Geduld und andere Grausamkeiten

  • hi Paolo,
    Genau das meinte ich.Auch das ein schoenes Gefuehl verstanden zu
    werden und somit wieder ein wertvolles Mitglied der menschlichen
    Gemeinschaft zu werden.
    Es nuetzt mir nichts,nicht verstanden zu werden oder mich in Phantaster-
    ein zu verstricken.
    Fuer mich sind diese Verstrickereien Ausdruck fehlgeleiteter Sinnes
    stroemungen und Spiegelbild innerer Zerissenheit.
    Jemand der sich klar und verstaendlich ausdruecken kann ist somit auch
    souverein in seiner Persoenlichkeit,unabhaengig von der Qualitaet des
    Ausdrucks.
    Jahrzehnte lang lebte ich innerlich isoliert in meinem eigenen Gefaengnis.
    Dort entwickelte ich in zunehmender Weise Denkmodelle und geistige
    Constructe um mir meine Einzigartigkeit zu bestaetigen.
    Heute habe ich das nicht noetig,habe ich doch erkannt,wie schoen es ist
    von anderen Menschen als akzeptables und zuverlaessiges Mitglied der
    Gemeinschaft behandelt zu werden.
    Fuer mich ist dieser Zustand auch Beweis dafuer,dass meinem Umfeld
    meine persoenliche Veraenderung auffiel.
    Diese Veraenderung war naemlich keine Eintagsfliege,sondern hat bei
    mir immer noch Bestand,weil ich meine Veraenderung consquent aus
    lebe Tag fuer Tag.Ich habe sie verinnerlicht und fuehle mich gut dabei.
    Paolo-Es gibt nichts Gutes,ausser man tut es
    Gruss

  • Happy weekend, mustasch!

    Gab es einen konkreten Anlaß für Deine Entscheidung, weil Du "heute" schriebst?
    Ja, ein klares Konzept ist sehr wertvoll.
    Könntst Du Deins mal grob mit Schlagworten versehen oder hast Du ein genau detaillertes Konzept für Dich erstellt?

    Als Beispiel versuche ich es mal für mich, grob beschrieben:

    - Alkohol? tabu
    - Gesundheit? ganz viel
    - Zufriedenheit? Oberstes Gebot
    - Probleme? Individuelle Lösung finden, Wichtig!!!
    - sich Gutes tun, aber Disziplin gehört dazu!
    - Emotionen zulassen
    - Neugierde bewahren
    - kommunikativ bleiben
    - Rituale beibehalten (meine Tee abends)

    Hmmm, habe bestimmt was vergessen!

    Zitat von mustasch


    Frueher haette ich vermutlich die ganze Welt umarmen wollen-heute bleib
    ich lieber auf dem Teppich.Den kann ich naemlich sauber halten,was
    mir bei der Welt ncht gelaenge.
    Wenigstens etwas! oder doch alles?
    Gruss

    Wenigstens etwas: dankbar, dass es mein "Teppich" ist, den ich noch habe und mir gestalten kann!
    Oder doch alles, weil es kurz davor war, dass mir dieser unter dem Hintern davonfliegen wollte! :)

    Mustasch, ich freue mich über jeden Beitrag von Dir. Das ist Input pur und reizt natürlich auch zum Output! :)

    Nachfolgendes schriebst Du bei "brain":

    Ich lese da so viel raus. Meine Vorstellung Deiner Zeilen erwecken in mir das Bild einer weinenden Kinderseele. Wenn ich an meine ersten Kinderjahre denke, dann sehe ich meine Mutter in ihrer manchmal grenzenlosen Überforderung uns drei Kindern gegenüber. Sie griff zum Kochlöffel. Dieser war logischerweise in der Küche. Allein der Gang dahin, um ihn zu holen, das Wissen, was dann kam, war für uns schlimmer, als die Schläge. Aber wir hatten auch das Glück, mit sehr viel mehr Liebe von ihr aufzuwachsen. Und ich hörte ihr immer gut zu, wenn sie aus ihrer Kindheit erzählte, ihre Zeit im zweiten Weltkrieg und die Unfähigkeit ihrer Eltern! Einiges konnte sie nicht ablegen, aber sie hatte doch viel erkannt und war bemüht, es besser zu machen, welches ihr auch überwiegend gelang.
    Ich habe nie meine Hand gegen mein Kind erhoben und es auch nicht müssen.

    Manchmal frage ich mich, ob es nicht doch einen Führerschein für Eltern geben müsste, damit sie sich bewusst sind, was für eine Verantwortung sie gegenüber kleinen Kinderseelen haben.
    Im Zuge meiner vierjährigen ehrenamtlichen Tätigkeit in der Begleitung und Hilfestellung von Menschen, die Opfer einer Straftat wurden, betraf es überwiegend diejenigeen, die schon zu den "Gefallenen" zählten und nur noch einen mehr draufkriegten. Für sie war das fast schon normal, verprügelt, vergewaltigt oder seelisch fertiggemacht zu werden. Und mittendrin kleine leidende Kinder. Und anstatt zu erkennen, was bei ihnen schon zuvor falsch gelaufen war, geben sie ihr Erlebtes weiter. Junge Menschen, die schon früh den Beruf des Arbeitslosen in dritter Generation erlernen, deren Vokabular sich auf das Notwendigste beschränkt und sich früh ihre Gesundheit und ihre Figur vernichten.

    Keine Zeit und Liebe mehr für kleine Kinder und so passiert, was passiert. Du musstest lernen Dich aufzulehnen, hast Dir auf Deinem Weg sicherlich sehr wehgetan, wenn ich richtig verstanden habe. Und ein 17jähriger hier in Deutschland sieht keinen anderen Weg, als um sich zu schießen.

    Ich musste die ehrenamtliche Tätigkeit abgeben, ich hätte ansonsten ein Kinderheim aufmachen müssen, um das grenzenlose Elend, was den Kindern noch bevorstand, aufzufangen. Dazu war ich nicht in der Lage. Mein einziger Sohn und seine Seele mussten und wollten mir mehr wert sein. Aber manchmal denke ich noch an den einen kleinen Bub!

    Auf meinem Teppich bleiben, diesen "sauber halten", ein schöner beruhigender Gedanke!

    Sei herzlich gegrüßt

    Lobanshee

  • liebe Lobanshee,
    Deine Interpretation laesst mich erstarren.Sie trifft genau des Pudel-Kern!
    Albertas Wirtschaft ist groesstenteils von ihrer Oilindustrie abhaengig.
    Der Oilpreisverfall ist massgeblich fuer die stagnierende economische
    Entwicklung.Ich sehe fuer mich in absehbarer Zeit keine berufliche Perspektive und werde die Kurve kratzen.
    Cool-endlich mal was Neues,meinte mein Sohn nur,als wir im "Familien-
    rat unsere Vorgehensweise beschlossen.Nee-was habe ich doch ein Glueck
    das koennte auch ganz anders laufen!!
    Ach,ja meine Maxime sind aehnlich wie Deine,wie kommt das bloss?
    1. ich bin ein Mensch mit Staerken und auch Schwaechen der leben darf.
    2. ich bin alkoholkrank und empfinde dieses als Teil von mir.
    3. ich erlebe mich ganzheitlich mit allen Teilbereichen.
    4. ich bin ein Gefuehlsmensch
    5. ich kann mit Lob und Tadel umgehen
    6. ich arbeite staendig an meiner Contactfaehigkeit
    7. Toleranz anderen Menschen gegenueber-insbesondere Maennern.
    8. Bewahrung meiner Neugierde
    9. Selbstehrlichkeit als Grundlage eines guten Gewissens.
    Auch bei mir wahrscheinlich im weiteren Verlauf eine open-end-Aufzaehl-
    ung.
    mustasch ist eingedeutscht mustache =Schnurrbart,memo=memories=
    Erinnerung das ganz byside.

