Realitäts(ver-)kennung

  • Hallo Ihr Lieben,
    seit ich umgezogen bin habe ich ein Problem, zumindest betrachte ich es als Problem und frage mich, ob ich einen "Hieb" abbekommen habe. Unabhängig von Euch werde ich natürlich auch die Psychotherapeutin befragen, denke aber (da sie in dem Bereich glaube ich, nicht so firm ist) ob sie sich das erklären kann.

    Ich fühle mich hier wohl und es geht mir gut - noch nicht glücklich, aber sehr oft sehr zufrieden. Ich schlafe gut und alles, aber....

    Jeden Morgen wache ich auf und denke, dass alles was geschieht ist ist ein Alptraum, aus dem Du aufwachen musst. Du lebst hier gut, das steht außer Frage, Du hast den Umzug und alle anderen Schwierigkeiten geschafft, aber das, was in Verbindung mit Alk geschehen ist kann nicht sein. Klar, der Kopf bringt mich schon zurück! Aber ich habe definitiv ein Problem das als ganz real zu erfassen was geschehen ist, seien es die Übergriffe, sei es die jetzt noch stattfindenden (Be-)Drohungen. Ich komme mir vor als wäre ich in einem Horrorfilm und wollte schnell das Kino verlassen.

    Wäre es nicht so dämlich, und hätte ich nicht real alle die Dinge hier im Haus geschafft, so hätte ich gesagt, ich habe einen an der Klatsche und bin traumatisiert. Ich weiß nicht, wie ich das anders erklären kann, aber ich wache auf und denke dass kann alles nicht wahr gewesen sein.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • :D ich vermute, dass Du jetzt zu "verarbeiten" anfängst.... Überleg` einmal....vorher hattest Du fast keine Zeit zum Reflektieren, Nachdenken, Du warst beschäftigt: Umzug planen, Umzug realisieren, ....

    Das alles lässt jetzt nach und jetzt kannst Du in Ruhe schauen, was da "abgegangen" ist und wie Du Dein Leben jetzt neu für Dich gestalten möchtest.

    Solange Du ihn samt der gewaltigen Action nicht wieder "herwünschst", passt`s, oder?

    Viele liebe Grüße,
    Ingrid

  • Oh nein, lieb Ingrid, das tue ich beileibe nicht. Aber was ist das für ein verarbeiten, wenn ich es in Frage ziehe - ich war dabei! Klar, typisch Co! Aber ich will mich ja noch nicht einmal selber belügen, sondern denke immer das kann nicht wahr sein, weiß aber es ist wahr!

    Eigentlich ist alles ganz klar, erlebt und hier nachzulesen, was gibt es da noch in Frage zu stellen frage ich mich? Und warum scheine ich es dennoch zu tun? Wobei ich belüge mich nicht, nicht dass das falsch rüber kommt. Aber ich denke immer "so was kann nicht sein".

    Da kommt noch was auf mich zu :) auch wenn die Augen wach sind und der Kopf versteht, irgendwas blockt. Wohl die Co-Heinzelmännchen ;)

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Liebe Dagmar,

    Du musst wahrscheinlich erstmal alles komplett verstehen und verarbeiten. Ein Teil von Dir will es noch nicht wahrhaben was da passiert ist, will nicht ganz verstehen, warum es soweit gekommen ist. Vielleicht ist da auch die Sehnsucht nach Partnerschaft und Naehe. Tu etwas aktiv fuer Dich wenn es Dir schlecht geht. Wenn Du einen Freundeskreis hast, dann treff Dich, geh raus, hol Dir ein schoenes Buch oder schau Dir einen schoenen Film an, weine, wenn Dir nach Weinen ist. Co-Strukturen lassen sich leider nicht von heute auf morgen aufloesen, dass kommt manchmal richtig heftig schubweise.

    Halt die Ohren steif,

    Jenny

  • :D kann`s sein, dass Du Stille und Ruhe derzeit nicht aushalten kannst? Dass Du bewusst die vergangene Zeit "raufholst", damit Du wenigstens in Gedanken Action hast?

