Neu hier und ratlos

  • hallo cassandra,

    als ich noch zuhause gewohnt habe, hatte ich auch nicht die allerbesten gefühle gegenüber meiner mutter. ich glaube, das ist normal, weil einem auch viel zugemutet wird, vom anblick her und zusätzlich noch die verbalen auseinandersetzungen.
    seitdem ich von zuhause ausgezogen war, habe ich nie wieder in der nähe meiner mutter gewohnt. ich war wenn, dann immer nur zu besuch. durch die distanz habe ich mein eigenes leben führen können, obwohl ich trotzdem nie die reißleine gekappt habe. was ich damit sagen will, ist, wenn man nicht in irgendeiner form für sich distanz schafft zum alkoholabhängigen elternteil, wird man sehr schnell in sehr ambivalente gefühlslagen verstrickt, und das macht es nicht einfacher sich zu lösen.
    wie du schreibst, machst du schritte in die richtung, dich zu distanzieren. du hast keine kraft und energie dich weiterhin so stark auf deine mutter zu konzentrieren. das ist verständlich. warum wurde die therapie für dich zur qual? eigentlich würde die doch eher unterstützend wirken? schuldgefühle können immer wieder auftreten, diese aber auch immer wieder thematisiert werden.
    grüße simmie

  • hallo cassandra,

    was meinst du eigentlich mit, in den letzten jahren war ruhe mit der trinkerei? hat deine mutter nicht getrunken oder nur weniger oder so, dass es dir nicht so aufgefallen ist und jetzt überschreitet es ein bestimmtes maß?
    ruhe mit der trinkerei heißt vielleicht, dass du dich mit deiner mutter arrangiert hast, irgendwie, und gehofft hast, es bleibt alles in einem bestimmten rahmen, mit dem man leben kann. das ist meiner meinung nach eine schöne selbsttäuschung, bei der man selbst auf der strecke bleibt und sich nicht wirklich unabhängig vom pegelstand des anderen macht. was hindert dich daran, deine mutter nicht zu sehen und nicht zu hören, wenn du es nicht willst und nicht kannst?

    grüße simmie

  • Hallo Cassandra

    Wie lange bist du denn in Therapie, wenn ich fragen darf?
    Ich kann dir jetzt mal die Situation von mir schildern, wie es mit meiner Therapie lief, die ich noch weiter mache.

    Ich kenne diese Gedanken von: Es bringt mich nicht weiter, ich drehe mich im Kreis und komme immer mit den selben Sachen, und es ist trotzdem noch nicht besser. Bis ich gemerkt habe, dass ich mich gegen meine Gefühle wehre, dagegen den wahren Kern vor meiner Therapeutin zu zeigen oder auch über die Ängste sprechen zu müssen. Weisst du, bei mir war es auch so, teilweise immer noch, dass ich mich unbewusst gegen Veränderungen wehre, wenn sie sehr krass sind. Ich merke das jetzt nur daran, dass ich jetzt frei bin und mein Leben geniessen kann und doch habe ich so Angst davor, dass sofort negative Gedanken kommen, wenn ich am Geniessen bin.
    Ich habe dann sehr offen mit meiner Therapeutin darüber gesprochen und ihr auch gesagt, was mir weniger etwas gebracht hat. Die Beziehung kann man nur aufbauen, und sie lebt auch davon, dass man sich ständig Feedback gibt. Der Therapeut kann ja nicht in einen reinschauen und wissen, dass man selbst mit Dingen unzufrieden ist und an manchen Stellen nicht weiterkommt. Die Therapeutin muss dann andere Wege finden, wie sie dir helfen kann.
    Klar kann eine Therapeutin die Gefühle nicht komplett nachvollziehen, dafür kann man ja dann in eine SHG gehen, aber sie kennt genaue Strategien, wie man mit gewissen Dingen umgeht, sie hört einem zu, man kann sich mal so richtig ausweinen und sie versetzt sich in einen hinein.
    Ich möchte meine Therapie nicht missen, muss ich sagen. Wenn man wirklich etwas ändern will, so meine Meinung, ist es fast sehr schwierig, das ganz allein zu schaffen, weil man gewisse Dinge auch nicht sieht, nicht von Aussen betrachten kann und dann in seinen Mustern hängen bleibt.

