Wie fange ich an ...

  • Hi Kleine Schwester,

    für deine Mutti nur den dringenden Rat sich an eine Selbsthilfegruppe zu wenden, damit sie dort Unterstützung bekommt.

    bei deinem Neffen bin ich echt ratlos. vielleicht kann man ihm immer wieder signalisieren, dass man für ihn da ist, es gibt für junge Menschen immer die Möglichkeit, den Schulabschluss nach zu machen. Wenn du sagst, er sei geitig verarmt, weiß er von den Möglichkeiten, die ihm zur Verfügung stehen?

    Gut für dich, dass du den Abstand halten kannst. Wünsche dir, dass dir das zukünftig auch möglich ist.

    Liebe Grüße

    gigi

  • Hallo KleineSchwester,

    wollte Dich mal begrüßen, weißt Du, ich bin eigentlich auch eine kleine Schwester, leider aber gewesen. Meine Schwester starb vor einem halben Jahr an Leberzirrhose.

    Als ich Deine Geschichte eben las, vorhin auch schon mal, lief es mir, ehrlich gesagt, eiskalt den Rücken runter, denn ich muss sagen, dass meine Schwester nicht annähernd so weit unten war, wie Deine. Aber das spielt ja eigentlich keine Rolle.

    Ich musste die bittere Erfahrung machen, dass meine Schwester sich hat nie von jemandem reinreden, helfen oder sonst was in der Art gelassen hat. Sie ist stur ihren Weg gegangen. Wie gesagt, sie war nicht annähernd so "drauf" wie Deine Schwester, dennoch, als sie im Krankenhaus war und hatte Todesangst, da hätte sie dann am liebsten alles anders gemacht, leider war es dann aber zu spät. Sie selbst hatte in über 2 Jahrzehnten jede Hilfe abgelehnt und war halt leider selbst zu keiner eigenen Einsicht gekommen. Das wäre das Einzige gewesen, was ihr geholfen hätte. Wir alle hätten uns Beine ausreißen, auf den Kopf stellen mit den Ohren wackeln können, haben wir auch, alles umsonst.

    Auch ich habe in all den Jahren zwischendurch ca. 2 Jahre keinen Kontakt mehr zu meiner Schwester gehabt, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe, mich runter ziehen zu lassen. Die Sorgen blieben allerdings auch in dieser Zeit erhalten, auch wegen meinem Neffen, er ist nun 24 Jahre, war auch auf dem absteigenden Ast und hat sich momentan aber ganz gut gefangen. Ich hoffe und wünsche mir, dass es so bleibt.

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft zum Loslassen und schau, dass es Dir gut geht, lese hier und schreibe hier, das hilft Dir mit Sicherheit, Du hast keine Verantwortung und keinen Einfluss darauf, was Deine Schwester tut,

    liebe Grüße und einen schönen Abend

  • Hallo kleine Schwester,

    willkommen im Forum.

    Zitat

    …."helfen kann sich nur der Betroffene selbst und unter Zwang geht gar nichts". Ist das wirklich so?

    Zitat

    Ist es wirklich so sinnlos jemanden "zwangsweise" zumindest mal an einen Ausgangspunkt zu bringen der ihn klar denken und seine Situation spiegeln lässt?

    Ja, das ist so und ja es ist sinnlos. Ich weiß Du meinst es nur gut und willst Deiner Schwester helfen, nicht nur Deiner Schwester, sondern auch Deiner Mutter und Deinem Neffen. Der Wunsch helfen zu können und doch hilflos zu sein, lässt die Gedanken schon mal in die irrwitzigsten Richtungen schweifen. Das kenn ich auch.