    Ich weiß noch, dass ich die ersten Monate gar nicht gewusst habe, was ich mit mir anfangen soll ... ich hab` mich als die langweiligste Person auf dieser Erde gesehen, liebend gern hab` ich mich abgelenkt, ... mit den Sorgen der Nachbarn, mit dem Helfen (typisch ich) bei den Problemen anderer, .... Ich hab` mich selbst nicht ausgehalten, ich war mir selbst zuwider.

    Kein Wunder...ich hab` mich auch selbst nicht gemocht und gespürt hab` ich mich auch nicht (körperlich). Und außerdem war ich mein Leben lang für andere da, hab` mich über andere "erfahren".... jou, jetzt erfahre ich mich selbst .... ich bin halt dabei, die ersten Schritte zu machen.

    Geduld, liebe Dagmar, ich glaube, dass diese Empfindungen, die Du derzeit hast, normal sind. Wir haben leider keinen Schalter im Kopf, der sich umlegt und uns eine Phase unseres Lebens einfach vergessen lässt.

    Viele liebe Grüße,
    Ingrid

  • Das mit dem Weinen - also irgendwo abschließen - klappt noch nicht. Das war am Anfang des Horrors, aber dann war wohl der Schmerz zu groß, als dass Tränen noch möglich waren.

    Ich treffe mich mit Freunden, es geht mir gut, lese Bücher kaufe mir meine Blumen, bin im Garten und freue mich über Pflanzen, Holzofen und und und.

    Mein Leben ist real und ich bin mir darüber bewußt, aber ich glaube, diese Angst, die noch verbreitet wird und die Übergriffe, die haben einen Macken hinterlassen. Ich spüre keinen Wunsch nach Nähe oder Partnerschaft (was aber nicht unbedingt bewußt gespürt werden müsste, die Co-Verdrängungen sind ja zahlreich).

    Was natürlich auch der Fall ist: ich erkenne nun bewußt dass er "wirklich" nicht gesund war oder ist. Jetzt kann ich es nicht mehr leugnen, was ich wohl vorher gerne tat in Form von "tu ich ihm Unrecht".

    lieben Gruß von dagmar

  • Das ist es, was mir manchmal dieser Tage durch den Kopf geht...

    Hallo Dagmar,

    mir geht es ganz ähnlich wie dir. Auch mir "quält" dieses Gefühl. Dieses Aufwachen und doch irgendwie nicht so richtig wach sein. Ich glaube es ist ein Definitionsproblem. Worüber habe ich mich jahrlang definiert? Über ihn. Worüber definiere ich mich jetzt? Über mich. Und dann wird man wach und denkt sich, WIESO um alles in der Welt hab ich das alles gemacht und wieso um alles in der Welt habe ich das alles mit mir machen lassen? Weil so ein bisschen mit Abstand betrachtet, ist es doch wirklich total unsinnig. Das Leben ist ein schönes Leben. Ich kann - wenn ich es will - ganz eigenständig für mich sorgen und mein Leben gestalten. Wir alle hier drehen uns, haben uns gedreht, gemacht und getan und das über Jahre. Ein Gut-Fühlen im Schlecht-Fühlen. Eine Entschuldigung der Huldigung. Und dann denkst du: ja, jetzt ist es vorbei - MEIN Leben geht weiter. Und doch fühlst du, irgendetwas blockt dich. Irgendetwas hält dich innen fest und du stehst vor dem Spiegel und fragst dich, wo sind eigentlich meine Tränen geblieben.

    Ich glaube auch, es ist ein Verarbeiten. Zurück fühlen fällt schwer, fällt mir doch der Gedanke ein: "zurück gehen" - das ist es doch, was ich in gar keinem Fall will. Aber ich habe es geschafft, ich konnte Bilder vor mir sehen, die mich an irgendeinem Punkt haben weinen lassen. WEINEN. Liebe Dagmar, finde deine Tränen wieder. Du darfst sie zulassen. Du darfst dich selbst bemitleiden - jetzt und nur für dich. Einen großen Schritt bist du gegangen, jetzt ist die Zeit DEINE Wunden zu lecken. Und nicht vergessen, nach dem Selbstmitleid wieder aufstehen und weitermachen und ich sage dir, es wird besser - mit jedem Mal leichter.

