noch ganz am Anfang...

  • Hallo AngelT,

    wie war die Nacht und wie dein Tag??

    Hast du dir gestern Abend noch was leckeres gegönnt? Hat sich dein Mann schon gemeldet? Wie biste allgemein so drauf?

    Ich wurde gestern Abend noch mit sms zugetextet. Von wegen es tut ihr leid, dass sie mich schon so viele Nerven gekostet hat. Sie hofft auch, dass wir bald wieder auf eine "gute Ebene" kommen. Ich hab das Gefühl, hier macht mal wieder jemand auf gut Wetter, so nach dem Motto: Ich brauch da noch ein Hintertürchen zu meiner Insel, wenn es mir mal wieder Schei... geht.

    Kostet schon enorm viel Kraft, da standhaft zu bleiben. Keinen Schimmer wie lang ich das noch aushalten werde, ohne rückfällig zu werden.

    Wenn du willst und/ oder dir das angenehmer ist können wir auch mal außerhalb des Forums mailen.

    Bin gespannt auf deine Antworten

    Gruß
    Lupus

  • Hallo, lupus54

    schön, von Dir zu lesen. Danke der Nachfrage, die Nächte sind bei mir immer ganz ok, will heißen ich schlafe viel ruhiger als mit einer „Alk-Leiche“ neben mir, bei der ich immer Angst haben musst, er bekommt keine Luft mehr und erstickt vor lauter schnarchen.

    Gestern war ich, genau wie heute, bei unserem Lieblings-Ceylonesen (deutsche Küche!) um die Ecke. Mein Mann hat am Vormittag mehrmals angerufen, wir hatten ein paar berufliche Dinge zu klären. Bei 3. Telefonat merkte ich, wie mir die Anweisungen, was ich noch alles tun sollte und auf keinen Fall vergessen sollte langsam auf die Nerven gingen. Das hat er wohl gemerkt und meinte nur, ob ich knatschig wäre! Hab nur nee gesagt und mich artig verabschiedet.

    Morgen kommt er nach Hause, um Abends in die Gruppe zu gehen und am Mittwoch zum Therapeuten (zum 2. mal) und dann wieder in die klinik zu fahren. Wenn ich das richtig verstanden habe, will er am Freitag dort die Zelte abbrechen und nach Hause kommen. Mal sehen, ob das gut geht!

    Wie lange will (oder sollte) Deine Partnerin denn noch in der Klinik bleiben? Wie war denn das bei Euch nach den Entgiftungen/Therapien? Hattest Du auch immer das Gefühl, sie in Watte packen zu müssen, damit sie nur ja nicht wieder rückfällig wird? Das fand ich immer so anstrengend, dass ich dachte, immer jedes Wort auf die Goldwaage legen zu müssen, bevor ich es gefahrlos aussprechen kann! Hast Du denn auf die sms geantwortet?

    Ausser uns beiden redet ja hier eh keiner mehr mit, meine mails kann mein Mann auch lesen, zumindest die Antworten, ich weiß nicht ob ich das im Moment so angebracht finde, wenn er alles liest.

    Beim nochmaligen Durchlesen merke ich, dass meine Gedankensprünge etwas chaotisch sind, aber so bin ich. Ich schicks trotzdem ab!

    Ganz liebe Grüsse und bleib stark!

    AngelT

    Es gibt bereits alle guten Vorsätze, wir brauchen sie nur anzuwenden

  • Hallo AngelT,

    schön, dass deine Nächte jetzt ruhiger sind und du deine Gewohnheiten beibehältst. Lass dich bloß nicht davon abbringen.

    Das hab ich falsch gemacht - alles, was mir Spaß gemacht hat, hab ich dran gegeben um da zu sein, nur für sie und hab mich obendrein von allen Freunden gelöst, weil diese glaubten, mir unbedingt von dieser Beziehung abraten zu müssen. Heute begreife ich erst, dass sie richtig lagen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

    Ich hab ihr alle Wünsche von den Augen abgelesen und sie nach allen Regeln der Kunst verwöhnt. Das kannte sie so noch nicht, für mich ist das normal. Bei meiner verstorbenen Frau war ich genauso, nur da gab es Rückmeldungen. Ich habe gehofft, ihr durch dieses Verhalten näher bringen zu können, dass es auch andere Männer gibt, als ihren Ex. Ein äußerst egoistischer Yuppie. Ich dachte damals, er sei der Grund für ihren Absturz. Weit gefehlt.

