Realitäts(ver-)kennung

  • hihi Spedi,
    könnte man so sehen - ich habe auch lange, lange überlegt, ob ich sie holen soll. Aber ich muss tatsächlich sagen als Arbeitslose wollte ich diese Früchte mitnehmen. Aber ich würde es dennoch mal stehen lassen - auch wenn ich weiß hätte ich die Pflanzen nicht geholt, würde ich mich ewig in den Hintern beißen. Aber Rechtfertigung sagt schon "richtiger Deut"

    Ach Jenny, wer auszieht um beim Alkoholiker eine Reaktion zu erzeugen, der dürfte in das absolute Loch fallen. Erstens warum sollte der Alkoholiker sich ändern, wo er doch endlich sturmfreie Bude hat. Der Angehörige wäre jetzt ja kreuzunglücklich weil er alleine lebt, was er/sie ja nicht wollte sondern ein anderes Resultat erzielen. Ich denke so ein Gedanke ist schon im Vorfeld verspielte Zeit und Kraft.

    Ehrlich gesagt, wenn ich an meinen Auszug denke, da habe ich nichts überlegt was mit dem Alkoholiker in Verbindung zu bringen war sondern mein einfaches Überleben - meine Belastbarkeit war überreizt und ich wollte nur noch raus.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hi Dagmar,

    Du schreibst:

    Zitat

    Ach Jenny, wer auszieht um beim Alkoholiker eine Reaktion zu erzeugen, der dürfte in das absolute Loch fallen. Erstens warum sollte der Alkoholiker sich ändern, wo er doch endlich sturmfreie Bude hat. Der Angehörige wäre jetzt ja kreuzunglücklich weil er alleine lebt, was er/sie ja nicht wollte sondern ein anderes Resultat erzielen. Ich denke so ein Gedanke ist schon im Vorfeld verspielte Zeit und Kraft.

    Klar, da geb ich Dir recht, aber es gibt genug, die das auch hier schon gemacht haben und dann nicht verstanden haben, warum der alkoholkranke Partner noch trinkt oder sich vielleicht einen anderen Partner gesucht hat, dort wo er seine Sucht weiterhin ausleben kann.

    Der Auszug und das alleinsein in einer Wohnung und mit sich sollte ja ausschliesslich fuer sich erfolgen, damit man wieder die Moeglichkeit hat ein gesundes Leben zu fuehren, es sollte auf gar keinen Fall als Druckmittel benutzt werden.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Ja, Jenny, ich hatte anfänglich auch nicht verstanden, warum die Chance im "loslassen" liegt.

    Das ich erstmal wieder zu mir selbst komme ist ein Punkt und der zweite ist das überlassen der eigenen Verantwortung.

    Ich habe nie begreifen können wo meine Hilfe liegen könnte, ich log nicht, ich sprach klar aus dass er ein Alkoholproblem hat, ich machte keinen Zauber. Aber ... ich hielt die Fassade aufrecht. Die Miete wurde überwiesen, die Nebenkosten gezahlt, der Müll weggebracht und nach außen schien alles seinen normalen Gang zu gehen.... all die Jahre war ich auch noch Wecker .... alle diese Dinge waren suchtverlängernd! Aber das habe ich erst begriffen als ich im gehen war.

    Ich machte es ja aus Automatismen, weil das ein normaler Mensch macht. Aber: bei Personen, die ihr Leben nicht im Griff haben und nicht organisieren können - egal warum - verhindert der Angehörige so eine Veränderung.

    Ja, ein langer, harter Weg ....

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hi Dagmar,

    wenn wir erkennen und endlich anfangen etwas fuer uns zu tun, dann kann das natuerlich hart sein. Unser gesamtes Weltbild und Verstaendnis von Beziehungen bricht total zusammen. Durch Aufopferung haben wir gedacht koennen wir Liebe und Geborgenheit erreichen und haben uns dabei selbst verloren. Ich bin dankbar dafuer, dass ich erkannt habe, dass es an meinem Gedankengut und meiner Lebenseinstellung lag, dass ich gelitten habe.

    Wichtig ist beim Verarbeiten sich auch eine neue Routine aufzubauen. Neuen Freundeskreis, das wird sich zum Teil auch ergeben, da zum Teil unser Freundeskreis auch co-aufgebaut gewesen ist, bei manchen geht es sogar soweit, dass sie sich einen neuen Job suchen oder total wegziehen aus dem Ort in dem sie vorher mit ihrer Co-Abhaengigkeit gelebt haben.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo Dagmar,

    mh, also ich bin ja keine CO, aber nach meiner Trennung kam der Umzug, viel Stress und Arbeit, damit war ich abgelenkt und danach fiel ich AUCH in ein ziemlich tiefes Loch. Es dauerte Monate, bis ich da wieder rausfand, ich fühlte mich oft unendlich einsam.