    Aber letztendlich hat auch jeder seinen eigenen Weg, wie er das bewältigt. Ich wünsche dir alles Gute dafür und dass du deinen Weg findest.

    Liebe Grüsse
    Cari

  • Ja, natürlich musst du deinen Teil dafür tun. Die Therapie dient ja nicht dazu, dass sie dir Sachen vorgibt und du sie dann ausführst.
    Entweder sie gab dir die falschen Ratschläge - weil sie sich wirklich zu wenig damit befasst hat - wobei, eigentlich dürfen Therapeuten in dem Sinne keine Ratschläge geben. Du bist die Expertin und sie muss mit dir rausfinden, was du für dich brauchst. Das nur so nebenbei.

    Und was meinst du mit: Dein Leben im Griff haben?
    Verstehe mich nicht falsch, aber musst du denn dein Leben im Griff haben, um dich gut zu fühlen? Diese Frage habe ich mir auch vor ein paar Tagen gestellt. Da wir zu Hause auch immer alles im Griff haben mussten, nur ja keine Gefühle zeigen, muss man jetzt so weiter machen?
    Ausserdem sehe ich da immer noch so eine Abhängigkeit zu deiner Mutter - DIR geht es jetzt wieder schlecht, weil deine MUTTER ein Problem hat? Oder sehe ich das falsch, dann sage es mir bitte. Klar, ich verstehe, dass man da traurig und verzweifelt ist, aber du hast auch nur dieses eine Leben. Soll es dir jetzt jedes Mal so schlecht gehen, wenn das passiert?

    Zitat:
    "Von daher, was soll mir jetzt eine weitere Therapie bringen? Ich kann doch nicht bei jedem Ereignis dahin rennen?
    Irgendwie werde ich damit auch fertig werden. Ich muß halt auch "nur" noch versuchen, einigermaßen normal mit meiner Mutter umzugehen. Ist doch eigentlich einfach, oder?"

    Eine Therapie kann dich in dem Sinne weiter bringen, indem du mehr auf dich schaust.
    Das mit dem: ich kann doch nicht bei jedem Ereignis da hin rennen". Den Gedanken kenne ich: Ich weiss nur, dass das bei mir bedeutete, dass ich einmal wieder Angst vor einer Abhängigkeit hatte. Klar muss man irgendwann wieder alleine klar kommen, das kommst du doch eh, oder bewältigst du etwa nicht täglich deine Aufgaben, arbeitest du etwa nicht an dir? Nicht deine Therapeutin ändert dich, sondern das hast du dir selbst zu verdanken.
    Soviel also zu Abhängigkeit.

    Du musst also versuchen, normal mit deiner Mutter umzugehen? Wie meinst du das? Meinst du nicht auch, dass du o.k. bist, so wie du bist und auch deine Gefühle ihr gegenüber verständlich sind? Kommt es jetzt nicht mal auf sie an?
    Nicht du steuerst das doch allein, ob ihr wieder normal miteinander umgehen könnt.

    Ich könnte wohl jetzt noch einen halben Roman dazu schreiben, muss dabei aber aufpassen, dass ich nicht selbst in mein altes Muster "Helfersyndrom" reinkomme.
    Ich will nur damit sagen, dass ich deine Gefühle gut verstehe, du aber am Verhältnis zu deiner Mutter nicht viel wirst ändern können. So schnell wird sie sich nicht ändern und wenn du dort wohnen bleiben möchtest, ist es wohl besser, ihr geht euch aus dem Weg, wenn dich das "zur Normalität übergehen" stört, was ich auch verstehe.

    Ich weiss ehrlich gesagt jetzt gar nicht, auf was du mit deiner Anfangsfrage hinaus willst? Wie können wir dir helfen? Hilft dir nur schon, dass wir alle nachvollziehen können, wie es dir damit geht?

    Liebe Grüsse
    Cari

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