• Auf diese Frage oder Thematik hat mich Ingrid heute nochmals vertieft gebracht, da ich gestern auch schon einen "eigenartigen" Aha-Effekt hatte.

    Ich selber bin die Ungeduld in Person, nicht in der Lage und mit der Geduld ausgestattet eine Bedienungsanleitung durch zu lesen, oder einfach den Dingen ihren Lauf zu lassen.

    Oder sagen wir besser, so war ich...

    Ich musste innerhalb der Suchtbeziehung begreifen dass ich keinesfalls alles im Griff habe oder kontrollieren kann. Ich musste begreifen, dass ich weder auf die Lieferzeit meiner Möbel Einfluß habe, noch auf das Ende meiner Trauer. Ich habe also akzeptiert dass es Dinge im Leben gibt, auf die ich NULL Einfluss habe.

    Nun habe ich im Haus einen ultramodernen Backofen - Heißluft, Cerankochfeld und alle Schnickeschnacke, die man sich vorstellen kann. Aber auch einen alten Beistellofen, der mit Holz warm wird. Ich liebe die Wärme von Holz, das Feuer und die Gemütlichkeit, die dadurch verbreitet werden, auch wenn es ewig dauert bis Teewassser fertig ist oder die Pizza endlich bei 200 Grad in den Ofen kann. Sollte das dann mal geschafft sein, dann kann ich noch arbeiten um die Temperatur zu halten ....

    Viel Aufwand, sehr zeitaufwendig und plötzlich bin ich in der Lage die Geduld aufzubringen. Der Magen knurrt und dennoch bin ich willens zu warten bis der Holzofen bereit ist und gehe nicht den schnellen Weg des modernen Ofens. Die Faszination des Holzofens und die Bereitschaft mich auf ihn einzulassen haben sich bei mir als Therapiemittel dargestellt. Mir ist aufgefallen, dass mit dem hantieren vom Feuer (was ja nicht immer so spielt, wie ich es gerne hätte) eine Veränderung mit mir passiert.

    Ich hatte auch im Haus zuvor Holzbeheizung - Holz ist also nichts neues. Aber der Umgang mit dem Holz und der Holzfeuerung, der wird nun von mir selber gesteuert, nebst dem Hacken von Spänchen, dem Stapeln des Holzes, des Einkaufs und des Schürens und allem was damit zusammenhängt.

    Hier nun bin ich selber verantwortlich, habe alles zur Hand und besorgt was ich benötige und gehe mit Liebe an die Sache, früher war es ein "muss"....

    Mein Therapiemittel ist also ein absolut unübliches.

    Wie sieht es bei Euch aus in Sachen Geduld, abwarten können, den Dingen ihren Lauf zu lassen? Seid Ihr eher Menschen, die etwas verzwingen wollen? Das würde mich übrigens aus der Sicht von stofflicher wie von nichtstofflicher Seite interessieren. Speziell deshalb, weil ich mir selber früher durch meine Ungeduld mein größter Feind war. Ich wollte partout etwas - egal was - erzwingen und habe mir dadurch mein Leben schwer gemacht und mich selber unter Druck gesetzt.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Ach Dagmar, das is ja cool. Ich habe auch so gerne angefeuert. Vorallem meine alte Küchenhexe...das war ein schönes Morgenritual...
    LG Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Na, das ist ja cool Erdling. Da sind wir mir und meinem Thema sehr nahe. Zumal ich vor rund einem Jahr einen Burnout hatte. Ich hoffe mal, dass ich jetzt dabei bin für mich eine mir angemessene Geschwindigkeit zu finden, die nicht mehr vom Umfeld (Arbeitgeber ect.) diktiert wird.

    Ja, liebe Karotte, es ist wirklich ein Ritual und dieses Feuer hat etwas von Urgewalt oder Naturkraft, mir als Feuerzeichen dient das vielleicht einfach etwas zur Besinnung, ich kann es nicht genau erklären. Es war auch ein Zufall, dass mir das aufgefallen ist in den letzten Wochen.

    Als ich dann aber ausgesprochen hatte: mit dem anderen Ofen geht es schneller, aber ich will mit Holz das Wasser wärmen, da war es schon raus. Ich bin also Umstandskrämer geworden um für mich selber zur Ruhe zu kommen. Was ich nicht als negativ empfinde.

    Wobei die ersten Zeilen zum Thema, lieber Erdling, schon komisch waren - so quasi als Aussteiger und ganz anders als ich zuvor war. Sollte es mir tatsächlich gelingen mich nicht mehr hetzen zu lassen, was ich 47 Jahre lang tat???

    Na, dann bin ich einfach mal gespannt auf die Weiterentwicklung.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Genau das was Du schilderst, lieber Erdling kenne ich auch: das verbeissen in ein Problem und dabei sich zu verrennen. Dein Kollege hat es genau richtig gemacht: gesagt - heute nicht, es geht gerade nicht weiter. Ohne Wut zu entwickeln, ohne es erzwingen zu wollen sagte er sich wohl "morgen neuer Versuch".

    Eben dieses blinde suchen, arbeiten, hasten und dabei noch manches zu verdrehen war meine Spezialseite.

    Ich bin mir noch nicht sicher, lieber Erdling, ob das bei mir so gelingen wird es zu verinnerlichen. Aber ich merke über diesen "alten Herd" dass da so was in mir wohnt. Und ich musste über das letzte halbe Jahr für mich lernen, dass mein zwanghafter Weg mehr zerstörte als mir half.

    Der Horror kam obwohl ich gegen ihn arbeite - Wunder traten ein, obwohl ich nicht an diese Art von Wunder glaube. Alles also anders, als ich es hätte meine "herbeiführen" zu können. Natürlich kann ich auf meine Ziele zuarbeiten, muss das sogar um nicht ziellos zu sein. Nur würde ich mir für mich wünschen dann auch einfach zu sagen "schluss" jetzt finde ich die Lösung nicht.

    Mir war das total fremd, lieber Erdling, dass dieses Thema tatsächlich in der Psychologie behandelt wird bzw. als Lebensstil gelebt wird, denn eigentlich wirkte es auf mich etwas verrückt.... aber beruhigend....

    Lieben Gruß von Dagmar

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