    Lobanshee,ueber Seelenverletzungen koennte ich ein Buch schreiben.
    Meist geschehen sie,wie Du beschreibst im Selbstverstaendnis ueber-
    lieferter Verhaltensweisen und ohne Unrechtsbewusstsein.Auch ich ertappe
    mich immer wieder dabei,meinen Kindern vorsintflutartige Denkmodelle
    zu vermitteln.Aber so kann das gehen,wenn man sich nicht individuell
    anpasst.!!!

    Im Leben eigene Prioritaeten setzen-Nach langem Engagement in der
    Suchthilfe zog ich mich auch etwas zurueck,weil ich schliesslich auch
    eine Familie habe. Alles zu seiner Zeit!!
    Und was noch? Ach ja-beim naechsten Mal-Alles zu seiner Zeit.

    liebe Gruesse

  • Hallo mustasch,

    Schnurrbart also! :)
    Kann man rechts und links Wäsche dran aufhängen? :)

    Ich freue mich sehr, dass in Deinem Leben das Wort "Familie" einen, entschuldige, wenn ich meine subjektive Vorstellung hier einbringe, hohen Stellenwert besitzt. Ja, ich weiß, es sollte selbstverständlich sein, ist es aber nicht mehr!

    Willst Du in Kanada bleiben?

    Deine Aufzählung ist besser ausgedrückt, als meine! Detaillierter und mehr auf den Punkt gebracht! Daher, mit Deiner Erlaubnis, werde ich diese in meine Gedanken-Schatztruhe" legen!

    Zitat von mustasch


    Meist geschehen sie,wie Du beschreibst im Selbstverstaendnis ueber-
    lieferter Verhaltensweisen und ohne Unrechtsbewusstsein.Auch ich ertappe
    mich immer wieder dabei,meinen Kindern vorsintflutartige Denkmodelle
    zu vermitteln.Aber so kann das gehen,wenn man sich nicht individuell
    anpasst.!!!


    Das ist ja im gesunden ersten Ansatz nicht das Schlechteste! Meine Eltern lernten gezwungenermaßen härteste Disziplin durch Kriege und eine verrohte Staatsform!
    Unsere jetzige ist es auch, sie wird nur schöngeredet, ist aber oberflächlich und dumm!

    Früher wurden Menschen, die sich einbildeteten, die einzig Intelligenten zu sein, von der Gruppe (sprich Familie, Dorfgemeinschaft, Arbeit usw.) in die Schranken gewiesen, allein aus der Not heraus, gemeinsam funktionieren zu müssen. Die Rollen waren verteilt, der Konsum stand nicht im Vordergrund. Nicht, das ich mir dieses herbeisehnen würde, nur, es läuft doch alles aus dem Ruder! Wenn früher diese Menschen an die Macht kamen, entstand unendliches Leid, viel schneller, als es in der heutigen Zeit passiert, der Krieg merzte aus, die Menschen kamen wieder zusammen, der Aufbau begann.
    Heute geschieht es auch, aber langsam und die psychischen Krankheiten blühen geradezu auf.
    Hast Du früher je von "ADS" (Aufmerksamkeitsdefizit bei Kindern) gehört? Das wurde spätestens in der Schule behandelt, nämlich mit Disziplin bis hin zum "Stockschlagen", was ich noch erlebt habe. Selbst mein Religionslehrer warf mit der Bibel, natürlich nur dann, wenn man nicht darauf gefasst war! Nein, auch das möchte ich nicht mehr, aber die Lernphase war ungemein hoch! Und die Familie funktionierte noch!

    Heute? Ein Krankenpfleger z. B., Beruf mit Stress und hoher Verantwortung, ist nicht in der Lage, Alleinverdiener mit Frau und zwei Kindern zu sein. Die Frau muss mitarbeiten, die Kinder sind auf sich allein gestellt. Die Jugendzentren werden geschlossen, die Schwimmbäder sind zu teuer, Ghettos entstanden und entstehen, Drogen und Alkohol in jeglicher Form, Gewalt an den Schulen auch aufgrund von Migrationsproblemen. Wie sollen die Kinder da wirklich mit gutgemeinten Lebenshilfen und Wertevorstellungen der Eltern draußen klarkommen, wenn alles irgendwie nicht mehr funktioniert und ausgehebelt wird? Sport? Nein, danke! PC den ganzen Tag? Ja, so ist das Kind wenigstens beschäftigt und spielt nicht auf der Straße! Diese verteufelten Zukunftsvisionen entstanden schon Anfang 1900 und heute greifen sie, die Maschinen beherrschen unser Leben, das Denken geht zurück. Die Geister, die wir riefen!

    Eines meiner Talente liegt im Gedächtnis, mein Merkespeicher ist so voll und es passt immer noch mehr hinein. Das wundert mich oft und ist natürlich besser, als anders herum. Aber manchmal möchte ich schreien: In der Erinnerung an das Erlebte, das Verpasste, das Ungerechte und das auf mich oder uns noch Zukommende!

    Aber nur noch ganz selten! Ich habe genug erlebt, genug gekämpft. Gegen den Alkohol verloren, aber durch ihn gewonnen. Mein persönlicher Krieg hat schon stattgefunden, ich bin da, wo ich noch nie war. Im vielleicht sogar noch schöneren Leben, denn die Berechtigung, mich um mich zu kümmern, habe ich und das, mustasch, lasse ich mir nie wieder nehmen!

    Herzlichst

    Lobanshee

  • hi Lobanshee,

    Mir faellt da Brecht's Courage ein mit der "kleinen Wut" sich die bittere
    Unfaehigkeit einzugestehen,nichts am Verlauf der Dinge aendern zu
    koennen.Dabei ist die kleine Wut vorprogrammierte Resignation,um
    nachher sich selber noch im Spiegel betrachten zu koennen und ruhigen
    Gewissens selbstzufrieden behaupten zu koennen"Ich habe mich ja
    schliesslich aufgeregt,also an mir liegts nicht.
    Bei aller Regime-und Gesellschaftskritik ist fuer uns Alkis schwierig
    unseren Weg zu finden.
    Zu gross ist die Schere zwischen Diamanten und Kieselsteinen,wie sie
    so betreffend von Peter Cornelius in seinem Song"ein Diamant verbrennt"
    besingt.
    Genau meinem besonderen Schutzbeduerfnis als Diamant konnte ich in
    meiner SHG-Gruppe in besonderer Weise Rechnung tragen.
    In dieser Gruppe konnte ich mein Leben als Neugeborener in aller Ruhe
    trainieren.Dieses Gefuehl von Sicherheit und Geborgenheit liess mich
    langsam,scheinbar unmerklich mein Leben in neue Bahnen lenken.
    Vorsichtig und behutsam ja nicht zu schnell und mit aller Zeit dieser
    Welt.Was fuer ein Geschenk.Was waren das fuer Leute?waren das Goetter
    Warum tun die soetwas?Gott alles nur fuer mich und ohne ends und odds?
    Ich was unglaeubig und verlegen denn es war das erste mal in meinem
    Leben,dass ich so einen Aufwand nur um mich empfand.Die Leute haben
    mir das Leben gerettet ich habe echte Freunde gefunden,das erste mal
    in meinem Leben.
    Manchmal erlebe ich so eine SHG-Gruppe so wie vermutlich auch die
    Ritter in der Artus-Runde empfanden als sie sich gegen die Bedrohung
    der restlichen Welt stemmten.Eine Gemeinschaft,die nur gemeinsam
    in einer besoffenen,selbstzestroererischen Welt ueberleben kann.
    Das ich mich zu ihnen setzen darf ist ehrenvoll fuer mich-Sind sie
    doch so wertvolle Menschen und brauchen den Vergleich mit den Artus-
    rittern ganz sicher nicht zu scheuen.
    Liebe Lobanshee einen schoenen Tag
    Gruss

