Mein Vater trinkt auch

  • Hallo Nicolina,
    ich kann dir nur raten: Rüttel deine Mutter auf! Bring sie dazu, eine konsequente Entscheidung zu treffen. Ich weiss ja nicht, wie alt ihr Kinder seid, aber ich nehme an, euere Mutter muss die Verantwortung tragen. Sowieso.
    Ich bin erst nach langen Jahren aufgewacht, mutig geworden, als meine Tochter mir sagte: Lass dich doch scheiden. Erst da ist mir bewusst geworden, was ich meinen Kindern zumute. Jetzt schäme ich mich nur dafür, so lange gewartet zu haben.
    Den Krankenwagen rufen könnt ihr aber auf jeden Fall. Vielleicht hilft es ja euerem Vater, wenn sein "Fall" öffentlich wird. Verstecken kann man die Sucht sowieso nicht. Die meisten Leute im Umkreis bekommen es mit.
    Ich wünsche euch ganz viel Kraft und Mut und Geduld für die nächsten Schritte,
    Liebe Grüße Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • hallo nicolina

    Zitat

    Er weiß, dass er uns mit der Sauferei verletzt, sagt aber auch, dass er es nicht ändern kann, weil er Angst hat, seine Arbeit zu verlieren, wenn er z.B. eine Entziehungskur macht. Und was sollen die Leute von ihm denken, sagt er. Ich habe ihm dann gesagt, was sollen sie denn jetzt von Dir denken?


    oh ja - so ähnlich kenne ich die ausreden auch... das mit der arbeit zwar net (mei mutter arbeitet net) aber in bezug auf die anderen und was die dann denken :roll: alles humbug, das umfeld, auch das weitere bekommt es meistens früher oder später mit.

    mehr als reden kannst du mit deinem vater leider net, der wille zum trockenwerden muss von ihm aus gehn. is der nicht vorhanden, dann kannste dir den mund fusslig reden, so wars auf jeden fall bei mir.

    und für deine mutter gilt das gleiche, sie ist erwachsen und wenn sie an der seite deines vaters bleiben möchte dann kannst du nichts dagegen machen. bei gotti haben die worte ihrer tochter sie wachgerüttelt, ist aber leider nicht immer so. gibt genügend beispiele für hier im forum, mein vater z.b. ist ausgezogen - aber alleine, es kam für ihn nicht in frage das er meine jüngeren brüder mit nimmt.

    kannst du denn mit deiner mutter über alles reden? hört sie dir zu und nimmt dich ernst? oder möchtest du das nicht, weil sie ja in deinen augen eh scho so viel wegen deinem vater zu tun hat?

    Zitat

    Ein paar Mal wollten wir schon den Krankenwagen rufen, wenn er wieder gefallen ist, aber irgendwie trauen wir uns das nicht. Vielleicht sollten wir es mal tun!?


    tja krankenwagen, das is so ne sache... wenn er fällt und er verletzt sich, ist es bestimmt nicht verkehrt, ich will dir etz keine angst machen aber es kann auch soweit kommen das ihr den krankenwagen braucht, so wars bei mir zumindest scho. mitnehmen werden sie ihn, außer natürlich er weigert sich :roll:

    liebe grüße

  • Hallo Nicolina,

    erstmal herzlich Willkommen.

    Ihr muesst konsequent sein im Handeln.

    Du solltest auf jeden Fall offen mit Deiner Mutter darueber sprechen.

    Ein nasser Alkoholiker wird versuchen immer an seiner Sucht festzuhalten und wenn ihr ihm auch noch helft, dann wird er gar nicht sehen koennen, was seine Sucht alles mit ihm macht. Ich kann Dir nur sagen, dass es absoluter Quatsch ist, dass man seine Arbeit verliert, wenn er eine Entziehungskur macht, das ist eine Ausrede.

    Wie sieht Deine Mutti denn die Situation?

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hi Nicolina,

    ja Deine Mutti lebt wohl auch in einer absoluten Co-Abhaengigkeit. Sie will sich nicht loesen, weil sie nicht weiss, was dann auf sie zukommt. Leider ist es so Nicolina, dass erst ein nasser Alkoholiker merkt was wirklich los ist, wenn die Familie langsam Abstand von ihm nimmt. Es hoert sich schlimm an, aber er hat ja immer noch das Sicherheitsnetz der Familie, also kann er ja schoen weitersaufen.