    Überlege mal wie Du reagieren würdest, würde man Dich zu etwas zwingen. Du würdest Dich wehren. Auch wenn dieser Zwang zu Deinem besten geschieht, Du würdest Dich wehren. Hättest Du, wenn Du das Empfinden hast, man zwingt mich zu etwas, dass ich nicht will, die Fähigkeit die gute Absicht dahinter zu erkennen und Dir das wenigstens mal durch den Kopf gehen zu lassen ob der, der Dich zwingt nicht vielleicht ein wenig Recht hat? Hättest Du die Fähigkeit, diesen Zwang als etwas gutes für Dich zu sehen?
    Ich hätte sie nicht, ich würde mich einfach nur wehren. Den guten Willen und das für mich eventuell Positive würde ich nicht sehen, weil ich gezwungen werde, weil ich etwas tun soll, dass ich nicht will.

    Zitat

    Alles was wir im Laufe der vielen Jahre versucht haben blieb erfolglos.
    Die Ansage ist immer die selbe, wenn sie sich nicht helfen lassen will kann man ihr nicht helfen.
    Aber das bedeutet doch in Kosequenz das wir ihr weiter beim sich zugrunde richten zusehen müssen.

    Ja, dass bedeutet es leider. Ich musste auch zusehen wie meine Mutter sich zu Grunde gerichtet hat. Ich hätte gerne etwas getan, habe es auch lange versucht, auf Kosten meiner Lebensqualität, aber ich konnte nicht. Nicht weil ich nicht genug wollte, sondern weil man einfach nichts tun kann.

    Zitat

    Meine Schwester ganz offensichtlich schwer krank und völlig am Ende streitet nach wie vor alles ab und tut so als sei ihre Welt in bester Ordnung.

    Die Einsicht muss von alleine kommen. Glaub mir Deine Schwester weiß ganz genau was die Stunde geschlagen hat. Sie weiß, dass sie abhängig ist, aber sie will es nicht wahrhaben. Sie verdrängt die Wahrheit. Sie will ihren Freund den Alkohol nicht verlieren. Er gibt ihr etwas, etwas ohne das sie glaubt, nicht leben zu können. Diese Situation kann sie nur aufrecht erhalten indem sie selbst sich etwas vormacht und es bei anderen versucht. Das es ihr bei anderen nicht gelingt wird genauso verdrängt. Er bringt sie langsam aber sicher um, doch sie glaubt ihn zu brauchen. Das ist Sucht. Sucht folgt keinem Verstand und keiner Logik. Das werden wir als Nichtsüchtige nie wirklich begreifen.

    Ich habe die Verzweiflung meiner Mutter vor allem die letzen beiden Jahre gesehen, ihren Selbstekel, ihren Mangel an Respekt vor sich selbst, das Aufgeben jeglicher Würde. Sie wollte nicht mehr mit Alkohol leben, aber konnte es auch nicht ohne. Diesem Widerspruch, wird jeder Alkoholiker folgen können, aber nicht wir als Nichtsüchtige, wir werden das nie begreifen. Wir können zwar versuchen zu verstehen, aber wirklich wissen wie das ist trinken zu müssen werden wir nie.

    Im Grunde weist Du sicherlich, dass wir Recht haben und doch versuchst Du irgendeine Möglichkeit zu finden, Deiner Schwester zu helfen. Du liest hier, Du kannst nichts tun und trotzdem ist da noch dieses kleine Fünkchen Hoffnung, dass Dich fragen lässt, gibt es nicht doch noch irgendetwas das ich tun kann, dass Dich sagen lässt, dass kann es doch einfach nicht gewesen sein. Wir können Dir weiter sagen, es gibt nichts und Du kannst nicht helfen, Du wirst weiter zu hören. Doch wirklich glauben, es umsetzen und danach handeln wirst Du erst, wenn Du davon überzeugt bist, dass wir Recht haben. Diese Überzeugung muss in Dir reifen, die können wir Dir nicht einreden, vormachen oder was auch immer, sie muss in Dir reifen.

    Genauso verhält es sich mit Deiner Schwester und dem Alkohol, man kann sagen, es schadet, Du bringst Dich auf Raten um, lass es und es wird Dir besser gehen. Sie wird zuhören und es sicherlich auch glauben, sich das wünschen, aber danach handeln wird sie erst, wenn sie selbst davon überzeugt ist, wenn sie wirklich glaubt ihr weiterer Weg ist ohne Alkohol ein besserer.