    Genau wie du habe ich sie in Watte gepackt und möglichst keinen Stress an sie ran gelassen (bei 4 Kindern, damals 2,5,10 und 13 Jahre gar nicht so einfach). Dennoch gab es Rückfälle und seltsamer Weise war ihr "wahnsinniger Stress" immer der Auslöser. Alles Unsinn.

    Seit Mitte März ist sie jetzt in der Klinik und hat ein weiteres mal verlängert. Dies ist jetzt der 4. oder 5. längere Klinikaufenthalt. Sie beginnt im August mit einer Ausbildung zur Altenpflegerin, ich wünsch ihr von Herzen, dass sie das schafft, hab da aber so meine Zweifel ob sie diesem Stress gewachsen ist.

    Ja ich habe auf ihre sms geantwortet. Irgendwo im hintersten Stübchen züngelt wohl noch immer ein Flämmchen, das die Hoffnung nicht aufgeben will. Es ist auch komplett wider meine Natur nicht bis zum letzten zu kämpfen. Wenn die Situation auch noch so hoffnungslos scheint, mach ich weiter bis es wirklich nicht mehr geht. Gottlob konnte ich mich nach jeder Niederlage immer wieder aufrappeln und weiterkämpfen. Nur diesmal, fürchte ich, kämpfe ich gegen Windmühlen. Das ist ganz besonders schmerzlich. Ich denke ich sollte meine Energie jetzt mal ganz egoistisch nur für mich einsetzen. Habs mir jedenfalls fest vorgenommen.

    Mit deinen Mails hast du sicher recht. Es wäre ganz und gar nicht angebracht, wenn dein Mann deine Mails lesen würde. Das ist deine ureigene Privatsache und geht ihn auch nix an.

    So jetzt habe ich dich mal so richtig vollgetextet und hoffe, dass du auch meine Gedankensprünge nachvollziehen kannst. Bei deinen hatte ich nicht die geringsten Probleme.

    Ich hoffe für dich, dass du morgen stark bleiben kannst und ihm dazu raten kannst, einen längeren Aufenthalt in einer Spezialklinik für Suchtkrankheiten anzudenken. Muss ja nicht ganz so hoffnungslos sein, wie in meinem Fall. Hat auch schon reichlich positive Verläufe gegeben, nur hab ich bislang hier noch nichts davon lesen können. Na ja, vielleicht brauchts das Forum nicht mehr, wenn mal eine Therapie gelungen ist.

    Höre gerne wieder von dir. Und wenn du Fragen hast - nur zu. Wir halten zusammen ;-).

    Liebe Grüße
    Lupus

  • Hallo Lupus54

    genau das ist der Fehler, den viele von uns machen, das eigene Leben in den Hintergrund zu stellen und alles zu tun, um den Partner (vermeintlich) glücklich zu machen. Ich habe es jetzt hier schon soooo oft gelesen, jeder ist für sich selbst verantwortlich. Du auch für Dich!

    Ich denke, ich bin auf dem richtigen Weg! Allerdings ist das im Moment einfach, weil ich ja zur Zeit niemanden habe, den ich kontrollieren muß! Mal sehen, wie das wird, wenn er wieder da ist. Ich hoffe, dass ich dann ich noch so stark bin.

    Gerade ertappe ich mich dabei, wie ich in ein typisches co-Verhalten verfalle. Habe gerade mit meiner Mama telefoniert. In dem Gespräch ging es darum, dass mein sohn in der nächsten Woche abgeholt werden will. Mein Gedankengang war folgender - Mann ist wieder zuhause - Kind muss abgeholt werden - Mann alleine zu Hause - kann nicht über Nacht wegbleiben, weil Mann dann alleine - also Mama sagen, hole Kind am Montag ab und fahre direkt wieder nach Hause, damit Mann nicht alleine ist...so ein Quatsch! Ich denke noch mal in Ruhe drüber nach, bevor ich entscheide, wann und wie lange ich an der Nordsee bleibe!

    Liebe Grüsse und mein Spruch des Tages

    „Es gibt bereits alle guten Vorsätze, wir brauchen sie nur anzuwenden“.

