Warum es sich einfach machen, wenn es auch schwer geht

  • Eigentlich hätte ich heute wieder zur Arbeit gehen sollen (siehe "Mache ich mir alles selber kaputt, oder handel ich richtig") , aber als ich heute morgen aufgestanden bin, habe ich schon wieder Panik bekommen und der Gedanke an die Arbeit hat mir die Kehle zugeschnürt. Schließlich bin ich dann heulend zu meiner Psychiaterin und habe mich noch bis Mittwoch krank schreiben lassen. :cry:

    Diesmal war die Firma nicht so begeistert, da ich mich am Freitag kurz per Email gemeldet hatte, um bescheid zu sagen, dass ich am Montag wieder zur Arbeit komme. Darauf hatten die sich verlassen und waren dementsprechend gelaunt, als ich dort angerufen habe.

    Jetzt bin ich wieder an so einem Punkt, an dem ich gar nicht weiter weiß. Ich habe mich jetzt so tief da rein geritten, dass ich nicht weiß wie ich da wieder rauskommen soll. Am liebsten würde ich alles schmeißen und keinen Fuß mehr in die Firma setzten.
    Wenn ich nicht auf das Geld angewiesen wäre, würde ich es auch mit Sicherheit so machen.

    Kennt ihr das vielleicht auch? Dass ihr euch so in einer Sache verstrikt habt und nicht mehr weiter wußtet? Und wie habt ihr die Sache in den Griff bekommen?

    Ich bin über jede Hilfe dankbar. Diesen Donnerstag werde ich mich nicht mehr drücken können... :(

  • Hallo Riona79,

    danke für die Umarmung, das kann ich jetzt echt gut gebrauchen. :)

    Das Problem ist halt, dass es von Tag zu Tag unangenehmer wird dort wieder hinzugehen. Ich denke dann, dass alle total sauer auf mich seien werden und ich das zu spüren bekomme. Da ich ja noch in der Einarbeitung bin und somit auf die Hilfe der anderen angewiesen bin, kann ich mich ja auch nicht in mein Schneckenhaus zurückziehen und einfach für mich alleine meine Arbeit machen. Das macht die Sache nur noch komplizierter für mich.

    Ich habe dann vorhin meine frühere Therapeutin angerufen und sie meinte ich solle direkt das Gespräch mit meinen Vorgesetzten suchen und Ihnen meine Situation erklären, um die gereizte Stimmung etwas zu entschärfen. Sie meinte ich solle erzählen, dass ich mit dem Druck auf der Arbeit nicht so gut zurecht komme, dass das mit meiner Vergangenheit zu tun hat (natürlich werde ich keine Einzelheiten erzählen) und dass das der Auslöser für meine "Depression" ist. Vor dem Gespräch habe ich auch totale Panik und ich weiß noch nicht ob ich es wirklich machen soll.

    Ich fehle ja jetzt schon die dritte Woche in folge, und das meinte ich mit "so tief in eine Sache reinreiten". Wäre ich direkt letzten Montag wieder zur Arbeit gegangen, hätte ich mir diesen Stress erspart. Und selbst wenn ich erst heute wieder zu Arbeit gegangen wäre, wäre es nicht so schlimm geworden. Aber jetzt fühle ich mich als stünde ich vor einer riesigen Mauer, hätte keine Leiter, muss aber irgendwie auf die andere Seite kommen.

  • Hi Mokka,

    ja, das kenn ich. So ging es mir damals, als ich immer wieder wegen Depressionen fehlte. Mit jedem Tag, den ich fehlte, wurde es schlimmer, ich kriegte riesen Angst, wenn das Telefon klingelte. Wenn jemand an der Tür klingelte, machte ich nicht auf, aus Angst, es könnte ein Vorgesetzter sein, der mich kontrollieren will (dabei hab ich 60Km von meinem Arbeitsplatz entfernt gewohnt).

    In deinem anderen Beitrag schreibst du ja, dass du eigentlich doch gerne eine andere Stelle hättest und so...eigentlich hast du doch nichts zu verlieren.
    Vielleicht nimmt es dir den Druck, wenn du Donnerstag nur zur Arbeit gehst, um mit deiner Vorgesetzten ein Gespräch zu führen.
    Und je nachdem wie das Gespräch läuft, entscheidest du dich zu bleiben und zu arbeiten oder gehst wieder zu deiner Psychiaterin.
    Aber dich einfach immer weiter krank schreiben zu lassen, bringt dir nichts, außer innerlichem Stress und ich glaube, das weißt du auch. Diesen Stress kannst nur du dir nehmen, indem du dich in die Höhle des Löwen wagst und das offene Gespräch suchst.

    LG
    Riona

  • Hi,

    ja, ich werde mich wohl oder übel zu dem Gespräch durchringen müssen. Aber die Power dann einfach wieder zu gehen, wenn es schlecht läuft habe ich nicht. Ich weiß nicht wie ich dann reagieren würde.

    Wie ist denn die Sache bei dir damals ausgegangen???

  • Hallo Mokka,

    was Du beschreibst kenne ich nur zu gut von mir, ähnlich ging es mir früher auch. Mein Leben war ein Schleudergang von gefühlsmäßigen aufs und abs, himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt, tiefer Frieden, absolute Panik. Heute weiß ich, ich habe den Knopf für diesen Schleudergang selbst betätigt, immer wieder und wieder.