  • Hallo mustasch,

    wie sollte es anders sein, natürlich kenne ich das Lied von P.C., wie die meisten anderen auch!
    Und oftmals war ich auch reif für die Insel :) (meine Mutter hatte im 17. Bundesland eine Wohnung) :)

    Wir Empfindsamen haben es wirklich schwer, weil wir immer alles fühlen, alles spüren. Eintausend Dinge gibt es, die uns erschüttern, aber andere nicht berühren.
    Dazu zählte ich aber schon immer, deswegen wurde ich nicht süchtig, sondern ich habe zuviel nach außen geschaut und zu wenig nach innen.
    Mit Deinem Vergleich der Ritter der Tafelrunde und um uns herum die selbstzerstörerische Welt, da entsteht bei mir ein faszinierendes Bild. Es passt perfekt.
    Der Diamant fängt an zu funkeln, während die Kieselsteine immer mehr werden.

    Heute habe ich nach einem Jahr meine Gruppenleiter aus der Nachsorgegruppe besucht. Wir saßen in einem Café in der Klinik und sie ließen mich erzählen. So reflektierte ich das vergangene Jahr nochmal und es war schön, sehr viel positives erzählen zu können. Fast zum Schluss fragten sie mich nach meiner Familie und ob ich Unterstützung erhalten würde. Natürlich bekomme ich diese, erwiderte ich!

    Auf dem Rückweg wurde ich über die letzte Frage doch nachdenklich und plötzlich fühlte ich Einsamkeit, mir kamen Deine Worte über Freunde in den Sinn. Und ich musste feststellen, dass außer meinem Sohn, der ja mein persönlicher (Roh)-Diamant aufgrund seines Alters ist, und ein sehr guter, mir nahestehender Freund, der Rest meiner Familie eher zu den Kieselsteinen gehört.
    Ich bin mir sicher, sie sind es, wenn sie es zulassen würden, aber sie hatten noch keine wirklichen Lebenskrisen, um zu den Rittern zu gehören. Sie beschäftigen sich mit allem, nur nicht mit sich selbst und wenn, dann eher ungesund egoistisch.
    Am Anfang meiner diagnostizierten Krankheit wurde oft angerufen, nachgefragt, wie es geht, aber das lässt mehr und mehr nach, nur meine 83jährige Mutter, welche im Rollstuhl sitzt und, wie sie lachend sagt, im Pflegeheim geparkt lebt, und darauf wartet, dass die Lebensuhr abläuft, fragt mich zuerst, wie es mir geht. Sie hört zu, das war mal gravierend anders.
    So merke ich, dass sich meine Erwartungen verändern. Auf dem Rückweg fiel mir dazu folgendes ein:

    Darf ich wirklich nichts von dem erwarten, was ich selber bereit bin zu geben?

    Kann ich meinen Geist und meine Seele so weit beeinflussen dass mich die so sehr gewünschten, aber nicht eintretenden Erwartungen nicht mehr verletzen können?

    Wie viel wert darf ich mir denn sein, wenn ich keine Erwartungen mehr erwarten darf?

    Je mehr ich mich mit mir selbst beschäftige, je mehr ich an mir arbeite, um vorwärts zu streben, mein Leben spannender zu gestalten, neue Aufgaben anzugehen, mehr aus mir herauszuholen, um so mehr scheint meine Erwaltungshaltung zu steigen. Ich setze sie mit Zuversicht gleich, sie treibt mich an nach dem Motto:

    „Stillstand ist Aufgabe, also packe es an, im Leben gibt es noch viel mehr zu entdecken!“

    Die Phase des ewigen Jammerns über Arbeit, Politik, Geld und Wetter bringt mich nicht mehr weiter.

    „Verändere Dich selbst, dann veränderst Du Deine Umwelt!“

    Das klingt so toll und vor allen Dingen so einfach. Nicht mehr alles so eng zu sehen, nicht mehr jedes Wort auf die Waagschale zu legen, das Gegenüber nicht mehr so kritisch zu betrachten, nicht jeden Auftrag als „völlig unmöglich“ ablehnen, ist eine sehr gute Strategie. Ich lerne los zulassen, nicht mehr so viel mit nach Hause zunehmen und die Gedanken soweit positiv zu lenken, dass die inneren Frustblockaden einstürzen können, um neuen Lösungen den Weg freizumachen.

    Und umso mehr steigt die Erwartungshaltung, etwas, was noch nicht in Erscheinung getreten ist, mit dem ich aber rechnen will, über die ich nachdenke, um meine Zukunft in die richtigen Bahnen lenken zu können.

    Was ist aber, wenn ich erkennen muss, dass meine Erwartungen nicht eintreffen können? Dass ich mir eine ganze Zeit lang etwas vorgemacht habe mit der Erwartung des Unmöglichen? Je mehr ich der Vollkommenheit im Zufriedensein entgegenstrebe, umso klarer und schmerzlicher erkenne ich, dass meine Erwartungen sich verändern müssen, in dem ich andere Wege gehe.

    Und diese beginnen und enden immer bei mir. Verstehen mich jetzt nur noch die Ritter der Tafelrunde oder Du, Artus? ;)

    Da ist so eine Depression doch sehr viel einfacher, denn von mir wird nichts Positives erwartet. Bin ich aber überwiegend glücklich und zufrieden, werden die Erwartungen immer kleiner gemacht oder gar nicht mehr erfüllt.

    Im Beruf zeigt es sich, dass ich noch mehr Aufgaben mal eben so übernehmen kann, denn ich bin ja positiv eingestellt. Und finanziell darf ich gar nicht klagen, ich komme ja so zurecht.

    Der Guten-Morgen-Gruß beinhaltet gar nicht mehr die Frage: „Wie geht’s Dir heute?“, denn logisch, es geht mir gut.

    Da braucht dann auch nicht mehr angerufen zu werden oder mal ne liebevolle SMS rüberkommen. Und auch die Wochenenden bringt die Positive schon gut rum. Sie hat ja alles, sonst wäre sie doch nicht so positiv eingestellt?
    Man erinnert sich an mich, wenn es einem schlecht geht, und die Erwartungshaltung zu mir ist „Zuhören, Ratschläge und Tipps geben, positive Stimmung verbreiten!“

    Und so beginnt und endet es wieder bei mir. Nur wenn ich Veränderungen angehe, kann ich mir meine Erwartungen auch selbst aussuchen und selbst einteilen.

    Ob groß oder klein, ob viel oder wenig: Es liegt wieder einmal in meiner Hand!

    War ich vorhin traurig, als ich dieses in Gedanken niederschrieb? Ich habe es so aus dem Gedächtnis wiedergegeben, aber jetzt fühle ich keine Traurigkeit, sondern eher eine Sicherheit, nämlich, dass es nur noch um mich gehen kann. Abhängigkeiten bzw. Erwartungen an andere Menschen darf ich nicht zulassen. Die Enttäuschung könnte eine Nummer zu gross sein.