    Ganz liebe Grüsse und denk an Dich

    AngelT

    Es gibt bereits alle guten Vorsätze, wir brauchen sie nur anzuwenden

  • Hallo AngelT,

    wie war dein Tag?? Ist alles so gelaufen, wie DU es geplant hast?

    Als ich Nordsee gelesen habe, musste ich grinsen. Das ist meine "Lieblingsurlaubsgegend", Aurich fast meine 2. Heimat. Auch dann, wenn ich denk es geht nichts mehr, bau ich mich gerne in dieser Umgebung erneut auf und hänge dann manchal so richtig ab. Die Nordsee hat einfach was. Lass es dir bloß nicht nehmen an die See zu fahren, gerade jetzt in dieser kritischen Phase. Die raue Seeluft weht dir den Kopf frei, das brauchst du sicher dringend. Wie auch immer DU dich entscheidest, die Zeit solltest du dir einfach nehmen. In dieser Zeit solltest du dir vornehmen, nicht mehr jedes Wort auf die Goldwaage legen zu müssen, sondern frei raus deine Sorgen, Ängste und Nöte und DEINE WÜNSCHE zu äußern. Rücksichtnahme und Zurückhaltung sind die falschen Signale, die werden von deinem Gegenüber garantiert völlig falsch verstanden und ruck zuck erkennt er dich wieder als seine Insel.

    Wünsch dir ganz viel Durchstehvermögen. Ich weiß, wie furchtbar weh das alles tun kann. Bleib bei dir und denk an dich und deinen Sohn.

    Ich drück dir sämtliche Daumen und fühl mit dir.

    Liebe Grüße :wink:
    Lupus

  • lieber Lupus

    danke für die lieben Worte. Leider ist mein Tag gestern nicht so gut gelaufen. Als mein Mann am Nachmittag nach Hause kam, sah es zuerst ganz gut aus. Aber nur kurze Zeit später bahnte sich schon die erste Krise an. Eigentlich eine Kleinigkeit, aber in der momentanen Stimmung wuchs es sich fast zur Katastrophe aus. Danach war nicht mehr bereit in seine AA-Gruppe zu gehen, wegen der er ja eigentlich gekommen war. Als sich die Wogen wieder halbwegs geglättet hatten waren wir in der Stadt, shoppen. Soweit so gut. Beim anschliessenden Restaurant-Besuch warf er, fast nebenbei, wieder die Frage ein, wie ich mir denn unsere Zukunft vorstelle. Ich habe doch keine Ahnung! Plötzlich war ich emotional wieder so überfordert, dass die Tränen nur so flossen, sehr peinlich! Wider Erwarten stand er aber nicht auf und ging, wie ich erwartet hätte, sondern blieb ruhig und mit traurigem Gesicht sitzen.

    Später haben wir noch geredet, aber ich glaube ich muss einsehen, das unsere Beziehung wahrscheinlich nicht mehr zu retten ist. Zugunsten seiner Trockenheit und meiner Co-Abhängigkeit. Zusammen ziehen wir uns nur immer tiefer hinunter und klammern uns an Wünsche und Träume mit der Realität nicht vereinbar sind und es wahrscheinlich, „nüchtern betrachtet“ nie waren.

    Ich hoffe, Dir ist es besser ergangen und Du konntest etwas zur Ruhe kommen, nach den sms-Attacken.

    Liebe Grüsse

    Angel

    Es gibt bereits alle guten Vorsätze, wir brauchen sie nur anzuwenden

  • Liebe Angel,

    bin eben von der Arbeit gekommen und hab gleich im Forum nachgeschaut. Was ich da von dir gelesen hab, stimmt mich sehr traurig. Ich kann dir sehr gut nachempfinden, wie verloren du dich fühlst.

    Du schreibst, dass dein Mann mit traurigem Gesicht bei dir sitzen geblieben ist, als du geweint hast. Das scheint wohl eher unüblich an seinem Verhalten. Ich denke, auch ihn berührt es tief, erkennen zu müssen, dass er sich in einer Sackgasse befindet und er handeln muss, um sich zu retten.