    Ein ganz lieber Gruß

    kk.

  • Hi Dagmar,

    als ich damals ausgezogen bin und alleine gelebt habe, da kannte ich auch solche Phasen. Auf einmal lebt man alleine, kann kaum glauben, dass man wirklich diesen entscheidenen Schritt gegangen ist. Dann kam bei mir der Schock, was ich eigentlich alles mitgemacht habe, wie weit ich eigentlich in meiner Co-Abhaengigkeit verstrickt war. Es ist gut, dass Du etwas fuer Dich tust, Dich nicht verkriechst, das ist so wichtig fuer mich damals auch gewesen.

    Wie gesagt, immer schon die Ohren steifhalten und das Koepfchen hoch.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Ich möchte gern meinen Post von vorhin erweitern. Ich glaube nämlich, es ist das SelbstMITLEID, was ich mir selbst nicht mehr zugestehe / zugestanden habe, denn im Selbstmitleid habe ich ja über Jahre gelebt - und das will ich ja jetzt nicht mehr. Ich denke, ich habe mir mittlerweile erlaubt MitGEFÜHL für mich selbst zu entwickeln. Das ist etwas, was ich durchaus guten Gewissens erlauben kann - auch in der Zukunft. Selbstmitleid hat für mich immer etwas Drehendes und Zermürbendes. Mitgefühl hat für mich etwas Liebevolles und Umarmendes.

    Und in der Tat glaube ich, es geht hier um eine Form der Traumatisierung. Das ist nichts Dämliches dran und hat denke ich auch nichts damit zu tun, dass das Leben weitergeht und sich auch schöner oder besser als vorher anfühlt.

    Lieber Gruß der zweite

    k.

  • Hi Koketterie,

    Zitat

    Ich glaube nämlich, es ist das SelbstMITLEID, was ich mir selbst nicht mehr zugestehe / zugestanden habe, denn im Selbstmitleid habe ich ja über Jahre gelebt - und das will ich ja jetzt nicht mehr.

    Da geb ich Dir Recht, diese Erkenntnis hatte ich auch fuer mich gemacht. Ich hab mich selbstbemitleidet dafuer was mir angeblich angetan worden ist, erst als ich erkannt habe, dass ich mir das selbst angetan habe und kein anderer, erst da konnte ich diese Leidensschiene verlassen.

    Um eine Beziehung zu trauern ist okay, nur wenn es zu lange dauert und wir nicht wirklich loslassen koennen, muessen wir uns mit unseren Gefuehlen beschaeftigen und fuer uns ergruenden, warum es so ist und warum wir uns wieder leiden lassen. Wir waren naemlich Meister im Leiden, wir haben das Leid gebraucht um uns anscheinend annehmbar zu empfinden, so hab ich das empfunden.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hi Verflixt,

    ich bin regelmaessig zu meiner SHG gegangen und hatte damals auch eine Online-Gruppe genutzt. Viel hab ich auch meinen Freunden und der SHG zu verdanken, die mein Verhalten auch hinterfragt haben. Der ausschlaggebende Punkt war aber, dass mein Ex fast die Wohnung abgefackelt hatte. Er hatte mitten in der Nacht angefangen zu kochen in seinem betrunkenen Zustand ist er dann auf der Couch angeschlafen, ich bin Gottseidank wach geworden, musste aufs Klo und hab die Nebelschwaden in der Wohnung entdeckt. Weiss der Geier was passiert waere, wenn ich nicht aufs Klo gemusst haette.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo Dagmar!

    Auch ich erkenne mich in dem was du schreibst zu fast 100% wieder...!
    Hatte ich an anderer Stelle auch schon mal ähnlich geschrieben!

    Zitat

    kann`s sein, dass Du Stille und Ruhe derzeit nicht aushalten kannst? Dass Du bewusst die vergangene Zeit "raufholst", damit Du wenigstens in Gedanken Action hast?