    Nichts machte mir mehr richtig Spaß, die Erinnerungen an die schönen Zeiten kamen auch ab und zu hoch, mein damaliger Partner war/ist ja kein Alkie. Und natürlich auch damit Gedanken, so schlimm war es ja gar nicht. War es auch nicht, aber ich war unglücklich in dieser Beziehung. Nun ist es aber auch normal, das Menschen negatives schneller vergessen als positives, also ist ein Blick in die Vergangenheit oft geschönt, unser Gehirn arbeitet so, um traumatische Erlebnisse verarbeiten zu können, ist also auch eine Art Selbstschutz, in diesem Fall aber eher hinderlich für uns… vielleicht aber auch nicht ?

    Dagmar, ich mußte irgendwie selbst zusehen, wie ich dieses Loch überwinden konnte, denn ich war auch arbeitslos, bin es auch noch, aber sicher nicht mehr lange. Ich suchte mir eine Reale Gruppe, die am WE Treffen hat, weil mir da besonders die Decke vor Einsamkeit auf den Kopf fiel. Und durch die ganze schwere Zeit begleiteten mich zuverlässig ein guter Freund und mir sehr wichtiger Mensch und ein anderer Freund und drei sehr liebe Freundinnen hier aus dem Forum. Sie mußten sich manche Jammerei anhören, haben das aber tapfer ertragen. :wink:

    Dann bekam ich einen Lehrgang verpasst :shock: und das riß mich raus aus meiner Einsamkeit und Erstarrung, ich begann auch wieder mit meinem Sport und das Tief scheint endlich überwunden. :D

    Liebe Dagmar, schau, das ist mir passiert, und ich gelte wohl eher als starke Persönlichkeit, selbst ich war davor nicht gefeit.
    Wie mag es da erst einem CO gehen ?
    Dessen Leben doch sehr auf den trinkenden Partner fixiert war, so oder so…
    Die innerliche Leere und das Loch, in das man fällt muß ungleich tiefer sein !
    Also habe bitte Geduld mit Dir, arbeite an Dir, versuche, unter Menschen zu kommen. Das reale Leben findet „draussen“ statt, lass es nicht an Dir vorbeirauschen, wäre zu schade drum.
    Du mußt ein wenig den Hintern hochbekommen und selbst aktiv werden.
    Ich hab mich auch schwer damit getan, aber ich habe gegen die Einsamkeit angekämpft, so gut ich konnte und nun kommt meine alte Lebensfreude irgendwie zurück.

    Meine neue Wohung hat schon einige Tränen sehen müssen :cry: jetzt soll sie mich mal lieber lachend und fröhlich kennenlernen. :lol:
    Du schaffst das, hast bisher so viel geschafft.
    Und weißt Du was ?
    Am Sonntag bekam ich von meinem liebsten Freund ein dickes Lob für alles, er sagte mir, ich hätte auch die andere Wahl gehabt, nämlich wieder zu trinken, ich hätte alles sehr gut in den letzten 10 Monaten gemacht. Da war ich ganz verlegen :oops: aber auch etwas stolz auf mich. :wink:
    Du hättest auch die Wahl gehabt, Dein Suchtmittel einfach gegen ein Neues einzutauschen, Du hast es auch nicht getan.
    Ob ich es gut gemacht habe… naja, sagen wir mal, so gut ich konnte !
    Und Du schaffst das dann auch !!

    Und noch so als Tipp:
    Ich lese bei Dir, das Du immer wieder das Haus Deines Ex aufsuchst, kannst Du das nicht besser ganz meiden ? Auch nimmst Du immer noch Anteil an seinem Leben, auch damit.
    Es geht Dir besser, wenn es ihm immer schlechter geht, Ja ? :wink:
    Okay, Schadenfreude is einer der schönsten Freuden … aber das ist auch CO ! :P

    Und ich verspüre auch Hass bei Dir, Hass dient auch zur Verarbeitung, muß aber irgendwann auch mal vorbei sein. Dein Ex ist ein kranker Mensch, vergiss das bitte nicht bei allem.
    Es gibt ein altes chinesisches Sprichwort, das sagt:
    Bevor Du zur Rache schreitest, schaufele 2 Gräber….
    Ich denke, für Hass gilt das Gleiche, er ist auf Dauer nur selbstzerstörerisch und lässt nicht loslassen, und er lähmt… wenn Du weiter gehen willst, lass los, auch den Hass, was meinst Du dazu ?