    Der einzige Unterschied ist, Du bist nicht von einer bewusstseinsverändernden Droge abhängig und das macht die Sache für sie „schwieriger“ als für Dich. Gleich bleibt aber, dass man selbst von der Richtigkeit seines Tuns, Handelns und Denkens überzeugt sein muss, sonst bringt es alles nichts, früher oder später fällt man sonst zurück.

    Zitat

    Irgendwie denken wir nun jetzt wo sie im Krankenhaus ist ist eine klitzekleine Chance da.
    Aber wie nutzen wir die?
    Oder sehe ich eine Chance wo keine ist?

    Es ist eine Chance, dass sie jetzt im Krankenhaus ist. Ihr nutzt die überhaupt nicht, weil ihr sie nicht nutzen könnt. Es ist ihr Leben und sie bestimmt was gemacht wird, nicht ihr. Wenn sie einer nutzen kann dann Deine Schwester. Ob sie das tut, nun das kann keiner sagen. Wie gesagt ohne Einsicht, kein Handeln.

    Ob sie will oder nicht, wird sie jetzt erstmal entgiftet, denn sie bekommt keinen Alkohol. Kann also bedeuten, dass sie sich ihrer Situation wieder bewusster wird und sich entschließt etwas zu tun. Alkohol hinterlässt eindeutige Spuren im Körper, anhand derer erfahrene Ärzte wissen was Sache ist. Bei Deiner Schwester scheinen es nicht mehr nur Spuren zu sein, sondern eher eine Schneise der Verwüstung. Das weiß jeder Arzt zu deuten. Wenn sie nach Hilfe fragt, wird sie sie da auch bekommen. Vorraussetzung ist aber sie will sie. Dann wird man ihr schon sagen, was als nächstes ansteht, ihr helfen und auch sagen wo sie die notwendige Unterstützung bekommt.

    Wenn sie sich aber, wie Du befürchtest, selbst entlässt, sobald es ihr besser geht, kannst Du nichts tun. Deine Schwester ist erwachsen und für sich selbst verantwortlich und auch in der Lage für sich selbst zu sorgen. Auch wenn es schwer fällt es so zu sehen, wenn man einen Alkoholiker vor sich hat, der den Anschein erweckt nicht mehr Herr seiner Sinne zu sein und weit entfernt von Verstand und Logik. Doch sie kann für sich selbst sorgen, sofern sie denn will. Dieses Wollen kannst Du ihr nicht abnehmen und dahin kannst Du sie auch nicht zwingen und sei dieser Zwang auch noch so „sanft“.

    Deiner Mutter kannst Du vorschlagen eine SHG zu besuchen, dass ist eine gute Idee. Vielleicht findet sie dort Unterstützung und Hilfe. Doch auch sie kann sich im Grunde nur selbst helfen. Ebenso Dein Neffe, den die Sucht seiner Mutter sicherlich am härtesten getroffen hat, in mehr als einer Hinsicht. Man kann ihm zeigen dass man für ihn da ist, man kann ihm Möglichkeiten aufzeigen, was er tun kann, doch tun muss er es selber. Er ist jetzt in einem Alter wo man ihm das nicht mehr abnehmen kann und er sich das Sagen über sein Leben auch nicht mehr abnehmen lässt.

    Sieh zu das Du Deine Haut gerettet bekommst. Das Du bei all dem sorgen um Deine Familie Dich selbst nicht vergisst. Ich kann verstehen, dass es schwer ist loszulassen, wenn man sieht das geliebte Menschen leiden. Doch es ist keinem geholfen, wenn Du dabei unter die Räder kommst.

    Gruß
    Skye

  • Servus kleineSchwester,

    Dieser Satz ist für mich der Schlüssel zu deiner Situation:

    Zitat

    Ich will helfen, retten was zu retten ist, ändern.

