Konsequenzen oder "Schau den Folgen ins Auge u ertrage

  • Ein Thema, welches mich sehr beschäftigt hat und zwar nicht nur während der Zeit meiner Suchtbeziehung.

    Damals hat es geraume Zeit gedauert bis ich in allen Lebensbereichen konsequent wurde. Ich bot meinem Ex-Partner immer wieder die eine oder andere Möglichkeiten, dass ich selber Konsequenzen verhindern konnte. Für ihn und für mich! Er selber wurde selten mit Konsequenzen konfrontiert und im Nofall holten Mami und Papi ihn aus der Patsche. Somit keine Konsequenz - kein Lernweg und vielleicht dadurch auch keine Konsequenz sich der Sucht zu stellen. Aber auch keine Konsequenz was die eigene Verantwortlichkeit für den eigenen Alltag betrifft.

    Nun, Konsequenz betrifft aber nicht nur Suchtcharaktere. Die beiden männlichen Homossapiens (schreibt man/frau das so? Na ja, die beiden sind vielleicht eh eine Unterart und eine falsche Schreibweise vielleicht sogar treffend ;) Wohl haben auch diese Menschen niemals Konsequenzen erleben müssen, sonst nämlich hätten meine Handlungsweise und meine klaren Worte ihnen klar gemacht, dass es bei mir für jetzt und alle Zeiten aus ist mit "freundlich". Dennoch wackeln die zwei Strohpuppen immer wieder hier an und versuchen da anzuknüpfen, wo sie es gerne hätten. Sie übersehen ganz geflissentlich meine Aussagen und Ablehnungen ihrer Person. Die Realität wird also klar verkannt! Ob hier Süchte vorliegen weiß ich nicht und interessiert mich nicht, aber auch hier ist wohl das Selbstbild etwas anders als das Umfeld (wie ich mittlerweile erfahren habe) diese Menschen sieht.

    Ich selber wurde sehr konsequent, vielleicht sogar hartherzig erzogen. Mir gegenüber war ich auch immer konsequent und fordernd. Nunmehr beginne ich in der Lage zu sein, das wirklich auszuleben und auch mein Umfeld meine Konsequenz spüren zu lassen, die natürlich auch meine eigenen Folgen mit sich bringt.

    Mir warf sich die Frage auf, wären Menschen (egal ob süchtig oder nicht) konsequent erzogen worden, wären sie früher bereit gewesen sich selber zu betrachten? Hätten diese Menschen durch die Partner klare Konsequenzen erfahren, hätten sie dann ihr Leben anders betrachtet, gelebt oder verbessert?

    Mich würde Eure Meinung dazu brennend interessieren.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Absolut richtig lieber Erdling,
    da habe ich zu nachlässig geschrieben: richtig hätte es heissen sollen (positiv) konsequent und (negativ hartherzig). Die positive Auswirkung der konsequenten Erziehung, dürfte natürlich unter der hartherzigen Zugabe eine besondere Nuance erhalten haben.

    Das was Du sagst ist schon genau das, was ich empfinde. Keinesfalls soll es ein Garant dafür sein, dass im Leben alles geradlinig läuft. Aber habe ich mir am Ofen die Finger verbrannt werde ich vorsichtiger, habe ich mir beim Holzhacken einen Spreisel gezogen weil ich mal wieder ohne Handschuhe aktiv war, so dürfte ich daraus lernen.

    Wenn ich aber immer jemanden habe, der meine Blessuren beschönigt oder wegredet, so lerne ich nichts daraus. Ich selber merke mir meinen Schmerz - auch deshalb, weil ich meine Arbeit selber machen muss und sie nicht an andere übertragen kann.

    Aber genau das ist es! Ich habe damals, "Ansehen und Vermieter oh je" meinen Ex vor der Beugehaft bewahrt, weil er mal wieder seine Rechnungen nicht bezahlt hatte. Ich habe in jedem Fall das Falscheste getan. Eventuell wäre es eine einschneidende Erfahrung geworden, die er für die Zukunft gerne ausgeschaltet hätte und vielleicht schneller auf Mahnungen reagiert hätte.

    Mir hat finanziell niemand geholfen, ich musste selber alles richtig stellen, somit war bei mir nie der Gerichtsvollzieher. Mein Ex-Partner ist im Notfall ans gemeinsame Mietkonto gegangen, wenn da nichts mehr ging zu Mami und Papi. Wären wir hier alle konsequent gewesen, dann wäre doch vielleicht manch eine Folgeerscheinung zu Tage getreten und ein anderes Bewußtsein möglich gewesen.

