• Ich bin Monika und Alkoholikerin und ( Mutter) und (Oma)


    Und es hat lange gedauert, bis ich diesen Satz aussprechen konnte. Am Anfang habe ich es für mich abgeschwächt und habe gesagt, dass ich alkoholkrank bin. Es macht aber keinen Unterschied, denn ein Mensch, der alkoholkrank ist, ist nun einmal ein Alkoholiker.

    Ich komme selbst aus einer Alkoholikerfamilie und ich habe mir geschworen, einmal nicht wie mein Vater zu werden. Auf der anderen Seite konnte ich verstehen, dass er trinkt, denn ich hatte in meinen Augen eine schlimme Mutter.

    Es war bei mir schon so, dass wenn ich mit Alkohol in Berührung gekommen bin, nicht aufhören konnte. Da kam es schon vor, dass ich um 22 Uhr nach Hause gebracht wurde, obwohl ich bis 24 Uhr Ausgang hatte. Ich war aber sternhagelvoll und nur noch peinlich für die Menschen, mit denen ich zusammen war.

    Dazu kam noch die Pubertät und ich hatte riesengroße Schwierigkeiten mit meinen Vater. Wir sind beide dominante Menschen und das konnte nicht gut gehen. Ich habe mich immer als unterlegene gefühlt und um ihn zu "strafen" oder zu treffen, habe ich Dinge gemacht, von denen ich wusste, dass sie ihm weh tun. So ging ich in einem Schuljahr so gut wie gar nicht in die Schule, habe gelogen (sehr häufig auch zum Selbstschutz) und Alkohol getrunken.

    Nach der Schule machte ich eine Ausbildung, die ich natürlich nicht beentete, Zu der Zeit traf ich meinen heutigen Exmann, dass dieser Mann trinkfest war, muss ich wohl nicht sonderlich erwähnen. So ist meine Sauferei wenigstens nicht aufgefallen.

    Als wir dann allerdings heirateten, und ich noch ein Kind bekam, einen Sohn hat ich schon mit in die Ehe gebracht, fing ich an, den Alkohol als Medizin einzusetzen. Plötzlich bestand meine Welt nur noch aus Kind, noch mal Kind und Einsamkeit.

    Ich hatte oft meinen Kindern Versprochen damit aufzuhören.

    Dieses Versprechen, wie auch viele andere auch, konnte ich nie lange halten. Mit der Zeit kam immer wieder ein "Hammer" auf mich zu, denn ich meinte, nur mit Alkohol lösen zu können.

    Und da spielte es keine Rolle ob es Angenehmes oder Unangenehmes war, der Zwang trinken zu müssen wurde so groß, dass ich einfach keine Chance gegen den Alkohol hatte. Und ich schwöre heute noch jeden Eid, dass ich nie die Absicht hatte, mich bis zur Besinnungslosigkeit zu besaufen. Nein, ich wollte mich einfach nur besser freuen, noch trauriger sein.......

    Meine Alkoholabstürze wurden immer heftiger und die Abstände zwischen den Saufpausen wurden immer kürzer. Da reichte schon ein "komischer" Blick meines Mannes, eine "dummes" Wort meiner mir zu der Zeit verhassten Schwiegermutter, um Frust, Selbstmitleid, ein schlechtes Gewissen in mir aufkommen zu lassen und ich hatte einen "Grund" zu trinken.

    In meiner Saufzeit war ich nie Schuld, dass ich trinken musste, sondern die anderen, aber es hat mir zu der Zeit nie jemand die Flasche an den Hals gesetzt. Erst viel später musste/durfte ich erkennen, dass ich bis zu meinem 42. Lebensjahr nicht in der Lage gewesen bin, Verantwortung für mich, mein Handeln, mein Denken zu übernehmen. Und wenn etwas schief ging, dann waren es eben die anderen, die es versaut hatten.

    Ich merkte schon, dass mit meinem Trinkverhalten etwas nicht stimmte und ich habe mich, um nicht aufzufallen, mich immer mehr zurückgezogen. Und je größer meine Einsamkeit wurde, desto mehr musste ich saufen.


    Meine Drei Kinder haben sehr unter meiner Sauferei gelitten, besonders mein Sohn. der heute selbst Drogenabhängig ist.

    Heute weiß ich, dass das und noch vieles andere zu seinem Teil der Familienkrankheit gehören.

    Meine letzte Saufwoche begann an einem Montag Abend und endete an einer Samstag Nacht.


    In dieser Woche musste ich wirklich fast rund um die Uhr saufen. Schlafen war mir nicht möglich, denn ich hatte Entzugserscheinungen.

    Den Stoff hatte ich allerdings im Schlafzimmer genau neben meinem Bett "versteckt" und ich musste warten, bis meine kleinste Tochter raus aus dem Haus war und in die Schule ging.

    Da habe ich mich mit letzter Kraft aus dem Bett gearbeitet, die (Schnapsflasche an den Hals gesetzt und bin wieder zurück ins Bett gehangelt. Und da habe ich erst mal gewartet, dass die Wirkung vom Alkohol einsetzt.


    Mir hat das Zeug schon lange nicht mehr geschmeckt, aber ich musste es mit Widerwillen und Ekel in mich schütten.

    An dem besagten Samstag lag ich nach einer Flasche Wodka und die vor 10 Uhr fix und fertig auf dem Bett. Ich konnte nicht, ich hatte die Befürchtung, durchzudrehen. In meinem Kopf waren nur noch die Gedanken an Alkohol.

    Aber so wollte/konnte ich nicht mehr weitermachen. Wenn doch nur jemand gekommen wäre und mir geholfen hätte, mich in die Klapse gesteckt hätte, denn genau da habe ich zu dem Zeitpunkt hingehört. Aber ich war alleine, nur ich und mein Stoff.

