wie dumm muss man sein?

  • Hallo charly

    hab mich gefreut, dass du an mich gedacht hast!

    Charly, bleib trotzdem realistisch, auch wenn er neun Tage nichts getrunken hat. Mein Ex-Mann hat 2o Wochen LZT und danach ca. 6 Wochen nichts getrunken und hat trotzdem wieder angefangen.
    Was hast du denn die letzten Tage für dich gemacht oder was würdest du gern machen?
    Ich muss jetzt zur Therapie, meld mich heut abend noch mal.

    julchen

  • Hallo charly

    das ist schön für dich.

    Überleg vielleicht trotzdem, was wäre wenn es nach der Klinik doch nicht klappt. Willst du dann weiter bei ihm bleiben?

    Ich drück euch auf alle Fälle die Daumen, dass es was wird. Aber denk auch an Plan B!

    julchen

  • Guten morgen charly,

    Zitat von charly66

    hallo julchen,
    weiß überhaupt ned was nach der klinik kommt. hab weder plan a noch plan b. schau erst mal wie es in und nach klinik wird.

    DAS kenn ich! Und irgendwann hab ich für mich beschlossen, egal, was ER macht, ICH habe für die zukunft die und die pläne und deren verwirklichung mach ich nicht mehr davon abhänig, wie SEIN trinkverhalten und der umgang mit seiner sucht ist. Da begann für mich die befreiung und das gesund werden.

    Zitat von charly66


    weiß auch gar ned, wie er danach zu mir steht, hat mich bisher, wenns ihm wieder gut ging, ja immer ganz böse fallen gelassen, wenn er weiter trinkt, werd ich ihm bestimmt wenns kritisch wird weiter helfen, wenn auch nimmer so intensiv wie die letzten jahre.

    Und auch das kenn ich, denn nach seiner letzten LZT hat er dann beschlossen, alleine zu leben, weil er der meinung ist, nur dann trocken bleiben zu können. Das hätte für ihn absoluten vorrang. Hmmmm.... da stand ich also nun, wieder einmal enttäuschte hoffnung, weil mit dem aufhören des trinkens halt nicht alles gut war. Zornig, traurig, verlassen, ausgenutzt und fallengelassen fühlte ich mich. Aber dann kam halt mein überlebenswille zu tage. Nicht jeder tag war damit gut für mich. Aber ich habe gelernt, mich wohl und zufrieden zu fühlen, EGAL, wie er sich verhält. Hab mein leben nicht mehr von seinem verhalten abhängig gemacht, also nicht mehr erwartet, dass er für meine zufriedenheit sorgt.

    Damit, also mit der aufgabe meiner erwartungshaltung, begann es für mich gut zu werden. Er ist nicht dafür zuständig, dass mein leben rund läuft. Das war für mich die wichtigste erkenntnis. Wenn er trinken will, wird er es tun und wenn er nicht trinken will, wird er es durchhalten. Egal, ob ich ihm da reinrede oder nicht oder wie ich mich ihm gegenüber verhalte. Und ich kann leben und meine dinge tun, egal, ob er trinkt oder trocken ist. Er hat seine genesung an die erste stelle gesetzt. Vielleicht war ich deshalb zu der zeit auf ihn so zornig, weil er vor mir verstanden hat, was wichtig ist. Nämlich für sich alleine verantwortlich zu sein. Ich als co, hab mir diesbezüglich lange etwas vorgemacht. Ich hatte immer prima argumentationen dafür, ihn nicht loszulassen. Die überprüfe ich auch heute immer wieder. Am besten merke ich, dass ich auf einem guten weg bin, wenn ich eine verabredung mit ihm absage. Das wäre mir früher im leben nicht passiert, weil ich geradezu gierig nach jedem moment zeit war, die ich mit ihm verbringen konnte. Dafür ließ ich damals alles andere stehen und liegen. Das passiert uns heute beiden nicht mehr. Wir treffen uns gerne und verbringen zeit zusammen, aber jeder kann akzeptieren, dass der andere mal keine lust oder keine zeit hat, ohne dass es zu irritationen führt.

    Es ist ein langer, schwieriger weg, aus einer abhängigkeit zu kommen. Egal, ob sie stofflich (alk) oder nichtstofflich (co) ist. Aus deinem posting lese ich nicht, dass du dich aus deiner abhängigkeit lösen möchtest. Im gegenteil. Aber auch das kenne ich. Es dauert halt seine zeit, bis wir unsere eigene abhänigkeit annehmen und damit in die lage versetzt werden, uns aus ihr zu lösen.

    Lg
    ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Charly,

    Zitat

    weiß auch gar ned, wie er danach zu mir steht, hat mich bisher, wenns ihm wieder gut ging, ja immer ganz böse fallen gelassen,

    Du hast am Anfang mal geschrieben, dass das zwischen Euch was ganz Großes ist, was besonderes. Soviel dazu.

    Zitat

    wenn er weiter trinkt, werd ich ihm bestimmt wenns kritisch wird weiter helfen, wenn auch nimmer so intensiv wie die letzten jahre.

    Langsam hab ich das Gefühl, dass Du erstens davon ausgehst, dass das Hin und her sowieso weitergeht und dass Du irgendwie sogar hoffst, dass er wieder trinkt, weil Du ihm dann wieder helfen kannst und er Dich braucht. Das gibt Sicherheit, gell.