    Ich finde, Amai hat Dir auch sehr gut dazu geschrieben (die anderen natürlich auch !! :wink: ) lies auch das noch einmal gut durch…

    LG
    Lilly

  • Ach Ihr Lieben,
    ich habe einen sehr guten Bekanntenkreis - nicht groß, aber sehr, sehr gut, zuverlässig, ehrlich und Leute, die die Ärmel hochkrämpeln wenn es sein muss oder mir ihre Schulter zum ausweinen leihen.

    Auch Außenkontakte sind dadurch selbstverständlich. Daran hängt es nicht. Ich fühle mich wohl mit mir alleine und in meinem Häuschen, welches Wärme gibt (nicht nur mit dem Kaminofen).

    Hass, ich weiß es nicht? Wohl immer dann die Wut/Angst, wenn bspw. ein Anruf bei meiner Mutter erfolgt. Das Haus habe ich seit dem Auszug Mitte August nicht mehr gesehen (weil ich Angst dort habe und mich nicht wohl fühle), nur ein entfernteres Gartenstück (welches nicht am Haus ist) um dort meine Pflanzen zu holen. Wobei natürlich auch das "ein Heim" war.

    Diese Angst - und somit Bindung - entsteht durch das, was hier vermutlich erfolgen soll. Anlieferung seines Mülls, da ich aber keine Lust habe mich dadurch kirre zu machen habe ich mit meiner Freundin vereinbart wie wir es handeln falls diese Möbel und Autoteile hier landen. Kontakt zum Schrotthändler ist aufgenommen, Sperrmüllkarten liegen parat. Anhänger ist gesichert.

    Dieser von Euch gespürte Hass scheint dann aufzutauchen, wenn ich von Ängsten überfallen werde. Diesen gilt es entgegen zu treten - und zwar durch Alternativen, die erst dann greifen wenn diese schlimmsten Vermutungen eintreffen.

    Ich denke, über mich und üble Nachrede im Ort mache ich mir keine Gedanken (das war eine meiner ersten Sorgen) denn ich denke, mittlerweile bekommt das Umfeld schon mit, was ich für "eine" bin.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Gut ausgedrückt Graffiti,
    ich denke genau das ist es. Genau dieses ständige in Hab-Acht-Stellung sein, was ich gewöhnt war, nächtliche Übergriffe waren in der Trennungsphase nicht selten, somit konnte ich also nicht ruhig schlafen - Tabletten zu nehmen, wäre aber gefährlich, weil ich mich dann nicht hätte wehren können.

    Nun, ja nun wundert sich vielleicht der Körper dass er schlafen darf - ohne Hab-Acht-Stellung. Ich den Briefkasten leeren kann ohne Gerichtsvollzieherbriefe zu entdecken oder Gerichtsschreiben. Alle diese Dinge fallen mir wohl jetzt erst auf. Keine Mahnung mehr für Strom bzw. die Aufforderung zum Ablesen, denn hier mache ich diese Geschichten alleine.

    Früher bat ich ihn regelmässig Holz zu machen, oftmals saß ich im kalten und kaufte dann eben Briketts um nicht zu frieren. Nun besorge ich Holz oder Briketts von vorneherein selber, habe immer genügend im Haus ohne zu frieren. Ungewohnt....

    Ja voll erfasst, Graffiti,

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Dankeschön Graffiti,
    da machst Du mir zum ersten Mut und zum zweiten, weil Du meine wirren Sätze verstanden hast, ist es kein Dagmar-spezifisches-Balla-Balla-Syndrom ;)

    Das schlimme ist ja das, hätte mir das mal jemand erzählt, hätte ich es nicht für möglich halten können. Ich habe festgestellt, dass ich für mich selber auch Techniken entwickeln kann.

    Die einfachste war beispielsweise eine Bettwäsche aufzulegen, die niemals in dem Haus gelegen hatte. Zwei Personen, von diesem Design hatte ich nur eine Bettwäsche. Somit aber auch keine unterschwelligen Bezüge zum "es war einmal" eventuell muss ich mir da tatsächlich noch ein paar neue Garnituren beschaffen um mich in der Anfangszeit auszutricksen.

    Ich denke, Ruhe zu finden und nicht mehr "andockbar" zu sein, wird uns immer schwer fallen. Wenn wir aber bereit sind einfach nach zu hacken, wenn wir so ein Gefühl empfinden, dann sind wir schon weiter.

    Lieben Gruß von Dagmar

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