    Such doch mal im Netz nach dem "Gelassenheitsspruch", wie er hauptsächlich bei einer sehr großen amerikanischen Selbsthilfegruppe weltweit benutzt wird.

    Und halte Dir bitte vor Augen, dass DU NICHTS, aber auch GAR NICHTS verändern kannst. Der einzige, der das kann, ist Deine Schwester.

    Glaube mir bitte eines: ich habe schon viele Alkoholiker gesehen, die "in ihren letzten Stunden" alles getan "hätten", aber da war es schlichtweg zu spät. Das ist einfach unser Schicksal als Alkoholiker, wenn wir nicht zur richtigen Zeit unser Leben wieder selbst in die Hand nehmen wollen und uns auf den Weg in die Trockenheit machen. Es ist ganz einfach unsere Entscheidung für den Alkohol und gegen das Leben!

    So hart das Zusehen für Euch angehörige ist: es ist das Einzige, was Euch bleibt.

    Sucht Euch Hilfe, für Euch, für die Angehörigen! Damit ihr für Euch einen Weg findet, Euren inneren Frieden wieder zu bekommen. Der ist wichtig, und der steht Euch zu!

    LG
    Spedi

  • Servus kleine Schwester !

    Wie du hier schon gelesen hast ist es für dich leider unmöglich bei deiner Schwester Einsicht und Willen herbeizuführen an ihrer Situation etwas zu ändern. Das kann wirklich nur sie selbst. Und du brauchst dir auch keine Vorwürfe zu machen nichts unternommen zu haben. Ein Alkoholiker, der trinken will wird dies auch tun und wenn es das Letzte ist das er in seinem Leben tut.
    Aber die Hoffnung stirb zuletzt. Manche Alkoholiker haben auch aus solchen schier ausweglos erscheinenden Situationen noch den Weg in die Trockenheit geschafft. Deine Hilfe kann sich jedoch nur auf das "Nichthelfen" beschränken.

    Für deine Mutter und dich wären SHG für Angehörige von großem Vorteil, da ihr euch dort mit Betroffenen austauschen könnt und Schuldgefühle das Nichthelfenkönnen betreffend gar nicht erst aufkommen bzw. verschwinden.

    Lg
    Andreas

    carpe diem

  • Liebe kleineSchwester,

    herzlich Willkommen in der aktiven Co-Abhaengigkeit. Du suchst nun Gruende fuer einen Alkoholiker in diesem Fall Deiner Schwester, warum sie es nicht schaffen kann und damit baust Du Dir ein Illusionsschloss auf was nicht stimmt. Nun hast Du ein paar Antworten erhalten, von Leuten, die das hinter sich haben und Du glaubst ihnen nicht???? Glaubst, es gibt noch eine andere Moeglichkeit???

    Alkoholismus fuer jemanden anderen zu bekaempfen ist genauso unmoeglich, wie fuer jemanden anderen auf Toilette zu gehen :!:

    Es hoert sich krass an, es ist aber so. Alkoholismus bzw. Suchterkrankungen sind sehr konform, die persoenlichen Tiefpunkte sind aber sehr unterschiedlich. Deine Schwester muss vor dieser Krankheit kapitulieren und erkennen, dass sie krank ist und Hilfe braucht und trocken werden muss, ist das nicht vorhanden, dann koennt ihr soviel fuer sie tun wie nur moeglich, dann wir da nichts passieren. Vorallem wenn ihr alles fuer sie tut, warum sollte sie dann etwas gegen ihre Erkrankung tun, laeuft ja sowieso alles weiter, die anderen werden schon machen.