    Fakt ist, ich habe im Leben alles selber ausbaden müssen, bin sehr vorsichtig geworden (ja, manchmal ängstlich) somit aber auch viel vorausschauender.

    Leider habe ich während der Zeit der Partnerschaft bemerkt, dass mir diese Umsicht auch ein bischen reduzierter wurde, fast so, als hätte ich bei weiteren 10 Jahren mich in seine "Leckm-mich-am-A...."-Position angepasst.

    In meinem Fall hätte es dann bedeutet die Grundlage von 10 Jahren Erziehung, hätte ich selber innerhalb 20 Jahre schlechtem Lebensstil "selber umerzogen".

    Ich glaube auch nicht, dass diese Konsequenz für Sucht verantwortlich ist. Aber dafür, ein verantwortliches Leben zu führen. Denn manch einer, der kein Alkoholiker ist, ist ein ganz übler Zeitgenosse - übler als jeder Alkoholiker es wohl sein könnte.....

    Nur glaube ich, bei miesen Menschen ist eh alles verloren - ein Alkoholiker ist nicht mies sondern krank. Durch Inkonsequenz nehme ich ihm als Angehörige/r die Chance zu lernen.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Liebe Dagmar,

    mir kommt das was du da schreibst sehr bekannt vor.

    Mein Freund wird 37, ich selbst bin 25 - und trotzdem hab ich oft das Gefühl, dass ich die erwachsenere von uns beiden bin.

    Er ist Einzelkind und von seinen Eltern und der Oma total verzogen. Er bekommt bis heute, gewaschen, geputzt, gekocht, gebügelt, eingekauft,.. (Er hat zusammen mit ihnen ein Haus gekauft, aber führt wie man lesen kann keinen eigenen Haushalt).
    Seine Familie tut auch alles für ihn, so muss der Bub nur in die Arbeit gehen und hat sonst nichts zu tun. Er hat bis heute keine Verantwortung für sein Leben übernehmen müssen, denn deine Familie übernimmt alles für ihn und das macht mich wahnsinnig. Das ist einer unserer vielen Streitpunkte.

    Wo soll ich denn da mit meiner Konsequenz anfangen? Denn meine Forderungen waren, er soll nen eigenen Haushalt führen, selbstständiger werden und weniger trinken - aber es hat bisher nicht geklappt und wird wohl sehr wahrscheinlich auch jetz in Zukunft nicht klappen.

    Ich möchte damit nicht sagen, dass aus all den Kindern, die für ihr Verhalten nie grad stehen mussten Alkoholiker werden. Aber ich denke es spielt definitiv eine Rolle, denn wenn ich nicht lernen für mein Verhalten gerade zu stehen, dann bleibt wie du schon formuliert hast, der Lerneffekt aus und ich amüsiere mich weiterhin auf Kosten meiner Mitmenschen.

    Lg, Karo

  • Oh je, Karo, hoffentlich geht es bei Dir besser aus als bei mir.

    Ich empfand folgendes: mein Ex hat es immer allen recht getan - aber niemals irgendwo oder irgendwie klar Stellung bezogen. Der Vater hatte anfangs sogar die Schlüssel für unser Haus, für das wir hälftig die Miete zahlten.

    Ich selber konnte mit Konsequenz eigentlich nicht aufwarten, denn wenn ich konsequent war, so half die Familie. Am Anfang war ich noch so naiv und dachte, wenn ich statt ihnen helfe, so hätte ich die Chance ihm manches begreiflich zu machen.

    Da er aber nur tat was er schon als Kind tat - den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen - war das so sinnlos wie ein Kropf.

    Liebe Karo, ich empfand diese Beziehung (nachträglich) nicht nur als eine Dreierbeziehung mit dem Alk sondern auch noch als ein machtloses Aufbäumen gegen Muster der Erziehung. Es gab mal eine Mail von seinem Vater an mich "ihm sei lieber sein Sohn tränke täglich eine Flasche Schnaps als er wäre mit mir zusammen". Zum damaligen Zeitpunkt war der Alk gar kein Thema.
    Aber ... ich persönlich habe (auch aufgrund der Todesursachen seines Vaters) den ganz, ganz starken Verdacht, dass auch der Vater Alkoholiker war.

