• Hallo,
    ich schreibe schon in einem anderen Tread, denn ich lebe mit einem Alkoholiker zusammen.
    Meine erste Baustelle ist allerdings mein Elternhaus, mein Vater war auch Quartalsäufer, einer von der fiesen Sorte. Wurde ausfallend, aggressiv, niemals gegen mich, immer gegen meine Mutter oder meinen jüngsten Bruder,das ganze Programm. Er war dann 18 Jahre trocken und fing dann wieder an. Für mich brach eine Welt zusammen, ich konnte das einfach nicht fassen. Ein Bierchen nach dem anderen, heute trinkt er jeden abend seine 3-4 Flaschen am abend, die er aber überhaupt nich verträgt, er fängt dann an zu stenkern und zu meckern, meine Mutter extrem co, glaube ich zumindest, nachdem was ich in den letzten Jahren alles gelernt habe, verschwindet dann meist im Bett oder hinter einem Buch.

    Ich selbst habe vor 6 Jahren eine Familienaufstellung gemacht und gesehen was der Alkohol mit mir gemacht hat. Heute weiß ich, das ich meinen Vater trotz allem lieb haben kann und ich weiß auch, das meine Mutter unwissentlich mit aller Kraft, meinen Vater mit am trinken hält :( . Ich erinnere mich an die Zeit als er trocken wurde, schrecklich diese Vorwürfe von ihr, vor uns Kindern!! Ich wollte das nie alles hören, aber ich hatte immer Mitleid mit meiner Mutter, habe immer für sie Partei ergriffen und meinen Vater als absolutes Monster angesehen, ich habe ihn so erlebt und sie hat ihn so dargestellt. Das schlimmste an der ganzen Geschichte ist, das ich erst eine Aufstellung machen mußte, um zu sehen, daß ich meinen Vater trotz Alkohol lieb haben darf :cry: . Ich liebe meinen Vater sehr (ich fühle mich sehr gut wenn ich das schreibe), denn ich durfte 18 Jahre trocken mit ihm erleben und die waren wunderschön. Meiner Mutter habe ich mit 34 Jahren in meinem Haus verboten, so mißbilligend und abwertend über meinen Vater in meiner Gegenwart zu sprechen, ich sagte ihr, daß es mich als ihr Kind nichts angeht, was sie an meinem Vater schlecht findet, mein Vater stand dabei, wie ein Kleinkind!


    Ich hoffe trotz allem nicht, das ich in die Fußstapfen meiner Mutter trete :D .Hat jemend von Euch ähnliches erlebt??

    Lg
    Elke

  • Hallo Elke

    Ich habe etwas ähnliches erlebt, aber nicht im Zusammenhang mit Alkohol. Meine Eltern waren sehr verschieden und warum sie sich geheiratet haben, ist mir heute noch ein Rätsel. Nach zwei Jahren wollte meine Mutter sich eigentlich von ihm trennen, stellte aber dann fest, dass sie mit mir schwanger war und beschloss, dass sie dem Ungeborenen die Familie mit Vater und Mutter erhalten muss. 3.5 Jahre nach mir kam dann noch meine Schwester auf die Welt.

    An die ganz frühen Jahre kann ich mich nicht mehr erinnern, aber als ich 12 wurde, realisierte ich, dass meine Eltern sich einen ständigen Kampf lieferten. Manchmal lautstark (dann flog auch mal eine Flasche roten Alk an die Decke oder ein Teller in den Garten), oftmals aber auf der unterschwelligene Ebene, so dass dauernd ein ungutes Gefühl zu Hause war. Als die beste Freundin meiner Mutter wegzog nach Amerika, hatte sie keinen Austauschpartner mehr. Dann wurde sie (als ich 16 war) krebskrank - mein Vater brach zusammen und war ihr gar keine Hilfe, da er nur sich als betroffenes Opfer sah: "MEINE Frau ist krebskrank - helft mir!" Die Freundin weg, der Mann keine Hilfe - da blieb nur noch ich übrig, denn meine kleine Schwester wollte sie beschützen. In den nächsten zwei Jahren wurde ich also ihre engste Vertraute und erfuhr Sachen aus der Ehe meiner Eltern, die ein Kind eigentlich nicht wissen muss und will. Ich realisierte aber nicht, was da mit mir passierte.