    Ich weiß noch, dass ich die ersten Monate gar nicht gewusst habe, was ich mit mir anfangen soll ... ich hab` mich als die langweiligste Person auf dieser Erde gesehen, liebend gern hab` ich mich abgelenkt, ...


    @Amai, das finde ich echt beruhigend, dass "das" bei dir auch Monate gedauert hat :) !
    Und durch Arbeit, Kinder und Haushalt ist man ja auch so wunderbar abgelenkt, dass man kaum Zeit hat, mit sich selbst klar kommen zu müssen...
    Auch mir fällt es immer noch schwer, MICH und MEINE GEFÜHLE wahrzunehmen!
    Mit dem Kopf, klar, funktioniert's ja ganz gut :wink: , aber auch das mit dem nicht weinen können kenne ich von mir...
    Auch ertappe ich mich immer wieder bei den unbewussten Gedanken, ob denn wirklich alles sooo schlimm war... aber dann brauch ich ja zum Glück nur hier nachzulesen und weiß dann: ja, es war so schlimm und - ja, es war richtig, was du getan hast!

    Zitat

    Worüber habe ich mich jahrlang definiert? Über ihn. Worüber definiere ich mich jetzt? Über mich.


    Auch das fällt mir immer noch schwer! Mich über MICH zu definieren... Klar und deutlich meinen Standpunkt zu vertreten, auch wenn sich jemand auf den Schlips getreten fühlen könnte...
    Davon auszugehen, dass andere meine Gesellschaft auch schätzen, wenn ich nicht mehr "seine starke Co" bin... sondern einfach, weil ich ICH bin!

    Zitat

    Ein Gut-Fühlen im Schlecht-Fühlen.


    Genau! Wo sind die Dramen in denen ich beweisen kann, wie "stark" ich doch bin...?!
    Nee nee, ich glaube, das müssen wir alle erst wieder lernen, dass wir auch ohne Dramatik stark SIND... auch wenn es sich nicht immer so anfühlt!
    Gib dir die Zeit, Dagmar! Und du hast bestimmt keinen "an der Klatsche"!
    Und wenn doch... na und?! :wink: Wer hat denn darüber zu urteilen?!

    Liebe Grüße

    fish

  • Leider hat mein Tag nur 24 Stunden - und einige davon benötige ich für Schlaf - aber ich hätte noch so viel mehr zu machen oder zu lesen, worauf ich Lust hätte, dass mir die Zeit vorne und hinten nicht reicht. Leere im üblichen Sinne ist es nicht.

    Aber .... der Streß so wie früher ist in der Form nicht mehr da, dahingehend ist das vielleicht ungewohnt. Ja Fish, die Dramen fehlen, ich war mir zwar nicht bewußt, dass ich mich darin bewiesen habe, habe für Brot und anderes gesorgt und die Streitigkeiten sind weg. Es ist niemand da zum streiten.

    Auch diese Angst, von der Jenny spricht, diese regelmässigen Übergriffe, keine Nacht, die ich in Ruhe schlafen konnte. Alle die Dinge, die fehlen jetzt - sind nicht vorhanden - fehlen nicht über das Bewußtsein, vielleicht aber in Form von Veränderung, die noch verarbeitet werden muss.

    Erschwerend kommt natürlich noch die reale Angst hinzu, die mich bestimmt etwas im Griff hat. Dennoch habe ich vorhin einige meiner Pflanzen aus dem Außenlager geholt. Wobei ich mich ohne Begleitung nirgends hinwage, wo er erscheinen könnte. Ich war sogar zu ballaballa die beste Fahrstrecke rauszusuchen, so tief war die Angst. Aber ich habe meine Himbeersträucher, die nun auch schon in der Erde sind und mich hoffentlich bald durch neue Blätter erfreuen :)

    Aber auch an diesem Ort hatte ich Angst, da ist noch zuviel von "uns". Ich war auch dann ganz schnell auf der Flucht und habe das Auto zuvor noch so hingestellt, dass man/frau ruckzuck weg ist.