    In vielen Berichten, die bei den Alkoholikern zu lesen sind, kommt immer wieder vor, dass sie sich aus ihrem gewohnten Umfeld und von ihren Partnern lösen müssen, um zu sich zu finden. "Loslassen" ist eine oft gebrauchte Losung. Der Alkoholkranke sieht oft allein in dieser Konsequenz eine Lösung seiner Probleme. Und auch für uns Co´s scheint dies der einzig gangbare Weg zu sein, wenn man die einzelnen Forenbeiträge liest. Ob dies die alleinig richtige Lösung ist, die beide Seiten langfristig glücklicher macht, kann dir und mir niemand vorhersagen.

    Mein Therapeut, der selbst viele Suchtkranke in seiner Praxis betreut und über ein gerüttelt Maß an Erfahrung verfügt, hat zu diesem Thema eine dezidiertere Meinung. Für ihn gibt es nicht den "einen goldenen Weg". Er ist der Meinung, und das leuchtet mir durchaus ein, dass der Mensch nun mal ein Individuum ist, und somit jeder Fall gesondert betrachtet werden muss.

    Hast du schon mal daran gedacht einen Therapeuten aufzusuchen, um ihm deinen Fall zu schildern? Ich empfehle dir ganz dringend diesen Weg, auch wenn er manchmal arg steinig und holprig wird.

    Du fragst nach den sms- Attacken. Nun ich hab sie überstanden. Auch bei mir sind dabei Tränen geflossen. Beim Joggen hab ich mich dann wieder gefasst und geh die Sache jetzt wieder etwas gelassener an. Einfacher wird es dadurch leider nicht, aber da muss ich nun mal durch.

    Viel Aufmunterndes konnte ich dir leider nicht schreiben. "nüchtern betrachtet" (übrigens klasse formuliert von dir) haben wir beide noch ein Stück Weg vor uns und ich hoffe, dass wir uns weiterhin gegenseitig dabei unterstützen können.


    Liebe Grüße
    Lupus

  • Hallo Angel,

    was ist passiert?

    Konntet ihr euch vernünftig aussprechen und einigen? Ist dein Mann einsichtig geworden?

    Wäre schön, noch mal was von dir zu hören

    Gruß
    lupus

  • Hallo lupus

    ich bin schon wieder eine ganze Weile auf den Seiten im Forum unterwegs, um neue Erkenntnisse zu erlangen. Ich ertappe mich bei dem Gedanken: So schlimm war meine Situation doch gar nicht. Es lese Schicksale von Menschen, die ich gar nicht kenne, die einem wirklich eine Gänsehaut verschaffen und die Tränen in die Augen treiben. Wir hatten nie die Polizei im Haus, keine finanziellen Nöte, keine Prügeleien, keine wie auch immer gearteten Messer-, Scheren- oder andere tätliche Angriffe....Fast bin ich geneigt zu sagen „eigentlich habe ich richtiges Glück mit meinem Alki gehabt, soooooo schlimm war das doch eigentlich nicht.

    Gott sei Dank kommt mit jetzt beim Schreiben die Erleuchtung, dass bis vor kurzen, als mein Mann noch trank, Dinge geschehen sind, die ich in meinem ganzen Leben nie, nie, niemals vergessen will und darf. Ich bin wirklich eine wahre Meisterin im Verdrängen - ich kann halbwegs gescheit mit meinem Mann reden und alles wird gut? Nee, so kann das nicht gehen, das ich Co-Anhängigkeit pur, oder?

    Wobei sich die Lage bei mir im Moment etwas anders darstellt als bei den meisten hier im Forum, weil mein Mann die Initiative ergriffen hat und weil ich wirklich und ehrlich das Gefühl habe, bei ihm hat es endlich klick im Kopf gemacht. Er war auf seinem persönlichen absoluten Tiefpunkt, hat selber Initiative ergriffen, sich (ohne Scham und Stolz) zum wievielten Mal in die Klinik fahren lassen ( nicht von mir), hat entgiftet, 6 Wochen Thera, geht 2 x die Woche zu AA und hat einen Therapeuten zu dem er 1x in der Woche geht. Paradebeispiel, oder?

    Dumm ist nur, dass ich bei dem „neuen Mann“ offensichtlich keine grosse Rolle mehr spiele (zumindest im Moment nicht). Egoismus (abgesehen vom Alkohol-Konsum) gehörte nie zu seinen Charakterzügen. Und trennen wollte er sich auch nie von mir und unserem Kind.