    Charly, ich mein das nicht böse, aber wenn ich Dich so lese, erkenne ich NUR eines:
    Pure Abhängigkeit.

    Wenn er schwach ist (trinkt), braucht er Dich.
    Und Du brauchst ihn schwach, damit Du Dich um ihn kümmern kannst und stark bist.

    Das ist reine Co-Abhängigkeit, nichts anderes.

    Charly, nur DU entscheidest, ob Du da raus willst oder nicht.
    Nur Du entscheidest, ob Du weiterhin Deine Stärke aus dem vermeintlichen Gebrauchtwerden ziehen WILLST, oder nicht.
    Was bist Du ohne ihn?
    Was wäre, wenn er wirklich nicht mehr trinken sollte?
    Und Dich vielleicht nicht mehr braucht?
    Fühl mal ganz ehrlich in Dich rein. Macht Dir der Gedanke Angst?

    Er hat Dir eine Lederjacke gekauft. Aus Dankbarkeit, das Du Dich um ihn kümmerst.
    Wie schön.

    Lass Dir die Zeit, die Du brauchst, Charly, aber denk endlich mal nach über DICH, nicht mehr nur über IHN.

    LG

    Thelma

  • Hallo Charly

    Als mein Mann vor ca. 14 Jahren das erste Mal trocken wurde hat er damals zu mir gesagt:"
    Bild dir bloß nicht ein, daß ich das für dich gemacht hab. Ich habs nur für die Kinder gemacht. "
    Das tat mir damals fürchterlich weh. Warum bin ich trotzdem bei ihm geblieben? Er sagte mir ja, ich bin nicht wichtig für ihn und trotzdem blieb ich da und hab für seine Trockenheit gekämpft. Und hab noch 14 Jahre lang um seine Liebe gekämpft und nie richtig bekommen.

    Ich hoffe für dich, dass du es schneller merkst!

    julchen

  • Hallo Charly,


    Charly, Ehrlich zu sich selbst zu sein erfordert sehr, sehr viel Mut. Hut ab.
    Jetzt schaust Du zum erstenmal ein bisschen hinter die Charly-Schale, die Dich bis jetzt zwar geschützt, aber auch abgeschirmt hat von der Realität.

    Ich nerve jetzt nochmal ein bisschen. :wink:

    Zitat

    aber, ja, es macht mir angst, dass nie mehr in der nacht tel klingelt und er sagt, bitte komm und hilf mir, ich zu ihm fahr und wir arm in arm auf couch liegen und er mich einfach nur lieb hat.

    Da uns nur die Ehrlichkeit aus der Co-Abhängigkeit führt, bin ich jetzt auch nochmal ganz ehrlich.

    Ein Gedankenspiel...

    Es ist Nacht. Du hast einen anstrengenden Tag hinter Dir, fällst endlich in Dein kuschliges Bett, wieder ein Tag geschafft.
    Das Telefon klingelt.
    Er.
    Er braucht Dich sofort, weil er als erwachsener Mann nicht in der Lage ist, seinen Tag wie ein erwachsener Mann zu Ende zu bringen. (Ich formuliere jetzt bewusst provokativ, meine das aber nicht böse)
    Er hat gesoffen.
    Du, als "liebende" Frau, schälst Dich aus den Federn, um diesem armen Mann, der sich wieder mal aus welchen Gründen auch immer, die Birne zugeknallt hat, beizustehen.
    Ihm steht keine OP bevor, er ist auch nicht nervös wegen eines Beförderungsgesprächs, nein..... er hat gesoffen.
    Er ruft nach der Mama.
    Und sie kommt und kuschelt sich zu ihm.
    Sie fühlt sich gebraucht und gut.
    Und hält diese Zweisamkeit, dieses Aneinanderklammern für Liebe zwischen zwei erwachsenen Menschen.


    Anderes Szenario:
    Du hast einen anstrengenden Tag hinter Dir, fällst müde in dein Bett, da der nächste Tag nicht minder anstrengend wird.
    Dein Partner war ebenfalls beschäftigt mit Arbeit, ggf Arbeitssuche, etc, sprich, er hat seinen Tag genauso eigenverantwortlich gestaltet wie Du.
    Vielleicht kann er nicht schlafen.
    Er denkt kurz drüber nach, ob er Dich noch nachts rausklingeln soll.
    Er lässt das natürlich sein, weil er weiß, dass Du Deinen Schlaf brauchst.
    Er wird mit seinem nächtlichen Problem alleine Fertig.
    Weil er erwachsen ist.
    Weil er Verantwortung für sein eigenes Leben übernimmt.
    Weil er dazu niemanden BRAUCHT.
    Weil er Dich liebt.

    So, und jetzt lass ich Dich wieder in Ruhe, Charly.
    Kopf hoch.
    Aber schau weiter hin, in Dich hinein.
    Langsam, aber sicher wirst du aus deinen Abhängigkeitsmechanismen herausfinden.
    Und wenn es zu weh tut, hol Dir Unterstützung (Therapie, SHG, Freunde, Forum).
    Du bist hier auf jeden Fall nie allein.
    Schreib auf, was Dich bewegt.
    Keiner verurteilt Dich hier.

    Mach Dich auf den Weg zu Dir selbst, Charly, es lohnt sich.

    Liebe Grüße

    von

    Thelma

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