    Das einzige was ihr machen koennt, ist fuer ihrern Sohn, aber ihr muesst sie machen lassen, damit sie endlich ihren Tiefpunkt erreicht, damit sie anfaengt etwas zu tun, es muss sich erst in ihr selbst veraendern, bevor sie trocken werden will, ist die innere Einstellung von ihr nicht vorhanden, dann koennt ihr nichts machen. Die einzige Hilfe ist die NICHTHILFE, also rein gar nichts fuer sie zu tun, sie muss selbst einkaufen gehen, selbst Behoerdengaenge machen, selbst aktiv werden, helft ihr ihr, unterstuetzt ihr sie indirekt in ihrer Sucht.


    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hi kleineSchwester,

    Helfen ist okay, wenn die Hilfe angenommen wird, einen Alkoholiker aber zu bemuttern waere falsch und fatal. Du kannst wirklich durch NICHTHELFEN nur helfen, denn somit sieht sie in welchem Schlamassel sie sich wirklich befindet. Nun wenn ihr Partner auch noch alles macht und einkaufen geht und den Alk sogar noch besorgt, warum sollte sie denn dann aufhoeren??? Laeuft doch alles. Jeder Alkoholiker muss seinen persoenlichen Tiefpunkt erreichen, bei einem ist es wenn der Partner sich trennt, bei den anderen ist es erst, wenn man mit blaulicht ins Krankenhaus gefahren wird und Lebensgefahr besteht oder wenn man Haus und Hof versoffen hat und unter der Bruecke schlaeft. Bei manchen wird es nie was. Wichtig ist fuer euch Angehoerigen, dass ihr sie komplett fallen lassen muesst, gebt ihr die Verantwortung fuer ihr Leben, das bedeutet Einkaeufe, Aemtergaenge etc muss sie selbst erledigen. Dem Sohn koennt ihr hoechstens Unterschlupf anbieten, wenn er erwachsen ist oder er kann sich auch Hilfe bei der Suchtberatungsstelle holen, wie er rauskommt aus dem Elternhaus, da gibt es tausend Moeglichkeiten. Ihr koennt sie nur zu ihrem persoenlichen Tiefpunkt bringen, wenn ihr euch komplett raushaltet aus ihren Angelegenheiten, egal ob es dann Geldeinbussen oder sonstiges ist, denn wenn ihr sie an Aemtergaenge erinnert und das Geld fliesst, dann ist auch noch genug Geld fuer den Suff da, ich hoffe Du verstehst was Du meinst. Wir sagen das ja nicht ohne Grund und herzlos, sondern damit Deiner Schwester die Moeglichkeit gegeben wird endlich zu erkennen.

    Co-Abhaengigkeit faengt uebrigens schon da an, wenn man sich verantwortlich fuer die Suchterkrankung eines Angehoerigen fuehlt und glaubt tatsaechlich helfen zu muessen.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hi kleineSchwester,

    mein Stiefvater hatte auch immer "normale" Leberwerte und hat getrunken ohne Ende, der Arzt hat mal gesagt, wenn er Schnapps etc. trinkt, dann haette das anders ausgesehen, aber mein Vater hat "nur" Bier getrunken. Inwieweit das stimmt und wieviele Leberwerte es gibt, was ich natuerlich nicht, bin ja kein Arzt.

    Du kannst sie jetzt nach wie vor nur machen lassen. Sicherlich hat der Zusammenbruch auch was mit dem Alk zu tun, warum sonst sollte Deine Schwester denn nicht essen und so wie Du sagst, wird sie ja noch reichlich von ihrem Partner unterstuetzt. Aber wie gesagt, Du kannst leider nichts machen.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hi kleineSchwester,

    es ist schwer erstmal zu erkennen das man nichts tun kann, als den Alkoholiker machen zu lassen, aber es ist die einzige Moeglichkeit, die Du hast, kuemmerst Du Dich darum und machst ihr Problem zu dem Deinen, rutscht Du immer tiefer in die Co-Abhaengigkeit. Sie ist erwachsen und auch wenn sie suchtkrank ist, dann ist sie trotzdem voll verantwortlich fuer sich selbst. Wie ich schonmal geschrieben habe, verlaeuft die Suchterkrankung sehr konform, aber der Tiefpunkt, der erreicht werden muss, ist sehr unterschiedlich bei jedem.

