Mein Mann will sein Wochenendbier!?

  • Hallo Leute,

    also trinke seit dem 1. Feb. d.J. nichts mehr. Habe jahrelang abends immer Wein getrunken, andere Sachen fast nie. Also Glühwein während der Weihnachtszeit oder Sekt, aber Bier: Nein.

    Immer schön regelmäßig, nicht in Übermaßen, aber sowas ändert sich ja bekanntlich, besonders in stressigen Situationen.

    Meine Trockenarbeit läuft gut.

    Verzichtgedanken selten (am Freitagabend manchmal), generell aber verfolge ich die Grundbausteine und habe bisher nur eine brenzlige Situation gehabt, das war aber nicht meine Schuld (plötzlich gabs Alk. auf einer Kinderparty!). Ging aber alles gut - nix getrunken, früher gegangen, keine "Nachbeben".

    Mein Mann wurde von meinem Entschluss, mit dem täglichen Weintrinken für immer aufzuhören, schon überrascht, aber reagierte erstaunlich positiv. Ich hab ihm einiges erklärt, auch das es mit KT nicht läuft, Suchtgedächtnis, alkfreies Haus ... Er ist ein total solider Typ.

    Er hat abends immer ein Feierabendbier getrunken und manchmal ein bißchen Wein zum Essen, nie betrunken, nie angeheitert, immer nüchtern fahren.

    Hier mein Problem: Nach 2 Monaten hat er - erst Dosenbier - gekauft und in so einer Coolie cup getarnt. Also man sieht nicht, obs ne Cola ist oder Bier. Nur eins oder zwei, getrunken, Dose in den Müll. Ich fands ok, denn ich habs oft nicht gemerkt oder bewusst nicht geguckt. Am Freitag stand plötzlich ne große Flasche Bier auf dem Tisch! Das Bier trinkt er nur Freitag und Samstagsabend. Keine Vorräte.

    Als ich die Bierflasche sah bin ich etwas "ausgerastet" und meinte, "so geht das nicht!". Da reagierte er sauer und meinte, er wäre ja nun kein Alkoholiker und würde sich deswegen auch nicht so benehmen. D.h. den Alk in seinem eigenen Haus verstecken, nur um mal am Wochenende ein Bier trinken zu dürfen. Er würde auf keinen Fall in eine Kneipe fahren, dort ein Bier trinken und dann nach Hause fahren. Bier hätte ich doch ehe nicht getrunken, es würde mich doch nicht stören .... Warum kann ich ihm nicht EIN Bier am Freitag gönnen ...?

    Ich hab nur gesagt, ich möchte das Zeug nicht in unserem Haus und Alkoholismus ist eine tödliche Krankheit. Ich verstehe die Problematik und ich hab auch keinen Saufdruck wenn ich das Bier sehe, aber alkfreie Bude ist nunmal alkfrei und nicht 2 Tage eben nicht! Visuell wird man schon genug vom Alk bombardiert. TV, Printmedien, und immer wird fun, schicke Leute, Entspannung suggeriert.

    Wie gehe ich die Situation am besten an? Immerhin bin ich 15 Jahre verheiratet, Kinder und will natürlich nicht ausziehen oder sowas. Ich weiß ich bin auf dem richtigen Weg, aber ich verstehe meinen Mann auch, der ist ja nun kein Alki!

    Gruß

    Starfish

  • Hallo Starfish,

    Zitat

    Nach 2 Monaten hat er - erst Dosenbier - gekauft und in so einer Coolie cup getarnt.

    Zitat

    Am Freitag stand plötzlich ne große Flasche Bier auf dem Tisch!

    Zitat

    Da reagierte er sauer und meinte, er wäre ja nun kein Alkoholiker und würde sich deswegen auch nicht so benehmen. D.h. den Alk in seinem eigenen Haus verstecken, nur um mal am Wochenende ein Bier trinken zu dürfen.

    Zitat

    Bier hätte ich doch ehe nicht getrunken, es würde mich doch nicht stören .... Warum kann ich ihm nicht EIN Bier am Freitag gönnen ...?

    Ich finde das Verhalten deines Mannes für bedenklich, für euch beide, er sollte sich mal überlegen ob er wirklich auf Alk "verzichten" kann.

    Und du entschuldigst sein Verhalten mit diesen Worten :shock:

    Zitat

    aber ich verstehe meinen Mann auch, der ist ja nun kein Alki!

    Das sind meine Überlegungen dazu, reiß mir nicht gleich den Kopf ab.

    LG Martin

  • Zitat von Maddin


    Das sind meine Überlegungen dazu, reiß mir nicht gleich den Kopf ab.

    Hallo Martin,

    würde Dir nie den Kopf abreissen wollen - im Gegenteil - ich begrüße den Austausch!

    Heute hat sich die Situation etwas entschärft, sage ich mal so.

    Ich habe das Thema nochmal angeschnitten und so nebenbei kristallisierte sich heraus, dass mein Mann sich genervt fühlt, weil ich ihm plötzlich was verbieten will.

    Also er möchte nicht unter meinem Pantoffel stehen und sich von mir herumkommandieren lassen. Also wenn es eine "control issue" ist, macht er nicht mit, wenns darum geht, dass mich der Alkohol nervt, dann hat er dafür Verständnis.