    Herzlich

    Lobanshee

  • hello Lobanshee,
    Nun-im Gegensatz zu Dir brauchte ich als nasser Alki ein Schutzschild
    fuer meine empfindliche Seele.Dafuer setzte ich u.a. Alk ein,der mich
    "stark und durchsetzungsfaehig"machte.
    Wir Menschen sind manchmal vollkommen unvollkommen.Wir sehen nur
    das,was wir sehen wollen.
    Unsere Bereitschaft,Wirklichkeiten zu akzeptieren geht gelegentlich den
    Bach runter.So ist es auch nicht weiter verwunderlich,dass wir in einem
    solchen Fall unsanft aufwachen
    Du hast ja schon erkannt,dass eine Erwartungshaltung gewisse Risiken
    beinhalten.
    Ich kann m ich aendern,aber ich kann nicht die Welt aendern,sondern nur
    darauf hoffen,dass meine Verhaltensaenderungen von anderen Mensch-
    en wahrgenommen wird und sie animiert Gleiches zu tun.

    liebe Lobanshee,ich kann mit mir zufrieden sein,weil ich die massgebliche
    Person in meinem Leben bin.Das hat nichts mit Glueck zu tun.Mit Glueck
    verbinde ich immer zwischenmenschliche Momente,die ich mir zwar
    wuensche aber nicht erwarten oder fordern kann.In diesem Zusammen-
    hang ist die Faehigkeit loslassen zu koennen gefragt,um sich nicht in
    Irgendetwas zu verrennen.

    In Deinem Schlussakkord konnte ich eine gewisse Erleichterung spueren
    und hoffe sie hat noch Bestand.

    Im Uebrigen moechte ich erwaehnen,dass Du eine verdammt gute Schreibe hast.

    Gruss

  • Sei herzlich gegrüßt, mustasch!

    ja, es hat noch Bestand und so soll es auch bleiben.

    Wenn ich diese Stimmung erlebe, dann sehe ich sie als Trauerarbeit an. Nicht im negativen Sinn von "Verlust" oder "Trauer", sondern in der Auseinandersetzung der durchaus auch guten alten Zeit, die mir vergönnt war.
    Gottseidank darf ich mir das zumuten, denn letztendlich habe ich kurz vor der Mauer gebremst, wobei ich die Mauer als Begriff sehe für ein Leben ohne Alkohol. Wäre ich darübergesprungen, keine Ahnung, wie tief der Fall gewesen wäre.

    Also das muss ich wirklich sagen, ich habe echt ne Macke mit meinem Alter! :) Obwohl ich nicht definieren könnte, wann es den richtigen Zeitpunkt gegeben hätte, dem Alk den Rücken zu kehren, spüre ich doch jetzt den Verlust der letzten 5 Jahre manchmal "schmerzlich". Jetzt, wo jeder Tag ein wirklich "Erlebter" ist, bilde ich mir ein, dass die Zeit noch mehr rast, als sowieso schon immer.

    Ich danke Dir sehr für Dein Kompliment und noch mehr, dass Du nicht müde wirst, zu antworten, denn Deine Beiträge spulen mittlerweile ihren eigenen Workflow ab.

    Heute habe ich gelesen, dass wir unser Gehirn nur zu einem Drittel nutzen! (Und was ist mit dem anderen Drittel? :) :) )

    Dabei fiel mir Deine Aussage ein, Du seist froh, Dein Gehirn noch nicht versoffen zu haben! Auch ich bin mir fast sicher, dass sich eventuelle Schäden durch die Neubildung von Millionen Synapsen ausgleichen werden. Trotzdem habe ich über das eine Drittel nachdenken müssen.

    Irgendwie habe ich ja funktioniert, finanzielle dinge geregelt, mein Umfeld in Ordnung gehalten, mich weitergebildet. Aber habe ich wirklich gedacht? Irgendwie habe ich mein Denken outgesourct in der nassen Zeit, schlechte Situationen nicht wirklich geändert, Lebenslagen hingenommen, weil andere mir sagten, da müsste ich durch. Das habe ich geglaubt, es war einfacher und mit Alk sowieso! Und so waren wirklich realistische Lösungswege für mich gar nicht vorhanden.

    Heute geniesse ich das Denken, Formulieren und Aufschreiben sehr. Leider fallen mir die meisten guten Dinge ein, wenn ich nichts zum Aufschreiben habe und zu Hause ist dann die Hälfte weg, oder eher ein Drittel? :) Dann muss ich kramen, um es aufzuspüren. In der nassen Zeit hatte ich oft diese Fähigkeit "unter den Tisch getrunken"!

    Mein Alltag besteht aus einer schier unglaublichen Fresssucht an Daten: Ich folge z. B. einer Besprechung, denke an den Zahnarzttermin, schreibe unter dem Tisch ne SMS, antworte nebenbei und vergesse fast gar nichts und dem Kollegen, der seine Notizen ganz nach unten in seine Mappe schob und am nächsten Tag nicht mehr wusste, wo sie sind, konnte ich es sagen!
    Und so geht es mir Tag für Tag,ich verliere auf dem Weg nicht mehr wirklich viel. Da hat es Kelly Bundy schon besser. Sie lebt nach dem Motto: Kommt eine Information rein, muss eine auch raus! Das wird mir nie gelingen. :)

    Und deshalb - ich schließe den Kreis Deiner Gedanken - sind wir auch die Empfindsamen und Sensiblen, die Denker, die die Chance haben, über ihre Krankheit sich auf das Wesentliche zu besinnen. Leider werden wir aber von Nichtdenkern regiert, verwaltet, kaputtcomputert, frei nach dem Motto: Ich habe keine Ahnung, dafür habe ich meinen PC! Dass der aber blöd ist, wie 100 m Landstraße, ist nicht mehr wirklich bekannt.
    Wir müssen uns auf die "Schweren Ausnahmefehler" einiger verlassen, die schon längst selbst von allen guten Geistern verlassen sind!
    Das sehe ich täglich im Beruf, an unserer Gesellschaft und an dem anhaltenden Alkoholkonsum!

    Thanks god, mustasch, wir gehören nicht mehr dazu!

    Herzlich

    Lobanshee


    Du hattest

  • :) :)

    Ich sag doch, mein PC ist doof. Noch nicht einmal richtig Cut & Paste kann er ausführen!

    Vergiss die beiden letzten Worte unter meinem Gruß!

    Lobanshee

  • hi Lobanshee,
    Die koennen alle was dafuer!!Habe heute ein intensives Gespraech mit
    meinem PC gefuehrt aber er hoert nicht.Selbst auf Morddrohungen re
    agiert er mit staendigem Haengenbleiben-Ich versuch es mal einfach mit
    Liebesentzug-Mal sehen,wer laenger aushaelt.
    Manches mal vergesse ich schon Dinge,mit denen ich mich kurzzuvor
    beschaeftigt habe.Gegenstaende verlegt habe,die ich nicht wieder finden
    kann.Meistens bin ich dann gereizt und unausstehlich.Ob das aber nun
    unbedingt eine Folgeerscheinung meiner Sauferei ist weiss ich nicht ge
    nau.Waere die Ursache hier zu finden ,koennte es mir nur Recht sein,
    denn ich haette keine anderen groesseren Baustellen.
    Ich verstehe Deine Trauer ueber die 'verlorenen " 5 Jahre.Bei mir waren
    es 30 lange Jahre.Nach dem ich trocken wurde,erging es mir wie vielen
    von uns.Ich war wuetend und zugleich traurig.
    Das Schlimmste fuer mich daran war,dass ich diesesmal keinen Anderen
    verantwortlich machen konnte nur mich selbst.Jaa eine verdammt bittere
    pille,die mir lange im Magen lag.-Doch es half nichts,wollte ich leben,
    musste ich mich damit arrangieren.
    Und so lernte ich positive Dinge aus meinem ersten ins zweite Leben zu
    transportieren,denn nicht alles war schlecht.
    Fuer mich war es hilfreich,mein Leben nur als"Geschenk" zu begreifen,
    auf das ich nur beschraenkt Einfluss habe.
    Liebe Lobanshee,im Annehmen meiner Krankheit fand ich die Antwort
    auf die Frage "warum fehlen mir 30 Jahre gelebten Lebens.
    Und ein Vergleich sei erlaubt-Gemessen an anderen moeglichen Krank-
    heiten,geht's mir mit meiner doch noch recht gut.
    Jedes Lebensalter hat seinen besonderen Reiz.Ich werde ruhiger,sehe
    die naechste Generation heranwachsen und was ich sehe ist gut.
    Gruss

  • Guten Morgen, mustasch!