    NICHTHELFEN ist die EINZIGE Hilfe, die Du ihr anbieten kannst. Es gibt viele Geschichten und ich hab auch einmal eine Geschichte einer Mutter in Youtube gesehen, die erst als sie konsequent zu ihrer alkoholkranken Tochter gewesen ist, hat die Tochter damit die Chance gehabt ihren Tiefpunkt zu erreichen, es hat wohl einige Jahre gedauert, aber nur dadurch ist die Tochter heute trocken.

    Liebe kleineSchwester ich hoffe Du kannst so stark sein und Deiner Schwester das geben was sie benoetigt und zwar, dass Du ihr nicht hilfst und sie in Liebe machen lassen kannst.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo kleine Schwester,

    Zitat

    Hoffnung ist doch eigentlich das was den Menschen aufrecht hält.
    Und die soll ich aufgeben?
    Einfach so, ohne jemals richtig gekämpft zu haben?
    Wie macht man das?

    Nein, Du musst die Hoffnung nicht aufgeben, solange sie lebt ist noch Hoffnung. Doch es ist nicht an Dir für sie zu kämpfen. Du kannst kämpfen wie Du willst, doch wo ist Dein Gegner? Gegen wen willst Du kämpfen? Da ist niemand der Deine Kampfansage annimmt.

    Wie man das macht? Indem erkennt, dass Kampf sinnlos ist. Indem man erkennt und anerkennt, dass man hilflos und machtlos ist. Wie man dahin kommt? Indem man an sich selbst arbeitet. Für den Anfang hinterfrage doch mal warum Du das tun willst, für sie eine Kampf kämpfen der nicht Deiner ist.
    Kann es sein, dass Du ein schlechtes Gewissen hast, weil Du Dich all die Jahre nicht gekümmert hast, weil Du denkst wenn Du für sie da gewesen wärst, dann wäre sie nicht da wo sie heute ist? Willst Du Dein Gewissen beruhigen? Das ist nicht nötig. Deine Schwester wollte trinken, also hat sie getrunken, sie hätte sich auch wenn Du da gewesen wärst nicht davon abhalten lassen, sich zu Grunde zu richten. Hast Du ein schlechtes Gewissen, weil es Dir gut geht und Du ein Leben hast und sie nicht? Brauchst Du nicht, sie ist für sich und ihr Glück selbst verantwortlich, so wie Du für Deines. Sie hätte jederzeit einen anderen Weg gehen könne, wollte sie aber nicht, weil sie Ihren Freud und Lebensgefährten Alkohol nicht aufgeben wollte. In diesem Land gibt Hilfen für Alkoholiker in Hülle und Fülle, sie liegen praktisch auf der Straße, man muss sich nur bücken und sie aufheben. Bisher wollte Deine Schwester sich nicht bücken, dass war ihre Entscheidung.

    Zitat

    Der Weg der vor ihr liegen würde wäre so lang das sie das Ende nicht mal erahnen könnte.
    Und darauf eine Hürde nach der nächsten.
    Selbst ohne Alkoholproblem wäre ihr derzeitiges Leben ein absolutes Chaos und selbst ein Mensch der Power hat, anpackt und Schwierigkeiten angeht würde warscheinlich verzweifeln und keine Perspektive sehen.
    Wie soll sie das dann?
    Soviel Kraft hat sie schlichtweg nicht mehr.

    Es haben schon Alkoholiker von ganz woanders wieder ins Leben gefunden. Wo ein Wille ist, ist auch immer ein Weg. Du musst keine Gründe und Erklärungen für Deine Schwester finden. Das sind ihre Probleme und nicht Deine. Und mal so nebenbei, wie soll sie denn zu der Überzeugung gelangen, dass sie es schaffen kann, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, wenn ihr ihr sagt das sie das nicht kann, oder ihr es zumindest zu verstehen gebt indem ihr ihr immer sagt und vorschreiben wollt wie sie zu leben hat und was sie zu machen hat, indem ihre Sorge für ihr Leben abnehmen wollt?