    Gut, ich habe Angst und renne davon. Nun ist die Frage, ob es für mich besser ist mich dieser Angst und den Örtlichkeiten zu stellen oder besser zu sagen (was ich derzeit mache) diese Angst ist begründet durch die Drohungen, die massiv ausgestossen werden, also sorge Dich um Deine Sicherheit und gehe weiterhin auf Hab-Acht-Stellung. Diese Hab-Acht-Stellung ist zwar eine Fremdbestimmung, dient aber meiner Sicherheit.

    Für mich ist es schwer damit umzugehen, weil ich auf einer Seite spüre es ist Verarbeitung und das Zulassen der Realität, was ich bis dato wohl verhindert habe.

    Nun ich werde mich im Auge behalten ;) ... müssen ...

    Lieben Gruß von Dagmar

  • ich denke, vorsicht ist die mutter der porzellankiste. angst ist ansich ja kein "schlechtes" gefühl. angst ist ein schutzmechanismus in dir. und ich empfinde die denkweise schutz bei anderen zu suchen nicht als fremdbestimmung. wozu gibt es sicherheitsdienste, bodygards etc. das sind ja keine unrealisten oder unnötigen jobs, sondern ein teil unseres gesellschaftssystems, weil eben eine notwendigkeit darin besteht. du weißt anhand deiner vergangenheit, zu was dein alki fähig ist. du solltest nur reflektieren, ist es panikmache oder ist es begründet. und im zweifel würde ich zumindest vorerst den sicheren weg gehen und mich schnell umschauen, einen selbstverteidigungskurs zu machen.

    liebe grüße

    k.

  • Liebe Koketterie,
    ich besitze den Ausbilderschein im Vollkontakt-Kung-Fu. Nur: ich besitze nicht das Aggressionspotential um jemanden in den Boden zu stampfen. Wobei ich schon denke, wenn es an meine Luftröhre ect. geht, dann kommen die kleinen Gemeinheiten wieder ans Tageslicht. In Sachen Fallschule ect. ist noch alles da, auch was das Kämpfen betrifft ist noch sehr viel da. Habe das mal vor kurzem getestet :)

    Ich habe auch lange überlegt lasse ich mich kirre machen und ist die Angst einfach Panik. Aber dadurch, dass gerade wohl sehr viele Probleme über ihn einbrechen und er schon zuvor aggressiv war ist keine Einschätzung für mich möglich.

    Keine Einschätzung heißt kein Stempel "unbedenklich" und das heißt einfach für mich Tauchstation. Und was da in der letzten Zeit war in Sachen Schlägerei ect. denke ich mal einem Menschen, der gerade dabei ist ins Toilettenhäuschen zu treten, bei dem könnten schon mal die Sicherungen durchbrennen. Zumal unter Alk ist ja kein normales Denken möglich.

    Mich ärgert einfach dass mich das alles zurückwirft. Dass es mich wieder in Unruhe bringt und alte Muster wieder aufleben läßt. Wobei mir das auf der anderen Seite zeigt unter welchem Druck ich damals gestanden haben musste, es aber nicht mehr bemerkt haben dürfte, weil einfach Dauerstrom angesagt war.

    Ich habe in meiner Verzweiflung heute mittag ein herrliches Bad genommen, eine Pizza in den Holzofen gelegt und mir schöne wohlige Wärme durch den Kaminofen verpasst. Wenn es wenigstens mir in meinem Umfeld gut geht, so kommt das von Außen weniger an mich ran.

    Davon mal abgesehen, ich habe in beiden Etagen ein Handytelefon um Hilfe holen zu können, also die wichtigsten Sicherheitsvoraussetzungen sind erfüllt. Wobei ich nicht denke dass er hier auftaucht. Ich denke viel mehr es sind die Versuche ob ich beim x-ten Mal meine Konsequenz verliere. Innerhalb der Beziehung habe ich auch nicht immer klar meine Grenzen gesetzt, wie sollte er jetzt wissen, dass meine Grenzen unveränderlich sind. Ein Spiel, an dem ich nicht unschuldig bin.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Servus dagmar007,

    ich empfinde es als äußerst sinnvoll, wenn sich ein Alkoholiker auf dem Weg in die Trockenheit einfach mal pauschal für ein Jahr vom kompletten Umfeld seines früheren Suchtmittels fernhält und auch eine angemessene räumliche Trennung dabei einhält.