    Als ich 18 war, starb meine Mutter und mein Vater war wieder völlig kopflos und unfähig, Verantwortung zu übernehmen (er begann da auch vermehrt zu trinken). So schaute ich zu meiner kleinen Schwester, bewahrte sie vor einer Alkoholikerkarriere (mit 16 war sie so überfordert mit allem, dawss sie ziemlich viel trank!), schmiss Haushalt und die Finanzen und war einfach schon erwachsen. Aber zu meinem Vater konnte ich keinen Kontakt mehr aufbauen - ich hatte das Bild meiner Mutter übernommen und schaffte es nicht mehr, eine Tochter-Vater-Beziehung mit ihm zu haben und distanzierte mich von dem "bösen Ehemann". Es brauchte Jahre, und eine Therapie, bis ich dieses Muster durchbrechen konnte und wieder lernte, dass mein Vater eigentlich mein Vater ist und die Probleme, die sie in der Ehe hatten (er hat mir dann seine Version auch noch erzählt, nachdem meine Mum gestorben ist) mich eigentlich nichts angehen.

    Was ich daraus gelernt habe? Ich bin sehr vorsichtig damit, was ich meinen Kindern erzähle, denn ich habe schon an meinem 2.5 Jährigen erlebt, wie bedingungslos sie bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, für die Kinder einfachnoch viel zu klein sind. Mein Mann und ich streiten uns zwar auch ab und zu, aber über alltägliche Dinge. Beziehungsarbeit und Diskussionen um den Themenbereich verlegen wir wenn immer möglich auf knderfreie Zeit - damit sollen sie nicht belastet werden.

    Dass du wirst wie deine Mutter glaube ich nicht - du bist dir zu sehr bewusst, was mit dir passiert und passiert ist. Wenn du diesen offenen Blick behältst, dann wird dein Leben bestimmt anders ablaufen. Einen ersten Schritt hast du ja schon getan, indem du deiner Mutter verboten hast in deinem Haus schlecht über deinen Vater zu reden. Recht hast du - es ist nicht dein Problem, dein Vater ist dein Vater und du darfst ihn lieben. Die Probleme müssen die Beiden aber alleine lösen, da kannst und musst du nicht helfen (ich habe das viel zu lange bei meinem Vater und seiner 2. Frau gemacht! Absolut verschwendete Zeit und Energie!).

    Liebe Grüsse
    Jamie

  • Zitat

    ich schreibe schon in einem anderen Tread, denn ich lebe mit einem Alkoholiker zusammen.
    Meine erste Baustelle ist allerdings mein Elternhaus, mein Vater war auch Quartalsäufer, einer von der fiesen Sorte. Wurde ausfallend, aggressiv, niemals gegen mich, immer gegen meine Mutter oder meinen jüngsten Bruder,das ganze Programm. Er war dann 18 Jahre trocken und fing dann wieder an. Für mich brach eine Welt zusammen, ich konnte das einfach nicht fassen. Ein Bierchen nach dem anderen, heute trinkt er jeden abend seine 3-4 Flaschen am abend, die er aber überhaupt nich verträgt, er fängt dann an zu stenkern und zu meckern, meine Mutter extrem co, glaube ich zumindest, nachdem was ich in den letzten Jahren alles gelernt habe, verschwindet dann meist im Bett oder hinter einem Buch.

    Hallo Elke,

    ist schon hart so eine Kindheit erleben zu müssen, auch wenn Dein Vater Dich nicht geschlagen hat, musstest Du mit ansehen wie er Deine Mutter und Bruder geschlagen hat.

    Kinder lieben ihre Eltern, sie sind für sie gottähnlich, irgendwann ist es Zeit die Eltern von ihrem Denkmal runter zu holen. Sie sich anzusehen wie sie wirklich waren und sind, ist eine gute Voraussetzung, für Loslösung aus dem Elternhaus, um eigene Verantwortung für eigenes Leben zu übernehmen.

    Ist Deine Familienaufstellung nach Hellinger gewesen?, hier wäre ich vorsichtig, dieser Mann, ist Frauen und Kinder gegenüber nicht wohlgesonnen. Ich finde manches, von ihm was er so sagt und schreibt, nur unmenschlich.