    Ich glaube, ich nutze aber diese Chance nun mal um in mich hineinzuhorchen, und zu fühlen, wie das eigentlich ist, etwas für mich zu tun. Für langfristige Prognosen ist einfach noch zu früh, aber ich sehe ein kleines Licht am Ende des Tunnels! Mir geht es im Moment wirklich erstaunlich gut, und das freut mich sehr. Es ist ein gutes Gefühl.

    Auch mein Therapeut, zu dem ich mit einigen Unterbrechungen bereits seit 1 1/2 Jahren gehe, meint, dass es jetzt an der Zeit ist nicht mehr zu klammern, sondern die Situation als meine persönliche Neuorientierung zu nutzen. Wobei ich nicht ausschliesse, dass wir wieder zueinander finden können.

    Puh, jetzt hab ich aber viel gequatscht. Ich hoffe sehr für Dich, lieber lupus, dass Du auch Deine persönlichen Glücksmomente erlebst und sie vor allen Dingen geniessen kannst.

    Liebe Grüsse

    Angel

    Es gibt bereits alle guten Vorsätze, wir brauchen sie nur anzuwenden

  • Hallo Angel,

    keine Ahnung, wo meine Antwort geblieben ist. Seit geraumer Zeit klapper ich hier die Worte in den Laptop, aber irgendwie ging der gesamte Text irgendwo im Nirwana des Internets verloren. Ich versuchs noch mal:

    schön von dir zu lesen. Das klingt ja alles ganz easy.

    Ich glaube, du hast früh genug die Zeichen der Zeit erkannt und schon entsprechend gehandelt.

    Was ich feststelle ist, dass auch du, genau wie ich, geneigt bist zu der Annahme, dass das alles doch nicht soooo schlimm war/ ist. Die gleiche Einstellung hatte/ habe auch ich. Gewalt war bei uns nie ein Thema - körperliche Gewalt wohlgemerkt. Die psychische Gewalt dabei ist jedoch viel verheerender. Ich unterstelle nicht, dass dies alles mit ihrer vollen Absicht geschah. Ich bin überzeugt davon, dass wir ohne Alkoholkrankheit sehr gut miteinander klar gekommen wären. In den ersten beiden Jahren hatten wir, trotz weniger Rückfälle, eine sehr harmonische Beziehung. Die meiste Zeit schwebten wir beide auf Wolke 7.

    Oder HALT, seh ich das jetzt wieder zu verklärt? Hat es nicht deshalb so gut funktioniert, weil ich immer alles genauso gemacht habe, wie es ihr passte? Hab ich mich nicht reichlich verbogen, um sie bei guter Laune zu halten? Hab ich nicht übermäßig Verständnis gezeigt für ihre Spleens und ihrem egomanen Narzissmus? Hab ich gar meine Söhne vernachlässigt, nur um für sie und ihre Kinder da zu sein? Hab ich nicht meinen Job vernachlässigt, um immer bei Fuß zu stehen, wenn es ihr mies ging?

    Vor drei Jahren kam es bei mir zum beruflichen Supergau: Ich musste meine Firma insolvent melden. Nicht wegen Managementfehlern, dass wurde mir schriftlich testiert. Es waren Umstände, die zu erklären zu weit führen würde. Aber ab diesem Zeitpunkt wurde die Distanz zwischen uns zunehmend größer. Die Ansprüche konnten nicht mehr ausreichend befriedigt werden und das Vertrauen in meine Fähigkeiten ging verloren. Dass ich für eine Weile auf dem Zahnfleisch ging, kannst du verstehen. Aber ich habe mich aufgerappelt und wie immer, wenn ich mal gestolpert war, mutig weiter gemacht. Vor 2 Monaten nun kam ein finanzielles Problem, weil 2 meiner Auftraggeber zahlungsunfähig wurden und mich nicht bezahlen konnten. Das war das erste mal, dass ich sie darum gebeten habe mir zu helfen. Das war dann wohl doch zu viel.