    Bei vielen Co-Abhängigen und Angehörigen sehe ich jedoch eine Tendenz, dass zwar der unmittelbare Wohnraum "getrennt" wird, jedoch nur sehr wenig (räumliche) Distanz zwischen den Beiden ist. Im Gegenteil, oft wird der Kontakt nach der Trennung sogar noch regelmäßig aufrecht erhalten und intensiviert.

    Keiner von Beiden möchte "sein gewohntes Umfeld" verlassen, keiner möchte ..., keiner will ....

    Bringt mich alles immer wieder auf einen Punkt zurück, der sehr eng mit dem Erleben des persönlichen Tiefpunktes und der Leidensfähigkeit des Einzelnen verknüpft ist:

    Wer will, findet Wege - wer nicht will, findet Gründe.

    LG
    Spedi

  • Sehe ich nicht anders als du Spedi (gilt ja für mich - ich bin kein Alkoholiker sondern Co-Abhängig, aber Suchtmittel ist Suchtmittel). Wie wäre es möglich irgendwann einmal auf sich selber zu treffen, wenn der Kontakt, die Muster und die alten Angewohnheiten immer noch gelebt werden.

    Ich hoffe nun ich verstehe nichts falsch oder habe nichts missverständliches geschrieben. Es gibt keinen Kontakt seit August 2008 - ich flüchte und stelle mich als tote Frau. Es erfolgte ein Anruf bei meiner Mutter, der mich etwas gehörig zurückwarf, weil da diese Drohungen wieder aktiviert wurden.

    Aber wie gesagt, ich gehe nicht ans Handy, meide die Örtlichkeiten (ausser um einmal die Himbeeren zu holen) und will mein Leben in meinem Haus führen. Oder lernen mein neues Leben zu beginnen.

    Meine Leidesnfähigkeit war erreicht, mein Tiefpunkt war die Angst nicht mehr zu überleben, was noch folgt - beim Gegenstück gibt es keine Krankheitseinsicht und wohl auch keinen Tiefpunkt, was aber mit meinem Leben nichts zu tun haben darf.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Servus dagmar007,

    warum die Rechfertigung und Erklärung?

    Habe ich da etwas (evtl bei den Himbeeren, die Du erwähnst) angesprochen, was auch Dich betrifft?

    LG
    Spedi

  • Hallo zusammen,
    Hallo Spedi,

    Zitat

    Bei vielen Co-Abhängigen und Angehörigen sehe ich jedoch eine Tendenz, dass zwar der unmittelbare Wohnraum "getrennt" wird, jedoch nur sehr wenig (räumliche) Distanz zwischen den Beiden ist. Im Gegenteil, oft wird der Kontakt nach der Trennung sogar noch regelmäßig aufrecht erhalten und intensiviert.

    Das ist mir auch aufgefallen. Schauen muss man natuerlich warum man sich erstmal raeumlich oder vielleicht auch emotional getrennt hat, einfach damit man mehr auf sich schaut. Wer natuerlich mit dem Gedanken auszieht, damit der nasse Alkoholiker jetzt nun endlich etwas tut, hat sich zum Teil doch getaeuscht. Wichtig ist, dass wir Co's an uns arbeiten, den Fokus wieder auf uns setzen, damit wir gesund werden. Haeufig kommt es mir halt auch so vor, dass viele nicht erkennen, dass sie wirklich und wahrhaftig krank sind, nicht nur ihr Alki, sondern sie selbst. Schwierig wird es natuerlich, wenn dort Familien mit Kindern sich trennen, da geht es zum Teil ja kaum ohne Kontakt und wenn dann nur wenn der Alkoholiker bereits ein ziemlich krasses Stadium erreicht hat, wo es ihm eh egal ist, ob er/sie die Kinder sieht.

    Co-Abhaengigkeit ist eine Krankheit, wir muessen genauso taeglich an uns arbeiten um eine andere Lebenseinstellung als Routine zu erhalten.

    Alles Liebe,

    Jenny

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!