    Die Weltzeituhr zeigt mir an, dass es bei Dir jetzt (18.18 bei mir) genau 10.17 Uhr ist!
    Wurdest Du auch von einem Frühlingsanfangkonzert geweckt?
    Unglaublich, was so zierliche Wesen an Kraft in der Stimme haben? Haben Vögel manchmal schlechte Laune? Nein, sie zwitschern fröhlich rund um die Uhr, sie geniessen den Moment. Recht haben sie! :)

    Als es heute morgen bei mir 10.00 Uhr (freier Tag) war, hatte ich Deine Antwort gelesen und mich ordentlich verschluckt: am Croissant nämlich.

    Zitat


    Fuer mich war es hilfreich,mein Leben nur als"Geschenk" zu begreifen,
    auf das ich nur beschraenkt Einfluss habe.

    Nachdem ich schnell mit einem Schluck Kaffee nachspülte, musste ich erstmal Luft holen!

    Ich weiß gar nicht genau, woran es liegt, aber Du schreibst so hintereinander weg für mich im Fluss und dann sind dazwischen solche hammermässigen Nebensätze, wie "nur beschränkt Einfluss zu haben". Über das Geschenk, im jetzigen neuen Leben zu sein, war ich mir schon sicher, aber es immer wieder neu zu überdenken, ist für mich eine Möglichkeit, mit meinen Erwartungen besser umgehen zu können bzw. diese vielleicht zu priorisieren. Ich könnte zum Beispiel überprüfen, ob eine bestimmte Erwartung, würde sie denn eintreffen, mich tatsächlich zufriedener oder glücklicher machen könnte, als ich jetzt schon bin! Das ist eine unglaubliche These, denn es kann das Rezept für Geduld und großer Ausgeglichenheit sein, jedenfalls für mich. Oder sehe ich da was verkehrt?

    Gegen 10 Uhr rief mich das Handy, meine Arbeitsstelle brauchte Hilfe und das sofort. Klar, ich wohne um die Ecke, also schnell unter die Dusche. Gehts auch ohne, fragt der Kollege ängstlich?
    Muss erst Spiegel fragen! Spiegel sagt: Büsschen Wasser, büsschen Farbe, Zähne putzen bitte und Haare kämen, dann passts! Bin in 10 Min. am PC und der Kollege atmet wieder! :)
    Ja, es ist ein Geschenk, morgens aufzuwachen, sich gut zu fühlen, so gut, dass ich auch mal so rauskann, dass ich trotzdem noch gesund und frisch aussehe, keine roten Augen ind ne Fahne, die nicht zu übertünchen ist! Und helfen konnte ich auch mit ruhigen Händen und vollem Verstand. Jubel pur! Am Nachmittag schien die Sonne auf den Balkon, habe mich rausgesetzt und gelesen und den Wolken nachgesehen! Danke für den Schönen Tag!

    Zitat


    Liebe Lobanshee,Gemessen an anderen moeglichen Krank-
    heiten,geht's mir mit meiner doch noch recht gut.

    Lieber mustasch, was soll ich sagen, was Du nicht schon schreibst? Ich muss mal meine Mutter fragen, ob sie mir einen Zwillingsbruder unterschlagen hat, der möglicherweise nach Kanada ausgewandert ist! :)

    Ich müsste jetzt nachsehen, aber irgendwo hatte ich fast das gleiche im geschützten Bereich geschrieben: Ja, wir sind chronisch krank, aber es ist die beste, von allen diesen Erkrankungen. Soweit organisch gesund, benötigen wir kein Geld, keine Medizin und keine endlosen Krankenhausaufenthalte, um sie im Griff zu haben. Von mir hängt es ab, kein beschränkter Einfluss sondern die volle Kontrolle, wenn ich nicht aufhöre, meine Krankheit links liegen zu lassen, sondern ihr den gebührenden Respekt entgegenzubringen, den sie zweifelsohne benötigt.

    Und daher freue ich mich schon riesig auf morgen, auf das Wochenendseminar. Mein Verhaltensrepertoir möchte ich verändern, mich der aktuellen Lebenssituation anpassen, die alten Verhaltensmuster zu erkennen und vielleicht auch nur im Kleinen zielgerichtet zuschneiden.
    Vielleicht um Träume zu verwirklichen, um Visionen Wirklichkeit werden zu lassen?

    Doch einen Versuch wert, oder?

    Ich werde berichten! :) Ganz sicher!!

    Hab noch einen schönen Tag, auch wenn Du jetzt noch nicht liest!

    Herzlich

    Lobanshee

  • hello Lobanshee,
    Also-wenn ich aus dem Fenster schaue,sehe ich nur Eisblumen am Fenster
    glas.Hierhin verirrt sich noch nicht mal ein Schneehuhn!
    Dieser Winter war lang und wir sehnen uns alle nach etwas Waerme.
    Liebe Lobanshee,Willst Du Dich zum Versuchskaninchen in eigener Sache
    in puncto Erwartungshaltung degradieren?
    Zufriedenheit,wie ich sie als trockener Alkoholiker verstehe,kann ich
    wahrnehmen,spueren-wie sie in mir langsam,mit zunehmender Nuechtern
    heit waechst.Ich fuehle Entspannung,Leichtigkeit,ich lasse einfach los-
    ich bin gelassen und brauche nicht mehr zu kaempfen,Ich geniesse diesen
    Augenblick jetzt und hier,wie keinen Anderen.
    Wuerde ich jetzt an den naechsten Augenblick denken,beraubte ich mich
    des Ersten.
    Es scheint ein menschliches Beduerfnis zu sein, Bestehendes immer toppen zu wollen.Dabei werden zuweilen subtile Steigerungsformen be-
    nutzt,die in sich vollkommener Nonsens sind.
    Die Frage sei erlaubt ob man Gutes noch besser machen kann,ohne das
    Gute zu disqualifizieren.
    Aehnlich verhaelt es sich mit der Zufriedenheit.Koennen wir zufriedener
    als zufrieden sein?
    Fuer mich gibt es nur die eine Zufriedenheit,naemlich meine.Und mit der
    bin ich zufrieden!welch ein Glueck!
    Liebe Lobanshee-ich wuensche Dir eine gute Seminarszeit.
    so long mustasch

  • Hallo Mustasch!

    Euren "Zweierplausch" verfolge ich nun schon eine ganze Weile. Ich finde es sehr beruhigend deine Posts zu lesen.

    Was du da von deiner Zufriedenheit schreibst, die dir Entspannung, Leichtigkeit und ein Loslassen ermöglicht, trifft auch auf mich zu, die ich aus dem Co- bereich empfinde.

    Ja, ich kann jetzt auch loslassen, brauche nicht mehr zu kämpfen und geniesse den Augenblick.

    Dir und auch Lobanshee alles Gute und weiterhin einen regen Austausch!
    Liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Lobanshee, hallo Mustasch,

    mir geht es wie Gotti, ich schaue jeden Tag nach, ob ihr wieder etwas geschrieben habt. Euer Austausch zieht mich an.