    Dass ich zwei Generationen mir rückwärts in ihren Lebensgeschichten anschauen sollte, ist nicht verkehrt, denn diese Menschen haben mich geprägt.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Hallo Weitsicht,
    ja die Familienaufstellung war nach Hellinger, ich habe schon 2 gemacht, ich empfand es aber aber nicht fraunen-und kinderfeindlich oder so. Ich habe mich halt viele Jahre als Verbündete meiner Mutter gesehen und gegen meinen Vater gekämpft in jeder Hinsicht. Mein Vater hat aber auch sehr viele schöne Seiten, die ich die ganzen Jahre nicht sehen konnte.
    Heute lasse ich beide einfach sein wie sie sind, mische mich nicht mehr ein und ergreife auch keine Partei mehr.
    Er wird heute auch nicht mehr aggressiv und so, sondern einfach nur stänkerisch. Und ich weiß er wird nicht mehr aufhören mit seinen 3-4 Flaschen am abend, weil sich für ihn in seiner trockenen Phase nichts verändert hat. Meine Mutter hatte ja ihr altes Verhalten komplett beibehalten und hat es auch bis heute.

    Hast Du selbst auch schon Familienaufstellung gemacht?

    Liebe Grüße
    Elke

  • Hallo Elke,

    ich habe das Buch "Ordnungen der Liebe" von Hellinger gelesen.

    Wie er hier die Sucht beschreibt und wie Menschen damit umgehen sollen, nach seiner Meinung, finde ich nicht in Ordnung.

    Er gibt die Lösungen vor, keiner darf sie hinterfragen, ist ein sehr patriachalisches Verhalten. Der Hellinger-Boom ist vorbei. Dass in der Familie viel weitergegeben wird, an die nächste Generation, wenn Eltern ihre Probleme nicht lösen können, hier stimme ich zu.

    Die Sucht soll seiner Meinung nach die Rache des Kindes an der Mutter sein. Da die Mutter das Kind hindert vom Vater zu nehmen. Finde hier einiges suspekt.

    Wenn es Dir geholfen hat, Dich nicht mehr in die Beziehungsprobleme Deiner Eltern einzumischen, denn wir Kinder sind nicht für die Problemlösungen unserer Eltern zuständig, ist es in Ordnung.

    Ich kann besser hinter den Familienaufstellungen von Virginia Satir stehen. Das Verhalten eines Familienmitgliedes löst bei anderen Reaktionen aus, das ist klar. Diese Frau stand voll hinter dem Rücken des hilflosen Kindes, in der Familie. Hier erkenne ich mehr Sinn, bekomme Erklärungen wieso sie/er sich in der Familie nicht verstanden überfordert, ausgeschlossen sieht.

    Wir Kinder lieben beide Elternteile, daran sollte man als Erwachsener denken, wenn eigene Ehe in die Brüche geht.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Hallo,
    ich hätte mal eine Frage an Euch. Ich komm ja ganz gut mit der Situation die ich früher zuhause hatte klar. Also ich habe verstanden was ablief, was auch heute noch abläuft.
    Nun ist es so, daß mein ältester Sohn sehr viel bei Oma und Opa ist, er liebt seinen Opa über alles :) . Er bekommt aber auch mit, was sich nicht vermeiden läßt, das mein Vater regelmäßig trinkt. Nun beschleicht mich der Gedanke, das er in meine Kind Rolle schlüpft. Vielleicht möchte er, indem er so froh mit ihm ist, ihm immer hilft (meine Eltern betreiben eine kleine Landwirtschaft), daß Opa nicht mehr trinkt. Ich sehe mich manchmal in meinem Sohn wieder, als ich Kind war. Wir haben auch alles dafür getan, damit zuhause Frieden herrscht.

    Ich dachte schon daran den Kontakt zu unterbinden, aber das kann ich keiner Partei zumuten, zumal wir im Nachbarort wohnen. Sollte ich vielleicht mit meinen Eltern über meine Bedenken sprechen?
    Ich weiß nicht, ob sie mich verstehen würden :? .
    Was meint ihr dazu?

    Liebe Grüße
    Elke

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