Sollten Hilfsangebote differenziert werden?

  • Sollten Hilfsangebote differenziert werden?

    Guten Morgen,

    angeregt durch die Erlebnisberichte von Kommal im Bereich "Das Leben nach dem Alkohol" und durch eigene Erfahrungen in meiner Entgiftung im August 2007 möchte ich gerne folgende Frage stellen: Soll es unterschiedliche Therahieangebote (Entgiftung, LZT) für "Erstpatienten" geben?

    Ich gebe zu eine sehr provokannte Frage, da sich in meiner SHG auch Patienten befinden, die schon als hoffnungslose Fälle galten und jetzt schon zum teil mehrere Jahre trocken sind.

    Auf der einen Seite war es für mich erschreckend zu sehen, wo mein Weg noch hinführen konnte aber mich stöhrte auch die Gleichgültigkeit und Uneinsichtigkeit dieser Mitpatienten in Bezug auf die Therapiearbeit.
    Natürlich liegt es an jedem selbst, wie er sich in die Therapiearbeit einbringt, aber als stöhrend empfand ich es teilweise schon.

    Bis bald, Andreas

    "Und mein Weg ist immer noch nicht zu Ende, und wird es auch nie sein, denn die Alkohol-Krankheit tragen wir in uns, zwar schlafend solange wir abstinent leben, und abgespeichert in unserem Suchtgedächtnis." (Rose)

  • Hallo Andreas,

    auch ich bin ‚Ersttäter’ und kann Deine Gedanken durchaus nachvollziehen.

    Als ich ins Krankenhaus (zur Entgiftung) gegangen bin, habe ich eine Menge Erwartungen und Hoffnungen mit im Köfferchen gehabt. Auch bei mir wurde (wie wahrscheinlich überall) kein Unterschied gemacht, ob man sich zum ersten oder bereits zum 20sten Male dort eingefunden hat. Nun war ich auch noch zur Ferienzeit dort, und das ‚Programm’ war ohnehin etwas eingeschränkt, aber selbst bei vollem Tagesplan hatte ich oft den Eindruck, dass man sich überhaupt nicht angemessen um mich und mein Problem kümmert. Da waren ‚harte’ Fälle, die überhaupt keine Einsicht zeigten, ‚romantische’ Träumer vom kontrolliertem Trinken und, und, und ... Ich fühlte mich mit meiner eigenen, ach so speziellen und individuellen Problematik von den Ärzten und Therapeuten einfach nicht wahrgenommen.

    Als dann auch noch die Mitpatienten gingen, mit denen ich mich über das Thema Alkohol sehr differenziert -und vor allem auch zielorientiert- austauschen konnte, habe ich tatsächlich nach Absprache mit den Ärzten das Krankenhaus 4 Tage früher verlassen, weil ich keinen Sinn in einem weiteren Aufenthalt gesehen habe.

    Obwohl ich damals also nicht immer begeistert gewesen bin, betrachte ich diese Zeit heute allerdings als sehr wichtig, lehr- und hilfreich für meinen weiteren Weg. Ein ganz wichtiger Punkt dabei war auch zu verstehen, dass eine Entgiftung eben ‚nur’ eine Entgiftung und keine Therapie darstellt. Und vielleicht noch wichtiger: Ungeduld und der Wunsch nach individueller Behandlung sind schlechte Begleiter. Alle Formen der Therapie können höchstens Anregungen für ein selbstbestimmtes und alkoholfreies Leben geben, leben muss es aber jeder ganz für sich.

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

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