    Bei meinem Stiefvater war das auch so, er hat bis zu seinem Tod letztes Jahr weitergesoffen, an seinem letzten Tag war er nochmal so richtig blau. Er wurde nur 56 Jahre alt. Meine Mutti hat es nie geschafft ihn zu verlassen und hat sich durch ihre Co-Abhaengigkeit so verantwortlich fuer die Familie und unseren Vater gefuehlt, dass sie einen Knoten in der Brust fuer 10 Jahre ignoriert hat. Sie ist heute unheilbar an Krebs erkrankt, wir haetten sie beinahe letztes Jahr zwei Monate nach dem Tod unseres Vater ebenfalls verloren, aber wir hatten gute Aerzte und jetzt eine gute Therapie, die ihr noch eine ziemlich gute Lebensqualitaet geben.

    Selbst koennt ihr rein gar nichts machen, so wie es aussieht, sieht Dein Vater fuer sich keinen Weg in die Trockenheit, er hat noch zuviele Ausreden dafuer und will somit weitersaufen. Ich kann eigentlich Deiner Mutti nur raten ihn zu verlassen, damit er eine Chance hat zu erkennen welche Konsequenzen seine Erkrankung hat.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo,

    bin noch sehr neu im Forum und ehrlich gesagt bin ich froh, hier endlich mal auf Leute zu treffen, die alle ähnliche Erfahrungen gemacht haben - obwohl das eigentlich ziemlich traurig ist.

    Nicolina mir ging es eigentlich genauso wie dir. Mein Vater hatte mit dem Trinken schon begonnen, da war ich noch nicht einmal geboren. Meine Eltern hatten sich - eigentlich - scheiden lassen, als ich ungefähr 2 Jahre alt war, u.a. wegen des Alkohols. Sie sind jedoch später wieder zusammen gezogen. Viele Jahre lief es im Grunde auch sehr unauffällig und eher in Phasen, zwischen Arbeit und Arbeitslosigkeit. Bis es dann immer schlimmer wurde. Da hat meine Mutter letztendlich die Konsequenz gezogen und ihm gesagt, dass er ausziehen soll.
    Er hat sich eine Wohnung bei uns in der Nähe gesucht und ich dachte, naja vielleicht wird jetzt doch noch alles gut.
    Aber eigentlich sind die Phasen immer nur schlimmer geworden, kaum gab es eine neue Chance für ihn (und bei jeder hatte ich naiverweise wieder Hoffnung), kam der Absturz umso heftiger... bis mein Vater einen Unfall bei sich zu Hause hatte und sich schämte und sich auch nicht traute einen Arzt zu rufen. Erst 1-2 Tage danach hat er meine Mutter angerufen und um Hilfe gebeten, aber es war dann zu spät.
    Was ich sagen will - man kann es meistens drehen und wenden wie man will, es gibt nicht den einen richtigen Weg, leider. Und sich konsequent von einer alkoholkranken Person anzuwenden und den Kontakt abzubrechen führt nicht unbedingt dazu, dass die Person die Erkenntnis bekommt etwas ändern zu wollen - man bekommt es nur einfach nicht mehr mit, wenn sie wieder voll ist.

    Wie ich mit solchen Situationen umgegangen bin? Leider immer nur hilflos - ich habe auf ihn eingeredet oder geheulte oder eben beides zusammen. Mit Freunden habe ich überhaupt nicht darüber gesprochen, wobei ich nicht glaube, dass es nur aus Scham war. Und wie ich heute sehe, können viele Menschen, die nicht selber betroffen sind auch gar nichts damit anfangen.
    Ich denke, dass ist auch ein großes Problem der Gesellschaft - es bleibt selten im Verborgenen, wenn jemand trinkt, trotzdem wird von der Mehrheit der Gesellschaft keine Notwendigkeit gesehen dort irgendwie einzugreifen - man schaut lieber weg und schweigt sich aus.


    viele Grüße,
    amaly

  • hi nicolina

    Zitat

    Wie ich mit solchen Situationen umgegangen bin?


    lange zeit genauso wie amaly, gebracht hat es nichts - außer das ich hinterher total fertig war. dann bin ich nach und nach auf abstand gegangen, erst nix mit ihr geredet wenn sie betrunken war, inzwischen so gut wie gar nix mehr. inzwischen hab ich mich dran gewöhnt, mir geht es gut, auch wenn sie trinkt. es ist ihr leben, nicht meins!

    was mir das ganze wohl etwas vereinfacht hat ist das ich nicht bei meiner mutter wohne, bin schon vor einigen jahren ausgezogen. so hab ich halt als rückzugsort meine eigenen vier wände und dort fühle ich mich verdammt wohl.

    du schreibst so viel über deine familie, aber ich vermisse dich dabei. wie geht es dir, immerhin bist du ja auch hier - nicht deine familie. würde mich freuen mehr von dir mit dem wort "ich" zu lesen :wink:

    liebe grüße

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