Guten Morgen, Georg
Zitat
Was muss dann in meinem Notfallkoffer sein?
Ich hab meinen Notfallkoffer in letzter Zeit nicht mehr sooft gebraucht wie anfangs, mein letzter Sauftag war der 25. Okt. 2005.
Feiere dieser Tage wieder mal Geburtstag.
Aber auf deine Frage hin öffne ich ihn jetzt einmal und siehe da, was liegt ganz oben:
Die Erinnerung an besagten Tag (25. Okt. 2005), aufgewacht in der Intensivstation mit bei der Einlieferung gemessenen Promillewerten jenseits der 3,5-Grenze, Infusionsflaschen über mir etc., etc.....
Ich nenne das für mich die Erinnerung (das Vor-Augen-halten) an meinen persönlichen Tiefpunkt.
Übrigens, das Öffnen des Notfallkoffers und das "Wiedersehen" der Beschreibung meines Tiefpunktes hat alleine schon gereicht (für mich), in den letzten sieben Jahren das erste Glas stehen zu lassen und so wird es auch in Zukunft sein, davon geh ich ganz fest aus....
Was liegt noch drin?
Ja, ich muss dazusagen, in meinem Koffer liegen Erinnerungen an "damals" und diese mir vor Augen zu halten, haben mir für meine Abstinenz gereicht. Manch einer mag vielleicht Notfallnummern, wie die Nummer "seines" Therapeuten während der stationären Therapie im Koffer verpackt haben, bei mir sinds wie gesagt Erinnerungen, und zwar aus folgendem Grund:
Ich sagte mir damals, wenn ich noch einen Funken Stolz besitze, dann ändere ich mein Leben, oder es geht (incl. dem Leben) alles in die Brüche.
Im Koffer befindet sich auch eine Klarstellung meiner falschen Meinung, dass meine Kinder ( jetzt beide um die 20 J. alt ) damals nichts mitbekommen haben, diesen Irrglauben kann man sich getrost abschminken.
Was befindet sich noch drinnen:
Ah, ein kleiner Wink:
Auch ich habe mich oft mit Aufgaben und Erledigungen, "die sein haben müssen" zugeschüttet, dies hatte dann aber auch eine unsichtbare Verbindung mit der Belohnung, die ich mir danach gönnte .... (in Form von Alk).
Ich hab auf der stationären Therapie gelernt (und das war speziell für mich wichtig, da ich immer einen innerlichen Drang verspürte, etwas erledigen zu müssen), den zu erledigenden Dingen den Zwang zu nehmen.
Beispiel:
Ich ersetzte das Wort "muss" mit "es wäre gut, wenn" zu ersetzen.
Ein Beispiel:
Heute muss ich noch Himbeerstöcke pflanzen, klang bei mir dann so:
Es wäre gut, wenn ich heute noch Himbeerstöcke pflanzen würde (aber, wenn ichs nicht mehr heute mache, ists auch egal).
Solche Sachen nahmen mir den Zwang an einer bestimmten Sache, nämlich den Zwang dieses und jenes erledigen zu müssen, was dann ja, wie ich oben schon sagte, mit einer Belohnung endete....
Ich streiche das "muss" in den (meisten) Sätzen, denn es gibt, wenn man wie du und ich eine Familie, eigene vier Wände, Beruf hat, genug Dinge, die mehr oder weniger sowieso erledigt werden sollten, wichtig für mich ist:
Was hat Priorität, was nicht (erledigt zu werden).
Denn, wie ich schon sagte, bei mir äusserte sich das dann als Kreislauf, Aufgabenliste erledigen, danach Belohnung (Alk)....
So, jetzt schlichte ich wieder fein säuberlich alles wie gehabt in meinen Koffer und er kommt wieder an seinen Platz (es mag jetzt komisch klingen, aber allein das Ansehen des geschlossenen Koffers lässt mir Gedanken durch den Kopf gehen, wie:
Was waren das damals für Erwachen an den Morgen danach, was gab es damals doch für Auseinandersetzungen mit meiner Frau, was hatte ich damals für einen (Alkohol-) Beschaffungsstress etc.
Wenn ich nur den Koffer ansehe und ich mich an diese Sachen erinnere, erübrigt sich das Öffnen (mittlerweile).
Und dafür bin ich dankbar .....
Ich wünsche dir auf deinem weiteren Weg alles Gute, bleib deinem eingeschlagenen Weg treu und denk in diesem Sinne auch an deine Familie.
Klarerkopf