    Ich dachte immer, hoffentlich wird er nicht wie sein Vater - er war es schon - wurde durch den Alk noch viel schlimmer. Aber: sein Vater hatte die Familie in jungen Jahren versorgt und abgesichert - was mein Ex nichteinmal damals für sich selber schaffte.

    Liebe Karo, ich denke ein Muttersöhnchen kommt so lange klar, wie nichts in sein Leben bricht, was ihn aus der Bahn wirft. Beginnt aber der Alk in die Laufbahn einzutreten, dann wird so manches unberechenbar.

    Pass bitte ganz doll auf Dich auf!!!! Wie gesagt - innerhalb von drei Monaten (durch eben drei Todesfälle) war beim Ex das Rad gebrochen und alle Hemmungen weg, dafür aber alle denkbare Agression da..... langsam durch die Alklaufbahn schon angezeigt, aber urplötzlich ausgebrochen, so plötzlich, dass es für mich einem Trauma ähnelte was da passierte.

    Konsequenz wäre gewesen, wenn ich damals auf mein Gefühl hörte welches mir sagte der kennt seinen Weg nicht und pendelt da hin wo ihm der Druck am Geringsten erscheint. Schon mit dem Gefühl, in der Familie stimmt etwas nicht, hätte ich besser umgehen müssen. Aber ich dachte ja noch an die Macht der Liebe, die sich als Abhängigkeit heraus stellte.

    Ich denke, dass Kinder, die nicht gerade stehen müssen immer Probleme im Leben haben werden, weil eben der Weg des geringsten Widerstandes. Das muss - wie Du sagst - nicht im Alk enden, vermutlich aber immer in einer Problemkette.

    Zeit für uns also, den Kettenverschluss zu finden, damit wir die Kette, wenn sie zu heiss wird, abnehmen können... ;)

    Lieben Gruß von Dagmar

    Forderungen zu stellen hat bei mir wohl - wenn ich es jetzt überlege - nicht funktioniert. Es war ja immer der Rückhalt der Eltern, der dann in heimlichen Telefonaten mit Blitzüberweisungen ect. lief....

    Boahhh, wenn ich mir überlege, über 40 war der Herr und immer noch nicht in der Lage sein Leben zu führen, von den Eltern zu wollen, deren Vorhaltungen anzuhören um dann aber die Anrufe von diesen nicht entgegenzunehmen. Also nehmen aber nicht geben.... dort wie bei mir....

    Für mich nicht mehr schlimm, ich bin gegangen, die Mutter aber wird immer eine Mutter bleiben und enttäuscht sein, dass so wenig vom Goldstück zurück kommt, obwohl sie ihm doch so viel gibt. Aber er ist ja nicht schuldig..... und er hat auch kein Alkproblem ... und überhaupt, wird sie meinen, ist alles in Bester Ordnung....

    - auch eine Konsequenz -

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Liebe Dagmar,

    bei deinen Worten hab ich nun endgültig angefangen zu weinen. Sag mal, mir kommt es vor als reden wir von ein und derselben Person!

    Auch ich bin mir sicher, dass sein Vater ebenfalls Alki ist und sein Onkel auch. Und auch mein Freund geht immer den Weg mit dem geringsten Widerstand und ist dazu noch wie eine Fahne im Wind. Heute sagt er schwarz und morgen sagt er weiß und ich weiß nie woran ich bin. Und wenn ich ihm versuche das zu erklären, reden wir voll aneinander vorbei.

    Und eigentlich weiß ich, dass ich gehen muss. Denn ich führ ähnlich wie du, eine Beziehung mit ihm, dem Alk und seinen Eltern und fühl mich total unwohl und eingeengt.
    Als wir getrennt waren bin ich förmlich aufgeblüht und trotzdem bin ich jetz wieder bei ihm gelandet und leide - und finde einfach grad nicht mehr den Mut zu gehen.

    Ich denk das ist mein Ziel, ich denk dafür bin ich hier... Um zu gehen... Damit es in meinem Leben wenigstens nur noch einen Alki gibt - meinen Vater!

    Karo

  • Liebe Karo,
    ich würde für Dich hoffen, dass Du besser und heiler aus Deiner Geschichte raus kommst als ich aus meiner ...

