Es ist ganz anders

  • Hallo Rollo,

    als meine Mutter in ihre erste Entgiftung ging war ich einfach nur froh und unheimlich erleichtert. Ich kann mich noch daran erinnern als wäre es gestern gewesen, dabei ist es schon 6 Jahre her. Ich sah es in meiner Hoffnung als Anfang. Ich hatte die Hoffnung, dass sie zu den 3% gehört, die es schaffen.

    Angst das irgendwelche gesundheitlichen Schäden zu Tage treten hatte ich nicht, denn der jahrelange Alkoholkonsum hatte schon sehr deutliche Spuren hinterlassen. Ich wusste da schon, dass Schäden vorhanden waren. Dazu brauchte ich weder Arzt noch Untersuchungen, meine eigenen Augen reichten.

    Ich denke, Du bist Dir dessen auch bewusst, dass 30 Jahre saufen nicht folgenlos bleiben, nicht bleiben können. Ich kann aber auch verstehen, dass Du die Augen davor verschließt,weil Du Angst hast sie zu verlieren. Das hatte ich bei meiner Mutter auch, doch der Alkohol hat sie letztendlich umgebracht. Mir hat es nicht nur leid getan, es hat mir selbst weh getan, sie so zu sehen, ein Sklave des Alkohols, nur auf den nächsten Schluck fixiert. Mir haben ihre sichtbare Verzweiflung und der unübersehbare Selbstekel weh getan. Niemand sollte so von sich denken, so mit sich umgehen, wie sie es getan hat.
    Ich habe meine Mutter auch geliebt, trotzdem wusste ich, sie war ganz allein dafür verantwortlich zu trinken und auch ganz allein dafür verantwortlich ihre Krankheit zum Stillstand zu bringen.

    Auch wenn Du es nicht hören willst, Deine Mutter ist für sich selbst verantwortlich. Das heißt sowohl für das trinken, als auch die ihr gebotenen Hilfen anzunehmen und es nicht mehr zu müssen.

    Es ist schön, dass Du Deine Mutter liebst, dennoch kannst Du ihr nicht helfen. Der Entzug ist etwas das sie alleine tun muss, ebenso wie sie den Weg zur Trockenheit selbst beschreiten muss. Es ist ihr Leben, sie bestimmt.

    Ich kann Dir nur raten, keine Pläne zu schmieden. Lass es auf Dich zu kommen. Deine Mutter ist ab morgen in guten Händen. Sie wird nicht nur entgiftet, sie wird auch Hilfe und Hilfsmöglichkeiten genannt bekommen, wie sie trocken werden kann, sofern sie will. Es ist allein von ihr abhängig, lass sie machen und warte ab was kommen wird. Die Zeit wird zeigen, was für Schäden da sind und was überhaupt wird. Dann ist Zeit genug, sich Gedanken zu machen.

    Gruß
    Skye

  • Hallo Rollo!

    Hast du nebenbei schon mal an DICH gedacht?
    Was tust du denn in deiner Freizeit? Hast du Hobbies, Freunde/innen/ mit denen du was unternimmst? Machst du vlt. Sport, Entspannungstechniken etc.?
    Jetzt hast du Zeit für DICH! Nutze sie. Tu dir was Gutes.
    Mir hat es unheimlich gut geholfen, diese Therapie zu machen. Sie hat mich verändert, weil ich es zugelassen habe. Weil ich spürte, dass es mir hilft.

    Denk jetzt an Dich. Deine Mutter ist gut aufgehoben. Was sie macht, macht sie für sich.

    Liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Mhm, ja, Ehrenamt ist glaub ich auch typisch für "unsere" Krankheit.
    Ich war auch lange Jahre ehrenamtlich tätig.
    Letztendlich habe ich aber gemerkt, dass es zu viel geworden war. Weil ich - wie bei allem - mich sehr, sehr eingebracht habe.
    Vlt. am Anfang um mich abzulenken. Zu vergessen.
    Aber - der Ärger, die Sorgen sind ja doch geblieben und haben mich dann wieder eingholt. Und dann war auch noch viel Kraft verloren gegangen.

    Überlege dir, ob du genug Zeit für dich hast, um an deiner Stärke zu arbeiten. Das sollte dir wichtiger sein als jedes Ehrenamt.

    Jetzt, wo es mir besser geht, habe ich wieder offene Ohren für die Sorgen anderer. Kann richtig Mitleid empfinden. Kann auch die anderen wieder lieben, weil ich mich gefunden habe und liebgewonnen habe.
    Aber - festes Ehrenamt! Nein. Nur sporadisch, wenn gebraucht.
    Ich kann auch mal Nein - sagen.

    Ein schönes Wochenende wünscht dir Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

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