    Eine Woche hatte sie nun Zeit, sich zu überlegen, ob sie auch mal mir unter die Arme zu greifen. Am Samstag vor 5 Wochen hat sie mir dann erklärt, dass es eine ganz große Unverschämtheit von mir wäre, sie um Hilfe zu bitten. Sie hätte beschlossen jetzt allein weiter leben zu wollen um ein Ganzes werden zu können. Die Veranstaltung hat mal gerade 20 Minuten gedauert, danach fuhr sie wieder zurück in die Klinik, der Rest hast du ja schon gelesen.

    Nicht, dass es dir ähnlich ergehen muss. Aber sei immer gefeit davor, dass alkoholkranke Menschen so manchen giftigen Pfeil aus ihrem Köcher ziehen können.

    Bei dir hab ich jedoch nicht das Gefühl, dass du ähnlich in den unseligen co- Strudel gerätst. Du machst einen sehr stabilen Eindruck und siehst die Sache sehr klar.

    Bitte bleib auf diesem Weg. Er führt dich in die richtige Richtung. Bleib ganz bei dir und konzentriere dich nur auf das, was dir gut tut.

    Deinen Wunsch nehme ich gerne in mich auf und hoffe, dass die Glücksmomente, die du mir wünschst möglichst bald kommen mögen.

    Ganz liebe Güße
    Lupus

  • Hallo lupus,

    habe leider nicht viel Zeit, weil ich noch einiges erledigen muss... aber das ist eine andere Geschichte.
    Wünsche Dir ganz viel Kraft und eine erholsame Nacht. Melde mich morgen wieder.

    Liebe Grüsse

    Angel

    Es gibt bereits alle guten Vorsätze, wir brauchen sie nur anzuwenden

  • Hallo Angel,

    morgen wird ein ganz harter Tag für mich. Die Lady will kommen, um zu packen. Keine Ahnung, ob ich mich verdünnisieren soll oder tapfer beim packen hilfreich zur Seite stehen soll.

    Hast du einen Tipp für mich??

    Liebe Grüße
    Lupus

  • Hallo lupus

    oje, dass ist aber eine harte Nummer! So ganz plötzlich, oder hat sie schon vorher davon gesprochen?

    Also, wenn ich jetzt im Moment diese Situation durchstehen müsste, würde ich spontan sagen, ich will dabei sein. Viele andere Betroffene hier im Forum würden bestimmt das Gegenteil raten, aber was wäre für Dich richtiger? Stelle Dir Situation doch wirklich bildlich vor und was sagt Dein Kopf dazu? Kannst Du das ertragen, ohne in Tränen auszubrechen und sie davon abzuhalten, zu packen? Wie soll das denn eigentlich aussehen? Wo geht sie hin? Hat sie eine Bleibe? Ist die Thera damit für sie beendet? Wenn ich das richtig verstanden habe, wohnt ihr zusammen, oder? Ist es Deine Wohnung/Haus?

    Kann es sein, dass sie mit Ihrer Ankündigung eine Reaktion von Dir provozieren will? Und wenn ja, welche? Will sie evtl.zurückhehalten werden, oder reden?

    Wenn Ihr Entschluss allerdings wohl überlegt ist, und sie für sich einen konkreten Plan hat, würde ich sie den auch alleine durchziehen lassen. Und mich verdünnisieren. Seine Sachen packen, kann ja alles mögliche heißen... Mit Möbeln und allem drum und dran, das macht man ja nicht mal eben...

    Leider habe ich keine Zeit mehr, melde mich heute abend nochmal

    LG Angel

    Es gibt bereits alle guten Vorsätze, wir brauchen sie nur anzuwenden

  • Liebe Angel,

    herzlichen Dank für deine spontane Antwort und deine wertvollen Denkanstöße.

    Ja, das wird morgen ein heftiger Nachmittag. Eben war ich im strömenden Regen 2 Stunden zum joggen im Wald. Es tat verdammt gut und hat mir den Kopf so richtig frei geblasen. Deinen Rat habe ich befolgt und mir diese irre Situation vorgestellt.

