohol verloren. Danach Fragen, Vorwürfe,....
    So ein Ereignis ist schlimm für die Familie und belastet über Jahre. Dazu muss ich noch sagen, dass unsererseits alles unternommen wurde, um ihm zu helfen, aber der Kreislauf von Alk-Sucht und Depressionen war stärker. Das Ende war Suizid. Gründe kann man dann nach den quälenden "Warum-Fragen" nur vermuten, die Zeit heilt die Wunden sehr langsam.

    Jahre später bin ich zur Erkenntnis (für mich) gelangt:
    Ich habe das Vorgehen meines Bruders zu akzeptieren, er hat sein Leben so gelebt, wie er es immer wollte, und ich bin mir sicher, würde ich ihn nochmals irgendwo begegnen, er würde uns ein noch schönes Leben wünschen, ohne quälende Fragen über das "Warum" seines Wegganges.

    Lg klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • Lieber Klarerkopf,

    schön, dass mir jemand schreibt, der sowas wie ich durchmachen muss. Es ist vielleicht wirklich zu schwer um zu begreifen, was das alles bedeutet. Man schwankt derartig zwischen Schuld, Ohnmacht und Liebe hin und her. Und dann das Entgültige. Ständig die Bilder vor Augen. Koma.. das schrechkliche Gelb bis auf die Kopfhaut... kriegt sie was mit oder nicht, das Dir nicht mal die Ärzte sagen können... die teilweise sehr lieblosen und brutalen Krankenschwestern... wäre ich doch bei ihr gewesen, als sie in den ewigen Schlaf gelegt wurde... ich habe entschieden, dass nach ihrem Hirntod die Maschinen abgestellt wurden... ich hatte sie ihm Arm, geküsst, als sie ging, ich bin mir sicher, sie war noch da. Habe ich sie einschläfern lassen, wie ein Hund? Sie hat aber immer gesagt, sie wolle nie leiden - und sie hatte immer irgendwie eine Todessehnsucht.

    Sie sagte früher immer zu mir, sie könne nie Alkoholikerin werden, sie hasse Alkohol. Bis sie die Angstzustände hatte und merkte, dass sie mit Bier besser schlafen kann. Habe ich sie richtig beraten, hätte ich nicht beharrlicher sein sollen, nicht fordernder, dass sie eine Therapie macht?

    Sie hat für mich früher als Schwester, 2 Jahre älter als ich, immer die Kohlen aus dem Feuer geholt, hatte eine scheiss-schwere Kindheit. Haben wir uns es nicht alle zu einfach gemacht, sie zum schwarzen Schaf zu stempeln? Was war mit Liebe?

    Und dann die ewige Frage: sieht man sich wirklich wieder?

    Und warum hat Alkohol solch eine Macht, über Leben und Tod?

    warum ist solch ein Stoff erlaubt, wo Millionen von Menschen und Familien zugrunde gehen mitsamt ihren Kindern?

    Wie kann das sein,

    hauptsache die Alkoholsteuer stimmt dabei und nährt den Parasit Staat???

    Tausend über tausend Fragen und keine Antwort. Klar, sie hat selbst entschieden zu trinken. - Ein Arzt auf der Intensiv sagte wortwörtlich zu uns: Ihre Schwester ist selbst schuld, sie kriegt keine Spenderleber. Unmöglich.

    Einen Tag später sagte ein anderer Arzt zu mir: Ihre Schwester ist noch so jung. Kein Mensch darf darüber urteilen, warum sie dem Alkohol verfallen ist. Sie kriegt auf alle Fälle, wenn sie das übersteht, eine neue Leber. Wir haben sie schon für das Programm bei Prof. Sowieso vorgesehen. Darüber darf niemand urteilen, das kann jedem passieren....

    Hoffnung... keine Chance.... läppische 3 Wochen zwischen a und b hin und herpendeln. Dann entschied der Teufel, dass es darum gar nicht geht. Sondern alles vorbei ist.

    Soweit,

    die Kerzen brennen, mein Herz auch....

    ich mag frohe Ostern mit meinen Kindern und meinem Mann und das wünsche ich Euch allen auch...

    Angelina

  • Hallo Ihr Lieben,

    ich habe mich heute für den geschützten Bereich angemeldet. Es gibt viel zu erzählen, nicht "nur" über mein Schwesterlein, auch über mich. Ich hoffe, dass das der richtige Schritt war. Mal gespannt, was "geschützt" für mich bedeutet, es gibt viel zu sagen und zu lesen. Habe auch ein bissel Angst, aber ok. es kann, muss aber nicht viel sein....

    ein frohes freies Osterfest wünscht Euch Eure A.

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