    Zitat

    Und dann wäre unser Moment gekommen?
    Ihr Wege anzubieten die sie gehen könnte?
    Ihr Hoffnung zu geben das sie aus dem Schlamassel wieder herauskommen könnte?

    Nein, Euer Moment kommt nie. Es kommt höchstens der richtige Moment für Sie. Ihr habt damit nichts zu tun. Es ist ihre Sache, ihr Leben, nicht Euers.
    Wege werden ihr von Fachleuten gezeigt und letztendlich bestimmen auch diese Fachleute, was gemacht wird und wo dieser Weg erstmal hinführen wird. Ihr habt auch da nichts zu melden.
    Hoffnung kann nur sie selbst sich geben. Wenn sie überzeugt ist, es zu schaffen trocken zu werden, wird sie auch wieder Hoffnung bekommen. Diese Überzeugung muss sie aber, wie schon mehrfach gesagt, selbst erlangen.

    Es ist ihr Leben, sie bestimmt, nicht ihr!

    Zitat

    Meine Idee ist eigentlich gewesen das wir ihr den Weg soweit ebnen wie möglich, selbst dann wird er noch hart genug für sie sein.
    Das wir uns um ihren Sohn, Ausbildungsplatz, ect. kümmern.
    Ihr sagen so und so würde es laufen, das wäre die Klinik wo Du hingehst, wenn Du zurückkommst haben wir dort eine kleine Wohnung für Dich eingerichtet, wir begleiten Dich zu diesem und jenem Amt, dann hast du einen Zahnarzttermin , so in der Art eben.

    Das ist das, was ich z. B. mit irrwitzigen Ideen meinte, auf die man kommt, wenn man einem geliebten Menschen helfen will.

    Deine Schwester ist eine erwachsene Frau, sie kann selbst für sich entscheiden. Sie ist krank, aber sie kein kleines Kind das nicht für sich selbst sorgen kann.
    Diese Art Dauerüberwachung, und nichts anders ist das was Dir da vorschwebt, wird auch nicht dazu führen, dass sie nicht mehr trinkt. Wenn sie will, wird sie, so macht ihr es ihr nur noch einfacher. Ein Gedanke dahinter ist doch auch sie von ihrem Partner weg zu bekommen, oder liege ich da falsch? Wenn er ihr nicht den Alkohol besorgen würde, würde sie es selbst tun. Er ist nicht Schuld das sie trinkt oder weiter trinkt. Schiebe die Verantwortung nicht auf andere, Deine Schwester würde auch ohne ihn trinken, wenn sie will. Lass die Verantwortung da wo sie hingehört, bei ihr. Ein Alkoholiker der trinken will, findet immer einen Weg und wenn er stiehlt oder Dinge trinkt, die nicht als Getränk gedacht sind und die weder Du noch ich uns vorstellen können zu trinken, allein nur weil da Alkohol drin ist oder drin sein könnte. Das könnt ihr nicht verhindert, egal was ihr alles tut und macht. Es ist ihr Partner, also ist es auch ihre Entscheidung ob sie sich trennen will oder nicht.

    Sie hat ohnehin schon keine Selbstachtung mehr, glaubst Du wirklich so bekommt sie sie zurück, indem sie andere alles für sich machen lässt? Indem sie Euch machen lässt?

    Ich weiß, dass Du es nur gut meinst, aber so wird das nichts. Gut gemeint ist nicht immer auch gut gemacht.


    Zitat

    Ich kann aber jemand ins Bad bringen, den Klodeckel öffnen, ihm die Hose runterziehn, ihn abwischen, ihm beim aufstehen helfen, ....
    ihm so lange Hilfestellung geben bis er es wieder selbst kann.

    Na, aber pinkeln muss derjenige immer noch selbst, dass kannst Du nicht erledigen und abnehmen.