    Gerade mal vor 4 Monaten sind wir in die neue Wohnung umgezogen. Der größte Teil meiner Möbel wanderte zur Sozialstation. Stell dir nur mal diesen Irrsinn vor, was mir bleibt sind 2 komplette Kinderzimmer, eine Couch und ein Schlafzimmerschrank. Der Rest kommt aus ihrem Fundus. Es waren zwei komplette Haushalte, die zusammengeworfen werden mussten. Ich Trottel wollte, dass sie sich in der neuen Wohnung richtig wohl, geborgen und zu Hause fühlt. Deswegen habe ich auf meine Möbel verzichtet – man war ich so vernagelt, selbst dran schuld. In der neuen Wohnung, die wir gemeinsam ausgesucht hatten, hat sie bislang nur an 4 Wochenenden gelebt, da sie schon seit Mitte März stationär in der Klinik ist.

    Du sprichst davon, mal nachzuhören, was mein Kopf dazu sagt. Leider bin ich zeit meines Lebens viel zu wenig Kopfmensch. Schon immer habe ich aus dem Bauch heraus gehandelt und bislang nie falsch gelegen - einmal ist immer das erste Mal. Sicher werde ich nicht in Tränen ausbrechen und ich werde sie auch nicht darum bitten zu bleiben. Dazu hat sie sich ihren Weg ganz klar zurecht gelegt. Sie will jetzt „ein Ganzes“ werden, allein? In ihrer Wohnung leben wollen, allein? Endlich mal eine Ausbildung abschließen, allein? Alles allein schaffen.

    Was soll das eigentlich? Zu zweit ginge das doch alles viel besser. Oder lieg ich da so falsch?? Mein Psycho meint auf jeden Fall, dass er immer versucht die Paare dazu anzuhalten, möglichst lange miteinander auszukommen. Macht ja auch Sinn. Wenn ein Alki eingesehen hat, dass er den falschen Weg geht und eine Langzeittherapie in Angriff nimmt, kann es doch nur gut sein, wenn er einen zuverlässigen Partner an seiner Seite hat, der ihn in all seinen Bemühungen unterstützt und ihn ermutigt, diesen Weg weiter und zu Ende zu gehen.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie darauf spekuliert, dass ich versuche, sie zurückzuhalten. Sie ist eine sehr intelligente Person, die in Trockenphasen - und die dauert ja nun schon 4 Monate an – sehr wohl weiß, was sie will und stur ihren Weg geht. Würde sie diese Sturheit an den Tag legen, wenn es darum geht trocken zu werden und all ihre Energie in dieses Vorhaben bündeln, hätte sie eine echte Chance.

    Nun denn, ihr Entschluss scheint unumstößlich, ich hätte das mit ein wenig Verstand und weniger Bauch erahnen müssen und habe jetzt keine andere Möglichkeit als die, mich damit abzufinden und zu hoffen, dass diese 3. Aktion nunmehr aber auch die letzte ist.

    So, nun hab ich dich genug voll getextet. In jedem Fall werde ich dir morgen Abend einen Lagebericht zukommen lassen.

    Ich hoffe ganz inständig, dass bei dir soweit noch alles easy ist. Wenn nicht, lass es raus. Noch bin ich gut drauf. :lol:

    Hoffe, bald von dir zu lesen.:roll:

    Liebe Grüße Lupus

  • Hallo lupus

    verzeihe bitte, dass ich mich gestern abend nicht mehr gemeldet habe. Ich habe dich zwar noch gelesen, aber keine Kraft mehr gehabt zu antworten.

    Da hatte ich gerade gedacht, es könnte doch noch alles gut werden und mit der neuen Situation gewinnen wir einen gewissen Abstand von der Vergangenheit und wagen einen neuen Blick in die Zukunft. Mit Freude und Zuversicht habe ich meinen Mann erwartet, der gegen 15 Uhr hier sein wollte. Dummerweise war kurz vorher noch ein Mitarbeiter hier aufgetaucht, so dass die Begrüssung sozusagen zwischen Tür und Angel stattfand. Ich habe glaube ich noch nicht erwähnt, dass selbst die flüchtigen Begrüßungs- und Abschiedsküsse nicht mehr stattfinden , mein Mann bezeichnet das als „krampfhaftes Festhalten an einem Ritual“.

    Na ja, jedenfalls kam dann der erste Hammer für mich -als er sein Laptop hochfuhr, erschien als erstes ein Foto von einer mir unbekannten Frau als Hintergrundbild. Auf meine Frage wer das denn sei, kam nur die lapidare Antwort „das ist ein Foto“. Als ich sagte, dass das keine Antwort auf meine Frage sei, meinte er, eine Mitpatientin, er hätte ein paar Fotos gemacht (an sich nix schlimmes, schliesslich ist er Fotograf!), komisch kam mir das schon vor, zumal er knallrot im Gesicht wurde.