    Ausserdem kam zum Vorschein, dass er meinte, er und ich hätten jetzt 2 Monate nix getrunken, d.h. ich hätte die Probezeit sozusagen bestanden und wäre jetzt gefestigt genug, so daß mich sein Bier nicht stören würde. Also, falsch informiert ist er und das nehme ich ihm auch ab.

    Abschließend hätte ich das Thema vielleicht doch anders angehen sollen, also der Ton macht die Musik und so. Nächstesmal würde ich dann konkret erklären warum mich dies und jenes ärgert, anstelle kategorisch erstmal zu schmollen oder auf Konfrontationskurs zu gehen.

    Auf jeden Fall ist und bleibt unser Haus ab jetzt alkfrei und geschmollt wird auch nicht mehr. Im Gegenteil, ich hab heute einen schönen Blumenstrauß bekommen. :D

    Gruß

    Starfish

  • Hallo Starfish,

    ist doch toll wenn sich das geklärt hat und du auch noch einen Blumenstrauß bekommen hast.

    LG Martin

  • Guten Morgen Starfish!

    Herzlich Willkommen hier!

    Ich habe gestern abend schon mal bei dir gelesen, und nach einmal drüber schlafen kann ich aber immer noch nicht das ungute Gefühl verdrängen, das mich dabei bemächtigt hat.

    Irgendwie höre ich mich aus deinen Worten. Mit dem Unterschied, dass mein Mann der Trinker war und ich die Co -abhängige.

    Meinen Mann hat auch immer sehr viel "genervt" und ich habe mich bemüht, alles richtig zu machen. Und von wegen "der Ton macht die...."! Wie ist das bei euch im umgekehrten Sinne?

    Ich weiss nur, dass ich mich riesig gefreut habe, als mein Mann trocken wurde. Seitdem hat sich sein Verhalten zu mir total geändert. Von Anfang an.

    Es gab noch ein paar Ausrutscher, aber ansonsten bin ich immer wieder von seiner freundlichen - für normale menschen normale! -
    Umgangsweise, überrascht worden.

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft deinen trockenen Weg weiterzugehen, dich nicht davon ablenken zu lassen und ganz viele Menschen, die dir zur Seite stehen!!!
    Such dir so viel Hilfe wie du nur finden kannst. Vor allem im Alltag! Und such dir eine Beschäftigung, die dir gut gefällt und dein Selbstbewusstsein stärkt. Damit du dich bald richtig "stark" fühlst.

    Alle guten Wünsche und liebe Grüße schickt dir dazu Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Gotti ~

    Ich glaube, ich verstehe, was Du meinst. Es muss eben eine gleichwertige Beziehung sein. Evtl. könnte es auch den Anschein geben, dass ich nicht ausgefüllt bin.

    Mein Sohn ist ja erst 4, seine Schwester ein paar Jährchen älter und es macht mir große Freude für meine Kinder da zu sein und sie nicht morgens um 7 Uhr irgendwo abzugeben oder eine Nanny zu bezahlen, die sich 9 Stunden lang um die beiden kümmert. Während die Kinder in der Preschool oder Schule sind, gehe ich dann zum Sport, helfe viel in der Klasse oder bei Schulaktivitäten aus oder eben Haushalt und einkaufen. Ich hab nicht viel Zeit für mich, aber ich bin nicht isoliert zu Hause und es dreht sich nicht alles immer nur um Familie.

    Man könnte denken, ich wäre eine gelangweilte Hausfrau, die dazu neigt, schon um 2 Uhr nachmittags ihre Cocktails zu mixen. Das Alkoholtrinken kam nicht aus Langeweile ins Bild, der war schon viel früher dabei. Man forscht ja immer, warum bin ich Alkoholiker und soundso eben nicht ...? Ich weiß es nicht 100%, aber bei meinen Eltern war immer Alkohol im Spiel. Mein Vater war freiberuflich und ich kann mich daran erinnern, dass nachmittags immer ne Flasche Bier auf dem Tisch stand. Meine Mutter trank abends immer Wein beim Fernsehen, auch Freunde kamen ab und an nachmittags "mal auf einen Sprung" vorbei, um einen ein Schlückchen zu trinken. Als es finanziell eng wurde und sich Krankheiten verschlimmerten (nicht alkoholbedingt) stieg der Alkoholkonsum an. Immer das Wasserglas mit Wein, heimlich sozusagen. Wodka auch, und diese Magenbitter in den kleinen Fläschchen. Im Nachhinein ist mein Vater nicht vom Alkohol selbst gestorben, aber der allgem. schlechte Gesundheitszustand hat sicherlich dazu beigetragen.

    Will sagen, im Unterbewusstsein war der Alkohol doch immer akzeptiert durch die ewig Präsenz in jungen Jahren. Ein Geschwisterteil von mir trinkt auch, aber ich kann nicht genau sagen, obs da ein Problem gibt oder nicht (wohnt in einem anderen Land).

    Ok, das ging jetzt etwas in eine andere Richtung ab .... aber ich danke Dir für Deine netten Worte und Unterstützung!

    Gruss

    Starfish

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