    Ich selber bot meinem Ex aufgrund der für mich zu narzisstischen Familienstruktur tausend Gründe warum er nicht in der Lage ist über sich oder seine Probleme zu reden. Ich bildete mir ein, dem Einfluss des Elternhauses fern, würde er schon normal werden. Alles so weit gefehlt.

    Der "Goldjunge" wie er in seiner Familie genannt wurde, der von den Eltern zu den Großeltern angeschoben wurde und einen Vater hatte, der selbst als Arbeitsloser noch anderen Vorschriften machte was sie im Arbeitsleben zu machen haben hatte schon eine Persönlichkeitsstörung aboniert, meiner Meinung nach.

    Ich ersetzte quasi die elterliche Hilfe oder wurde im Einzelfall gegen diese ausgespielt. Nicht, dass er es machte um zu verletzen, sondern einfach um diesen für ihn einzig gekannten Weg des geringsten Widerstandes zu gehen.

    Erst habe ich quasi gegen die Eltern gekämpft, dann gegen die trinkenden Freunde und letztendlich nicht mehr gegen den Alk sondern gesagt Dein Ding und bin dann gegagen. Es hat mich nämlich alles an Kräften gekostet diese rigiden Familienstrukturen überhaupt zu begreifen, die dort liefen - dieses unter "Kontrolle" haben, welches Eltern mit dem Sohn lebten. Der das nicht wollte, dennoch aber annahm, weil er ja Hilfe benötigte auf dem Weg mit möglichst wenig Widerstand.

    Im Fall meines Expartners sage ich nach heutigem Stand: selbst ohne Alkohol wäre es kein Partner, da nicht für den Alltag tauglich und nicht bereit Verantrwortung zu tragen - auch nicht für sich selber. Nur: durch diese marode Familie erklärte sich für mich das Trinken - nicht bedacht habe ich, dass ich keinerlei Ahnung von den Auswirkungen hatte, die monströs wurden,

    Ich kann Dir nur viel, viel Glück wünschen,
    Dagmar

  • Liebe Dagmar,

    ja so fühl ich mich auch! Ich muss gegen seine Familie kämpfen um unsere Beziehung von ihnen zu befreien, hab aber nur Rückendeckung von ihm, wenn er davon profitiert und in seinen Augen ist das nicht zu oft, weil er ja sonst was tun müsste... Schwer zu verstehen, oder? ... Er bekommt alles gemacht, dafür mischt sich seine Familie in alles ein! Das macht mich wahnsinnig. Da er aber keinen Sinn darin sieht einen eigenen Haushalt zu führen so lange ich nicht bei ihm wohn (Fernbeziehung), nimmt er ihr einmischen in Kauf :evil: Also auch bei mir ein Kampf gegen seine Familie und den Alk!

    Ich kann nicht sagen, dass er keine Verantwortung übernimmt. Er hat sogar ganz große, hat 3 Ehrenämter und das sogar deutschlandweit. Für die opfert er sich auf. Er geht in die Arbeit und wenn er heim kommt, macht er was für seine Ämter und telefoniert mal mit mir. Mehr als die Hälfte der WE im Jahr ist er für seine Ehrenämter unterwegs und ich steh hinten an.
    Worauf ich hinaus will ist, dass er sich für seine Ämter aufopfert, seine Familie und ich aber schauen dürfen wo wir bleiben. Denn bevor er für sich und sein Leben Verantwortung übernimmt, opfert er sich für andere, weil ihm das Spaß macht und weil er dann ja gut saufen kann, wenn er dauernd auf Veranstaltungen und Bällen ist. Was letztes mal echt peinlich für mich als ich ihn begleitet hatte, denn er als Veranstalter hatte mit Abstand den größten Rausch! Ich hab mich so geschämt - durfte mir aber nicht mal was anmerken lassen, sondern hab versucht seine Aufgaben, zu denen er nicht mehr in der Lage war, alle so gut es in meiner Macht stand zu erfüllen... Schön blöd!!!

    Auch wenn ich noch nicht von ihm getrennt bin. Wird mir immer klarer, dass ich ihn nicht mal wenn er nüchtern ist so annehmen kann wie er ist, sondern dass sich selbst da unsere Anschauungen sehr unterschieden!!! Möglicherweise auch wegen seiner Probleme... Jetz muss ich nur noch gehen - leichter gesagt als getan, wenn man wie ich so große Angst vor der Einsamkeit hat!!!

    Herzlichst, Karo

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