    Später gab er auf investigatives Nachfragen meinerseits zu, dass er in der Klinik eine Frau kennengelernt hat, die ihm „sehr sympatisch ist“ und das wohl auf Gegenseitigkeit beruht!

    Hallo, geht´s noch? Da erscheinen mir die anderen Pläne doch in einem ganz anderen Licht! Jetzt bin ich so verzweifelt, traurig wütend, enttäuscht abgewiesen und was es noch an schlechten Gefühlen gibt.
    Er allerdings meint, dass das Eine (Auszug, eigenes Leben führen usw. mit dem Anderen (neue Frau) nichts zu tun hat. Angeblich kam die Sympathie nach dem Entschluß. Fühle mich so verletzt traurig und absolut hoffnungslos! Muss jetzt mal schluss machen, kann vor lauter Tränen nichts mehr sehen.

    Wünsche Dir für heute nachmittag ganz viel Kraft!

    LG Angel

    Es gibt bereits alle guten Vorsätze, wir brauchen sie nur anzuwenden

  • Hallo Angel,

    wein dir deinen Kummer von der Seele. Es hilft und gibt dir Kraft.

    Wenn ich wüsste, dass meine Patientin einen anderen Mann hätte, ginge es mir vermutlich besser. Dann wäre der Fall für mich endgültig abgeschlossen und ich hätte nicht immer wieder die Hoffnung, alles wird gut.

    Mir ist bewusst, dass dich das in deiner jetzigen Verzweiflung wenig trösten kann. Aber, mal ganz objektiv: Er hat dich doch gar nicht verdient.

    Du bist ein ganz wertvoller Mensch, der solchen Kummer einfach nicht verdient hat. Komm wieder zurück auf DEINEN Weg, den du vor Tagen gegangen bist. Konzentriere dich auf DICH ganz allein und versuch abzuschließen, loszulassen, gib es auf festzuhalten. Nochmal: Er hat dich nicht verdient!

    Mach einen Spatziergang mit eurem Hund und deinem Sohn (ist er wieder zurück?) und denk an dein Vorhaben an die Nordsee zu fahren. Plane alles in deinen Gedanken durch und versuche, dich daran hochzuziehen.

    Schreib , wenn du es nicht aushältst. Ich werde den ganzen Tag online sein.

    Auch ich wünsche dir ganz, ganz viel Kraft.

    Liebe Grüße
    Lupus

  • Hallo Angel,

    ich hatte dir einen Erfahrungsbericht versprochen:

    Es war der blanke Horror. Wenn du kannst, erspar dir das. Eiseskälte in allen Räumen am Anfang. Sie beim Packen, ich beim Arbeiten. Gegen Ende taute das ganze zwar etwas auf, aber wenn du dir vorstellt, was du die vergangenen Jahre an gemeinsamen, schönen Stunden verbracht hast, geht dir ganz langsam aber unaufhaltsam der Hut hoch. Ich hab sie dann noch zum Praktiker zum Umzugkartons kaufen und anschließend in die Klinik gefahren. Morgen wird sie nochmal kommen müssen, um den Rest zu packen. Nächste Woende wird umgezogen. Da bin ich dann definitiv nicht anwesend. Man ist das alles heavy.

    Wie ist es dir heute ergangen? Wie kommst du klar?

    Freu mich auf deine Nachricht.

    Liebe Grüße
    Lupus

  • hallo, lupus

    danke der Nachfrage, aber gar nix ist in Ordnung. Ich hatte gedacht, es kann nicht mehr schlimmer werden, aber weit gefehlt. Sei mir nicht böse, aber mir fehlt im Moment jeglicher Antrieb und auch die Kraft, diese „Veranstaltung“ beim Schreiben noch mal zu durchleben. Vielleicht in ein paar Tagen. Aber lese gerne bei Dir weiter und versuche hilfreiche Denkanstöße zu geben.

    Danke für Dein Verständnis und Alles Gute für Dich

    Angel

    Es gibt bereits alle guten Vorsätze, wir brauchen sie nur anzuwenden

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