    Ich freue mich mit Euch, dass ihr es geschafft habt, aus dem Teufelskreis "Alkoholismus" auszusteigen. Wie hätte ich mich gefreut, wenn es meine Mutter und mein Bruder geschafft hätten, sich von dieser "Macht" die der Alkohol über sie hatte, befreien zu können.

    Es schmerzt mich heute noch, es ist in mir eine Blockadevorhanden, die ich vom Kopf her nicht auflösen kann. Ich habe meine Mutter sehr geliebt, doch der Alkohol hat diese Liebe leider zerstört. Ich wünsche mir sehr, Frieden in mir zu finden und loslassen zu können, was an Misstrauen und Verletzungen durch den Alkohol, in unserer Mutter-Tochter-Beziehung, verursacht worden ist.

    Der Tod kam zu früh, stand unserer Aussöhnung im Wege, ich glaube ich mache sie für den Tod meines Bruders, der mit 27 Jahren an seiner Alkoholkrankheit gestorben ist, mit verantwortlich.

    Ich stecke mit meinen Gefühlen fest, hoffe, dass ihr vielleicht eine Antwort für mich habt, wie ich am besten die "Familienkrankheit Alkoholismus" loslassen kann.

    Meine Mutter konnte sehr einfühlsam sein, genau so gut konnte sie kalt und hasserfüllt uns Kindern gegenüber sein. Das kann ich bis heute nicht nachvollziehen oder verstehen. Sie war ambivalent in ihrem Denken und Fühlen.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Hallo mustasch,

    Zitat


    Willst Du Dich zum Versuchskaninchen in eigener Sache
    in puncto Erwartungshaltung degradieren?


    Diese Frage musste ich mehrmals lesen. Ich kann sie nicht beantworten, jedenfalls nicht so!

    - Versuch in eigener Sache?

    Eines kann ich mit großer Sicherheit sagen: Ich war nie in einer Versuchsphase, dieses habe ich immer übersprungen. "Versuch" bietet zwei Alternativen, entweder es klappt, oder es klappt nicht! "Klappt nicht" kenne ich nicht. Nein, so ganz ist das nicht richtig, denn ich hatte oft versucht, den Alk zu lassen oder zu kontrollieren, aber immer halbherzig.
    Das ist für mich ein grosser Unterschied.
    Ich bin durchs Leben gegangen mit der großen Überzeugung, die Notwendigkeit anzunehmen und durchzustehen. Ein Versuch oder gar ein Scheitern gab es nicht, durfte es nicht geben. Wenn ich etwas beendet habe, dann aus der Erkenntnis heraus, es abzuschließen, aber als Scheitern habe ich es nicht gesehen, auch heute noch nicht.
    Beispiel: Als ich im vierten Monat schwanger war, starb mein Vater. Einen Tag vorher, waren wir noch reich. Eine große Firma, ein 10-Zimmer-Haus, Tennisplatz, Schwimmbad, Pferde, parkähnliches Grundstück. Am Tag nach seinem Tod waren wir bettelarm, d. h. mehr meine Mutter, wir Kinder hatten schon unser eigenes Leben mit Ehe und zum Teil Beruf. Sie in die Sozialhilfe laufen zu lassen, kam nicht in Frage. Obwohl ich die jüngste von drei Kindern war, aber ortsanwesend, verselbständigte sich der Kampf um die weitere Existenz miner Mutter und das schaffte ich auch. Ein Scheitern, ein Zweifeln oder ein Verzweifeln war nicht möglich! In dieser Zeit ging meine Ehe in die Brüche, aber das war für mich kein Scheitern eines Versuch. Ich hatte aus voller Überzeugung und Liebe geheiratet. Mich in der grenzenlosen Enttäuschung über meinen Mann in Selbstzerfleischung zerfließen zu lassen, gab es nicht, denn zu versuchen, meinem Sohn eine gute Mutter zu sein, wäre mir nie in den Sinn gekommen. So habe ich auch nie vor ihm geweint, er konnte nichts dazu. Mit Überzeugung war er mein Lebensinhalt, meine Berechtigung abzuschließen und für ihn fröhlich zu sein. Ob ich meine kleine Wohnung einrichtete, ob ich meinen Beruf ausweitete, ob ich den noch verbliebenen kleinen Betrieb, den meine Mutter übernehmen musste, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, für sie führte mit allen Konsequenzen, wie z. B. 5 Jahre lang jeden Tag Toiletten putzen, Duschen säubern, reparieren, Fliesen verlegen, Buchhaltung durchführen, es musste klappen. So lernte ich, alles mit viel Herz, Motivation und ohne jegliche Selbstzweifel anzugehen. Es blieb gar nicht die Zeit, etwas zu hinterfragen.
    Im eigenen Beruf lief es ebenso ab. Als ganz kleine nicht ausgebildete Kraft fing ich an, heute bin ich in der Programmierung.
    :) :)
    Ich habe mal eine Strickkurs gemacht! :) Der erste Pullover, eine rechte, eine linke Masche, grauenvoll. Den dritten beendete ich mit einer 10-Faden-Technik. Das Stricken habe ich dann mit Überzeugung, es sei nichts für mich, abgeschlossen, aber gescheitert war ich nicht!

    Das sind alles kleinere oder größere Episoden in meinem Leben gewesen. Daher blicke ich auch gerne mal zurück, denn ich wußte es nicht besser zu händeln. Diese Überlebensstrategie liegt mir heute noch im Blut und sie bekommt jetzt auch für mich eine besondere Wertigkeit, denn ohne diese wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Auch jetzt, wo ich schreibe, bin ich voll konzentriert und gehe gerne auf Deine Sätze ein.

    - Erwartungshaltung?
    Was sagt Dir denn dieses Wort? Du benutzt als Verb dazu "degradieren", beides zusammen verstehe ich nicht! Was ist an einer Erwartungshaltung falsch oder habe ich es so rübergebracht?
    Die Erwartungshaltung, die ich mir gegenüber habe, ist all das, was ich vorher aus Überzeugung geboren aus der Notwendigkeit getan habe, nun für mich auszubauen, halt noch was herauszuholen an Sport, Spiel, Spannung, der Freude am Leben, in der Weiterbildung und in der Persönlichkeitsentwicklung! Die Erwartungshaltung an andere, die möchte ich so klein halten, wie nur irgend möglich, die sehe ich als Negativbegleiter in meinem Leben an, da darf ich mit Herzblut absolut nichts reindeuteln. Enttäuschungen waren es nicht viele, aber dafür ziemlich heftig und aggressiv, und sie kamen immer von außen.

    Die Beschreibung Deiner Zufriedenheit ist richtig, gut und zeigt Überzeugung und Beständigkeit für Deine innere Ruhe, sie entspannt Dich, Du benutzt Worte wie "Leichtigkeit" und genießt den Augenblick und schreibst, Du könntest ihn nicht so geniessen, würdest Du nach vorne schauen.

    Alles richtig, lieber mustasch, für diesen Augenblick jetzt, wo ich hier bei mir bin. Aber für mich könnte es sich auch nach Stillstand anhören, wüsste ich nicht, dass auch Du noch nach Veränderung strebst, wie z. B. im Standort- bzw. Berufswechsel.

    Und so nehme ich meinen vorletzten Absatz nochmal für mich auf und übersetze ihn so:
    Ich geniesse den Augenblick und freue mich gleichzeitig auf morgen, auf die Zukunft, ich bin jetzt entspannt, aber ich bin gespannt auf das vor mir Liegende, ich geniesse die Leichtigkeit, loszulassen und freue mich auf neue Anfänge und Aufgaben, ich erlebe einen herrlichen Stillstand meiner Ängste, meiner Sucht, meiner depressiven Augenblicke, meines Tunnelblicks des vielleicht nicht Machbarem und erlebe gleichzeitig die riesen Schritte in der Entfernung meiner mir übergebügelten Verhaltensmuster und dem schon fast garantierten Untergang meiner Persönlichkeit.

