Ok was ist so richtig wirklich "co" Abhängig ?

  • Sorry wenn ich das so dämlich frage, aber,

    ich habe auch während der Zeit wo ich trank, immer den Spruch gehört, meine Frau wäre "Co Abhängig".

    Was soll denn das sein ?

    Also, sie selbst trinkt genau 0 Alkohol, überhaupt nichts, gar nix.

    Gut, ok, sie hat mir damals Alkohol verschafft, wenn ich sie darum bat.
    Nun müsste ich meine Einstllung lang erklären, und die Gründe - das lass ich aber mal, jedenfalls sage ich klar :

    Hätte sie mir keinen Alkohol mitgebracht, hätte ich ihn irgendwie anders besorgt / versorgt. Das ist eigentlich "reichlich egal".

    Es ist auch nicht so, das meine Beziehung zu sehr drunter gelitten hat, ich habe das noch ganz ok hinbekommen, d.h. die Zeit wo ich bereits aufhören wollte, wo das alles schon durchdacht, geplant und von mir selbst in die Wege geleitet wurde - war auch die richtige.

    Aber, ich komme mit diesem Begriff "Co Abhängig" nicht klar.

    Für mich ist das eigentlich jemand, der mit dem Partner zusammen trinkt, selbst abhängig ist, und vllt. auch jemanden der entzogen hat, rückfällig macht.

    Aber (das las ich hier in einem Beitrag) doch kein Abstinenzler, erst recht keiner der mti dem Trinken des Partners nicht zurecht kommt.

    Bitte, seit mal so nett, und erklärt mir den Begriff, denn diese "verurteilung" "Co Abhängig" zu sein - erscheint mir so hart, ins besondere dann, wenn es Familienmitglieder trifft, die absolut abstinent leben.

    ???

    Chadedala.

  • Hallo Chadedala,

    co-abhängig sein hat nichts damit zu tun, ob man selbst auch trinkt oder nicht. Im Gegenteil, ich würd fast sagen, die Mehrheit der Co-Abhängigen ist selbst eher nicht selbst alkoholabhängig. (Ist so mein Eindruck von dem, was ich hier so lese.)

    Co-Abhängigkeit bedeutet, dass man sein eigenes Leben, sich selbst vernachlässigt, weil man so sehr um den Suchtkranken kreist.
    Man macht sich totale Sorgen.
    Man beobachtet die ganze Zeit: Wieviel trinkt er? Ist er nüchtern? Wird es besser oder schlechter?
    Man hilft beim Vertuschen der Alkoholkrankheit.
    Man gleicht die negativen Folgen aus (z.B. indem man ganz alleine alles zu Hause organisiert, während der alkoholkranke Partner sich schachmatt gesoffen hat.)
    Man sucht verzweifelt nach einem Weg, damit der Partner aufhört.
    usw.

    Das heißt: Das eigene Leben wird dann sehr stark durch die Sucht des anderen bestimmt.
    Bei mir war es lange Zeit so, dass ich - obwohl mein Partner mich gewalttätig behandelt hat - das Gefühl hatte, sein Leben hinge von meinem ab, so dass ich ihn nicht einfach verlassen konnte. Ich dachte, wenn ich ihn verlasse, dann stürzt er noch mehr ab (war dann auch so) und bin deshalb viel zu lange bei ihm geblieben, obwohl er mich schlecht behandelt hat.

    Man verliert das Gefühl, für sich selbst zu sorgen.
    Die Sucht des Partners macht das eigene Leben kaputt, obwohl man selbst keinen Tropfen anrührt.

    Schöne Grüße
    Doro

  • Ergänzung:
    Obwohl man als Co-Abhängiger meint, dass man doch bemüht ist, den Partner zu heilen, tut man oft das genaue Gegenteil und verlängert die Sucht, indem man den Partner vor den Konsequenzen seiner Sucht schützt.
    Ich lebte z.B. lange in dem Glauben, dass ich meinem Partner nur genug Liebe geben und ein sicheres Heim schaffen müsste, dann könnte er leichter aufhören zu trinken. Wenn erst alles seine Probleme aus der Wetl geschafft würden, würde er es schaffen. Das war der totale Irrglaube.
    Stattdessen hab ich vieles für ihn damit einfacher gemacht. Er konnte weiter trinken, der Leidensdruck war noch erträglich, er hatte ja ein relativ geregeltes Leben.

    Um aus der Co-Abhängigkeit zu finden, muss man vor allem lernen, den Partner selbst seine Verantwortung für sein Leben zurückzugeben und man muss stattdesssen wieder mehr Verantwortung für sein eigenes Leben übernehmen. Da gibt es meistens ne Menge zu entdecken, was auch ganz schön beackert werden muss. Das Kreisen um den alkoholabhängigen Partner hat ja den "Vorteil", dass man von seinen ureigenen Problemen abgelenkt wird. Man fühlt sich auch irgendwie stark, wenn man dem anderen helfen kann.

    Doro

  • Hallo Doro :)

    Vielen Dank für diese tolle Erklärung, jetzt kann ich endlich mal "bildlich" was mit dem begriff anfangen, so leuchtet mir das auch ein.

    Mein Grund zum trinken, war damals "Ordnung" im Leben zu erhalten.
    Ich war also eher mein eigener "Co Abhängiger" denn ich trank, weil alle Akkus leer waren, und die Zeit mit dem Alkohol, schlicht wortwörtlich
    dafür gesorgt hat, das der Körper einfach "die Klappe hält" und nicht weiter rummault. Kurzum - ich habe mein Burnout so weit es ging "weggesoffen", und daher weiter "rotiert".

    Also seh ich die Aussage, meine Frau wäre Co Abhängig gewesen,
    recht falsch. Trotzdem ein Teil der Dinge, ist schon irgendwo nachvollziehbar. Als der Alkohol die Oberhand gewann, und ich dann nach für nach immer mehr die Leistungskurve verlor (die Zeit in der ich schon die Notbremse zog - d.h. Termin zum Entzug usw. alles gemacht habe, von selbst) war dann wohl die Zeit, in der so eine Situation mehr gegeben war.

    Vielen Dank für diese anschauliche Erklärung :)

    Chadedala.

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