    Und da fiel mir ein Zettel der AA ein den ich irgendwo in der Schublade verstaut hatte, den ich mal in einer meiner zahlreichen entgiftungen mitgenommen hatte Die wollte ich anrufen.

    Das war das erste Mal in meinem Leben, wo ich, die große, starke Monika, um Hilfe gerufen habe.

    Es gab in meinem kranken Kopf noch einige Gedanken, die mich abhielten. So z.B. meine Kinder, und auch der Gedanken, nie mehr in meinem Leben einen Schluck Alkohol zu trinken, wollte mich abhalten.

    Ach, wegen der Leute im Haus habe ich mir auch meine Gedanken gemacht, was die sagen würden. Wie schon oben geschrieben wusste es jeder.

    Aber in mir wuchs etwas, das immer größer wurde und das war der Wunsch, zu leben. Ich habe gemerkt, dass ich, wenn ich so weitermache, es nicht mehr lange aushalte. Ich war wirklich kurz davor durchzudrehen.

    Ich rief also doch die AA Notfallnummer, die mich gleich baten ins Meeting zu kommen egal ob ich betrunken bin. Als ich dort ankam in meinem besoffen Kopf, sagten die zu mir schön dass du da bist, das hatte schon lange keiner mehr zu mir gesagt....

    Übrigens ein Satz, den ich bei AA danach noch oft gehört habe.


    Die Befreiung und Erlösung, die ich dann in mir gespürt habe, kann ich nicht beschreiben. Ja, ich konnte in diesem Moment vor dem Alkohol kapitulieren, bis heute. Konnte erkennen, dass ich dem Alkohol gegenüber machtlos bin, wenn ich mit ihm in Berührung komme und vor allen Dingen habe ich später, nachdem ich einige Zeit trocken war erkennen müssen/dürfen, dass ich in keinster Weise in der Lage war, mein Leben zu meistern. Ich konnte aufhören, gegen den Alkohol zu kämpfen.


    Heute sage ich, dass ich in meinem Leben noch nie etwas so konsequent durchgezogen habe wie den regelmäßigen Besuch der Meetings.

    Und da bekomme ich heute noch alle Unterstützung von meiner Familie. Den AA ist meine Familie. In der Zwischenzeit hat meine kleinste inzwischen 14 Jahre sich so verändert, ist supergut in der Schule geworden , nur noch einsen und zweien, vorher fünfer und sexer. Bei den beiden Grossen merke ich heute noch ihre Teile der Krankheit, die sie noch nicht abgebaut haben, denn das kann ich für sie nicht tun..

    Mit Hilfe des Programms durfte ich lernen, die Verantwortung für mich zu übernehmen und heute weiß ich, dass keiner aus meinem Umfeld "Schuld" an meinem saufen hatte, sondern dass es der Alkohol war, der mich zu Dingen gezwungen hat, die ich lieber ungeschehen machen würde. Kann ich aber nicht mehr, denn das ist Vergangenheit.

    Besonders mein Verhalten unserer Kinder gegenüber hat mir unendlich lange weh getan, denn ich wollte ihnen eine gute Mutter sein und vor allen Dingen auch eine Vertraute. Bis heute haben sie noch nicht das Verhältnis und das Vertrauen zu mir, wie ich es mir wünsche. Ob sie es jemals haben werden, weiß ich nicht, denn ich lebe im heute.

    Und das wichtigste für mich heute ist, dass ich trocken bin. Denn nur so bin ich in der Lage, überhaupt zu leben mit allen schönen, angenehmen, unschönen und unangenehmen Ereignissen. Ich muss mich nicht mehr "wegmachen", sondern kann hinsehen und handeln. Solange ich gesoffen habe, habe ich nur das Problem gesehen. Heute suche ich nach der Lösung und arbeite darauf hin.


    Ich hatte keine Vorstellung, wie mein Leben aussehen wird, wenn ich trocken werde, aber ich kann sagen, so wie es heute ist, ist es schön und vor allen Dingen ist mein Leben heute lebenswert. Es war kein leichter Weg, denn ich musste sehr viel lernen und lerne auch heute immer noch. Für mich persönlich war es sehr wichtig, ehrlich mir gegenüber zu werden. Ohne Ehrlichkeit kann ich meiner Meinung nach nicht trocken bleiben.

    Genau wie es mir heute noch wichtig ist, regelmäßig ins Meeting zu gehen. Hier bekomme ich den Spiegel vorgehalten. Hier kann ich sehen, wo ich herkomme, aber ich kann auch erkennen, wo ich stehe. Und wenn ich schief liege in meiner Denkweise, dann kann ich durch die Beiträge meiner Freunde/innen am Tisch in einer ehrlichen Inventur erkennen, wo es hängt.

    Durch das Programm der AA habe ich eine neue, positive Lebenseinstellung bekommen. Ich bin heute nicht mehr das arme Schwein, das saufen muss, sondern ich bin Monika, eine trockene Alkoholikerin, die dankbar ist, das erste Glas stehen lassen zu können.

    das leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

  • Hallo Monika

    Herzlich Willkommen!
    ..und vielen Dank für deinen offenen Bericht!

    Ich freue mich auf den Austausch mit dir!

    Liebe Grüße von
    Backmaus

  • Hallo Backmaus :-), Hallo Steinche !,

    irgendwie verliere ich hier, bei den ganzen Themen und Bereichen, den Faden und die Leute....

    Mache ich was falsch ?
    Irre hier immer wie versteinert im Forum herum.

    LG Frank

    Alles Gute
    Frank

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