    Es kommt viel zusammen, nicht nur das Loslassen des Alkohols, sondern auch das Fühlen und Erleben des eigenen Lebens. Von mir aus bräuchte dieser Augenblick jetzt, wo ich hier sitze, mich so wohl fühle, viel heute gelernt habe und eindeutig zufrieden, nicht vorbeigehen, aber dann verpasse ich das morgen! Und verpassen möchte ich nie wieder etwas!

    Herzlichst

    Lobanshee

  • Danke Gotti,
    Es freut mich,dass Du aus dem vorhandenen Pool etwas fuer Dich
    ausschoepfen kannst.Meine Auseinandersetzung mit der Thematik ist
    nicht ganz uneigennuetzig,weil ich ,als Betroffener,auf ein regelmaessiges
    Controlling meiner Verhaltensweisen angewiesen bin,um nicht wieder in
    alte Fahrwasser zu geraten.Es obliegt meiner Verantwortung,mich um
    mich zu kuemmern.Ich allein bin fuer mein Seelenheil verantwortlich,
    niemand sonst,daher habe ich eine hohe Verantwortlichkeit mir gegen-
    ueber,groesser noch,als eine Mutter fuer ihr neugeborenes Kind.Ohne
    mich laeuft in meinem Leben garnichts.
    Gotti,Die Angst vor der Einsamkeit und dem Verlassenwerden trieben
    mich in ein uebersteigertes Harmonybeduerfnis und festgefahrener
    Beziehungsstructur.Dabei ordnete ich meine eigenen Beduerfnisse
    und Befindlichkeiten praktisch auf null.Doch lange konnte ich dieses
    Liebsein nicht aushalten.Ich fuehlte wie ein unter Hochdruck stehender
    Wasserkessel,der foermlich nach Entladung schrie.Ich suchte nach
    Entspannung und fand sie im Alk.Er machte mich ruhig ,ich konnte ab-
    tauchen in ein grosses Nichts,indem es keine Sorgen gab.Dieses Ge
    fuehl verlangte nach mehr und ich gab nach -und soff-und soff mal
    wieder bis zum Controllverlust,immer oefter immer mehr.
    Ich verlor meine Frau,meine Kinder und Haus und Hof und mich selbst.
    Heute weiss ich,dass mein damaliges krampfhaltiges Festhalten an be-
    stimmten Verhaltensmustern,ein Resultat mangenden Selbstvertrauens
    und Selbstbewusstseins war.
    Erst in meinem spaeteren Loslassen konnte ich neue Fenster oeffnen,
    die mir vorher verschlossen -ja gar nicht bekannt waren.
    Heute ist mir erst bewusst,wieviele Fenster das Lebenslabyrinth haben
    kann.Ob ich sie alle oeffnen kann weiss ich nicht,ich bin aber neugierig
    Gotti,ich wuensche Dir,dass Du noch viel Fenster oeffnen kannst.
    Gruss

  • Danke Weitsicht,
    Ich kenne das Gefuehl der ohnmaechtigen Wut und Trauer ueber den
    Verlust eines geliebten Menschen und kann Deine Gefuehslage nach-
    empfinden.
    Als mir damals meine ehemalige Frau das Ende unserer Beziehung er-
    oeffnete,stand ich erstmal da wie ein Ochs vor dem Tor.Ich begriff ueber
    haupt nicht was geschehen war und meinte noch,mit einem Blumenstrauss
    und einer Woche Trockenheit die Sache wieder kitten zu koennen,wie so
    oft zuvor.
    Doch diesesmal war alles anders.Meine Ex glaubte mir nicht mehr und
    nach und nach wurde mir der riesige Truemmerhaufen bewusst vor dem
    ich stand.Ich fuehlte so,als zoege man mir den Boden unter den Fuessen
    weg.Dieses Sammelsurium an Gefuehlen wie Trauer,Wut und Ohnmaech-
    tigkeit wuensche ich nicht meinem besten Feind.
    Es brauchte lange Zeit,bis ich diesen Verlust verarbeiten konnte,ohne
    nach Verantwortlichkeiten zu suchen.
    Weitsicht,Ratschlaege koennen bekanntlich wie Schlaege sein,so bin ich
    sehr vorsichtig damit.
    Alkoholismus ist eine Krankheit und unterscheidet sich von anderen
    Krankheiten lediglich in ihrer speziellen Behandlungsweise.
    Es ist eine teuflische Krankheit,die nicht nur den Betroffenen sondern
    auch ganze Familien in den Abgrund reissen kann.
    Wie schwer krank Deine Mutter war,konntest Du am eigenen Leibe
    spueren.
    Die Akzeptanz dieser Krankheit als solche kann der Schluessel zur
    Vergangenheitsbewaeltigung sein,wenn Du sie nicht mehr mit Schuld-
    zuweisungen und dem Suchen nach Verantwortlichkeiten verknuepfst.
    Schliesse Frieden mit Deiner Mutter und lasse sie in Frieden ruhen.Ein
    Capitel,das abgeschlossen und nicht mehr zu aendern ist
    Es gilt,Deine Wunden zu lecken und den Blick nach vorne zu richten.
    Und Zeit heilt bekanntlich Wunden.Es ist Dein Leben und Du wirst sehen
    wie aufregend und packend es ist.Es liegt an Dir etwas daraus zu machen.

    Gruss mustasch

  • Guten Morgen!
    Schon bin ich wieder am Grübeln.
    Meine eigene Verantwortung mir gegenüber, gegenüber meinem Seelenheil - das lernte ich erst als ich zur Kur war. Da war mein Mann im 14 Trockenmonat.
    Was du da geschrieben hast von deiner Einsamkeit und deinem Harmoniebedürfnis und deiner Reaktion darauf - kann ich mich voll erkennen.
    Liegt es daran, dass Co - abhängigkeit vlt. auch eine Sucht ist?
    Wenn, dann war ich sehr süchtig.
    Ich habe auch versucht, diese Krankheit mit abendlichen Weinschorlen zu betäuben. Eine Zeit lang. Aber zu meinem Glück hat sich mein Körper aufgelehnt, mir gezeigt, dass ich es so nicht schaffe. Und das Hirn hat mich vor der totalen Selbstaufgabe (von welchen Menschen und deren Reaktionen war ich eigentlich nicht abhängig?) gerettet.

    Aber ich gebe dir auch in punkto Vergangenheitsbewältigung recht.
    Es hat keinen Zweck ewig nachzuforschen warum das so war, warum ich so und nicht so gehandelt habe, warum, warum, warum...
    - Ein bisschen davon geschieht in der Therapie -
    Aber mir ist Heute! wichtig. Heute weiss ich, was mir guttut. Wie ich mir aus evtl. traurigen Situationen helfen kann, dass ich nur auf mich hören(!) muss, wenn es um meine Entscheidungen geht.
    Ein längerer Entwicklungsverlauf.