    Zitat

    Jemandem helfen zu wollen der offensichtlich Hilfe braucht ist menschlich, oder?

    Sicher ist es das! Aber es ist nur sinnvoll und nutzbringend wenn der, der die Hilfe bekommen soll, sie auch will.
    Will Deine Schwester Deine Hilfe? Hat sie Dir gesagt, dass sie Deine Hilfe will? Wenn ja hat sie Dir gesagt wobei sie Hilfe will?

    Zitat

    Ich weiß nicht ob es Möglichkeiten gibt, ich suche danach.

    Wenn Du gefunden hast, was wir alle hier schon vergeblich suchten, sag Bescheid.

    Zitat

    Das war ja meine Frage, wenn überhaupt, wann und wie kommt ein Alkoholiker an einen solchen Punkt?
    Kann man das "fördern", soll man konfrontieren?

    Nein das kann man nicht fördern. Die Einsicht kommt oder sie kommt nicht. Der Auslöser ist so individuell wie es jeder Mensch ist. Konfrontiere sie, Du wirst ihr nichts sagen, was sie selbst nicht schon weiß. Doch Du wirst sie nicht dazu bringen, es auch wahrhaben zu wollen, sich dem Trümmerhaufen ihres Lebens zu stellen. Das tut sie nur, wenn sie will. Das einzige was Du damit erreichen wirst, dass ihr Euch mal wieder streitet.

    Du bist hilflos und Du bist machtlos und das kannst Du nicht akzeptieren. Suche weiter, es wird Dich niemand aufhalten. Wir wissen selbst wie es in diesem Hamsterrad ist, wir sind auch alle erst ausgestiegen, als wir die Schnauze voll hatten und nicht als uns helfende Hände das Rad mal zwischendurch angehalten haben und wir bequem hätten aussteigen können. Dieser Zeitpunkt des Aussteigens ist so individuell wie der Tiefpunkt des Alkoholikers.

    Was Deinen Neffen angeht, fragt mal beim Kinderschutzbund nach. Er ist sicherlich schon älter als die übliche Klientel, aber vielleicht wissen die einen Rat. Dein Neffe hängt nicht mehr an der Nabelschnur seiner Mutter, er kann alleine klarkommen ohne sie. Er hat Euch als Hilfe. Allerdings muss ihm auch das erstmal bewusst werden, auch da gibt es Hilfe für ihn z. B. in SHG für Kinder und Jugendliche oder auch für erwachsene Kinder je nachdem wo er sich wohl fühlt. Eine weitere Möglichkeit ist die Suchtberatung, die ist nicht nur für Abhängige da, auch für Angehörige.

    Es ist noch gar nicht so lange her, da habe ich wie Du gedacht, gehandelt. Da habe ich wie Du geglaubt, wenn ich nur genug tue, genug versuche, dann kann ich meiner Mutter helfen. Ich wollte auch den Stein der Weisen finden, der sie vom Alkohol wegbringt. Ich weiß wie schlimm es ist sich hilflos zu fühlen und wie es ist dagegen anzukämpfen, wie es ist nicht aufgeben zu wollen. Ich verstehe Dich und Deine Situation. Ich verstehe, dass Du aus Angst und Sorge um Deine ganze Familie handelst, weil Du Deine Familie liebst.

    Doch glaub mir, noch nie ist ein Alkoholiker trocken geliebt worden.

    Gruß
    Skye

  • Hi kleineSchwester,

    das ist gut so, dass Du sie machen lassen kannst und eine gesunde Einstellung, auch wenn es "ernuechternd" klingt. Falls Du jemals wieder Fragen haben solltest, weisst Du ja wo wir sind.

    Ich wuensche Dir und Deiner Familie alles Gute,

    Jenny

  • Liebe Kleine Schwester,

    ich möchte Dir einfach noch einen lieben Gruß mit auf Deinen Weg mitgeben, Du weißt ja, wo Du uns jederzeit finden kannst,

    liebe Grüße, machs gut und halt die Ohren steif

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