... neues Umfeld für Ahhängige ...

  • Bewußt etwas provokativ gewählt ist dieser Titel, weil ich - was mich betrifft - gerade das Gefühl habe, mir geht es "eigentlich" wie einem Alkoholiker, der nach dem Entzug gerade Therapie macht.

    Ich habe alles verloren (Job, Partnerschaft, Wohnung ect.) und alles gewonnen. Ich bin mit NULL losmarschiert habe ein Haus gesucht, nie gedacht, dass ich eines finde, wo alle meine Katzen und ich alleine im Grünen leben dürfen. Wir fanden eines :) Es drohte Hartz 4 - nun verdiene ist gerade so viel um das Häuschen zu finanzieren, da am Anfang nur Teilzeit, habe aber - wie es nach zwei Wochen aussieht - einen tollen Job (ich hoffe alles bleibt so!) in einer Branche, die mich anspricht. Wenn ich IDeen habe wird gesagt "mach". Es hat mich gestern so gefreut, dass ich offiziell als Nachfolgerin meiner Vorgängerin vorgestellt wurde und mein Chef sagte, zusätzlich würde ich einen Teil seiner Aufgaben übernehmen.

    Das ist für mich Vertrauen in mich durch meinen Chef - bestärkt mich in meiner Zuversicht, die ich in den letzten Monaten nach der totalen Abstinenz meines Suchtmittels gewonnen habe.

    So, und das genau ist für mich der springende Punkt: alles ist neu und anders, alles muss von und durch mich neu strukturiert werden, also keine alten Mechanismen. Beim gemeinsamen Backkurs gestern habe ich mir überlegt, mein Gott, wie gut dass Du alleine bist und selber verantworten kannst ob Du hingehst, wie lange Du bleibst und ob Du dich dort wohl fühlen darfst.

    Ich persönlich war gezwungen neu zu sortieren und mich zu orientieren. Ohne Suchtmittel war ich gezwungen, mich nur nach mir zu orientieren, was mir früher nicht gelungen wäre. Durch meine Verantwortung für mich selber stehe ich auch selber in der Schuld, wenn es mir schlecht geht. Gut, der finanzielle Part ist nicht gut, der läuft auf Überlebensprobleme hinaus, aber das dürfte zu meistern sein... irgendwie....

    Aber alles das nur weil ich - und nur ich - dafür verantwortlich bin und nicht wie früher "im Trott der Jahre" einfach nur weitermarschiert bin.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Servus dagmar007,

    mein alter Spruch: Wer will, findet Wege - wer nicht will, findet Gründe.

    Geh' weiter auf Deinen Wegen... :)

    LG
    Spedi

  • Doch Olive,
    DU findest Deine Orientierung. Ich verstehe aber verdammt gut was Du meinst. Die ganzen Interessen, die mal vorhanden waren, wurden in den Hintergrund geschoben und quasi alles drehte sich um das Suchtmittel.

    so vermute ich mal meinst Du das.

    Nun, in dem Punkt habe ich schon das Riesenglück, dass es immer ganz viele Dinge gab, die mich glücklich machten.

    Aber: diese Dinge gibt es bei Dir ganz sicher auch. Du musst sie aber wieder neu entdecken. Die Kraft hast vielleicht jetzt noch nicht, sie wird aber wieder kommen.

    Ich bin jemand, der sehr gerne mit sich selber alleine ist. Zuweilen war es mir viel zu viel, was an Besuch oder Telefonaten bei mir ankam. Alles lieb, und gut gemeint, aber zu viel. Aber diejenigen, die mir gut taten, mit denen traf ich mich, telefonierte und nunmehr beginnt (das habe ich gestern entdecken können) eine andere Art von Spaß am Umfeld. Aber es war ein langer Lernweg.

    Liebe Olive, es ist alles noch da, was Du mal kanntest, es muss nur wieder ans Tageslicht kommen. Du kannst für Dich beginnen Dich zu fragen was Dich interessiert und diese Wege weiter gehen. Glaub mir, es wird viel geben. Nur ... in den ersten Phase von Trauer und Verarbeitung ist es fast zuviel das alles neu zu entdecken. Bei mir kommt das erst jetzt - nach einem halben Jahr !!! wieder richtig ans Tageslicht.

    Du solltest Dich nun aber nicht schlecht machen und davon ausgehen, dass Dein Partner Deine Unzulängklichkeiten übertüncht hat. Sicherlich haben wir es uns "bequem" gemacht und weniger in uns gehört als in "ihn". Das war aber gebeugt von Naivität, Unwissenheit und dem, was wir als "Liebe" empfanden. Es bedeutet keinesfalls, dass Du für Dich alle Ecken und Kanten von Dir ausgeblendet hast. Aber wir waren auf einem falschen Pfad - ich auch! - in der Erwartung ohne Alk wird alles besser.

    Ich wusste nichts von toxischen Vergiftungen, von dem Saufdruck, von den rein körperlichen Abhängigkeiten, die nicht nur beim Parkbänkler zu sehen sind. Nein, um nichts in der Welt hätte ich mir vorstellen können, dass Wut und Agression einen bisher friedlichen Menschen ausfüllen. Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass ein Mensch so an sich und seinen Bedürfnissen vorbeilebt .... dabei habe ich das doch selber getan ...

    Auf Olive, wenn es Dir wieder besser geht: Ärmel hoch - oder zu mir zum Brezeln backen kommen ;)

    Lieben Gruß von Dagmar

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