    :oops: Aber ich bin auf dem richtigen Weg.
    Das wünsche ich dir auch weiterhin und einen guten Sonntag!
    Tue mir jetzt was Gutes. Gehe spazieren mit dem Hund und anschl. in die Kirche.
    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebe Lobanshee,
    Heute ist wieder mal was los.Es ist weekend und ich bin mal wieder
    zum Taxifahrer fuer meine tochter avanciert.-Aber was soll's-ich tu's
    ja gerne,weiss ich doch dann wenigstens wo sie sich rumtreibt und
    dass sie sicher ankommt.
    Zugegeben,ich habe schon eine provozierende Art an mir,Menschen
    aus der Reserve zu locken,um somit ihre Aufmerksamkeit zu erhoehen.
    Dies ist manchmal ein unverzichtbares Instrument der Suchtkranken-
    hilfe,sehr introvertierte Betroffene zu animieren und hat sich auf meiner
    Festplatte eingebrannt.Bitte sehe mir das nach.
    Dies ist aber keine Relativierung meiner inhaltlichen Fragestellung,sondern
    eher die Einsicht,meine Wortwahl zu ueberdenken!(knirsch)
    Der Ausgangspunkt meiner Ueberlegungen war Deine Vorstellung,ob denn
    unter betimmten Bedingungen Deine Zufriedenheit zu toppen waere.
    Dieses heraus zu finden,betrachte ich als Versuch.Ich kann Deine Selbst-
    sicherheit nicht einschaetzen,ich weiss nur,dass je hoeher ich die Leiter
    hochsteige,je duenner wird die Luft.
    Ich teile Deine Ansicht,dass die persoenliche Weiterentwicklung von uns Alkis unabdingbar fuer den weiteren Verlauf unserer Trockenheit ist.
    Ich gebe aber auch zu bedenken,wie wichtig fuer uns eine gleichbleibende
    Gefuehlsamplitude ist.Gefuehlshoehenfluege sind Gift fuer uns.
    Um diese Gleichmaessigkeit zu erhalten begnuege ich mich mit meiner
    "einfachen "Zufriedenheit.Die Frage was waere wenn-belastet mich
    und verzerrt den Blick auf's Wesentliche.Ich versuche geduldig abzuwarten was mich erwartet.

    Gruss mustasch

  • Hallo lieber mustasch,

    von meiner Seite aus muss ich Dir nichts nachsehen und ich empfinde auch Deine Art zu schreiben, nicht als provozierend.
    LOL, da habe ich schon anderes lesen müssen! :)

    Was Du Dir an die Fahne schreiben darfst, sind Deine Gedanken, die Du mir mitteilst. Die Art, wie Du formulierst, hat etwas ganz besonderes, sie liegt mir, ich kann sie "empfinden". Du nutzt Worte, die immer wieder auf Dich und Deine Erfahrung schließen lassen. Du schreibst authentisch, bindest aber trotzdem die Person, der Du antwortest mit ein. Darin liegt sehr viel Wertvolles. Antwortest Du überhaupt auf mein Geschriebenes, oder liest Du auch zwischen den Zeilen und hinterfragst es dann für Dich? Doch, das tust Du, sonst würde dieser Satz nicht von Dir so formuliert worden sein:

    Ich kann Deine Selbstsicherheit nicht einschaetzen,ich weiss nur,dass je hoeher ich die Leiter
    hochsteige,je duenner wird die Luft.

    Du schreibst nicht: "Du scheinst sehr selbstsicher zu sein" oder "Du bist selbstsicher". Meine kannst Du nicht einschätzen, das weißt Du, aber Du gibst etwas von Dir preis, nämlich dass die Selbstsicherheit bei Dir zur Zufriedenheit dazugehört.

    Mein Gedanke im Hier und Jetzt dazu:

    Ich bin selbstsicher, weil

    - ich gut auf Menschen zugehen kann,
    - ich mich nicht vor Kommunikation scheue,
    - ich eine kraftvolle Stimme habe,
    - ich nicht zierlich, aber auch nicht voluminös aussehe, halt nicht zerbrechlich,
    - ich ein Auftreten besitze,
    - gut formulieren kann,
    - fröhlich und positiv ankomme.

    Diese Selbstsicherheit ist aber nicht meine, mir wurde gesagt, ich sei so! Daher habe ich es auch mal geglaubt!

    Meine Art, mich auf Menschen zuzubewegen, ist keine bewusst wahrgenommene. Wenn ich spreche, telefoniere, irgendwas sonst an Kommunikation, dann tue ich gerade in dem Augenblick, nichts weiter.
    Ich empfinde keine Selbstsicherheit, wenn ich spreche, meine Stimme kommt bei mir völlig anders an, manchmal sagt mein Kollege, ich solle ein bisschen leiser telefonieren, mir fällt es gar nicht auf,
    Meine Figur? Wann kommt die ins Spiel, ich denke im Täglichen gar nicht darüber nach,da nehme ich eher ein zwei Kilöchen zu viel wahr:)
    Meine Wirkung auf andere?Ja, das ist mir ab und an durch Gestik und Verhalten anderer bewusst, aber nicht durch mich selbst, sondern durch die Reaktion, nämlich die Wertung anderer,
    Gut formulieren? ja, ist so, kann ich nichts zu irgendwie, habe ich nicht dran gearbeitet oder nicht bewusst jedenfalls,
    Fröhlich und positiv? Die absolute Wertung anderer, nicht meine.

    Müsste ich meine Selbstsicherheit definieren, würde ich sie mit einer gehörigen Portion an Vertrauen zu mir selbst beschreiben, aber "sicher" bin ich mir nicht! Vieles geschieht auch aus der Einsicht von Notwendigkeiten in der Überlebensstrategie, vielleicht wurde ich selbstsicherer im Umgang mit Menschen aufgrund unterschiedlicher Aufgaben, aber dieses definiert nicht meine "Selbstsicherheit"!

    Zurück zu Dir: :)

    "Ich teile Deine Ansicht" - kommt bei mir an, wie "In Ordnung, kann ich auch so sehen" (das entstreßt, ich als Leserin erhalte die Information, dass etwas richtig erkannt wurde), meine Aufmerksamkeit entsteht zusätzlich dadurch, dass ich schon am Anfang des Lesens weiß, dass es noch ein "Aber" geben wird, und - :) es kommt! Dann schreibst Du: "Ich gebe zu bedenken, ..." und wieder bringst Du Dich ein, verlässt aber nicht meine Ebene, eine "sanfte" Art auf ein "Thema" hinzuweisen, es nicht als "bedrohlich" ("Pass auf") oder als "zwingend notwendig" (Das musst Du tun!") zu übernehmen", sondern eine Wahlmöglichkeit mitzugeben und die passende Begründung mitzuliefern.
    Und zum Schluss bringst Du Dich nochmal persönlich ein.

    Da ich genau das möchte, nämlich Deine Erfahrung lesen, und ich auf gar keinen Fall möchte, dass Du eine Wertung vornimmst, mir Lösungen vorgibst, mir sagst, "wo es langgeht, so und nicht anders", nehme ich sehr viel mit, nämlich stressfrei lernen! :)

    Ich bin ziemlich vom Thema ab, ich wollte was anderes schreiben, aber es gibt nichts schöneres, als Zeit zu haben, jedenfalls was das Forum angeht, denn hier brennt schon wieder die Luft "uffe orbeit"! Wahrscheinlich ein Tsunami, ein Hurrican, ein Attentat oder ein quersitzender Pups eines Vorgesetzten. Ich tippe auf Letzteres! :) Meeting und weg!

    OH, schnell noch:

    Jetzt weiß ich es wieder (puuusst), es ist Deine Formulierung: "... Deine Zufriedenheit zu toppen"?

    Jetzt gebe ich den Ball zurück, lieber mustasch, und bin schon richtig gespannt, was Du antworten wirst! Zu toppen, bedeutet für mich, etwas zu übertreffen, dessen "Wert" ich - wie auch immer - benennen kann.

    Wie bemisst Du den Grad Deiner Zufriedenheit? Ein bisschen gebe ich Dir noch mit: Wir Menschen neigen dazu, das, was wir sehen, für die Realität zu halten!

    Freue mich auf Deine Antwort!

    Herzlich

    Lobanshee

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