    Ich wollte keine Entscheidung treffen, aus Angst es könnte die falsche sein. Ich wollte es allen recht machen, man sollte mich mögen. Um Himmels Willen nur nichts falsch machen. Also versuchte ich das zu tun, von dem ich meinte es könnte Zustimmung finden. Diese Zustimmung wollte ich dann aber auch haben, wenn ich sie nicht bekam, war ich totunglücklich. Also zweifelte ich an meiner Entscheidung. Ich war mir meiner selbst in allen Bereichen unsicher, ich brauchte Bestätigung wie die Luft zum atmen. Wenn sie ausblieb war es gleichbedeutend für mich ich habe etwas falsch gemacht, ich bin nichts wert, man mag mich nicht und genau das war es was ich doch so unbedingt wollte, das man mich mag.

    Ich war mit selbst so unsicher, dass ich nicht auf mich, sondern lieber auf andere gehört habe. Außerdem musste ich so ja keine eigene Entscheidung treffen, glaubte ich. Wenn ich tat was andere meinten, konnte ich ihnen ja die Verantwortung geben, wenn es schief ging. Was ich nicht gesehen habe war, auch das war eine Entscheidung. Die Entscheidung das zu tun was andere meinten. Die verkehrteste die ich treffen konnte, denn ich habe dabei mich ignoriert.

    Kein Wunder das mir ab einem gewissen Punkt alles zu viel wurde. So habe ich von Zeit zu Zeit, wenn der Druck zu groß wurde Kurzschlusshandlungen produziert. Ich bin auf die eine oder andere Art geflüchtet, habe den Kopf in den Sand gesteckt. Frei nach dem Motto: Was ich nicht sehe ist auch nicht da, Punkt. Auch für dieses Verhalten wollte ich aber dann auch Verständnis und Zustimmung. Ich wollte für alles was ich tat auf die eine oder andere Art Zustimmung. Das letzte was ich in so einer Situation gebrauchen konnte war Ablehnung, nicht sehend dass ich die selbst durch mein Verhalten hervor gerufen habe. Probleme lösen sich nicht durch weglaufen und Augen zu machen, im Gegenteil, während man sie ignoriert vergrößern sie sich meist fröhlich und vollkommen ungehemmt.

    Ich habe angefangen auf mich zu hören, was ich will. Das wusste ich schon immer, hatte meine innere Stimme aber geradezu nieder geknüppelt. Ich habe getan und gesagt, was ich für mich wollte und dazu gestanden, aber auch mir und/oder anderen eingestanden das ich falsch gelegen haben. Ich habe aufgehört das zu tun, von dem ich meinte das andere es wollen, sondern das getan was ich wollte. Ich habe angefangen Entscheidungen zu treffen, ohne auf andere zu achten, ohne auf Zustimmung zu hoffen. Ich habe getan was ich für richtig gehalten habe, denn ich musste auch mit den Konsequenzen meines Handelns leben, egal ob positiv oder negativ, ich und nicht die anderen. Es war anfangs sehr schwer, ich hatte das Gefühl das könnte ich nie, ich habe mich geradezu geweigert, weil ich ich höllische Angst hatte, Angst etwas „falsches“ zu tun und abgelehnt zu werden. Inzwischen klappt das ganz gut. Ich bin erwachsen und kein kleines Kind mehr, dass seine Eltern in der Hinterhand hat, wenn etwas schief geht. Lange habe ich mich aber so verhalten und gehofft jemand anderes, wer auch immer, löst meine Probleme. Heute löse ich meine Probleme und laufe nicht mehr vor ihnen weg.

    Siehe da mein Leben ist kein Schleudergang mehr und die meisten Menschen mögen mich immer noch. Ich bekomme sogar positive Rückmeldungen, ganz einfach weil ich jetzt greifbar und einschätzbar bin für mein Gegenüber. Früher hatte ich soviel Rückgrat wie ein Wackelpudding und war in meinem Wesen so gut zu erfassen wie eine Nebelbank. Das mögen die wenigsten Menschen an ihrem Gegenüber leiden. Die paar die mit meiner "neuen" Art nicht klar kamen, die kann ich verschmerzen. Die, die mich mögen wie ich bin sind mir wichtiger.

    Mokka, lass es mich mal ganz offen sagen. Du hast Dir die Suppe eingebrockt, Du musst sie auch auslöffeln so oder so. Es wird Dir keiner abnehmen. Das ganze offensiv anzugehen, wie von Deiner Therapeutin vorgeschlagen, ist sicherlich die bessere Lösung, als defensiv nichts zu tun und zu hoffen, dass es irgendwie von allein vorbei geht. Von allein geht so was nicht, zumindest geht es nicht gut.

    Gruß
    Skye

  • Hallo Mokka,

    wie gehts dir?
    Konntest du zur Arbeit gehen? Hast du womöglich auch ein Gespräch geführt?

    Hmmm, dein Schweigen lässt mich vermuten, dass du nicht arbeiten gehen konntest und dich nun auch hier verstecken magst, weil....ja, ich weiß nicht, ich habe das Gefühl, deine Gefühle zu kennen, aber benennen kann ich sie nicht. Geht ein bisschen in die Richtung, dass ich befürchte, du magst hier nicht schreiben, falls du wirklich weiter krank geschrieben bist, weil du dich dann auch vor dir ein bisschen rechtfertigen müsstest.
    Bei mir ging das damals gar nicht gut, weil ich selbst davor Angst hatte.

    Ich wünsche dir, dass du zur Arbeit warst, aber falls nicht, verkriech dich bitte nicht auch noch aus dem Forum, hm? *umärmel*

    LG
    Riona

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